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2ND TRACKl

Zwei links – zwei rechts: Ex-Linke verstricken sich im rechten Netz
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 Im Zusammenhang mit Roland Bubik & Co wurde bereits auf das Interesse der Neurechten an den sogenannten ‚68ern‘ hingewiesen. Ebenfalls erwähnt wurde, daß die emanzipatorischen 68er Bewegungen und die mit ihnen einhergehende Depression im rechten Lager den Entstehungshintergrund der Neuen Rechten bildeten, die seither versuchen, die ‚kulturelle Hegemonie‘ zurückzuerobern. Dabei sind verschiedene Strategien zu beobachten, die sich gegenseitig ergänzen. Zum einen die beispielhaft mit dem ‚Wir 89er‘-Buch von Bubik & Co. verfolgte Linie, der rechtsextremen Nachwuchsgeneration sich selbst zur neuen, künftig richtungsweisenden Generation zu stilisieren, die nichts mehr mit Emanzipation, Menschenrechten, Solidarität, Marx, Feminismus etc. am Hut hat, sondern mit Nationalismus, Rassismus, (‚Ethnopluralismus‘), starkem Staat, ‚konservativer Revolution‘ etc.. Dabei haben sie allerdings mit dem Problem zu kämpfen, daß die ‚68er‘ – obgleich vielfach als ‚erledigt‘ betrachtet – unter Jugendlichen einen eher positiven Ruf haben und ihre Themen, antiautoritäre Strukturen, Selbstverwirklichung, ‚sinnlicher Materialismus‘ (Herbert Marcuse) keineswegs unbeliebt sind. So klagt etwa Wolfschlag in seinem ‘68er’-Buch: „So, wie Hitler allgemein als die Inkarnation des Teufels betrachtet wird und die pure Erwähnung seines Namens im Partykreis eher als etwas unpassende Geschmacklosigkeit empfunden wird, so wird im Gegenteil der Begriff APO angenehm aufgenommen“ (S. 5). Um dennoch Anschluß zu finden, häufen sich seitens der Rechten neuerdings die Versuche, die ‚68er‘ als eigentlich ‚nationalrevolutionär‘ zu vereinnahmen und damit anschlußfähig für rechte Positionen zu machen. Inhaltlich ist dies zwar völlig absurd - es sei nur an den internationalen Vietnam-Kongreß von 1968 in Berlin erinnert – aber dennoch gewinnen diese Versuche, bei oberflächlicher Betrachtung (!), einige Plausibilität dadurch, daß sich in den letzten Jahren vermehrt ehemalige 68er-AktivistInnen öffentlich mit rechtsextremen Positionen hervortun.
Daß eine Jugendsozialisation in einer emanzipatorischen Bewegung nicht davor schützt mit zunehmendem Alter nach rechts zu driften, ist ja derzeit an Außenminister Josef Fischer und der Geschichte seiner Partei in größerem Maßstab zu beobachten. Und auch die Suche nach biographischen Ursachen für die ideologische Wendung der Ex-Linken ist wenig interessant, da sie letztlich zu einer (unangebrachten) Personalisierung politischer Probleme führen, obgleich sie in einigen Fällen auf der Hand liegen, etwa bei Rainer Langhans dem einfach jedes Mittel recht zu sein scheint, sein Geltungsbedürfnis öffentlich zu befriedigen.
Produktiv könnte hingegen eine Aufarbeitung der Gründe sein, die letztlich zum Scheitern der Bewegungen geführt haben, bzw. eine Analyse der inhaltlichen Schwäche der Bewegung, etwa ein teilweise ungeklärtes bis positives Verhältnis zur Nation, das im Nachhinein zumindest die Anschlußversuche von rechtsaußen nicht schon im Ansatz verhindert. Gleiches gilt für den Antisemitismus, gegen den Teile der deutschen Linken auch alles andere als immun waren, hier soll jedoch der Schwerpunkt auf der Strategie und den StrategInnen der Rechten liegen. Als besonders umtriebig auf diesem Gebiet zeigt sich Claus Michael Wolfschlag.

Claus-M. Wolfschlag
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 Wolfschlag ist ebenfalls Autor der JF und hat auch in Bubiks ‘Wir 89er’ einen Aufsatz geschrieben. Zusammen mit Kositza hat er einen Artikel über die 97er Frankfurter Buchmesse in der JF verfaßt. Eine weitere gemeinsame Aktion der Beiden (und weiterer KameradInnen) war die Agitation gegen die Wehrmachtsausstellung in Frankfurt. Publizistisch hält sich Wolfschlag ohnehin nicht sonderlich zurück.
Seine Magisterarbeit ‘Hitlers rechte Gegner’ hat er im rechtsextremen Arun Verlag veröffentlicht. In ihrem JF-Artikel über ihren Ausflug nach Belgien mokiert sich Kositza übrigens darüber, daß die belgischen Beamten dieses Werk des „Historikers Claus Wolfschlag“, das sie gerade zu Rezensionszwecken las, als rechtsextreme Propaganda einstuften. Ein weiteres Buch, das Wolfschlag herausgegeben hat, trägt den Titel ‘Bye bye ‘68...: Renegaten der Linken, Apo-Abweichler und allerlei Querdenker berichten’. Über dieses Buch wird im Folgenden noch zu reden sein. Wolfschlag war übrigens, ebenso wie sein Interviewpartner Langhans  in besagtem Buch auch bereits als Referent der Danubia München geladen, der rechtsextremsten Burschenschaft der BRD. Daß Wolfschlag Kontakt zum Staatspolitischen Club, einem neurechten Zirkel aus Frankfurt hat, kann bisher nur vermutet werden, sichere Belege gibt es dafür nicht.
Doch nun zu Wolfschlags ‘Bye-bye ‘68... ‘, denn es lohnt sich, dieses äußerst aufschlußreiche Buch einmal genauer zu betrachten. Dabei muß aber vorerst genügen, die Stellung einiger AutorInnen  innerhalb des rechtsextremen Lagers zu betonen, eine inhaltliche Auseinandersetzung ist nur exemplarisch bei Rainer Langhans möglich.
Bereits der Verlag, in dem das Werk 1998 erschien, gibt Aufschluß über seinen Hintergrund. KundInnen sucht der Stöcker-Verlag aus Österreich durch Anzeigen in den rechtsextremen Zeitungen JF, Criticon, Aula und Fakten. In seinem Programm findet sich zum Beispiel ein Buch von David Irving, einem britischen Rechtsextremisten, der bekannt ist für die Leugnung des Holocaust und in Deutschland Redeverbot hat. Weiter wird der Sohn von Rudolf Hess verlegt, der in seinem Buch behauptet, sein Vater wäre im Knast ermordet worden. Ebenso findet sich eine Buch des ‘Dark-Wave-Fans’Jürgen Hatzenbichler, das er mit Haider-Intimus Andreas Mölzer (damals beide in der JF-Redaktion) herausgegeben hat. Hatzenbichler, ehemaliger Aktivist der Aktionsfront Nationaler Sozialisten und der Nationalen Front in Österreich, ist mittlerweile Autor der Zeitschriften Kärntner Nachrichten (FPÖ), Aula (FPÖ nahe), Nation Europa, wir selbst und Zeitenwende. Er unterhält zwar immer noch Kontakte ins Lager militanter Neofaschisten, hat aber seinen Schwerpunkt seit Anfang der 90er Jahre auf die Mitarbeit in der FPÖ und in neurechten Organen gelegt und gehört zu denjenigen, die (jugend)kulturellen Fragen eine besondere Bedeutung zumessen. In diesem Zusammenhang hat er nicht nur die Dark-Wave-Szene für sich entdeckt, sondern ist auch ein Verfechter der Querfrontstrategie, also des Versuches, ‘Linke’ für ein ‘nationalrevolutionäres’ Projekt zu gewinnen. Dies belegen unter anderem zwei Debatten, die er in der Jungen Freiheit mit Werner Olles und Günther Nenning geführt hat. Mit Olles debattiert Hatzenbichler 1990 über die ‘Neue Rechte’, wobei es unter anderem um deren Verhältnis zur radikalen Linken geht, und 1993 folgt die Diskussion mit Nenning unter der Überschrift: ‘Gibt es einen Brückenschlag zwischen >Rechten< und >Linken<?’. Beide zählen zu den Ex- bzw. Pseudolinken, die in Wolfschlags Buch zu Wort kommen. Werner Olles, der in den 70ern im ‘Marxistischen Studentenbund Spartakus’ aktiv war, wird in den 80ern Mitglied des Nationalrevolutionären Koordinationsausschußes (NRKA) und Autor bzw. (zeitweise) Redaktionsmitglied von ‘wir selbst’, seit 1994 engagiert er sich bei der JF und schreibt unter anderem für Nation Europa. Der Aufsatz des zum katholischen Fundamentalisten mutierten Olles in Wolfschlags Buch trägt den Titel ‘ZUR RECHTEN GOTTES Studentenbewegung, Rote Garden, Stadtguerilla - eine späte Abrechnung’. Nenning, ehemaliger Chefredakteur der Wiener Zeitschrift ‘FORVM’ und mittlerweile ebenfalls JF-Autor, der berüchtigt ist für seine Versuche ‘Sozialismus’ zu ‘nationalisieren’ (sprich ein Paradoxon zu erschaffen ...), überschreibt seinen Aufsatz ‘LINKE UND RECHTE ZAUBERKÜNSTE’.

Querfrontstrategie
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Die genannten Debatten, wie auch das Buch von Wolfschlag selbst, sind Paradebeispiele für die sogenannte ‘Querfrontstrategie’ der extremen Rechten. Diese bezeichnet den Versuch, BündnispartnerInnen im Lager der Linken zu finden. Zu diesem Zweck wird die ‘Nation’ und manchmal auch die ‘Feindschaft zum Liberalismus’ als gemeinsame Ausgangsbasis propagiert. In den Worten der Rechtsextremen selbst klingt das dann folgendermaßen, wie hier bei dem Nationalrevolutionär Wolfgang Strauss: „Das Oppositionspotential nationalisieren; die Antikriegsbewegung nationalisieren. Die Ökobewegung nationalisieren. Die Wertkonservative Bewegung nationalisieren ... Mit einem Wort: Die Anti-System-Bewegung mit nationaler Identität impfen, mit nationalistischem Befreiungselan anreichern, mit nationalrevolutionärem Elan aufladen, mit deutschem Fundamentalismus indoktrinieren, mit antikapitalistischem und antikommunistischem Geist erfüllen, für deutsche Alternativen begeistern“ (Neue Zeit 5/1982, nach dem Buch ‘In bester Gesellschaft’, S. 85. Nebenbei bemerkt, ist zu hoffen, daß dies der Linken endlich unwiderruflich klar macht, daß eine emanzipatorische Perspektive nur eine (anti- bzw.) internationalistische und eine antiautoritäre sein kann (Wir bleiben vaterlandslose GesellInnen!). Historisch geht der Begriff der Querfront auf Pläne der Reichswehrführung um General Schleicher zurück, eine Präsidialregierung auf der Massenbasis einer Vereinigung von NSDAP und Gewerkschaften zu installieren und diesem Zweck nach Bündnispartnern in allen gesellschaftlich relevanten Gruppen - ‘quer’ zu Parteien - zu suchen. Angeregt war dieser Gedanke übrigens wiederum durch Theoretiker der ‘Konservativen Revolution’. Aber auch in der Geschichte der BRD gab es Beispiele für die Versuche Rechtsextremer, in Linken Bewegungen Fuß zu fassen. So ging etwa Rudi Dutschke Henning Eichberg, dem neurechten Ideologen schlechthin, auf den Leim, als er mit ihm über die ‘nationale Frage’ diskutierte, denn gerade Eichberg griff als einer der ersten in Deutschland theoretisch wie praktisch auf das Querfrontkonzept zurück.Ein Beispiel aus den 90er Jahren ist der sogenannte Aufruf ‘Gegen das Vergessen’ der, von konservativen und rechtsextremen Kräften gemeinsam unterzeichnet, ausgerechnet in der ehemals linken ‘taz’ veröffentlicht wurde und versuchte, anläßlich des 50. Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschismus am 8. Mai 1995, die Vertreibung der Deutschen aus Polen, CSSR und UdSSR als das eigentliche Unrecht darzustellen.

 Zurück zu Wolfschlags Buch: Mit dem Aufsatz ‘Offene Türen eingerannt - Rückblick auf die frühen und späten 60er Jahre’ ist Frank Böckelmann vertreten. Gemeinsam mit Dieter Kunzelmann und anderen hat Böckelmann anfangs der 60er Jahre die ‘Subversive Aktion’ gegründet, eine avantgardistische Gruppe, die Aktionskunst mit radikaler Gesellschaftskritik verknüpfte und eine Vorläuferin des antiautoritären Flügels der StudentInnenbewegung war. Am Ende der 60er und in den 70er Jahren hat sich Böckelmann intensiv mit der Kritischen Theorie auseinandergesetzt und u.a. das Buch ‘Über Marx und Adorno. Schwierigkeiten der spätmarxistischen Theorie’ veröffentlicht. 1998 taucht er plötzlich in den Reihen der Neuen Rechten auf, indem er neben seinem Aufsatz in dem Buch von Wolfschlag das Werk ‘Die Gelben, die Schwarzen, die Weißen veröffentlicht’, das er als ‘ethnopluralistisch’  verstanden wissen will. Und in der FAZ läßt er dann vollends die rassistische Sau raus, die hinter den ‘Ethnopluralismus’ steht, wenn er im Zusammenhang mit der Debatte um die doppelte Staatsangehörigkeit schreibt: „Streng genommen mangelt es diesen Fremdkulturen vollständig an Gebräuchen, die man nicht als frauen- oder kinderfeindlich, als extremistisch oder als Verstöße gegen die Menschenrechte und Gleichheitsgrundsätze beziehungsweise das Heilpraktikergesetz werten müßte“ (nach Jungle World 5/1999). Einen Bruch will Böckelmann (der übrigens die Zeitschrift ‘Tumult’ herausgibt) in seiner Biographie allerdings nicht feststellen, er habe lediglich das Konzept des Gemeinwesens - gemeint sind Volk, Nation, Ethnie oder ähnliches - entdeckt. Liegt es nun an der einsetzenden Alterssenilität, oder wie kommt es daß Böckelmann keinen Gedanken daran verschwendet, daß solche ‘Konzepte’ von Marx bis Horkheimer, Adorno und Marcuse und sogar oftmals in der stinknormalen ‘bürgerlichen’ Sozialwissenschaft als das benannt werden, was sie sind, nämlich Ideologien? Ideologie ist auch das passende Stichwort, um zum nächsten Ex-68er überzuleiten, der sich in einem Interview mit Herausgeber Wolfschlag in ‘Bye-bye 68’ ausläßt:

Die Esoterik-Schiene: Rainer Langhans
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 Einige Jahre nachdem die Wege von Frank Böckelmann und Dieter Kunzelmann sich bei der ‘Subversiven Aktion’ getrennt hatten, gründete Kunzelmann mit Fritz Teufel, Uschi Obermaier, Rainer Langhans und anderen die Kommune K1. Diese war das Ergebnis von Diskussionen innerhalb der APO (u.a. zwischen Kunzelmann und Dutschke), die zu der Erkenntnis führten, daß politische Strukturen (das Öffentliche) und individuelle Lebensweise (das Private) nicht voneinander zu trennen sind und die Veränderung der Gesellschaft daher mit einer Veränderung der Lebensweisen einhergehen müsse. In der Folgezeit wurden Teufel und Langhans zu den Popstars der APO, da sie durch spektakuläre Aktionen (Pudding-Attentat auf den US-Vizepräsidenten) und Provokante Flugblätter („Wann brennen die Berliner Kaufhäuser?“) ins Rampenlicht der Medien gerückt sind. Nebenbei bemerkt, interessierten sich natürlich auch Polizei und Justiz für die Kommunarden, so daß sie einen Rechtsanwalt benötigten, einen gewissen Horst Mahler, von dem auch noch zu reden sein wird. Ob Langhans heutige Spinnerei mit der geschwundenen Popularität, seiner gescheiterten Karriere im Musikgeschäft zusammenhängt, oder ob sein Kopf außer Locken auch zu APO-Zeiten nicht mehr zu bieten hatte, sei einmal dahingestellt. Fest steht, daß sich die Kritik des SDS an der Politik der K1 - zumindest auf den weiteren Lebensweg von Langhans zutrifft.
Der Ausschluß der Kommune aus dem SDS wird nämlich mit ‘falscher Unmittelbarkeit’, ‘Überschätzung’ und ‘Realitätsflucht’ begründet. Und Langhans gehört „inzwischen zu den prominentesten Figuren der ökofaschistischem Gedankengut nahestehenden Esoterikszene“ (Jutta Ditfurth). In ihrem Buch „Feuer in die Herzen“ zitiert Ditfurth aus einem Brief des österreichischen Historikers Roman Schweidlenka, der Langhans auf einer Veranstaltung der „Lernwerksatt“, einem Zirkel der ebenfalls der faschistoid-esoterischen Szene zugehört, erlebt hat: „Rainer Langhans, durch seine umstrittene Faschismusinterpretation hinlänglich bekannt, versuchte sich - wenn er nicht gerade von der wahren Liebe seiner drei platonischen Frauen sprach - mit einem Alternativangebot: Die Nazis und vor allem die SS hatten ... eine ‘hohe Sterbekultur’ und waren uns armen Zeitgenossen im Bewußtsein der ‘Notwendigkeit des Sterbens’ haushoch überlegen. Die SS - nett wie sie war - wollte ihre hochgeistigen Einsichten lediglich weitervermitteln“ (Seite 299). Zur Faschismusinterpretation von Langhans kann in einem Interview nachgelesen werden, das die taz (12.04.1989) mit ihm führte: „Spiritualität in Deutschland heißt Hitler. Und erst wenn du da ein Stück weiter bist, kannst du jenseits davon abkommen, bis dahin aber mußt du das Erbe übernehmen ... nicht im Sinne dieses braven ausgrenzenden Antifaschismus, sondern im Sinne einer Weiterentwicklung dessen, was da von Hitler versucht wurde“. Das bedeutet: „Wir müssen also sozusagen die besseren Faschisten werden - die man als solche nicht mehr bezeichnen kann“. Und im Interview mit Wolfschlag, der natürlich sehr interessiert ist an Langhans Forderung, es müsse
eine „‘positive’ Faschismustheorie“ entwickelt werden, legt Langhans noch mal nach: „Die Leute im >Dritten Reich< arbeiteten mit dem Instrumentarium der >Magie<, mit psychischen Techniken, die uns heute weitgehend unbekannt sind. Sie befanden sich auf der Suche nach Gott, bemühten sich das >Himmelreich auf Erden< durch Technik, aber auch durch Magie zu errichten ... Einige Leute im >Dritten Reich< wollten eine höhere Rationalität, jenseits der platten Aufklärung, erreichen - ganz entgegen linken Vorwürfen, daß es darum gegangen wäre, die Leute nur in die Unmündigkeit zurückzubringen. Der Nationalsozialismus war also ursprünglich ein ehrenwerter Versuch“. Gegen Kritik wehrt sich Langhans mit der esoterischen Begründung: „Klettern wir zuerst mal auf einen Baum ... Wenn du weiter oben sitzt, siehst du den größeren Zusammenhang und du siehst: ES IST GUT“. Auf Bäume klettern als die höhere Form der Rationalität ... eigentlich höchst amüsant, was der Althippie so alles deliriert, aber das Lachen vergeht bei einer ‘Faschismusinterpretation’, in der Millionen Opfer der NS-Vernichtungsmaschinerie und des Krieges keinerlei  Bedeutung haben. Sie sind sozusagen das Abfallprodukt der ‘spirituellen Heilsuche’ der faschistischen Massenbewegung und ihres ‘Gurus’ Hitler. Was soll an Hitler bzw. dem Faschismus, der ohne seine Opfer gar nicht zu denken ist, bitte „weiterentwickelt“ werden, wie Langhans fordert?! Aber um diese Frage kann er sich auch drücken, denn er als Esoteriker muß sich ja für nichts mehr rechtfertigen, er sitzt „weiter oben auf dem Baum“ und hatte eben - woher auch immer - die Erleuchtung, wie die Welt funktioniert. Von einer solchen Position aus werden Verschwörungstheorien und andere irrationale Konzepte, auf denen der Faschismus ideologisch beruht, natürlich unangreifbar, denn die ‘Erleuchteten’ kennen ja die Wahrheit. Recht bemerkenswert ist im übrigen auch, was der Erleuchtete so alles über Geschlechterverhältnisse zu berichten weiß. Er vertritt eine (in der Konsequenz essentialistische und/oder biologistische) Ideologie in der der ‘Mann’ und die ‘Frau’ bzw. das ‘Männliche’ und das ‘Weibliche’ als einander entgegengesetzte ‘Wesen’ propagiert werden, wie es wohl selbst zu Hochzeiten des längst überholten Differenzfeminismus kaum schlimmer hätte formuliert werden können. Entsprechend lehnt Langhans den heutigen Feminismus natürlich strikt ab, denn dieser ist „die männliche Seite des Weiblichen, deshalb auch entsprechend hart und beschränkt. Das Weibliche aber ist das große Rätsel, mit dem wir uns auseinanderzusetzen haben“. Wie ist also die heutige Gesellschaft samt ihrer patriarchalischen Komponente nach Langhans zu analysieren? „Die Frauen haben jetzt dreißig Jahre Zeit gehabt die gesellschaftliche Führung zu übernehmen. Aber es ist nicht ansatzweise eingetreten, daß sie ausreichende Aktivität entwickelt hätten und Führungspositionen bekleiden wollten; und zwar nicht wegen der ‘bösen Männer’. ... Denn um eine Führungsposition zu erlangen, mußt du mehr als fünf sechs Jahre volles Engagement zeigen - und dann ohne Kinder bleiben. Das ist eine elende Quälerei für Frauen“. So weit so dumm, aber auch für die 68er Bewegung und seine Beteiligung daran hat Onkel Langhans eine Erklärung in männlich-weiblich Dichotomien parat. „Es existierten somit zwei Stränge innerhalb der Studentenbewegung: zum einen war da der aggressive, männliche, kriegerische, klassisch politische Strang ( ... und zum anderen ) der informelle, private, vorpolitische weibliche Strang“. Daß Langhans damit genau die Kategorien wiederaufleben läßt, welche die 68er, nicht zuletzt die Feministinnen, mit gutem Grund bekämpft haben ist ihm vermutlich nicht einmal klar, denn 68 hatte er auch anderes im Kopf: „Berlin wollte seinen Krieg, ich wollte ihn nicht. Ich wollte diese Schönheit, dieses Weibliche, dieses Weiche. ... Ich persönlich wollte zuerst die Frage nach dem Wesen der Frau als rätselhaftes Gegenüber, nach dem Lieben-Können vertiefen“. Womit sich noch eine weitere Kritik aus der Bewegung an der K1 im nachhinein bestätigt. Denn gemeinsam mit anderen Frauen kritisierte etwa Gretchen Dutschke-Klotz: Die Kommunarden schienen hauptsächlich darauf aus zu sein, Frauen zu gemeinsamen Sex-Objekten zu machen“. Heute lebt Langhans übrigens noch immer in einer sogenannten Kommune zusammen mit ‘seinen’ fünf Frauen und einigen, er hat ein Buch namens ‘Theoria Diffusa’ veröffentlicht und bewegt sich in den Zirkeln des Bereiches New Age und Ökofaschismus, mit Leuten wie dem einschlägig Bekannten Rudolf Bahro, der einen ‘Grünen Hitler’ propagiert. Was hatte noch einst Karl Marx über die Religion gesagt: „Das religiöse Elend ist in einem Ausdruck des wirklichen Elends und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes“. Tja da wäre doch zu wünschen, der Rainer wäre bei seiner Blubber geblieben, auch wenn Kameradin Kositza weiß, daß kiffen dumm macht (s.o.), schlimmer als das, was Eso-Langhans heute von sich gibt, hätte es wohl kaum kommen können.
Im Januar 99 sollte Langhans als Stargast bei einer ‘68er-Party’ im Kulturzentrum (KUZ) in Mainz auftreten, was durch antifaschistische Proteste verhindert werden konnte. Die Plakate für diese Veranstaltung deuten darauf hin, daß das KUZ nur eine Station einer ganzen Reihe von ‘Langhans-Partys’ war. Promoted wurde die Veranstaltung jedenfalls durch eine Agentur aus Koblenz, die sich ‘H2O Promotions’ nennt und deren Geschäftsadresse mit der Privatadresse eines gewissen Harry Schulz identisch ist. Ob H2O auf das Promoten von Ex-68ern á la Langhans oder anderem (neu)rechtem Gesocks spezialisiert ist, wird sich künftig zeigen.
Weitergeblättert im ‘Bye Bye 68’ Buch stoßen wir auf Günter Maschke, den Wolfschlag ebenfalls interviewt hat (Überschrift: „Ich war eigentlich von Jugend an immer ‘dagegen’“). Maschke, ein weiterer ehemals Studentenbewegter, geistert schon seit einiger Zeit durch den rechtsextremen Blätterwald, zu finden ist er in der JF, in Criticon, Zeitenwende und Etappe. Inhaltlich hat er sich zum Carl-Schmitt-Apologeten entwickelt über den er fleißig publiziert. 1995 hat er einen Band mit Schriften von Schmitt herausgegeben (‘Staat, Großraum, Nomos’) und mit Einleitung und Anmerkungen versehen, den er u.a. Julien Freund widmet, einem mittlerweile verstorbenen neurechten Vordenker, der beispielsweise in der Zeitschrift ‘Elemente’ des Thule Seminars publiziert hat und sich neben Carl Schmitt auf den französischen faschistischen Ideologen Georges Sorel bezieht. Da Maschke in Frankfurt lebt, ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß er beim Staatspolitischen Club anzutreffen ist. Neuerdings macht Maschke durch eine ‘Kanonische Erklärung zu 1968’ auf sich aufmerksam, die er mit den ehemaligen SDSlern Reinhold Oberlercher und Horst Mahler verbrochen hat.

Von der Roten zur Rassistischen Armee Fraktion (RAF):
Der Mutant Horst Mahler
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Mahler ehemals als der Anwalt der APO bekannt (u.a. als Verteidiger von Langhans und Teufel) wurde wegen der Teilnahme an einer nicht genehmigten Anti-Springer-Demo wärend der Osterunruhen von ‘68 zu 10 Monaten Knast verurteilt, setzte sich mit Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Andreas Baader zur PLO ab und wurde später wegen Mitgliedschaft in der RAF zu 12 Jahren verurteilt. Später hat er sich von der RAF distanziert und hatte zeitweilig den damaligen JUSO-Bundesvorsitzenden Gerhard Schröder als Anwalt (ja genau, der Rotkohl, der sich heute so viele Sorgen um die deutsche ‘Nation’ und vor allem ihre Wirtschaft macht). Seit 1988 betreibt er wieder eine Anwaltskanzelei in Berlin. Auf ideologischer Ebene ist der heutige Herr Mahler von Günther Rohrmoser inspiriert, dem Philosophieprofessor, Hegelexperten und Chefideologen des rechtsextremen Studienzentrums Weikersheim. Rohrmosers philosophische Grundthese ist die von der ‘Krise der Moderne’, der es nach dem Ableben der Religion an geistigem Fundament und Halt fehle. Diese hat er wie auch die Linkshegelianer von Marx bis zur Frankfurter Schule von Hegel übernommen. Wärend aber Hegel die Krise zunächst durch eine Erneuerung der Religion, später (nicht gerade bescheiden geworden) durch seine eigene Philosophie und ihre Verwirklichung im Preußenstaat, lösen wollte, setzten Marx und die Frankfurter Schule auf die diesseitige Einlösung des religiösen Heilsversprechens. Marx schreibt: „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem Kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“.
Und wärend bis heute von Horkheimer/Adornos ‘Dialektik der Aufklärung’ bis zu Habermas ‘Diskurs der Moderne’ an diesem Problem geknabbert wird, fahren Rohrmoser und Co. die ganz blöde Nummer: Wer hätt’s gedacht? Die Nation ist’s natürlich, die neuen Halt geben soll, wenn schon die Religion nicht mehr funktioniert. Politisch heißt das für Rohrmoser u.a. daß die Republikaner zur „normalen demokratischen Palette zählen“ usw. usf.. Zu Ehren Rohrmosers 70ten Geburtstages hat Mahler 1997 eine Laudatio verfaßt, die ebenso vor Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus strotzt, wie seine jüngsten Wortmeldungen: die bereits erwähnte ‘Kanonische Erklärung’, eine ‘Flugschrift an die Deutschen, die es noch sein wollen über die Lage ihres Volkes’, ein JF-Artikel ‘Ein Netz von Aktivisten’ (in Nr. 2/99), das ‘Flugblatt Nr. 1 der Sammlungsbewegung unser Land’ und schließlich das Interview ‘Ideologisch vermintes Gelände’ im Focus (28.12.98). Markwort & Co (bekannt durch die 3 F ...) sollten sich ernsthaft überlegen ob es nicht doch angebracht wäre, ihr Blatt in Locus umzunennen, wenn sie sich schon wie die Schmeißfliegen auf alles Braune stürzen müssen, das irgendwo quillt. Bleiben wir aber bei Mahler und führen uns einige Beispiele seiner publizistischen Ergüsse zu Gemüt: „Über Staatsbürgerschaftsrechte muß alleine das Volk entscheiden, nicht die staatstragenden Parteien oder der Zentralrat der Juden“. Der Antisemitismus ist eine Konstante in der politischen Biographie Mahlers, war doch auch die  Haltung der RAF zu dem Anschlag des Schwarzen September auf die israelische Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972 ebenso wie ihre gesamte Haltung zum Nahostkonflikt von Antisemitismus durchsetzt. In der Rohmoser Laudatio macht er schließlich die Juden für ihre Vernichtung im Nazideutschland selbst verantwortlich, wenn die Ursache des Holocaust im ‘Kampf des jüdischen Monotheismus’ verorted. Aber natürlich hat Mahler aus der Geschichte gelernt, ihm geht es nur darum das Schlimmste zu verhindern: „Die Deutschen, wenn sie sich als solche erhalten wollen, müssen, bevor sie der Fremdenhaß übermannt, parteiunabhängig und parteiübergreifend in Bewegung kommen“. Eine deutsche Ausländer-Raus-Bewegung wäre sozusagen eine humanitäre Schutzaktion für AusländerInnen und JüdInnen, ehe die Deutschen sich mal wieder gezwungen sähen, Lager zu bauen. Mahler gibt sich aber nicht damit zufrieden, diesen üblen Mist zu Papier zu bringen, sondern beginnt die geforderte Bewegung um sich zu scharen, um mit ihr zu demonstrieren. Ausgerechnet die Dialektik von Theorie und Praxis scheint sich als einziges Element der APO-Zeit (neben dem Antisemitismus) in seinem Kopf gehalten zuhaben. Ansonsten ist die APO für ihn im nachhinein zu ‘nationalen Bewegung’ mutiert, die sich vorwiegend gegen die Amerikaner und die Sowjets als Besatzungsmächte gewehrt habe. Heute ist Mahler also wieder auf der Straße und zwar initiiert er - mit der von ihm gegründeten Bürgerinitiative ‘Unser Land’ - regelmäßige Montagsdemos in Berlin (im Anklang an die Montagsdemos in der DDR, die Ausgangsbasis für deren Anschluß an die BRD waren). Und sammelt dabei ein illustres Völkchen um sich: Nach seinen Angaben finden sich in der BI Leute aus PDS, SPD, den REPs, dem Bund Freier Bürger (BFB) und der NPD. Bei seinen bisherigen Demos waren jedenfalls mit Sicherheit dabei: Renate Laurien (CDU), Gert Schneider (früher SDS und SPD, heute rechtsextremer Aktivist in der Deutschlandbewegung von Alfred Mechtersheimer und im BFB), Torsten Witt (stellvertretender Landesvorsitzender des BFB Berlin-Brandenburg) sowie Andreas Röhler und Peter Töpfer (beide von Sleipnir). Ebenfalls unterstützt wurde Mahler durch den ‘Shanghaier Kreis’ aus Hamburg mit seinem Chef Dieter Schütt. Der Kreis, der sich ursprünglich als maoistische Gruppe bezeichnete, ist mittlerweile ein Sammelsurium ehemaliger Kommunisten und diverser Rechter u.a. Heinz Bömecke Vorsitzender des Kreisverbandes Hamburg Nord der REPs. Dieter Schütt, in der Vergangenheit in der DKP und bei den Grünen aktiv, gibt die Zeitschrift ‘der Funke’ heraus, die in den 70er Jahren ursprünglich marxistisch geprägt war und mittlerweile bei Esoterik (Inkarnation etc.) und dem Modethema ‘Linke und Nation’ angekommen ist. Dazu paßt, daß Schütt in einer Ausgabe von ‘wir selbst’ vertreten ist und mit seinem ‘Shanghaier Kreis’ eine ‘sozialistisch-patriotische Bewegung’ initiieren will.
Es ist schon verwunderlich, daß Mahler, ebenso wie Oberlercher, nicht in Wolfschlags ‘Bye bye’ mit einstimmen durfte, wo sich doch beide so weit als ‘Renegaten der Apo’ aus dem Fenster hängen. Im Folgenden noch zwei Beispiele altbekannter rechtsextremer Autoren in Wolfschlags Buch: Baldur Springmann, Autor der rechtsextremen Blätter ‘Nation Europa’ und ‘wir selbst’, Gründungsmitglied der Grünen, organisierte die Abspaltung der konservativen und rechtsextremen Kräfte aus der Gründungsphase der Grünen in die ÖDP und schließlich deren rechtsextreme Abspaltung ‘Unabhängige Ökologen Deutschlands’, als die ÖDP zu Beginn der 90er mehrheitlich gemäßigt konservativ eingestellt war, u.v.m.. Günter Bartsch, ein Intimus von Springmann ist u.a. Autor in ‘Criticon’ und ‘wir selbst’, bewegt sich in der sprituell-ökologisch geprägten Fraktion der rechtsextremen Szene und hat u.a. im rechtsextremen Verlag Siegfried Bublies aus Koblenz publiziert. Bevor nun kurz auf diesen Verlag und seine bedeutende Rolle für die rechten Querfront-StrategInnen eingegangen wird, noch eine letzte Bemerkung zu Wolfschlags Buch: Ein Werbezettel der dieses als ‘Buch des Jahres zum Thema 1968 und die deutsche Linke’ anpreist, hing kürzlich an einem schwarzen Brett in der Mainzer Universitätsbibliothek aus, wer den wohl aufgehängt hat ...

‘wir selbst’ aus dem Siegfried Bublies Verlag
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Die Zeitschrift ‘wir selbst’ wird 1979 durch die ‘Grüne Zelle Koblenz’ gegründet, eine Gruppe die aus den Jungen Nationaldemokraten hervorgegangen ist. Siegfried Bublies der Herausgeber, dessen ‘Verlag Siegfried Bublies’ das Blatt vertreibt, war seit 1974 in der JN aktiv, hat diese aber bei der Gründung von ‘wir selbst’ verlassen, Ende der 80er war er Kreisvorsitzender der REPs in Koblenz. Die Zeitschrift hat von Beginn an die Querfrontstrategie betrieben, in dem sie versuchte, nationalrevolutionäre Positionen in die Ökologiebewegung, aber auch in andere tendenziell linke Bewegungen zu tragen.
Zudem fanden sich schon früh ehemalige Linke nach ihrer nationalen Wendung bei der Zeitschrift ein, wie etwa Werner Olles oder Horst Josef Ackermann (ehemals KPD/ML). Inhaltlich bezieht sich das Blatt auf die historischen Nationalrevolutionäre wie Ernst Niekisch, kein Wunder, daß Henning Eichberg, einer der bedeutendsten neurechten Ideologen und Vertreter einer ‘nationalrevolutionären’ Strategie, zum Vielschreiber in Bublies’ Blatt wurde. Im übrigen unterhält ‘wir selbst’ Verbindungen zum libyschen Staatsoberhaupt Muammar Al Gaddafi, dessen ‘Grünes Buch’ der Bublies-Verlag exklusiv in Deutschland vertreibt. Mittlerweile zeigen Autoren der JF - u.a. Jürgen Hatzenbichler - verstärkt Präsenz in den Ausgaben von ‘wir selbst’. Ende 98 kam die neuste Ausgabe von ‘wir selbst’ zum Thema ‘Globalisierung’ heraus, die von Werner Olles in der JF (7/99) in den höchsten Tönen gelobt wird. Welch Wunder, zeigt doch der Artikel von Olles worum sich die ‘Nationalrevolutionäre’ bei Thema ‘Globalisierung’ den Kopf zerbrechen, natürlich um die Auflösung der ‘rassischen’, ‘völkischen’, ‘nationalen, ‘ethnischen’ (nennt es wie ihr wollt!) Identitäten, schließlich hat das Blatt auch den Untertitel ‘Zeitschrift für nationale Identität’. Es finden sich etliche Bekannte wieder: Claus Wolfschlag plaudert aus dem Nähkästchen über die „desaströsen Konsequenzen der Zuwanderung in Offenbach“, also seinem Wohnort, Mahlers ‘Flugschrift an die Deutschen’ ist abgedruckt, Frank Böckelmann schimpft über die ‘Verwestlichung’ der Welt, Charles Champetier, Chefredakteur der neurechten französischen Zeitschriften Éléments und Nouvelle École käut zum x-ten Mal Versatzstücke ‘ethnopluraler Theorie’ wieder. Und da die Ethnopluralismus-RassistInnen es auch gerne mal exotisch mögen und sich durchaus nicht nur um ‘ihr eigenes’ (imaginiertes) ‘Volk’ Sorgen machen, wird Rüdiger Nehberg interviewt, der Survival-Guru, der früher aller Welt in den Medien dartun mußte, daß ½ Jahr Wurzeln kauen auch was Tolles sein kann und der jetzt seine Liebe zu „Regenwaldvölkern ..., deren Natur- und Stammesverbundenheit er bewundert“ (O-Ton Olles in der JF-Besprechung) entdeckt hat.

Völker, Rassen, Ethnien: Halluzination und soziale Realität
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Um nicht mißverstanden zu werden, selbstverständlich gibt es berechtigte Interessen indigener Gruppen, die sie vermehrt auch durch Organisationen einfordern, in denen sie sich organisieren, beispielsweise im Rahmen der zapatistischen Befreiungsbewegung in Chiapas/Mexiko. Worum es in diesen Bewegungen geht ,ist aber nicht das Selbstbestimmungsrecht von (archaischen) Völkern, wie das von den Ethnopluralismus-RassistInnen bis hin zu Teilen der Gesellschaft für bedrohte Völker propagiert wird. Vielmehr wehren sich die Indigena-Gruppen gegen soziale und rassistische Ausgrenzung, die sie in der jeweiligen Gesellschaft erfahren und die ein Ergebnis jahrhundertelanger Kolonialgeschichte und ihrer Grenzziehungen ist. Selbstverständlich geht es in den Kämpfen der Indigenas vielfach um kulturelle Autonomie, darum die jeweilige Sprache zu erhalten, Unterricht in dieser Sprache zu gewährleisten etc., das bedeutet aber noch lange nicht, daß es um den Erhalt ‘statischer Kulturen’ geht, wie der moderne Rassismus behauptet. Vielmehr sind indigene, wie alle anderen Kulturen, in einem ständigen Wandel befindlich, der zum einen auf Anstößen durch Kontakte mit ‘anderen Kulturen’ beruht und zum anderen durch die Dynamik, die jeder Kultur selbst innewohnt und die ein ständiges Aushandelnd dessen bedeutet, was diese denn ausmacht. Dazu noch ein Beispiel, in dem Protokoll einer Frauenversammlung, in der das zapatistische Frauengesetz besprochen wurde, heißt es „Wir müssen darüber nachdenken, was an unseren Gebräuchen erneuert werden muß ... Zum Beispiel sind wir gegen den Brauch, daß die Dorfautoritäten unter sich ausküngeln, wie das Gemeindeland verteilt wird ... Es ist nicht gerecht, daß wir gegen Geld in eine Ehe verkauft werden. Das sind Gesetze und Traditionen von früher, die geändert werden müssen“. Diese Aussage der indigenen Frauen macht nicht nur deutlich, daß Kulturen in ständigem Wandel begriffen sind, sonder zeigt auch sehr genau, daß sich hinter den sogenannten ‘ethnischen Fragen’ ebenso wie hinter der ‘Geschlechterfrage’ ganz handfeste materielle Interessen verbergen. So hat der Kampf von Indigenas um ihr Land nichts mit einer ‘Verwurzelung von Blut und Boden’ zu tun, wie die RassistInnen behaupten, die von der ‘Ursprünglichkeit der Naturvölker’ schwärmen, sondern es geht schlicht um die Existenzgrundlage der Indigenas.
 

 Zurück zu ‘wir selbst’, wo sich neben denn genannten Rassisten auch Namen wie Hans Magnus Enzensberger oder Arno Klönne finden, Personen also, die eher als linke bis linksliberale bekannt sind. Bei dem Kurs-Buch-Gründer Enzensberger werden mußte zunächst befürchtet werden, daß dies der Auftakt zu seinem endgültigen rechten Coming out, nach jahrelangen linksliberaler Profilierung war, hat er doch mittlerweile auch die Rede von der „Moralkeule Auschwitz“ für sich entdeckt und behauptet entgegen jeder soziologischen Untersuchung, „daß von einer Schere zwischen Arm und Reich, die sich immer weiter öffne, keine Rede sein könne“. Wenn Enzensberger, der noch in den 60er Jahren das Buch ‘Der kurze Sommer der Anarchie’ über den Kampf der anarchistischen Republikaner im spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten geschrieben hat, jetzt die Nation entdecken würde, wäre auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich hat sich aber herausgestellt, daß der Beitrag ohne Enzensbergers Wissen in ‘wir selbst’ abgedruckt wurde. Er sichert zu, daß Ähnliches nicht mehr vorkommt, sollte sich aber auch mal fragen, warum die extreme Rechte überhaupt ein solches Interesse an ihm hat. Schließlich hat er bereits mehrfach Interview-Wünsche der JF abgelehnt und in ‘sleipnir’ wurde ebenfalls ohne sein Wissen ein Beitrag von ihm abgedruckt. Warum hingegen gerade der Historiker Arno Klönne, ein Spezialist für die Geschichte der Arbeiterbewegung und für den Rechtsextremismus, ‘wir selbst’ ein Interview gibt, ist wirklich rätselhaft.
Zwar wird er wegen seiner linken Argumentation von Olles in der JF-Besprechung prompt verrissen, aber der Strategie der Nationalrevolutionäre, einen ‘Dialog zwischen der Linken und Rechten’ zu initiieren, ist er aufgesessen. Gerade ihm hätte klar sein müssen, daß ein solcher Dialog die Rechtsextremen aufwertet, ihnen nützt und damit klar abzulehnen ist.
Schließlich bleibt  Bernd Rabehl als neuster Star in der Riege der QuerfrontstartegInnen zu erwähnen. Zwar war sein Beitrag zur Globalisierungsnummer von ‘wir selbst’ ebenfalls ohne sein Wissen nachgedruckt worden, aber er hat schon zuvor, wie Mahler, seinen Frontwechsel zur extremen Rechten deutlich gemacht hatte.

Je Kalk desto Volk: Opa Bernd rabehlt ‘Ausländer raus’
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 Gemeinsam mit Mahler und dem Alt-68 Peter Furth war Rabehl zu Gast bei der rechtsextremen Burschenschaft Danubia München, genauer gesagt, bei deren Bogenhausener Gesprächen im Jahre 1998. Bei der gleichen Veranstaltung waren 1989
bereits Rainer Langhans und Reinhold Oberlercher aufgetreten. Wohlgemerkt bei der Danubia, die eine bedeutende Rolle in der Deutschen Gildenschaft spielt,  und zum Härtesten gehört, das die Studentische Verbindungs(un)wesen in der BRD zu bieten hat. Die Themen und der Klang von Rabehls und Mahlers Rede sind zum Verwechseln ähnlich. Zwar hat Rabehl sich über die nicht autorisierte Veröffentlichungen in der JF und in ‘wir selbst’ beschwert, inhaltlich hat er allerdings nichts revidiert und diesem Inhalt nach gehört die Rede durchaus in derartige Blätter. Der ehemalige SDSler sieht sich ebenfalls bemüßigt, vor einem völkisch-nationalistischen Hintergrund vor der ‘Überfremdung’ Deutschlands zu warnen und die 68er Revolte zu einer nationalrevolutionären umzudichten. Auf diesen Schwachsinn muß nicht zum hundertsten Mal eingegangen werden, wer sich für das Thema interessiert, kann sich auf den Webseiten der wieder aktiv gewordenen ehemaligen SDSlerInnen  deren Stellungnahmen zur Position Mahlers und Rabehls besorgen. Dort heißt es unter anderem: „Eine nationale Frage stellte sich für uns nicht, sei es, daß wir meinten, der Begriff der Nation lenke von der soziale Frage nur ab, sei es, daß wir die Teilung Deutschlands als Ergebnis eines von Deutschland ausgehenden verbrecherischen Krieges akzeptierten. Wir können nicht verhindern, daß ehemalige Genossen ihre politische Farbe wechseln. Wir wehren uns aber entschieden dagegen, daß unserem gemeinsamen Engagement nachträglich ein ‘nationalrevolutionärer’ Charakter angedichtet werden soll“.

Noch ein trojanisches Pferd: Sleipnir
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 Die aus Berlin kommende Zeitschrift Sleipnir, benannt nach dem achtbeinigen Roß des Germanengottes Odin, ist eine weitere Publikation, die sich der Querfrontstrategie widmet. Zu diesem Zweck u.a. Texte von Linken und Linksliberalen - etwa von Ralf Giordano - ohne deren Wissen nachgedruckt, um den Anschein zu erwecken, bei dem Blatt handle es sich um ein gemeinsames Diskussionsforum von Rechten und Linken. Gleichzeitig fällt das Blatt durch seine Verbindungen zum Hardcore der Internationalen Revisionistenszene auf, die seit Jahren in ihren Machwerken die Leugnung des Holocaust verbreiten. So verbreitet der ‘Verlag der Freunde’ von Andreas Röhler - der auch Sleipnir vertreibt - ein Buch des französischen Holocaustleugners Serge Thion. Weiterhin bestehen Kontakte zu den auf diesem Gebiet einschlägig bekannten Deutsch-Kanadier Ernst Zündel, Michael Koll (Deutschland), Prof. Dr. Reuben Clarence Lang (USA) und Roger Garaudy (Frankreich). Ein weiterer international bekannter Revisionist aus Frankreich, Robert Faurisson, verweigert seine Zusammenarbeit mit Sleipnir, da diese einen Text von ihm unautorisiert und schlecht übersetzt abgedruckt hatte. Weiterhin bauen Röhler und sein Mitarbeiter Peter Töpfer Kontakte ins Lager militanter Neofaschisten auf: u.a. zu Manfred Roeder (verurteilter Naziterrorist), Hans-Christian Wendt, Frank Schwerdt (beide ehem. ‘die Nationalen’), Christian Worch (Gesinnungsgemeinschaft der neuen Front) oder Gary Lauck (NSDAP/AO - derz. in Haft). Ebenfalls interessant ist die enge Zusammenarbeit zwischen Sleipnir und den ‘Unabhängigen Freundeskreisen, bzw. deren Organ ‘Unabhängige Nachrichten’, an das Röhler in Berlin Geschäftsräume untervermietet hat. Und wo die ‘Unabhängigen Nachrichten’ sind, ist auch Josef Klumb nicht weit, er schreibt mittlerweile auch in Sleipnir und gibt in Briefen an Röhler mal wieder seinen Antisemitismus zum besten: „Dieser Alfred Schobert ... lebt und arbeitet nur für bzw. gegen mich ... schätze er ist ein Mitarbeiter der ADL - der Hund“. ADL steht für Anti Diffamation League, eine jüdische Organisation, die sich gegen Antisemitismus einsetzt. Neben Klumb finden sich im Dunstkreis von Sleipnir aber noch weitere Bekannte, nämlich die Querfrontaktivisten Horst Mahler und Reinhold Oberlercher. So hat Röhler nicht nur die Montagsdemo von Mahler unterstützt, sondern teilt ihm auch per Brief freundlich mit, daß Gary Lauck von der NSDAP/AO aus dem Knast gerne eine Brieffreundschaft mit ihm pflegen würde. Und Oberlercher, der übrigens in Berlin im Deutschen Kolleg aktiv ist (einer rechtsextremen Kaderschmiede, die aus dem JF-Lesekreis-Berlin hervorgegangen ist), betätigt sich als Vielschreiber in Sleipnir. Schließlich bleibt der Sleipnir-Autor Michael Koth zu erwähnen, der Vorsitzender der ‘Partei der Arbeit Deutschlands’ (PdAD) ist, einer Splitterpartei, die das Ziel einer Sammlung ‘nationaler Kommunisten’ verfolgt und sich an der Kommunistischen Partei Nordkoreas orientiert. Diese Gruppe, die ohne Frage noch nie im Verdacht stand emanzipatorisch zu sein, nähert sich mittlerweile der NPD an. Auch Sleipnir scheint mehr und mehr zu einem NPD-Organ zu werden, was beutet, daß die ursprüngliche Querfrontstrategie gescheitert ist, wenn sich diese Tendenz durchsetzt. Aus dem NPD Bundesvorstand kommt übrigens auch Hans Günter Eisenecker, der Anwalt von Andreas Röhler, der sich zur Zeit wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten muß.

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