AHA-Konzept der Polizei aus 1999 hat sich bewährt
Berliner Polizei setzt auf einen gewaltfreien 1. Mai

Mitte. Im vergangenen Jahr hatten die Direktionen der Berliner Polizei in Vorbereitung auf den 1. Mai Sonderarbeitsgruppen gebildet. Das so genannte AHA-Konzept (Aufmerksamkeit, Hilfe, Appell) hatte zum Ziel, mit Gesprächsrunden und aufklärenden Veranstaltungen unter der Bevölkerung die alljährlichen Krawalle rund um den geschichts- trächtigen Feiertag weitestgehend auszuschließen.

Die Demonstration durch Kreuzberg verlief dann doch nicht ganz so friedvoll. Einer Handvoll Chaoten gelang es, die sich schon auflösende Demo regelrecht "aufzumischen". Das Ergebnis: 122 Festnahmen und 160 zum Teil schwer verletzte Polizeibeamte. Trotzdem, so schätzt die Polizei ein, sei das AHA-Konzept aufgegangen. "In diesem Jahr haben wir uns im Vorfeld besonders auf Veranstaltungen an den Schulen konzentriert", sagte Polizeikommissar Burkhardt Opitz dem Berliner Abendblatt. An der 1. Gesamtschule in Mitte und am John-Lennon-Gymnasium gab es Gespräche mit den SchülerInnen. Eine Veranstaltung an der Humboldt-Universität kam nicht zustande. Zwar hatte die Uni-Leitung ein offenes Ohr für das Anliegen der Beamten, der Studentenrat war jedoch der Meinung, dass das unnötig sei.

 Dass sich die Polizei vor allem Jugendlichen und Kids zuwendet, hat einen ganz realen Hintergrund. "Immer wieder stellen wir fest, dass überwiegend zehn- bis 18-Jährige - so genannte erlebnis- orientierte Kids - an den Krawallen beteiligt sind", sagte Polizeikommissar Thomas Piotrowski von der Direktion 3. Offensichtlich verschafft die scheinbare Anonymität den Kids den notwendigen Kick, um zu randalieren, das Eigentum anderer zu beschädigen und sogar friedvolle Bürger und Polizeibeamte tätlich anzugreifen. In Mitte sei man auf großes Verständnis für präventive Maßnahmen an Schulen gestoßen, Tiergartener Behörden hätten da eher zurückhaltend reagiert, so Piotrowski.

 Mit Plakaten und Flugblättern in den Bezirken Tiergarten und Mitte will die Polizei in diesem Jahr auf einen gewaltfreien 1. Mai hinwirken. Kontaktbereichsbeamte (Kobbs) sollen in ihrem Kiez mit den Bürgern über diese Thematik reden. Für den 1. Mai selbst sind Kommunikationsteams geplant, die Gespräche mit Demonstrationsteilnehmern führen und auch Ansprechpartner für die Bürger sind. Ein Info-Mobil wird am Endpunkt der Demonstration (voraussichtlich an den Hackeschen Höfen) stehen. Bis zum Redaktionsschluss des BA lagen der Polizei Anmeldungen für vier Kundgebungen vor.

 Verstärkt wurde in diesem Jahr die Vorbereitung aller im Einsatz stehenden Beamten durch ein spezielles Argumentationstraining. "Wer nicht kommuniziert, wird nicht wahrgenommen. Das gilt für die externe Arbeit genau wie für die interne. Dabei greifen wir auch auf die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr zurück", erklärt Opitz.

 Mit dem AHA-Konzept hat die Polizei eine Strategie entwickelt, mit der gewalttätigen Ausschreitungen schon im Vorfeld begegnet werden kann. Zahlen aus 1999 belegen das: Von 2.440 öffentlichen Versammlungen und Aufzügen in Berlin nahmen nur zwölf einen unfriedlichen Verlauf. Zwei lösten eine gewalttätige Nachfolgeaktion aus.

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