Faktum

Auschwitz als Inbegriff des Holocaust ist zuerst und vor allem ein Fakt. Das Akzeptieren dieser Tatsache scheint sehr schwer zu gelingen. Auschwitz ist weder eine "Wertvernichtung" noch Ausdruck von irgend einer "warenproduzierenden Gesellschaft". Es war die Vernichtung an einem konkreten Ort, in einer bestimmten Zeit, auf eine bestimmte Art und Weise, durchgeführt von ganz bestimmten Menschen, den Deutschen (auch wenn deren Nichtbestrafung den Nachweis erschwert); es war also die Vernichtung von Menschen, von solchen, die als zu vernichten galten. Solange dies nicht mal als Gegeben hingenommen wird, ist alles, was darüber hinaus erzählt und analysiert wird, ein Stück Scheiße.

Angesichts dieser totalen Faktizität und der absoluten Abwesenheit jeglicher Spontaneität oder Affekthandlung der TäterInnen, ist es eine Zumutung, ihre Handlungen als "panische Reaktion von Wertanhängseln" (Bahamas, Nr. 25) zu deklarieren.

Auschwitz ist auch nicht geeignet als Anlaß bzw. als Argumentationsverstärker zur Bestätigung oder Revidierung der einen oder anderen Theorie bzw. Ideologie zu benutzen, sondern ist selber Theorie und Praxis, Ideologie und Aktion, Produktion und Reproduktion des Mordes (auch nicht des Ritualmordes). Es war und ist singulär in all seinen Bestandteilen.


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