Solidaritätsseite
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Rote
Hilfe schaffen! Solidarität organisieren!
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Linke Solidaritäts-
und Schutzorganisation: Parteiunabhängig, strömungsübergreifend
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Rote
Hilfe, Bundesgeschäftsstelle
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Geschichte
wird gemacht, nehmen wir unsere in die eigenen Hände! |
27. Juni 1993/2003 - 10 Jahre nach dem Tod von Wolfgang Grams
Glaubt den Lügen der Mörder nicht!
Kein Vergeben - Kein Vergessen!
Gemeinsam den Kampf um Befreiung organisieren!
>>>Gegen
das Vergessen!
>>>Wolfgang
Grams wurde laut ZeugInnenaussagen durch die GSG 9 hingerichtet!
>>>Freiheit
für die politischen Gefangenen!
>>>Weg mit den §§
129, 129a, 129b!
Die bewaffnet Kämpfenden waren keine Popstars!
Vor zehn Jahren, am 27. Juni 1993, schlug das Bundeskriminalamt
(BKA) in Bad Kleinen gegen die Rote Armee Fraktion (RAF) zu. Wolfgang
Grams wurde laut Aussagen von ZeugInnen von der GSG 9 hingerichtet,
Birgit Hogefeld ist seither in Haft. Die Staatsschutzaktion in
Bad Kleinen offenbart öffentlich das Ausmaß des staatlichen
Vernichtungswillens gegen seine radikalen und militanten Gegner
und markiert zugleich eine schwere Niederlage für die Linke
in der Bundesrepublik.
[ mehr ]
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Verhaftungen
und § 129a-Verfahren in Magdeburg
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14.
August
Initiative
zum 129a Verfahren gegen Magdeburger
"Bad-Kleinen Nachbereitungstreffen" initiert
Vorbereitung einer bundesweiten Demo
Am 26./27.Juli
fand in Magdeburg das Nachbereitungstreffen der Kampagne "Glaubt
den Lügen der Mörder nicht!" statt. Ziel der Kampagne
war es, zehn Jahre nach dem Tod von Wolfgang Grams dessen politische
Ziele und die Umstände seines Todes wieder ins Gedächtnis
rufen.
Die beteiligten
Gruppen haben auf dem Treffen eine weitere Initiative gegründet:
zur Vorbereitung einer bundesweiten Demonstration zeitnah zum
Beginn der Hauptverhandlung des 129a-Verfahrens gegen Magdeburger
Linke und darüber hinaus zu einer engeren Zusammenarbeit
zu Themen wie Repression, Überwachunsstaat, innere Sicherheit
...
Mit dem nächsten Treffen der Initiative wird es dann einen
Demoaufruf sowie einen Plakatvorschlag geben wird. Auf der Kampagnenseite
zu Wolfgang Grams wird in Kürze ein Mailverteiler angeboten,
über den Infos zu den Demovorbereitungen und der Demonstration
gepostet werden sollen.
16.04.2003
Erneute Verhaftung in Magdeburg
Weiterer Magdeburger wegen StGB §129a ("terroristische
Vereinigung") verhaftet.
Um eine §129a-Anklage aufrecht zu erhalten, werden mind. 3
Personen benötigt.
Im laufenden
Verfahren nach §129a (StGB), Bildung einer "terroristischen
Vereinigung", in Magdeburg kam es heute zu einer erneuten
Festnahme. Der 23-jährige Carsten S. wurde heute gegen Mittag
in Magdeburg verhaftet. Morgen soll er dem Richter am Bundesgerichtshof
in Karlsruhe vorgeführt werden.
[ mehr ]
text2
Magdeburg/Karlsruhe: 129a-Verfahren in Sachsen-Anhalt
129a-Verfahren
in Sachsen-Anhalt: Dritter Magdeburger auf dem Weg nach
Karlsruhe, um die 129a-Konstruktion zu erhalten.
Seit November
2002 sitzen Daniel W. und Marco H. in Berlin-Moabit in U-Haft.
Die Bundesstaatsanwaltschaft wirft ihnen sowie fuenf (evtl. sechs)
weiteren
vorwiegend in Magdeburg wohnenden Linken die "Bildung bzw.
Raedelsfuehrerschaft einer terroristischen Vereinigung" nach
§129a StGB vor.
An so einer Vereinigung muessen nach 129a mindestens drei Leute
beteiligt
sein, andernfalls kann die Staatsanwaltschaft in diesem Fall nur
wg.
Sachbeschaedigung ermitteln.
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]
1.
April
Repressionsmaßnahmen halten an
Erneute Hausdurchsuchungen - Daniel und Marco immer noch
in U-Haft
Am Morgen des
1. April, kam es in Magdeburg und in Dessau erneut zu Repressionsmaßnahmen
gegenüber linken Jugendlichen und ihrem Umfeld. Insgesamt wurden
neun Wohnungen, ein Arbeitsplatz sowie ein Jugendzentrum in Dessau
durchsucht.Die Bundesstaatsanwaltschaft (BAW) hat im Zusammenhang
mit den
jüngsten Durchsuchungen bereits im November 2002 zwei junge
Männer aus Magdeburg festgenommen, die seitdem allein aufgrund
von Indizien in Untersuchungshaft sitzen.
Nähere Infos erfahrt ihr bei der Soligruppe.
12.12.2002: Erklärung der Soligruppe zu den 129a-Verfahren
in Magdeburg
[ mehr ]
Daniel
Winter bzw. Marco Heinrichs
Ermittlungsrichter am BGH
Herrenstr. 45a
76133 Karlsruhe
Gesammelte Gelder können auf folgendes Konto überwiesen
werden:
Konto der Roten Hilfe Magdeburg
Stadtsparkasse Magdeburg
Kontonr. 37151949
BLZ.: 81053272
Verwendungszweck: Soligruppe
E-mail für Mitteilungen und Anfragen an: soligruppe_magdeburg@mail.com
Rote Hilfe, Ortsgruppe
Magdeburg
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Freiheit
für Juanra!
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Am
16. Januar 2002 wurde unser Genosse Juanra in Amsterdam festgenommen.
Er ist Sänger der
linksradikalen Band Kop undwarlange Zeit in der Hausbesetzer-Szene
Barcelonas aktiv. Im August
vergangenen Jahres verließ er Spanien, um sich einer Festnahme
durch die spanische Polizei zu entziehen.
17. Januar 2002 eine
Durchsuchung des besetzten Hauses Vrankrijk in Amsterdam durch
ein schwer bewaffnetes Polizeikommando, mit der Begründung,
dass Juanra sich angeblich dort aufgehalten haben soll. Nachdem
Juanra zwischenzeitlich gegen Kaution freigelassen wurde ist er
seit Oktober 2002 wieder in den Niederlanden in Haft und soll
demnächst nach Spanien ausgeliefert werden.Der spanische
Staat gehtbesonders
rigoros gegen Gefangene vor, die dem Vorwurf des Terrorismus ausgesetzt
sind. So sind psychische und physische Folter an der Tagesordnung.
Die spanischen Behörden fordern zudem eine 22-jährige
Haftstrafe. [
mehr ]
Weitere Infos findet
Ihr auf der Website der Soligruppe in den Niederlanden
www.freejuanra.org. E-Mails
auf englisch, deutsch, niederländisch oder spanisch an
info@freejuanra.org
Solidaritätskomitee freejuanra Berlin: freejuanra@so36.net
Solidaritätskomitee freejuanra Hamburg: freejuanrahh@hotmail.com
Solidaritätskomitee Llibertat JuanRa! Barcelona: llibertatjuanra@hotmail.com
Website von Juanras Band
KOP: http://www.kop-ofensiva.org/
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Solidarität
ist eine Waffe! Jedes
Herz eine Zeitbombe!
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In
Berlin findet weiterhin der Prozeß wegen Mitgliedschaft
in den Revolutionären Zellen/ Rote Zora (RZ)
statt. Aktuelle Informationen auf www.freilassung.de.
Plakate und Aufkleber mit dem nebenstehenden Motiv
"Jedes Herz eine Zeitbombe! Solidarität
ist eine Waffe!" könnt Ihr bei uns bestellen.
Für
besonders lesenswert in diesem Zusammenhang halten wir die folgenden
Texte:
Texte
zu den Revolutionären
Zellen/ Rote Zorn
Einlassung
- Entlassung? Klaus Viehmann, März 2002
Flugblatt der
Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Aktion (AA/BO) vom März
2000

Im Dezember 1999 wurden bei einer großangelegten Staatsschutzaktion
Sabine E. aus Frankfurt, Axel
H. und
Harald G. aus Berlin,angebliche Mitglieder der Revolutionären
Zellen/ Rote Zora, festgenommen. Im Januar
wurden im selben Zusammenhang ein Mann und eine Frau in Paris festgenommen.
Diese beiden sind
inzwischen gegen Kaution wieder aus der Haft entlassen. Den Fahndungs-behörden
sind die RZ/ Rote Zora
lange Zeit eine unbekannte Größe geblieben. Seit 1973
aktiv am bewaffneten Kampf in der BRD zur Beseitigung
des Systems beteiligt, gab es bislang kaum Gefangene aus den RZ/
Rote Zora, ihre Konzeption des
bewaffneten Kampfes aus der Legalität heraus, von staatlichen
Fahndern auch als "Freizeit-Guerilla"
bezeichnet, war ein wirkungsvoller Schutz vor Repression, da die
Mitglieder weder öffentlich bekannt noch
illegalisiert waren. Aussagen zweier Kronzeugen haben zu den jetzigen
Verhaftungen geführt, die alle im
Zusammenhang mit über zehn Jahre zurückliegenden Aktionen
stehen.
Der bewaffnete Kampf in der Form, wie er in den 70er Jahren in der
BRD aufgenommen wurde, gilt inzwischen als gescheitert. Mehr
als 20 Jahre nach jenen Wochen, die später als "Deutscher
Herbst" 1977 in die Geschichte eingegangen waren, erlebt die
Linke nun
die Abwicklung und Vermarktung eines bedeutenden Teils ihrer Nachkriegsgeschichte.
Zum Start ins neue Jahrtausend kann die rot-
grüne Bundesregierung einen neuen Erfolg im Kampf gegen einen
totgesagten Feind vermelden.
Die Revolutionären Zellen haben zwar seit Jahren keine Aktionen
mehr durchgeführt, doch ihre 
Geschichte ist offensichtlich immer noch Gefahr genug. Mit den Verfahren
gegen angebliche RZ/ Rote
Zora-Mitglieder soll nicht nur der bisher vom Zugriff der staatlichen
Repression noch am wenigsten
betroffene Teil der bewaffneten Linken aufgerollt werden, sondern
auch generell die Möglichkeit, diesem
Staat den Kampf anzusagen. Auch wenn sich die Linke, bis auf wenige
Ausnahmen, nicht öffentlich
mit der Politik der RZ/ Rote Zora beschäftigt hat, waren ihre
schriftlichen Äußerungen und ihre praktischen Aktivitäten
von nicht
unwesentlicher Bedeutung. Ihre Popularität verdankten die RZ/
Rote Zora sicherlich nicht nur ihrem Anspruch, keine Avantgarde-
Organisation aufbauen zu wollenund keine Stellvertreterpolitik durchgeführt
zu haben, sondern auch derBandbreite ihrer Aktionsformen.
Diese reichten vom Fahrscheinfälschen im Rahmen von breit angelegten
Fahrpreiskampagnen bis zu Anschlägen gegen Institutionen,
die für die staatliche Flüchtlingspolitk verantwortlich
sind, wie das Ausländerzentralregister in Köln. Insbesondere
auf Spontis der 70er
Jahre und Autonome hatten die RZ erheblichen Einfluß. Die
in den 80er Jahren entstandene autonome Kommandomilitanz weist
Ähnlichkeiten mit dem RZ-Konzept auf. Auch wenn militante autonome
Kommandos nicht zum Ziel haben, eine Guerilla aufzubauen
und keine organisatorische Kontinuität herstellten, ist ihr
Ziel ebenfalls militante Propaganda, die im Wechselspiel mit legalen
Widerstandsaktionen steht. Bis in die Gegenwart hinein sind militante
Aktionen, die auf die Konzeption der RZ/ Rote Zora
zurückgehen, Teil linksradikaler Politk.
Revolutionären Zellen/ Rote Zora 
Die RZ waren ein Teil der Stadtguerillagruppen, die sich Anfang
der 70er Jahre gründeten, um
denbewaffneten Kampf in der BRDaufzunehmen, ihr Konzept wich zunächst
kaum von dem der RAF
und der Bewegung 2. Juni ab. Erstmals traten sie 1973 mit einem
Anschlag gegen den US-Konzern ITT
in Westberlin in Erscheinung, um auf die Beteiligung des Konzerns
an Pinochets Militärputsch in Chile
hinzuweisen. 1974 fand der erste Sprengstoffanschlag der "Frauen
der RZ" statt, der sich in den
Zusammenhang mit der damaligen Kampagne für die Abschaffung
des §218 stellte und dessen Ziel das
Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe war. Ab 1977 agierten die
Frauen eigenständig als "Rote Zora".
Hauptkennzeichen der Politik der RZ und der Roten Zora war die Teilnahme
ihrer Mitglieder an weitgehend legal arbeitenden
sozialenBewegungen, wie den Initiativen gegen den Bau der Startbahn
West und die Unterstützung ihrer Anliegen durch militante
Aktionen. Militante Aktionen sollten dabei nicht höher bewertet
werden als die öffentliche Arbeit, ein Prinzip, das auch für
die eigenen
Strukturen galt, in der der selbstgesetzte Anspruch bestand, dass
alle alles können sollten, um keine Hierarchien entstehen zu
lassen. "Widerstand heißt nicht, den Kopf unter den Arm
zu packen, die Knarre in die Hand und loszurennen. Widerstand heißt
auch
nicht, nur links zu sein, an der Revolution teilnehmen zu wolllen
und die Drecksarbeit den anderen, der Guerilla zu überlassen.
Widerstand heißt: über jede Form des Reformismus, der
Arschkriecherei und des Anbiederns an dieses System hinauszugehen.
Das
fängt an, wo man lebt und arbeitet. Am Arbeitsplatz, wo man
sich durch Maschinen-Ausfälle gegen die Arbeitshetze wehren
kann,
geht über kleinere und größere Brände bei Firmen
über Streiks, Fabrikbesetzungen, Demonstrationen über
Angriffe auf die
Institutionen der gegen das Volk "Regierenden" und der
Unterdrücker bis hin zu Bestrafungs-, Rache- und Befreiungsaktionen.
Widerstand gegen das System der Unmenschlichkeit heißt, sich
zu organisieren, den eigenen Lebensbereich zu verändern, zu
lernen,
sich als handelndes Subjekt zu begreifen, Phantasie und Kampfkraft
zu entwickeln." (Revolutionärer Zorn Nr. 1, 1975) In
derunregelmäßig erscheinenden RZ-Zeitung "Revolutionärer
Zorn"definierten die RZ drei Hauptaktionsfelderfür ihre
Angriffe:
"Antiimperialistische Aktionen", "Aktionen gegen
die Filialen und Komplizen des Zionismus in der BRD" und "Aktionen,
die den
Kämpfen von Arbeitern, Jugendlichen und Frauen weiterhelfen
sollen, die ihre Feinde bestrafen und angreifen". Einige dieser
Bereiche
wurden über die Jahre hinweg beibehalten, als Aktionsfelder
kam die Anti-AKW-Bewegung und der Kampf gegen die Startbahn 18
West im Rhein-Main-Gebiet hinzu.
Eine Ausnahme bilden die antizionistischen Aktionen. Aktionen gegen
Israel, das von den RZ, ebenso wie fast alle Fraktionen der
damaligen Linken als "Agent und als Vorposten des westlichen
Imperialismus mitten in der arabischen Welt" betrachtet und
angegeriffen wurde, fanden seit Ende der 70er Jahre nicht mehr statt.
In den Jahren 1975/76 hatten RZ-Mitglieder palästinensisch-
deutschen Kommandos angehört. Der heutige Kronzeuge Hans- Joachim
Klein gehörte dem Kommando an, das im Dezember 1975
die OPEC-Konferenz in Wien besetzte und Minister von 11 Ölstaaten
als Geiseln nahm. Im Juni 1976 hatte ein vierköpfiges
Kommando, dem zwei PalästinenserInnen und die RZ-Mitglieder
Brigitte Kuhlmann und Wilfried Böse angehörten, in Tel
Aviv ein
Flugzeug entführt, um die Freilassung von 50 GenossInnen in
israelischen und bundesdeutschen Knästen zu erwirken. Auf dem
Flughafen
von Entebbe (Uganda) wurde das Flugzeug gestürmt, die Mitglieder
des Kommandos kamen ums Leben, die Freilassung
der Gefangenen scheiterte. Nach dem Mißerfolg der Aktion brachen
politische Gegensätze innerhalb der RZ auf, die faktisch zu
einer
Spaltung führten. Ein Teil der RZ folgte eher einer sozialrevolutionären
Konzeption und stellte die Vermittelbarkeit der Politik innerhalb
der BRD in den Vordergrund, andere betonten die Notwendigkeit eines
internationalistischen, antiimperialistischen Kampfes, um nicht
bedeutungslos zu werden und bezogen sich auch weiterhin auf nationale
Befreiungsbewegungen. Teile der RZ-Strukturen äußerten
sich 15 Jahre später öffentlich zu dieser Spaltung und
unterzogen ihre bisherigen internationalistischen und antiimperialistischen
Positionen einer grundlegenden Kritik. Der Tod eines Genossen wird
im ersten der Papiere zum Anlaß genommen, das
Politikverständnis der RZ der 70er Jahre, ihr Verhältnis
zu nationalen Befreiungsbewegungen und ihr damaliges Verständnis
von
Antizionismus zu hinterfragen. "die israelischen Luftangriffe
auf die Flüchtlingslager, das Massenelend in den besetzten
Gebieten, das
Regime des Schreckens, das die Besatzungsmacht dort ausübte,
die Berichte aus den israelischen Gefängnissen waren uns Grund
genug und zugleich Vorwand, unser Wissen über Auschwitz in
den Hintergrund zu drängen. Wir machten uns die Losungen des
palästinensischen Befreiungskampfes zu eigen und setzten uns
darüber hinweg, daß unsere Geschichte eine vorbehaltlose
Parteinahme ausschloß." (Gerd Albartus ist tot, Dezember
1991) Ab Mitte der 80er Jahre initiierten die RZ unter dem Motto:
"Für
freies Fluten!" eine Flüchtlingskampagne mit einem im
Vergleich zu den 70er Jahren modifizierten Ansatz: "Wir wollen
zur
Rückgewinnung eines konkreten Antiimperialismus beitragen Antiimperialismus
bedeutet nicht allein Angriff auf militärisch-industrielle
Apparate und ist mehr als Solidarität mit fernen Befreiungsbewegungen"
(Revolutionärer Zorn, Oktober 1986)

Die RZ versuchten also zu einer neuen Form antiimperialistischer
Praxis zu gelangen, die sich
unteranderem in der bis dato umfassendsten Anschlagsserie der Roten
Zora bei insgesamt neun
Verkaufsfilialen der Bekleidungsfirma Adler ausdrückte, die
vorrangig zu Billiglöhnen in Südkorea
produzieren ließ. Die Brandanschläge sollten Streiks
von Südkoreanischen Arbeiterinnen des Konzerns
unterstützen. "Die Frauen bei Adler in Südkorea kämpfen
gegen die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft und setzen sich gegen den
alltäglichen Sexismus zur Wehr. Sie rufen zur Unterstützung
ihres Kampfes in der
BRD auf " Die Konzernleitung von Adler gab, mit ausdrücklichem
Verweis auf die Anschläge, den Forderungen der ArbeiterInnen
zumindest teilweise nach. Mit dem Niedergang der linken Protestbewegungen
Ende der 80er Jahre, verringerten sich auch die
Interventions- und Bezugsmöglichkeiten für die RZ/ Rote
Zora. Teile der RZ gaben das Ende ihrer bewaffneten Politik bekannt,
sie
konstatierten, keine politische Antwort auf gesellschaftliche Entwicklungen
seit der Wiedervereinigung 1990 gefunden zu haben: "Den
politischen Rest bekamen wir, als die Linke in der BRD/DDR sich
außerstande sah, auf den Wiedervereinigungsprozeß und
seine
Folgen zu reagieren. Mit diesem Nichtverhalten, mit dem Verzicht
auf die Formulierung von Alternativen und der totalen Unfähigkeit,
dem aufkeimenden Nationalismus auch nur theoretisch eine internationalistische
Perspektive entgegenzusetzen, trat die Linke als
innenpolitischer Faktor ab. Auch die RZ haben sich durch anhaltende
Passivität aus dem historischen Prozeß hinauskatapultiert."
(Das Ende unserer Politik, Januar 1992) Andere Teile der RZ-Zusammenhänge
formuliertenden Anspruch auch weiterhin politisch zu
intervenieren: "Eine unserer Möglichkeiten, uns nicht
in den Mainstream politischer Resignation fallen und treiben zu
lassen, sehen wir
in dem Versuch, unseren Teil zu einer grundlegenden Debatte über
die Neubestimmung linksradikaler Poltik beizutragen. Eine
Notwendigkeit wird es sein, unsere Strukturen aufrecht zu erhalten,
damit unsere Beiträge sich nicht auf die Veröffentlichung
von
Diskussionspapieren beschränken müssen " (Wir müssen
so radikal sein, wie die Wirklichkeit, Mai 1992) Nach 1992 hat es
nur noch
eine RZ-Aktion gegeben, einen Anschlag gegen eine Bundesgrenzschutz-Kaserne
an der polnischen Grenze, von der aus
ImmigrantInnen gejagt wurden.
Der Staat schlägt zu!
Am Sonntag, den 19. Dezember 1999 waren ca. 1000 PolizistInnen,
Beamte des BKA, der GSG 9, des Bundesgrenzschutzes, der
Berliner Polizei und die Bundesanwaltschaft (BAW) an Durchsuchungsaktionen
gegen den Mehringhof, einem linken Berliner
Kulturzentrum, und mehreren Privatwohnungen beteiligt. Hierbei richteten
die Beamteten einen Sachschaden von über 100.000 DM an.
So bot sich für den Staatsschutz gleichzeitig die Möglichkeit
einen Einblick in linke Strukuren wie den Mehringhof zu bekommen,
denn seit über 10 Jahren gab es offensichtlich keine vergleichbare
politische Situation, die ein derart großangelegte Durchsuchung
in
der Öffentlichkeit gerechtfertigt hätte. Die gesamte Aktion
der Staatsschutzbehörden basiert auf dem §129a (Werbung
für, Bildung
einer und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung).
Gesucht wurden ein angebliches Waffen- und Sprengstoffdepot der
"Revolutionären Zellen/ Rote Zora" und drei mutmaßliche
Mitglieder. Sabine E., Axel H. und Harald G. sitzen seit diesem
Tag unter
verschärften Haftbedingungen in Untersuchungshaft, d.h. 24
Stunden Einzelzelle, nur unterbrochen durch eine Stunde Hofgang
bei
schönem Wetter und die Essensausgabe. Allen dreien wird die
Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung - den RZ -
vorgeworfen. Axel H. wird zusätzlich die Betreuung eines Waffen-
und Sprengstoffdepots im Mehringhof in Berlin vorgeworfen, das
offensichtlich nur in der Phantasie der ermittelnden Behörde
existierte. Sabine E. und Harald G. werden der Sprengstoffanschlag
auf
die Zentrale Sozialhilfestelle für Asylbewerber in Berlin (6.2.1987),
der Anschlag auf den Vorsitzenden Richter am
Bundesverwaltungsgericht, Dr. G. Korbmacher (1.9.1987), dem ins
Bein geschossen wurde, vorgeworfen. Sabine E. soll ebenfalls am
Anschlag auf den ehemaligen Leiter der Ausländerbehörde
H. Hollenberg (28.9.1986), dem ebenfalls ins Bein geschossen wurde,
beteiligt gewesen sein. Die beiden letzten Anschläge sind zwar
juristisch längst verjährt, das hinderte die BAW aber
nicht daran, diese
in die Begründung für diese Durchsungs- und Festnahmeaktion
mit aufzunehmen. An all diesen Anschlägen soll auch Rudolf
S.
beteiligt gewesen sein, gegen den die BAW schon am 15. Dezember
1999 Haftbefehl erlassen hatte, der bereits aber seit Oktober
1999 in Untersuchungshaft sitzt. Rudolf S. soll auch an den Vorbereitungen
des Opec-Anschlages (siehe Text) beteiligt und laut BAW
einer der "führenden Köpfe" der RZ gewesen sein.
Die BAW führte die Festnahmen und Durchsuchungen aufgrund der
Aussagen von
Hans-Joachim Klein und Tarek Mousli durch. H.-J. Klein hatte sich
bereits vor 22 Jahren von den RZ distanziert, T. Mousli war
hingegen noch lange in der Berliner Linken aktiv. Beide erhoffen
Strafmilderung und belasteten im Gegenzug die Inhaftierten mit ihren
noch 1999 getätigten Anschuldigungen, da die sogenannte Kronzeugenregelung
mit dem 31. Dezember 1999 gesetzlich abgeschaft
wurde.
Für freies Fluten!
1985 begannen die RZ eine Kampagne gegen Rassismus und Sexismus.
Im Rahmen dieser
stehen auch die Anschläge die Sabine E., Axel H. und Harald
G. vorgeworfen werden. Die
Flüchtlingsfrage war für die RZ keine juristische oder
humantitäre. Die Kampagne sollte die
Abschottung der BRD vor Flüchtlingen unterlaufen und die rassistische
Praxis der Behörden
faktisch zurückdrängen. Die RZ griffen polizeiliche oder
sozialbehördliche Kontrollinstanzen an, um
Flüchtlingen einen Raum zu schaffen, der nicht mehr staatlich
kontrolliert und reglementiert werden
könne. Parallel sollten Aktionen für die konkrete Unterstützung
von Flüchtlingen durchgeführt
werden. Die RZ wiesen durch ihre Aktionen und in ihren Erklärungen
immer wieder auf die besondere Rolle von Flüchtlingsfrauen
hin,
die nicht nur durch Ausbeutung und Rassismus, sondern zusätzlich
durch patriachale Strukturen von Unterdrückung und Folter
betroffen seien. Die Kampagne konnte den gesteckten Zielen nicht
gerecht werden und blieb, nach der Einschäzung einer Gruppe
der
RZ/ Rote Zora, politisch isoliert. Das Scheitern des Ansatzes führte
bei Teilen der RZ/ Rote Zora dazu, den bewaffneten Kampf
aufzugeben. Ihr Ziel, über die Teilbereichsbewegungen hinaus
zur sozialen Frage zu kommen, sich einem möglichen neuen
revolutionären Subjekt anzunähern und Kämpfe vorwegnehmen
zu können und darüber einen neuen Ansatz antiimperialistischer
Politk
entwickeln zu können, wurde nicht erreicht.
Solidarität mit den Gefangenen!
Der bewaffnete Kampf in der BRD scheint vielen Linken heute nicht
mehr aktuell. Doch die Auseinandersetzung mit der Politik der bewaffneten
Gruppen ist nicht nur Geschichtsarbeit. Sie gibt auch
Aufschluß darüber, wie sich die außerparlamentarische
Linke und ihre politische Praxis heute
zusammensetzt. Nicht zuletzt sitzen noch heute revolutionäre
politische Gefangene in den Knästen der BRD.
Ohne die bedingungslose Freilassung der politischen Gefangenen kann
keine offene gesellschaftliche
Debatte um die Geschichte des bewaffneten Kampfes geführt werden.
Dies gilt einerseits für angebliche RZ-
Mitglieder, als auch für die immer noch sechs Inhaftierten
der RAF, denen ebenfalls unsere Solidarität gilt. Solange die
Gefangenen
symbolisch und tatsächlich für den Staat als Faustpfand
für die Unmöglichkeit grundsätzlicher Kritik an den
bestehenden
Verhältnissen, wird jede Auseinandersetzung um die bewaffnete
Politik der 70er/80er Jahre mit der Frage der Gefangenen verknüpt
sein. Zunächst heißt es, Solidarität für die
unmittelbar Betroffenen zu entwickeln, die seit ihrer Verhaftung
im Knast sitzen, und eine
Politik zu verteidigen, die für Widerstand gegen ein unmenschliches
System und für eine Perspektive jenseits von Ausbeutung und
Unterdrückung steht.
Freiheit für die Gefangenen im Verfahren gegen die RZ!
Freiheit für die Gefangenen aus der RAF!
Jedes Herz eine Zeitbombe!
Solidarität ist eine Waffe!
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