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Berichte von Aktionen vom 7.2.00



 
Wien: Tagesbericht vom Tatblatt  
Bericht von der Rosa Antifa Wien 

Bericht von Beta -Ressistent
Bericht der ceiberweiber
Graz: Bericht vom tatblatt
 
Kultur: Mortier verläßt die Salburger Festspiele 
Erben verbieten Verwendung von "Ingeborg Bachmann Preis"
Catherine Deneuve sagt Teilnahme am Opernball ab
 
Diplomatie: Portugals Präsident sagt Österreich Besuch ab


 

Montag, 7. Februar

Nachdem es zwar einen gemeinsamen Treffpunkt, aber zwei verschiedene Treff-Zeitpunkte gab, demonstrierten ab 17 Uhr zuerst nur etwa 1.500 Menschen vom Ballhausplatz aus durch die Stadt. Um 19 Uhr wuchs der Demozug - wieder am Ballhausplatz - auf mehr als 5.000 Leute an. Gemeinsam wurde in den ArbeiterInnenbezirk Favoriten - einer FPÖ-"Hochburg" -, zum Reumannplatz und dann, vorbei am ORF-Funkhaus in der Argentinierstraße - Sitz der meisten ORF-Radioprogramme -, wieder zurück in die Innenstadt gezogen. Früh wie noch nie löste sich die Demonstration nach 23 Uhr vor dem Parlament auf. 

Sowohl von Seiten der Demonstration als auch von Seiten der Polizei wurde eine Deeskalationsstrategie verfolgt. Die Demonstration führte nicht an den potentiellen Konfliktpunkten, den Parteizentralen von FPÖ und ÖVP, vorbei. Die Polizei präsentierte sich deutlich weniger martialisch wie in den Tagen zuvor, zumeist ohne Helme und Schilde, und verzichtete auf Provokationen. Wasserwerfer waren nicht zu sehen. Das ORF-Funkhaus glich trotzdem einer Festung, (tatblatt)

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Auch gestern abend demonstrierten wieder an die 5000 Menschen
stundenlang durch die ganze Stadt, es wird jetzt auch verstaerkt
versucht in die Aussenbezirke zu gehen. (Rosa Antifa Wien)

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+++ 07/02 +++ Krone faelscht offizielles reuters - photo von den demonstrationen. Der vergleich macht sie sicher! Links (Krone) wird der polizist attackiert, rechts (Reuters) nur auf die absperrung getrommelt. Bereits der zweite (bekannte) fall von bildmanipulation nachdem bereits der Kurier (wie die Krone Mediaprint) aus einem gegen-Haider transparent eines pro-Haider gephotoshoped hat. +++ ORF Wien bringt in seiner sendung um 19.00 einen 15-minuetigen bericht ueber die schlaflosigkeit der exekutive--einen bericht ueber die demonstrationen selbst wird dabei kein wort verloren. +++ Wiens Polizeipraesident Stiedl in der ZIB (13.00): *Aus den aggressiven zellen kommen auch die attacken gegen die polizeibeamten--die sind dann auch verantwortlich, dass die beamten mit steinen, gemuese, orangen (sic!) und dergleichen beworfen werden. (...) Nur ein paar zahlen: alleine die reinigung der polizeiuniformen wird ats 400.000 kosten.* Wir haben ein deshalb ein spendenkonto zur reinigung der uniformen von orangenschalen eingerichtet: Ktnr PSK 000009321160 +++ Ansonsten wird derzeit im ORF ralativ wieder fair ueber die demonstrationen berichtet (ueberhaupt erstmals in der mittags-ZIB!): gestern seien 4.000 friedliche menschen auf den kuenigelberg gekommen (vgl. Standard: 7.000), es sei zu keinerlei gewaltanwendung gekommen. Nach der fernsehdiskussion solidarisierten sich kostelka und petrovic mit den demonstranten. +++ Standard: wiener boerse setzt sinkflug weiter fort. Zum vergleich: am 04/02/00 9.00 hielt der ATX noch bei etwa 1100 punkten. (Quelle: APA) (beta-ressistent)

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Bericht von einem Demospaziergang...
 
 
Von "gewalttätigen Ausschreitungen" ist in Medien die Rede, und manche TeilnehmerInnen an Online-Diskussionen vermuten, daß vor allem KSV und Co. auf die Straße gehen. Viele meinen hingegen, es ist eher spontan und unorganisiert. Also sehen wir es uns auch mal an, mit Kamera natürlich....am späten Nachmittag des 7. Februar versammeln sich nach und nach Menschen bei der Hofburg, von einigen PolizistInnen aufmerksam beobachtet.
 
 
Gegen 18 Uhr gehts dann los - ein paar "Organisierte" sind schon dabei, doch die meisten sind wirklich gekommen, um einfach ihren persönlichen Protest auszudrücken. Es sind Menschen, die man bisher für wenige Großkundgebungen mobilisieren mußte, die aber nun meinen, es sei notwendig, sich auf diese Weise zu artikulieren. Konkret dann mit Trommeln, Pfeifen, Buh-Rufen, "Widerstand"-Rufen. All jene, die nicht mitgehen konnten, hatten die Möglichkeit, gut "bewachte" Grablichter an den Brunnen vorm Parlament aufzustellen.
 
 
Der Zug wanderte durch den 8.Bezirk, wobei einige Menschen aus den Fenstern winkten oder Victory-Zeichen machten. Natürlich hatten auch viele kein Verständnis, waren aber eher sprachlos und wußten nicht, was sie sagen sollten, als daß sie etwa Unmut äußerten. Selbstverständlich war die Polizei immer mit dabei....gegen 19 Uhr ging es dann zurück zum Ballhausplatz, weil manche erst dann zum Treffpunkt kamen, die nun "abgeholt" werden sollten.
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Trotz des Schocks über den für Grazer Verhältnisse ungewohnt harten Polizeieinsatz ging es weiter: Am 7. Februar trafen sich wieder ein paar Hundert Leute zu einer kurzen, aber lebhaften Kundgebung vor dem Rathaus, die ohne irgendwelche Zwischenfälle verlief. (tatblatt)

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Mortier verlässt wegen FPÖ Salzburger Festspiele

Wien (Reuters) - Als Reaktion auf die Beteiligung der rechtspopulistischen FPÖ an der österreichischen Regierung hat der Belgier Gerard Mortier am Montag seinen vorzeitigen Rückzug von den Salzburger Festspielen angekündigt. Mortier habe gebeten, seinen Vertrag als künstlerischer Leiter der Spiele nach dem Sommer 2000 zu lösen, teilte das Büro der Salzburger Festspiele mit. Der Vertrag wäre erst nach einer weiteren Spielsaison im Oktober 2001 ausgelaufen. Mortier hält sich zur Zeit in den USA auf. Bereits im Januar war der deutsche Komponist Peter Ruzicka zu seinem Nachfolger ernannt worden.

Die Mitte- Rechts Koalition aus konservativer Volkspartei (ÖVP) und der Freiheitlichen Partei (FPÖ) von Jörg Haider ist seit Freitag im Amt. 

(nach der Demo am 19.2. will er jetzt doch noch bleiben)

 

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Erben verbieten Verwendung von «Ingeborg-Bachmann-Preis»

Wegen Regierungsbeteiligung der FPÖ in Wien 

Klagenfurt (AP) Angesichts der Regierungsbeteiligung der rechtsgerichteten FPÖ haben die Erben der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann am Montag dem Land Kärnten die Verwendung des Namens «Ingeborg-Bachmann-Preis» untersagt. Die Geschwister der 1973 verstorbenen Schriftstellerin, Isolde Moser und Heinz Bachmann, teilten in einem Schreiben an die Nachrichtenagentur APA mit, FPÖ-Chef und Landeshauptmann Jörg Haider sei über diesen Schritt unterrichtet worden. 

Das Verbot gelte so lange, «bis wir davon ausgehen können, dass die Politik in diesem Lande nicht mehr beschämend sein wird und sich ihrer, der Weltliteratur zugehörenden Autorin, würdig erweist», hieß es in der Erklärung. Der «Ingeborg-Bachmann-Preis» wird jedes Jahr im Sommer in Klagenfurt vergeben und bietet deutschsprachigen Autoren die Möglichkeit, vor einer internationalen Jury aus ihren Werken vorzutragen. Der Wettbewerb findet in diesem Jahr vom 28. Juni bis 2. Juli zum 24. Mal statt und ist mit 250.000 Schilling (35.500 Mark) dotiert.

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Catherine Deneuve bleibt Wiener Opernball fern
Paris (AP) Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve will wegen der Regierungsbeteiligung der FPÖ dem Wiener Opernball fernbleiben. Wie die Zeitung «Le Parisien» am Montag berichtete, sollte der Filmstar in diesem Jahr Ehrengast des Bauunternehmers Richard Lugner sein. Sie habe ihre Teilnahme an dem Ereignis am 2. März jetzt aber abgesagt, hieß es. «Le Parisien» zitierte Lugner mit den Worten: «Catherine hat mir gesagt, dass sie Herrn Haider nicht begegnen wolle.»(yahoo.online)

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Präsident Portugals sagt Besuch in Wien ab
Wien/Brüssel/Lissabon (dpa) - Die Beteiligung der rechtsgerichteten FPÖ an der Regierung in Österreich hat am Montag zu weiteren Konsequenzen geführt. Der portugiesische Staatspräsident Jorge Sampaio sagte einen für Anfang März vorgesehenen Besuchs in Wien ab. Tschechien verstärkte seine Kritik an der ÖVP-FPÖ-Koalition.

An informellen Treffen der Europäischen Union (EU) sollen österreichische Minister aber weiterhin teilnehmen dürfen. Der portugiesische Ministerpräsident Antonio Guterres bestätigte als derzeitiger Vorsitzender des EU-Rates, dass die österreichische Sozialministerin Elisabeth Sickl (FPÖ) zum informellen Sozialrat am Freitag in Lissabon «im normalen Rahmen der EU-Tätigkeit» eingeladen worden sei.

Portugal hat in diesem Halbjahr den EU-Ratsvorsitz inne und hatte die Erklärung veröffentlicht, in der Österreich diplomatische Konsequenzen für die Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei (FPÖ) angekündigt worden waren.

Die neue österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner distanzierte sich unterdessen von den Blockade-Drohungen des FPÖ- Vorsitzenden Jörg Haider gegen die EU. Der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil rief erneut zur Mäßigung in der politischen Auseinandersetzung des Landes auf.

Aus Protest gegen die seit Freitag amtierende Regierung wurde der Ingeborg-Bachmann-Preis von den Erben der Namensgeberin ausgesetzt. Sie verbaten bis auf weiteres die Verwendung des Begriffs «Ingeborg- Bachmann-Preis». Dieser gilt als prestigeträchtigster Preis im deutschen Sprachraum. Der künstlerische Leiter der Salzburger Festspiele, Gerard Motier, kündigte wegen der FPÖ- Regierungsbeteiligung seinen vorzeitigen Rückzug an.

Sampaios Staatsbesuch in Österreich sei auf Wunsch Portugals «auf einen späteren Zeitpunkt verschoben» worden, berichtete die Kanzlei von Klestil in Wien. Ein offizieller Grund dafür wurde nicht genannt. Eine Absage des vom 1. bis 3. März geplanten Besuchs hatte schon seit mehreren Tagen in der Luft gelegen. In der Vorwoche hatte Portugal mitgeteilt, die Vorbereitungen für den Besuch seien vorläufig gestoppt worden.(yahoo.online)

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