Licht am Horizont
Annäherungen an die PKK
IV. Werte, Prinzipien und Methoden der PKK
IV.2. Arbeit
IV.2.1. Arbeit und ihre Ergebnisse gehören allen
IV.2.2. Freiwilligkeit der Arbeit

IV.2.1. Die Arbeit und ihre Ergebnisse gehören allen

Da die Arbeit den Menschen prägt und entwickelt, entspricht dieser kollektive Begriff der Arbeit dem Ziel der Partei, eine kollektive Gesellschaft und einen 'neuen Menschen' zu schaffen. Wenn nichts 'privat' ist, sondern jegliches Schaffen und Überlegen in den Rahmen der Bewegung gestellt und von ihr bewertet und genutzt wird, dann werden Lern- und Umwandlungsprozesse in Gang gesetzt, die den kollektiven Geist fördern und realisieren.

Natürlich wird der Einsatz Einzelner hoch bewertet und geachtet. Aber zum Beispiel war ein Freund eine zeitlang Tag und Nacht damit beschäftigt, ein Buch zu schreiben. Sein Einsatz war wirklich groß, und alle konnten das auch sehen. Und dennoch wurde er kritisiert: er ist mit seiner Arbeit und seinem Einsatz individualistisch umgegangen, hat die anderen Genossinnen nicht teilhaben lassen an seinen Fragen, Zweifeln, Erkenntnissen, an seiner Arbeit und Entwicklung. Er hatte sich nicht kollektiviert, sich insofern also vom Kollektiv entfremdet.

Im Zentrum steht das Kollektiv und seine Entwicklung; und die Entwicklung des Einzelnen, als Teil des heranwachsendenKollektivs. Innerhalb der Organisation sind dafür bestimmte Methoden institutionalisiert worden, zum Beispiel:

- Das Rapport-System: Alle müssen über sich, die geleistete Arbeit, die eigene Entwicklung und die gemachten Erfahrungen in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel in der Schule alle fünfzehn Tage und bei besonderen Arbeiten, Berichte an die Leitung schreiben. Damit ist der/die Einzelne zur Selbstreflexion angehalten und stellt seine Arbeit nochmals ausdrücklich in den Rahmen der Bewegung. Alle schreiben darin, was sie in welchem Rahmen wie und mit welchem Resultat gemacht haben, unter Berücksichtigung z.B. der Entwicklung der sozialen Beziehungen.

- Kritik/Selbstkritik: ein Prinzip der Partei, das später noch näher erläutert wird. Da stellt sich jedes Parteimitglied, mit dem was es -geworden ist und gemacht hat, der Plattform. Die geleistete Arbeit und Entwicklung wird dort einer ausführlichen Kritik unterzogen, somit kollektiviert und auch weiter entwickelt.

- Aus erzieherischen Gründen werden gelegentlich Arbeitsstrafen verhängt, zum Beispiel wird für kleinere Verstöße gegen die Kollektivdisziplin gelegentlich ein Tag Gartenarbeit als Strafe verhängt. Einerseits bedeutet das, einen ganzen Tag nicht an der Ausbildung teilnehmen zu können, aber andererseits eine bestimmte Arbeit zu leisten, die der Gemeinschaft zugute kommt.

Ähnlich verhält es sich bei Strafen wegen schwererer Vergehen, die dann z.B. ein Jahr die Arbeit im Garten der Schule lauten können. Ausgehend von der Entfremdung von der Arbeit soll das bewirken, daß der Verurteilte sich mit der Arbeit für die Gemeinschaft auseinandersetzt - und damit auch mit den Formen, Zielen und der Substanz dieser Gemeinschaft - und sich ansonsten auf sich, seine Persönlichkeit und seine Fehler konzentriert, um die Klassenfrage darin zu analysieren und sich selbst auf den Weg der Veränderung zu begeben. Die Arbeit soll dabei helfen, auch weil sie Aspekte der produktiven Seite der Persönlichkeit freilegt und fördert, und so auch Kraft gibt gegen den destruktiven Teil als Bestandteil seiner individuellen Klassenrealität.

Ein gleichzeitig beabsichtigter erzieherischer Aspekt der Strafe liegt in ihrem quasi öffentlichen 'Vollzug' - unter ständiger Gegenwart und Beobachtung des Kollektivs, einschließlich der Möglichkeit, einen gewissen Bezug zum kollektiven Leben immer aufrecht zu erhalten und die Kommunikation mit den GenossInnen schätzen zu lernen.

Arbeit als kollektive Aufgabe und Besitz bedeutet auch, daß innerhalb der Partei niemandem auch nur die Gelegenheit gegeben wird, irgendeine Art privaten Besitzes anzuhäufen. Die Parteimitglieder bekommen keinen Lohn, sondern sie sind versorgt; sie haben auch keine eigenen Wohnungen, sondern leben beim Volk.

„Generell wird in der Partei nicht zugelassen, daß ein Kader für eine lange Zeit in der gleichen Funktion belassen wird. Die Leitungspersonen werden systematisch ausgetauscht. Die Entwicklung der Persönlichkeit ist dann nicht einseitig. Und weil sie nicht nur immer dieselben Aufgaben bearbeitet hatte, sondern an Fähigkeiten gewinnt und sie vervielfältigt, weil sie dann in verschiedenen Bereichen tätig ist. Dadurch wird auch verhindert, daß es zu einer individualistischen Leitung einer Institution kommt. Es wird also immer darauf geachtet, daß der sozialistische Kollektivismus alles bestimmt. „

Dem Karrierismus - und damit auch dem Opportunismus -wird so der Zugang zur Partei versperrt, und jegliche 'private' Anhäufung und Sicherung von materiellen Werten wird von vornherein blockiert. Es wurden Bedingungen geschaffen, unter denen entsprechend den eigenen Fähigkeiten und sie entwickelnd schöpferisch gearbeitet werden kann und soll. Aber diese Bedingungen werden im Konkreten nicht garantiert. Sie können nicht zum Spekulationsobjekt werden.

Für die Verteilung der erarbeiteten Werte ergibt sich daraus, daß sie nicht an Einzelne verteilt werden, sondern sie werden zur Verfügung gestellt um bearbeitet und weiterentwickelt zu werden. Das ist eins der wesentlichsten Kriterien, an denen die Einzelnen gemessen werden.

Im Hinblick auf eine zukünftige sozialistische Gesellschaftsordnung läßt sich die Vorstellung über die Werteverteilung grob folgendermaßen skizzieren: „ Was die Werte betrifft, müssen ohne Zweifel diejenigen, die die Werte schaffen, am höchsten geschätzt und auch danach behandelt werden. Wenn die Arbeitenden nicht entwickelt werden, dann kann auch die geistige Arbeit nicht entwickelt werden. Wenn ein Mensch in sozialistischen Produktionsverhältnissen mit viel Mühe seine Arbeit entwickelt, sich selbst besser befähigt, dann heißt das auch, daß er höhere, noch weiter entwickelte Werte schafft. Er muß dann natürlich auch so behandelt werden."