Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.

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Düsseldorf, Düsseldorf, 19. März 2003

Frauendelegation unter verschärfter Beobachtung

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freundinnen und Freunde,

wie unsere Frauendelegation telefonisch mitgeteilt hat, befindet sie sich zur Zeit in Kiziltepe. Seit gestern abend stehen sie unter verschärfter Beobachtung. Heute wurde eine polizeiliche Kontrolle durchgeführt, bei der nicht nur
die persönlichen Daten aufgenommen wurden, sondern die Teilnehmerinnen auch einem Verhör unterzogen wurden, das über Kamera festgehalten wurde. Die Fragen der "Sicherheitskräfte" waren vor allem auf die Motive und Pläne der Delegation ausgerichtet: Was wollt ihr, warum seid ihr gekommen, wer hat euch geschickt, was habt ihr weiterhin vor...

Für heute plant die Delegation noch einen Besuch beim Menschenrechtsverein
IHD in Mardin.

Zur weiteren Situation:
Der rechtlich einmal wöchentlich vorgesehene Besuch von Anwälten und Familie des KADEK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan ist heute wieder verboten worden. Als Begründung wurde wie üblich genannt, dass das schlechte Wetter eine Überfahrt zur Insel nicht zulasse. Die Isolation Abdullah Öcalans hält seit dem 27. November 2002 an. Vergangene Woche war erstmalig wieder ein Besuch möglich. Über seine Anwälte vermittelte Herr Öcalan eine Botschaft an Premierminister Erdogan, in der er zu Frieden und Dialog aufrief. Weiterhin warnte er vor einer
Ausweitung des Konfliktes, falls die Türkei ihre Besatzungspläne für den Nordirak/Südkurdistan nicht aufgebe. Eine chauvinistische und nationalistische Haltung der Türkei sowie der südkurdischen Parteiführer Talabani und Barzani könne zu einer Ethnisierung des Konfliktes führen.

Unterdessen hat die Türkei den USA Überflugrechte gewährt und hält trotz ausdrücklicher Warnungen von us-amerikanischer und kurdischer Seite an einem Einmarsch im Nordirak fest. Das Parlament ist bei diesem Abkommen übergangen worden.

In Südkurdistan flüchten die Menschen zu Tausenden aus Angst vor Giftgasangriffen. Einzige Fluchtmöglichkeit sind die Berge in der Grenzregion zum Iran und der Türkei.

Über die weiteren Entwicklungen halten wir Sie auf dem laufenden. Im Anhang befindet sich ein Bericht einer Hamburger Delegation.

Mit freundlichem Gruß

Agnes v. Alvensleben


Die Frauendelegation ist über folgende Telefonnummern erreichbar:

0090 536 734 69 85 (Uta Schneiderbanger)
0090 536 250 36 81 (Döne Gündüz)