[home]      [9.2.00] [10.2.00] [11.2.00

Berichte von Aktionen vom 10.2.00



 
Wien: Tagesbericht vom Tatblatt   
Bericht von gegen-schwarz-blau 
Bericht von Beta-Ressistent
Insbruck: Bericht vom Infostand
Rom: Demobericht vom orf
Odense: Österreichisches Konsulat besetzt
Diplomatie: EVP gewährt ÖVP 2 Monate Bewährungszeit (Yahhoo) 
Diplomaten aus Frankreich und Belgien boqkotieren OSZE Sitzung Zentralrat der Juden Deutschlands unterstützt Isolierung Österreichs


Donnerstag, 10. Februar

Zwischen 1.000 und 2.000 Menschen demonstrierten ab 19 Uhr vom Ballhausplatz diesmal nach Ottakring (Brunnenmarkt) und wieder zurück. Schluss war um ca. 22 Uhr vor dem Parlament. Erstmals (oder zumindest erstmals sichtbar) koordinierte die selbsternannte Demoleitung die Route vorher mit der Polizei. Effekt: belebte Straßen und Kreuzungen wurden ebenso gemieden wie die ÖVP-Zentrale, an der eine Seitengasse vorher vorbeigezogen wurde. (tatblatt)

[top]


10.2. Demo - Route schon vorher festgelegt

Zwischen 17h und 19h trafen sich wiederum einige tausend Protestierende am Ballhausplatz. Die Demoroute war (von einer selbsternannten "Demoleitung") zum ersten Mal bereits vorher festglegt und mit der Polizei abgesprochen worden (angemeldet allerdings nicht). Die DemonstrantInnen zogen über Universität und Alserstraße zum Brunnenmarkt (Ottakring) und über Gürtel und Ring zum Parlament, wo sich die Demo langsam auflöste.
An diesem Tag erreichten uns erstmals Informationen über verstärkte Ausweiskontrollen vor allem bei Menschen mit "nicht österreichischem Aussehen" im Umfeld der Demonstrationen.

[top]


++ +++ 10/02 +++ Demo groesser als gestern, route dafuer mit der polizei abgesprochen--offensichtlich wird die horizontale struktur der demonstrationen nun langsam aber sicher von einer vertikalen abgeloest, eine entwicklung dich ich entschieden ablehne, da sich somit offensichtlich jemand mit fremden (wenigstens teilweise) federn schmueckt (gewerkschaften? sj?). Ich jedenfalls demonstriere nicht fuer jemanden sodern gegen blau/schwarz! Auch ordnerdienste sind aufgrund ausbleibender aggressionen obsolet, die schaffung solcher, von welcher organisation auch immer passt jedenfalls perfekt in das bild einer autoritaetsgeschaedigten gesellschaft. Bald alles wieder beim alten? +++ Die europaeische volkspartei hat einen antrag auf ausschluss der oevp eingeleitet--es droht somit der bemerkenswerte fall, dass keine oesterreichische regierungspartei einer fraktion im europaparlament angehoert. +++ Bezueglich des zutritts der oeffentlichen nationalratssitzungen gibt es weiter widerspruechliche aussagen: waerend wahlkreis.at meint, es sei moeglich gewesen (wenn auch mit etwas geschick, nachdruck und glueck, nicht an einen desinformierten polizeibeamten zu geraten), war laut einer stellungnahme des parlaments davon die rede, dass der zutritt *zum schutz der parlamentarier* eingeschraenkt war--offenbar soweit, dass die schauspieler des burgtheaters nichtmal ihren arbeitsplatz aufsuchen konnten. +++ Karl Schloegl ist offenbar derzeit innerhalb der SPOE als nachfolger von Viktor Klima stark im gespaech. Steht uns damit innerhalb der naechsten 4 jahre (koalitionsverhandlungen) zur abwechslung blau/rot ins haus? Hoert die signale! +++ OE3 kann auch positiv auffallen: Oliver Baier ueber live demonstrieren wobei zur uebung das gesamte studio 3x *Wir wollen diese regierung nicht!* ins mikrophon schreit (beta-ressistent)

[top]


Infotisch gegen Schwarz-Blau in der Innsbrucker Innenstadt vom 10.-12. Februar
Vom 10. bis zum 12. Februar fand der erste Infotisch gegen Schwarz-Blau in der Innenstadt von Innsbruck statt. Der Tisch war täglich von 10:00 Uhr bis 22:00 Uhr besetzt, und bot neben Flugis, Plakaten, dem Koalitionsabkommen, Unterschriftenlisten, auch einiges an hitzigen und auch konstruktiven Diskussionen. Ursprünglich war dies als Mahnwache geplant gewesen, wurde dann aber berechtigterweise in Infotisch umbenannt. Abgesehen von einigen älteren Passanten, welche sich scheinbar immer noch nicht mir ihrer Vergangenheit befaßt haben, war die Mehrheit der Reaktionen der PassantInnen durchaus positiv, viele kamen vorbei nahmen Flugis mit, ermuntern uns und unterschrieben die Listen. Der Infotisch wird auch noch für die nächsten Tage bestehen bleiben, und wenn es genug Interessierte gibt, solange bestehen bleiben, wie nötig. 

Erwähnenswert und lustig zugleich ist auch die Reaktion des Innsbrucker Stadtrates für Tourismus und Verkehr Rudi Federspiel. Federspiel ist ein ehemaliger FPÖ'ler, der aufgrund von internen Machtzwistigkeiten seine ehemalige blaue Partei verlassen mußte, im Grunde aber immer noch deren Politik verfolgt und umsetzen will. Unlängst kam er wieder ins Rampenlicht als er ein Kopfgeld in der Höhe von 10.000 Schilling (anscheinend aus seiner eigenen Tasche bezahlt) für die Ergreifung von Graffiti-KünstlerInnen ausgesetzt hat. Der Herr Federspiel war natürlich nicht ganz glücklich, daß sich der Infotisch an den beiden ersten Tagen genau vor seinem Rathaus befand. Der Infotisch war nämlich nicht über das Stadtmagistrat angemeldet worden (für welches eben der Herr Federspiel zuständig ist), sondern bei der Staatspolizei. Auf jeden Fall ist der Herr Federspiel dann eines Nachtmittags recht aufgebracht am Infotisch erschienen und hat gefragt, was uns eigentlich angehe da einen Stand zu machen, weil es doch "seine Stadt" sein und überhaupt, das Verkehrsamt sei "er". Brrr... Haha... 

[top]


Am 10. 2. haben in Rom rund 5000 Menschen mit einem Facklezuge gegen die momentane österreichische Regierung protestiert. Organisiert diese bisher größte Demonstration in Italien von italienischen Linksparteien, Gewerkschaften, jüdischen Organisationen und AusländerInnenverbänden. (ORF 10. 2. 2000)

[top]


Am 10. 2. 2000 wurde das österreichische Konsulat in Odense, Dänemark von der Gruppe Fynske Antifascister besetzt.
 

[top]
Zwei Monate Bewährungsfrist für Österreichs Konservative

Brüssel (dpa) - Die Europäische Volkspartei hat der österreichischen ÖVP, die zusammen mit der rechten Haider-Partei eine Regierung gebildet hat, eine Bewährungsfrist von zwei Monaten eingeräumt. Bis zum 6. April soll das Verhalten des österreichischen Mitglieds scharf beobachtet werden. Frankreich und Belgien haben eine Rede der ÖVP-Politikerin und neuen Außenministerin Benita Ferrero- Walder bei der Organisation für Sicherheitheit und Zusammenarbeit in Europa boykottiert.

[top]
Boykott und Tadel für Österreich bei OSZE

Wien (Reuters) - Diplomaten aus Belgien und Frankreich haben am Donnerstag in Wien die Rede der neuen österreichischen Außenministerin Benita Ferrero-Waldner vor der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) boykottiert. Ihre Plätze seien während der Rede leer gewesen, sagte ein OSZE-Sprecher. Österreich hat zur Zeit den Vorsitz in der OSZE inne. Der Vertreter der USA bei der Organisation sagte, die neue Mitte-Rechts Regierung stehe unter Beobachtung. Österreich dürfe keinen Zweifel daran lassen, dass es bei Demokratie, Menschenrechten und der Behandlung ethnischer Minderheiten an OSZE-Prinzipien festhalte.

Aus diplomatischen Kreisen verlautete, es sei das erste Mal, dass Frankreich und Belgien bei einem Treffen der 54 Mitglieder der OSZE nicht anwesend gewesen seien. Nachdem die amtierenden OSZE- Vorsitzende Ferrero-Waldner ihre Rede beendet und den Saal verlassen hatte, kehrten die Diplomaten zur Sitzung zurück.

Der Boykott dürfte in Zusammenhang mit der Beteiligung der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei (FPÖ) an der neuen Mitte-Rechts-Regierung in Wien stehen. Deshalb hatten die 14 Partnerstaaten Österreichs in der Europäischen Union (EU) Einschränkungen ihrer diplomatischen Beziehungen zu Österreich beschlossen. FPÖ-Chef Jörg Haider gehört dem Kabinett von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel nicht an.

Haider sagte der spanischen Zeitung "Diario 16" in einem Donnerstag veröffentlichten Interview, er sehe sein Land und seine Partei durch europäische Politiker beleidigt. Europa nehme eine Haltung ein, die gefährlich für den Kontinent werden könne. Die Politiker hätten schamlos Argumente benutzt, die unbegründet seien, sagte Haider. Er hoffe, dass all jene, "die Österreich und meine Partei beleidigt haben", den Mut aufbrächten, sich zu entschuldigen.

Der US-Botschafter bei der OSZE, David Johnson, warf Österreich Führungsschwäche vor. Über die vergangenen Monate habe Österreich nicht die Kraft gezeigt, die an der Spitze der OSZE nötig sei, sagte Johnson. Die USA gingen davon aus, dass sich das ändere. Aus der Sicht seines Landes sei das die vorrangige Aufgabe Österreichs. Nach der Parlamentswahl am 3. Oktober hatte es vier Monate bis zur Bildung der neuen Regierung gedauert.

Ohne Haider namentlich zu nennen äußerte Johnson vor der OSZE Vorbehalte. Die USA seien besorgt, dass der österreichischen Regierung nun eine Partei angehöre, deren Chef Äußerungen getätigt habe, die in Österreich und im Ausland als Sympathiebekundungen für die Nationalsozialisten verstanden wurden, die die Tragödie des Holocaust verharmlosten oder sogar entschuldigten, sagte er.

Die konservative Politikerin Ferrero-Waldner sagte vor Journalisten, persönlich denke sie nicht, dass die FPÖ eine extreme Partei sei. Sie sei eine populistische Partei und das mache schon einen Unterschied. Zur Kritik an der ÖVP-FPÖ Koalition sagte die Ministerin, sie glaube nicht, dass die Handlungsfähigkeit der OSZE Schaden nehmen werde. Wer Österreich schwächen wolle, schwäche damit auch die OSZE. Die Regierung aus konservativer Volkspartei (ÖVP) und FPÖ ist seit vergangenem Freitag im Amt.

Als Konsequenz haben mehrere christdemokratische Parteien am Donnerstag den Ausschluss der ÖVP aus der Europäischen Volkspartei (EVP) beantragt. Parteien aus Belgien, Italien und Frankreich hätten diesen Schritt bei einem Treffen der EVP-Führung in Brüssel verlangt, sagte Parteichef Wilfried Martens. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Hartmut Nassauer (CDU), sprach von einer Belastungsprobe für die EVP. Über den Ausschluss der ÖVP soll am 6. April abgestimmt werden. Der Antrag werde aber keine Mehrheit finden, sagte Nassauer.

Die EVP, die sich aus konservativen und christdemokratischen Parteien aus den EU-Staaten zusammensetzt, ist die stärkste Gruppe im Europäischen Parlament. Die ÖVP stellt innerhalb der EVP sieben Abgeordnete.
 

aza/gwa yahoo.online

[top]
Zentralrat der Juden unterstützt Isolierung Österreichs

Spiegel warnt vor Veränderung des politischen Koordinatensystems in Europa 

Berlin (AP) Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Sanktionen der EU gegen Österreich ausdrücklich begrüßt. «Die Vorgänge in Österreich drohen das Koordinatensystem im Europa zu verändern», erklärte Zentralratspräsident Paul Spiegel am Donnerstag bei der Verleihung des Leo-Baeck-Preises in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau und führenden Politikern in Berlin. Die Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ unter Führung von Jörg Heider sei jedoch kein «Naturereignis». 

«Haider hat in allen Jahren seiner politischen Karriere nie verschwiegen, was und wie er denkt über die Minderheiten in seinem Land, über die Zeit des Nationalsozialismus und über die Rolle von Wehrmacht und Waffen-SS», sagte Spiegel. «Das hat weder ein Drittel der Österreicher noch am Ende den Präsidenten Thomas Klestil gehindert, diesen Mann und seiner Partei die Geschicke des österreichischen Volkes anzuvertrauen», kritisierte Spiegel. 14 Mitgliedstaaten der Europäischen Union hätten sich zu Recht dagegen verwahrt, «der rechtspopulistischen FPÖ in Europa eine Plattform zu geben». Es bestehe die Gefahr, dass der Rechtspopulismus «salonfähig werde könnte». Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüße sowohl die Reaktion der israelischen Regierung auf die Vorgänge in Österreich als auch die Haltung der EU. 

Die Sanktionen der europäischen Staatengemeinschaft richteten sich nicht gegen das österreichische Volk, betonte Spiegel während der Festversammlung. Sie richteten sich vielmehr gegen die Beteiligung einer Rechtspartei an der Regierung eines EU-Mitgliedstaates. «Auch dem österreichischen Volk rufen wir zu: Wehret den Anfängen», sagte Spiegel.

[top]