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Antifaschistische NRW Zeitung Nr. 13
Wird die "schwarze Szene" jetzt braun?

 

Schwarze, wallende Kleider, weißgeschminkte Gesichter, hochgestylte Haare, so tauchten Mitte der 80er die ersten "Gruftis" oder Dark-WaverInnen auf. The Cure, Anne Clark oder New Model Army waren die Vorreiter dieses Musikstils. Heute hat sich die "Szene" weiterentwickelt, die ca. 100.000 AnhängerInnen fallen weniger durch ihr Outfit auf, aber immer noch sind Mystik, Romantik, Todessehnsucht Bestandteile dieser Szene.

Als "Zillo", das mit 70.000 Exemplaren auflagenstärkste Blatt der "schwarzen Szene", im Februar 1996 eine Anzeige der rechtsradikalen Jungen Freiheit abdruckte, glaubten viele an einen Ausrutscher des Herausgebers Rainer Ettler. Schätzen sich die AnhängerInnen der Szene doch selbst zumeist als unpolitisch oder eher links ein. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich die Anzeige nur als die Spitze des Eisbergs, oder besser gesagt, als Ausdruck einer rechten Strömung innerhalb der Szene, welche von Teilen der sog. "Neuen Rechten" gefördert wird. Im folgenden Artikel werden wir einige Organisationen und Personen nennen, welche zur rechten Dark-Wave Szene gehören bzw. von rechts versuchen diese zu politisieren. Wir wollen aber auch auf einige inhaltliche Punkte aufmerksam machen, welche die Szene für solche rechte Ideologie empfänglich macht.

 

Jenseits von Mob und Vermassung

Innerhalb der Szene hat sich eine Strömung herausgebildet, welche die szenetypischen Fragmente wie Mystik, Tod, Identität oder das Thema Blut in völkischer bis rechtsextremer Weise präsentieren. Es sind die Bands wie Forthcoming Fire, Death in June (DiJ) und Allerseelen, welche mit ihren Liedtexten und Interviews aus der Scene heraus diese nach rechts drängen. Da tritt DiJ, deren Namen sich auf den Todesmonat von Ernst Röhm bezieht, in SS-Uniformen auf, als Bandsymbol dient, wie auch bei der SS der Totenkopf. Da glaubt Josef W. M. Klumb, Sänger von Forthcoming Fire, in einem Interview mit der Jungen Freiheit an "die Reinheit und den Lichtgehalt dieser geschändete Nation" Deutschland. Geschändet durch die Alliierten, welche am 8. Mai 1945 nicht die Befreiung vom Faschismus brachten, sondern, wie Klumb meint, "eine Eroberung, eine Unterwerfung und eine Unterdrückung des Geistes". Er jedoch will in einem "Bewußtseinssturm" das Volk wieder zusammenschweißen zu einem "Geheimen Deutschland". Dabei beruft es sich auf völkisch/romantische Ideologen wie Stefan George. Wie einige andere auch, knüpft Kadmon, Kopf der Wiener Band Allerseelen, an der Mystik der SS an. Das Cover seiner CD ist das zwölfarmige Sonnenrad, wie es als Bodenmosaik in der Wewelsburg bei Paderborn eingelassen ist. Die Wewelsburg war von Heinrich Himmler als okkultes Machtzentrum für die SS geplant worden. Für ein Konzert von Allerseelen in Dresden wurde mit einem Bild der Wewelsburg geworben, veranstaltet wurde das Konzert von einem Ahnenerbe Kulturzirkel. Das Ahnenerbe war im Nationalsozialismus die Forschungsorganisation der SS. Neben Germanentümelei wurden hier für "Forschungszwecke" Menschen vergast und bei Versuchen zu Tode gequält.
Daran knüpfen also die rechten Teile der Szene an.

 

Revolte gegen die moderne Welt

SS-Mystik und Bezug auf den Nationalsozialismus sind jedoch nicht die verbindenden Bezüge, viel wichtiger ist die Ablehnung der "Moderne". Hier ist nicht die Ablehnung von Ausbeutung und Umweltzerstörung gemeint, sondern die der Aufklärung, also Werten, wie Freiheit, Gleichheit und eine Brüder/Schwesterlichkeit, welche nicht an Landes- oder angeblichen Volksgrenzen endet. Auch hier wird an Denker und Ideologen des Faschismus angeknüpft. So z.B. an dem italienischen Mussoliniberater Julius Evola, welcher in seinem Buch "Revolte gegen die moderne Welt" die Herrschaft einer spirituell und mystisch erleuchteten Elite propagiert. Hier werden Sehnsüchte und berechtigte Kritik an den Zuständen in dieser Gesellschaft benutzt, um antidemokratische bis faschistisches Ideengut zu verbreiten.

 

Die Rolle der "Neuen Rechten"

Die sogenannte "Neuen Rechten" versucht die alten rechten Inhalte in neuen Verpackungen zu präsentieren, in denen sie nicht gleich als rechts bzw. faschistisch zu erkennen sind. Ihnen geht es nicht zuerst um Wahlen oder andere direkte Einflußnahmen auf die Politik, sondern darum, rechtes Gedankengut in die Köpfe der Menschen zu bringen. Dabei greifen sie zurück auf eine Strategie, welche von dem Kommunisten Antonio Gramsci in den 30er Jahren entwickelt wurde. Diese Strategie der "Metapolitik" und der "kulturellen Hegemonie" besagt, daß sich die Macht in einem Staat nicht allein in der Regierung und der militärischen Macht ausdrückt, sondern daß sie in den Köpfen und den Gedanken der Menschen anfängt. Und daß dieses Denken nicht nur durch Wahlkämpfe und politische Reden, sondern vielmehr auch durch den kulturellen Bereich und die allgemeinen Erfahrungen auf der Straße gebildet wird. Diese Strategie, also die Agitation im sog. "vorpolitischen" Bereich, griff die "Neue Rechte" auf und versucht so breiteren Einfluß zu erlangen und ihr Gedankengut weiter zu verbreiten. Wohl aktivste Organisation bei dieser Erneuerung der Rechten war das Thule-Seminar aus Kassel, in dessen erlesenem Kreis auch ein gewisser Peter Boßdorf Mitglied war oder ist.

 

Peter Boßdorf

Heute ist der Bonner Peter Boßdorf ständiger Mitarbeiter bei Zillo und schreibt gleichzeitig als freier Mitarbeiter Artikel, vor allem im Musikbereich, für die Junge Freiheit. Zwar beteuert Boßdorf, daß sein Wirken im Musikbereich "nicht politischer Art" sei und es "ein Zeichen totalitären Denkens (sei), wenn man die Gesellschaft und so auch die Musikszene durchgängig politisieren will", betrachtet man jedoch seinen Lebenslauf, erscheint dies absolut unglaubwürdig.

Peter Boßdorf, Jg. 62, engagierte sich als Jugendlicher in der Schüler- und Studentenunion Ostpreußen, übernimmt später Funktionen im Ostpolitischen Deutschen Studentenverband (ODS), der offiziellen Studentenvertretung der Vertriebenen. Dort wird er 1981 stellv. Vorsitzender, was er auch über dessen Umbenennung in gesamtdeutscher Studentenverband (GDS) bis 1989 bleibt. Erste journalistische Erfahrung sammelt er als verantwortlicher Herausgeber der Jugendzeitung des ODS "Aktion". Seit 1980 ist er Autor der "Mitteilungen - VDA, Gesellschaft für deutsche Kulturbeziehungen in Ausland e.V." des VDA- NRW. Noch 1992 war er hier tätig. 1985 wird er Mitglied im Witikobund, einem elitären Hardliner Braintrust der Sudetendeutschen, 1992 ist er Mitglied im Thule Seminar, parteipolitisch engagiert er sich für die REP´s. 1991 wird er Wirtschaftsredakteur der JF, seit 1993 schreibt er in der JF die Kolumne "Neue Geräusche des Jahres". (1)
Es ist wohl eher politische Strategie, das Boßdorf im Musikbereich tätig ist, als "Zufall". Dies bestätigte auch Gerlinde Gronow. Diese kam über ihr Interesse an Dark-Wave zur Jungen Freiheit und bezeichnet es als Strategie der JF, daß sie so viel über die Dark-Wavescene berichtet, und versucht diesen Bereich ideologisch von rechts zu beeinflussen. Daß Peter Boßdorf weiterhin für Zillo schreibt, ist eigentlich schon ein Skandal an sich. An verschiedenen Punkten fassen Rechte in der Dark-Wave Szene Fuß. Zwei Beispiele werden sollen hier vorgestellt sein.

 

Vom Skinhead Rechtsrock zum Darkwave-Label

Seit Jahren ist der Plattenladen "Take Off Music" AntifaschistInnen bekannt, bestand sein Angebot doch nicht nur aus seltenen Independent Platten, sondern zu einem großen Teil aus Nazi-Rock. Neben Platten und T-Hemden der Bonehead Kultband "Screwdriver" fand sich alles was in der Szene einen Namen hatte. Aber nicht nur durch Verkauf machte der Laden auf sich aufmerksam. Gute Kontakte bestanden auch zur Gütersloher Skinband "Wehrwolf", als deren Kontaktadresse der Laden im Schweizer Hammerskinfanzine "Totenkopf" noch 1992 angegeben wurde. Aber nicht nur in der Skinhead-Rechtsrockszene sind die Besitzer, welche seit 1987 auch das Label KM-Musik betreiben, aktiv. Seit einiger Zeit bildet Gothic ihr neues Standbein. Auch hier sind sie unter anderem im ganz rechten Teil der Szene aktiv. So schalteten sie z.B. Anzeigen in Szenemagazin "Sigill" aus Dresden, welches das härteste der Szene ist.

 

Der Zillo Szene Report

Im Mai 1996 widmete Zillo Take Off und dem angeschlossenen Label ganze zwei Seiten. Der Bericht, der wohl nicht zufällig gerade von Peter Boßorf verfaßt wurde, strotzt nur so vor Lobhudelei. Wobei selbstverständlich kein Wort über rechte Tendenzen oder auch nur über das früher starke Engagement für die Skinheadmusik fällt. Der Bericht kann nur als Schleichwerbung für diesen rechten Vertreter der Dark-Wave-Szene bezeichnet werden. Allerdings scheinen die Besitzer von Label und Laden dies nicht vor allem aus politischen Gründen zu tun, zumindest haben sie keine Probleme damit, auch politische eindeutig linke Bands in den Regalen zu haben, sondern sind eher auf der Suche nach Marktnischen, in denen sie sich dann allerdings ohne Rücksicht auf vertretene, auch rechtsextreme Inhalte engagieren.

 

Zillo die Zweite

"Und jetzt will ich von dem ganzen verdammten Thema kein Wort mehr hören". So hatte Zillo Herausgeber Rainer Ettler die Debatte über rechte Einflüsse auf die Szene und vor allem die über seinen Mitarbeiter Peter Boßdorf nach der Veröffentlichung der Anzeige der Jungen Freiheit abgewürgt. Doch damit war der Einfluß der rechten Strömungen auch im Zillo nicht beendet. In der Ausgabe Dez.96/Jan.97 findet sich eine halbseitige Werbeanzeige für eine "Riefenstahl CD Compilation". Die Veröffentlichung dieser, der Nazi Propagandaikone Leni Riefenstahl gewidmet CD, war schon seit Monaten von Werner Symanek aus Bingen angekündigt worden. Zwar wird in der Anzeige "Heliocentric Distribution, Moränenstr. in Mülheim" als Kontaktadresse genannt, aber Ettler hätte sofort klar sein müssen, daß sich dahinter Werner Symanek verbirgt, hatten doch verschiedene Labels ihren Bands die Mitarbeit an dieser Compilation untersagt und das Vorhaben Symaneks und die Tatsache, daß es sich um einen Rechtsextremisten handelt, in der Szene bekannt gemacht. Überhaupt: Warum veröffentlicht Zillo eine Anzeige in der ganz offensichtlich Leni Riefenstahl gehuldigt wird? Auch die auf den CD's vertretenen Bands lesen sich wie ein Who ist Who des rechten Teils der Szene, so finden sich Forthcoming Fire, Stregst through Joy, Death in June präsentiert sein neues Projekt namens "Kapo". Ebenfalls vertreten sind die eng mit der Zeitung Sigill verbundenen "Voxus Imp" und "Turbund Sturmwerk".

 

Ein kleine Zusammenstellung der braunen Dark Wave Szene findet mensch auf der CD “Im Blutfeuer”. Auf dem Sampler spielen Blood Axis, Ernte, Sol Invictus, Allerseelen und Death in June.

Die CD ist von dem Moerser Label “cthulhu” produziert worden, das von einem Willi Stasch und seiner Freundin Rosie betrieben wird.

Das Cover ist von Franz von Stuck 1889 gemalt worden und wird im Innenteil mit dem Spruch ”Kein Schwert der Welt kommt dem Balmung gleich. Im Blutfeuer schweißten es die Nibelungen!”garniert.

Das erste Lied von Blood Axis (Blutachse) ist eine Verfremdung eines Joy Devision Lieds. Es heißt “Walked in Line” und beginnt mit marschierenden Stiefeln, unterlegt mit einer Ansprache von Adolf Hitler. Stiefel und Ansprache begleiten den Düsterrock. Stiefel lassen das Lied ausklingen. Während Joy Division damals “They walked...” sang, heißt es hier “We walked...”. Das zweite Lied ”The Storm before the Calm. Part one.” widmet Bandchef Michael Moynihan Ernst Jünger. Regenprasseln und Pianoklängen begleiten das von Morynihan vorgetragene Gedicht “Auf den Marmorklippen” , das ergänzt wird durch eine O-Ton Ansprache von Corneliu Zelea Codreanu. Corneliu Codreanu war der rumänische Faschistenführer der 20iger und Gründer der “Eisernen Garde”. Das Booklet weist zu dieser Band zwei Fotos auf. Eine Aufnahme von 1936 des Ludwig Nissen Hauses in Husum. Garniert mit dem Nissen-Spruch: ”Nie entschläft, wer einmal wach gelebt”. Und eine Aufnahme von Michael Moynihan, der an dem Grab von Karl Willigut steht, dem “Rasputins Himmlers”. Dieser SS-Theoretiker entwarf seinerzeit den SS-Totenkopfring. Als Kontakt für Blood Axis gibt der US-Amerikaner Moynihan seinen “storm”-Vertrieb in Denver an. Moynihan, Mitglied des heidnischen “wolfing” Ordens, vertreibt von hier auch seine Bücher. Z.B. das Buch “Siege”, in dem er die Texte des inhaftierten US-Nazis James Mason veröffentlicht, der sich auf den Satanisten Charles Manson bezieht und damit eine Debatte auch in Resistance (nr.5) auslöste. Moynihans Label arbeitet eng mit “cthulhu records” aus Moers zusammen.

ERNTE gibt ein vertontes “Blut und Boden” Gedicht zum Besten. Das Gedicht mit angeblich unbekannten Ursprungs wird von Willi Stach zum Besten gegeben. Tony Wakeford, Kopf der Band SOL INVICTUS griff für die beiden begleitend zur Klampfe. Neben Betreiber eines Labelsund Sänger blutig völkischer Weisen, ist W. Stasch auch permanenter Mitarbeiter des rechten Dark Wave Magazins “Sigill”.

SOL INVICTUS gibt auf der CD ein Remake von John Cale wieder. Einen Text über Hedda Gabler und ihr Verhältnis zu Adolf Hitler. Tony Wakeford spielte früher bei Death in June. In der Zillo 8/93 gibt er in einem Interview zum Besten: “Ich unterstütze weder Faschismus noch eine andere Art von Gemeinschaftsdenken. ... Die Gemeinschaft ist nur ein Alibi der Schwachen und Dummen”.

ALLERSEELEN, das Wiener Ein Mann-Projekt gibt das Stück “Santa Sangre” wieder, daß sich auf den gleichnamigen Film von Alejandro Jodorowsky bezieht. G. Petak garniert das Ganze im booklet mit einem Spruch von Ernst Jünger aus “Feuer und Blut”: ”Hier redet das Leben selbst, und der Urgrund des roten Blutes zaubert seine bunten Bilder”. Petak, der auch die Schriftenreihe “Aorta” vertreibt, läßt sich bei Auftritten von Willi Stasch und Rosie begleiten.

DEATH IN JUNE ist wohl die bekannteste Band der CD. Sie steuert der CD “My black diaries” bei. Auf ihrer Kroatientournee Anfang der 90iger Jahre besuchte Death in June das Hauptquartier der HOS. Die HOS ist die Miliz der faschistischen Partei HSP, die für viele der “Ethnischen Säuberungen” im Balkankrieg verantwortlich ist und bei der sich europaweit die Nazis ihre Söldnerausbildung organisieren. Die CD “Live in Zagreb” von “Death in June” vertreibt der wohl wichtigste Dark Wave Vertrieb der BRD: DISCORDIA, aus Willich. Discordia vertreibt auch Produkte von “cthulhu records”.

 

(1) Alle Informationen aus H. Kellershohn (Hg.): Das Plagiat, Duisburg 1994 S. 98 zit. nach Alfred Schobert in Spex 5/96

letzte Aktualisierung: 03.07.2007