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Die lebenden Schutzschilde berichten aus Bagdad

Hamburg, 02.04.2003

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Die lebenden Schutzschilde berichten aus Bagdad

Erzählungen der lebenden Schutzschilde Cihan Keskek, Mitglied der Musikgruppe Grup Yorum, und Eylül Iscan, Mitglied des Istanbuler Jugendvereins:

"Der erste Bombentag verging sehr hektisch und sehr schwer... Eines der Bomben, die vor zwei Tagen von den US-Kampfflugzeugen abgeworfen wurde, traf ein Bauernhof 400-500 Meter von uns entfernt. Dabei starb eine fünfköpfige Familie... Wir senden von hier viele Grüße an die Kriegsgegner in der Türkei..."

Cihan Keskek übersandte uns heute (Dienstag) aktuelle Informationen über ihre Lage in Bagdad. Der Grup Yorum Mitglied Keskek erklärt in seiner Nachricht, dass ihr Gesundheitszustand sehr gut ist und berichtete über seine Eindrücke in Bagdad, welches ständig bombardiert wird: "Wir befinden uns zur Zeit in der Erdölraffinerie Daura. Es befinden sich hier 17 Personen, davon folgende 3 aus der Türkei: Eylül Iscan, Cihan Keskek und Ethem Tepeli. Wir sind hier zusammen mit amerikanischen, englischen, spanischen, südafrikanischen, deutschen und australischen Freunden. Mit den Personen aus der Türkei befinden sich insgesamt 17 lebende Schutzschilde in Bagdad. Da ich ihre Namen nicht genau kenne, werde ich sie zu einem späteren Zeitpunkt übermitteln. 6 dieser Personen befinden sich im Elektrizitätswerk im Süden von Bagdad, 2 im Elektrizitätswerk von Daura und 6 im Wasserwerk Madain. Unser Gesundheitszustand ist sehr gut. Manchmal singen wir, tanzen den Halay oder steigen aufs Dach und versuchen die abgeworfenen Raketen zu fotografieren. Der erste Bombentag verlief sehr hektisch und sehr schwer. Der Mensch gewöhnt sich mit der Zeit daran, mit dem Bombenlärm zu leben. Die Iraker leben schon seit 10 Jahren in dieser Situation.

Die Armut und die Schmerzen, die der seit zehn Jahren andauernde Krieg und das Embargo verursacht haben, sind sehr groß. In den Menschen steckt der Zorn darüber. Jeder hier ist sehr motiviert. Eines der Bomben, die vor zwei Tagen von den US-Kampfflugzeugen abgeworfen wurden, traf ein Bauernhof 400-500 Meter von uns entfernt. Dabei starb eine fünfköpfige Familie. Morgen werden wir an diesem Haus mit Blumen eine Gedenkveranstaltung machen. Manchmal besuchen wir die Krankenhäuser und sehen die Verletzten und die Kinder.

Wir machen hier erstmal Schluss und hoffen später mehr über die Entwicklungen hier berichten zu können. Wir werden versuchen, soweit wie möglich Informationen zu übermitteln. Viele Grüße von hier an die Kriegsgegner in der Türkei. Wir verfolgen sie täglich und spüren während der Bombardierungen ihre Kraft neben uns.


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