Die
Linke hat keine Heimat! Völkische Ideologien angreifen!
Im Sommer 2003 wird zum wiederholten Mal ein Stück deutsche Geschichte
in der medialen Öffentlichkeit neu verhandelt. Aktuell geht es um die
Umsiedlung der deutschen Minderheiten aus den osteuropäischen Staaten
nach dem Zweiten Weltkrieg. Jüngster Anlass ist das revanchistische
Projekt ein "Zentrum gegen Vertreibung" (ZgV) in Berlin zu errichten.
Über die inhaltliche Ausrichtung und den Standort des ZgV hat sich
eine Debatte entfacht, an der die radikale Linke bisher nur vereinzelt die
notwendige Kritik äußerte. Ähnlich wie schon in der Debatte
um den "Alliierten Bombenkrieg" gegen das nationalsozialistische
Deutschland, geht es an erster Stelle darum das "Leid" der Deutschen
in Szene zu setzen. In den unsäglichsten Ausprägungen dieser Debatte
fehlt auch der Vergleich mit der Holocaust nicht, um dem "Leid"
der Deutschen entsprechenden sprachlichen Nachdruck zu verleihen und damit
gleichzeitig die Singularität des Holocaust in Frage zu stellen. Wenn
in der deutschen Öffentlichkeit immer weiter an einem neuen Geschichtsbild
gebastelt wird, an dessen Ende, jedem historischen Zusammenhang entrissen,
die Deutschen als die eigentlichen Opfer des Zweiten Weltkrieges da stehen,
ist es Aufgabe der radikalen Linken die revanchistischen und geschichtsrevisionistischen
Debatten als solche zu kritisieren und deren WortführerInnen anzugreifen.
Ein Zentrum für den Rechten Rand oder ... Initiator für das Zentrum
war der "Bund der Vertriebenen" (BdV) durch die Gründung
einer gleichnamigen Stiftung im September 2000, deren Vorstand mit Erika
Steinbach (MdB-CDU; Vorsitzende des BdV) und Peter Glotz (SPD) besetzt wurde.
Ein weites Feld von UnterstützerInnen war innerhalb der deutschen Gesellschaft
schnell gefunden, dieses reicht von dem Volks- und Populärhistoriker
Guido Knopp über den ehemaligen Chefunterhändler der Bundesregierung
für Entschädigungsfragen Otto Graf Lambsdorf bis zur "Gesellschaft
für bedrohte Völker" (GfbV). Die inhaltliche Ausrichtung
des ZgV stellt die Umsiedlung der Deutschen aus den osteuropäischen
Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mittelpunkt und soll "Kultur,
Schicksal und Geschichte der deutschen Vertriebenen und ihre Heimat im Zusammenhang
erfahrbar" machen. Womit nichts anderes erreicht werden soll, als die
Umsiedlung zum größten völkerrechtlichen Verbrechen nach
dem Zweiten Weltkrieg hochzustilisieren. Bewusst wird die Einordnung der
Umsiedlung der Deutschen in den historischen Zusammenhang vermieden, nämlich
dass die Deutschen in den osteuropäischen Staaten aktive SympathisantInnen
und UnterstützerInnen des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges
waren und somit auf der Seite der TäterInnen standen und stehen. Ergänzt
wird dieses geschichtsrevisionistische Verständnis der Umsiedlung durch
die Annahme eines universellen Menschenrechtes auf Heimat einer jeden "Volksgruppe",
welches auf einem völkisch-nationalistischen Weltbild basiert. An diesem
Punkt tut sich gerade die deutsche Variante des Nationalismus besonders
hervor und kann auf eine lange Tradition zurück blicken. Schon in der
Entstehung des deutschen Nationalismus als politische Kraft im späten
18. und im 19. Jahrhundert war dieser stark völkisch ausgerichtet.
In Abgrenzung zu anderen nationalistischen Strömungen in Europa, ging
es nicht allein um die Bildung eines Staates als Ausdruck des politischen
Willens der dort lebenden Bevölkerung, sondern der deutsche Staat kann
nur als Produkt von scheinbarnaturhaften Eigenschaften seiner Bürger
gedacht werden. Ausdruck davon seien Tradition, Kultur und Sprache, welche
ihren Ursprung in der Zugehörigkeit zum deutschen Volk hätten.
Die Zugehörigkeit bestimmt sich allein durch die Blutsverwandtschaft
und kann nicht auf andere Weise erlangt werden. Niederschlag fand diese
Vorstellung von einem naturhaft gewachsenem "Volkskörper",
der den Gedanken einer "deutschen Rasse" als Potential bereits
in sich trägt, schon 1842, als der preußische König Friedrich
Wilhelm IV. das Bluts- und Abstammungsrecht (ius sanguis) einführte,
was bis heute in lediglich abgeänderter Form in Deutschland gilt. Ein
solcher "Volkskörper" oder auch eine "Volksgruppe"
hat in diesem Weltbild eine solche Verwurzelung in seiner "Heimat"
gefunden, dass es bei einer Umsiedlung/"Vertreibung" zu einer
kollektiven Traumatisierung der "Volksgruppe" kommt. Auf dieser
ideologischen Basis wird die Umsiedlung der Deutschen aus Osteuropa zu einem
Verbrechen am ganzen "deutschen Kollektiv" beschworen und deswegen
soll das ZgV in Berlin auch in bewusster Nähe zum Holocaustmahnmal
errichtet werden, um die "andere Seite" der deutschen Geschichte
dar zu stellen. Auch der Boden für Entschädigungsforderungen der
Vertriebenen gegenüber osteuropäischen Staaten wird in dieser
Form ideologisch weiter aufbereitet und so eifrig am deutschen Opfermythos
gebastelt. Ganz nebenbei wird mit dem Versuch die Umsiedlung als Unrecht
zu brandmarken auch die Gültigkeit des Potsdamer Abkommens, das die
Umsiedlung rechtlich begründete und die gesamte Nachkriegsordnung festlegte,
implizit in Frage gestellt.
...
ein Zentrum für ganz Deutschland?
Inzwischen regt sich allerdings Widerstand gegen das bisherige Konzept
des ZgV. Wortführer der bürgerlichen KritikerInnen ist SPD-Außenpolitiker
Marcus Meckel, der Bundeskanzler Schröder genauso hinter sich weiß,
wie Nobelpreisträger Grass, Bundestagspräsident Thierse und
weitere VertreterInnen des "geläuterten" Deutschlands.
Meckel forderte das Zentrum zu "europäisieren" und die
inhaltliche Ausrichtung auf Vertreibung im Allgemeinen zu verlagern und
die Umsiedlung der Deutschen als eine unter vielen "Vertreibungen"
zu betrachten. Auch den Standort Berlin will Meckel verwerfen und das
Zentrum im polnischen Wroclaw errichten lassen (dem deutschen "Volk"
besser als Breslau bekannt). Die Differenzen in der Debatte zwischen dem
liberalen und dem konservativreaktionären Lager erscheinen groß,
doch die Vehemenz der Auseinandersetzung täuscht über die Gemeinsamkeiten
beider Seiten hinweg. Beide wollen ein Zentrum. Meckels formulierte Kritik
an dem Konzept des BdV überdeckt gleichermaßen, dass er die
Umsiedlung der Deutschen in andere Vertreibungstaten des 20. Jahrhunderts
einordnen will und nicht als die logische und notwendige Konsequenz aus
dem vorangegangenen Verbrechen der Deutschen sieht. Der Unterschied liegt
also allein in der Betonung des "deutschen Leids" und nur da.
War das ursprüngliche Konzept für das ZgV so offensichtlich
revanchistisch, dass aus dem osteuropäischen Ausland Kritik geäußert
wurde, schaffte es Meckel, die KritikerInnen hinter sich zu sammeln und
unter dem Stichwort "Europäisierung" als FürsprecherInnen
für das ZgV zu gewinnen. Antje Vollmer (MdB Bündnis90/Grüne)
bringt das ganz eigene Geschichtsverständnis der Meckel-Freunde auf
den Punkt, wenn sie die Umsiedlung als Folge einer "Wahnidee von
ethnisch-homogenen Nationalstaaten" bezeichnet und weiter behauptet
"Das waren Menschen wie Präsident Wilson, Chamberlain, Churchill,
später Stalin, die diese Idee vertreten haben". Was eine "Europäisierung"
des ZgV konkret verändern und ermöglichen soll, an der Trägerschaft
oder an der inhaltlichen Ausrichtung, bleibt bisher offen. Sicher ist
allein die Zustimmung des Bundestags, die schon im letzten Jahr erteilt
wurde und in dem sonst sehr kurzen Beschluss gleich zweimal betont, dass
die "Vertreibung" der Deutschen dokumentiert werden soll. Wer
sich am Ende der Debatte durchsetzen wird, erscheint inzwischen fast unwichtig,
denn bereits eines hat die Debatte geschafft, wie die Mitglieder des wissenschaftlichen
Beirates und Unterstützer des ZgV am 13. August 2003 schrieben: "Sie
trägt dazu bei, weitere Kreise über diese Stiftung zu informieren
und in einen demokratischen Prozess der Meinungsbildung einzubinden."
Und dieser demokratische Meinungsbildungsprozess hat bisher folgende von
keiner Seite in Frage gestellte Erkenntnisse für die deutsche Bevölkerung
zu Tage gefördert: Die Umsiedlung war ein Verbrechen, dass die Deutschen
kollektiv traumatisierte, da eine deutsche "Volksgruppe"
aus ihrer "Heimat" "vertrieben" wurde. Und dass das
Gedenken an die Deutschen als "Opfer" des Zweiten Weltkriegesangeblich
viel zu lange tabuisiert worden ist. Das ZgV steht so in jeder Hinsicht
im Dienst deutscher ökonomischer Interessen, der Entschädigungsforderungen
der "Vertriebenen" gegenüber den osteuropäischen Staaten
und verbreitet gleichzeitig die eigene völkische Ideologie in der
deutschen Bevölkerung weiter.
Die
Gesellschaft für bedrohte Völker ...
"(Links-)Liberale" Vorreiterin für das Konzept des BdV
ist die GfbV. Besonders ihr Gründer und Generalsekretär Tillman
Zülch hat sich in der bisherigen Debatte in den Fordergrund gespielt
und ist Förderer und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der
ZgV-Stiftung. Die GfbV, die zweitgrößte "Menschenrechtsorganisation"
Deutschlands, die seit 1993 als "NGO mit Beraterstatus" bei
der UN registriert ist und ihren Hauptsitz in Göttingen hat, spricht
sich immer wieder für das ZgV in seiner ursprünglichen Konzeption
aus. Vehement wehrt sie sich gegen die behauptete mangelnde Europäisierung
des Projektes. Mit Außenstellen in Österreich, Bosnien, USA,
Luxemburg, Schweiz, Frankreich, Großbritannien und in der "Autonomen
Provinz Südtirol" hat sich die GfbV in der Vergangenheit mit
ihrem weltweiten Einsatz gegen "Völkermord", vor allem
während des Bosnienkrieges, einen Namen gemacht. Im Gegensatz zu
Amnesty international (ai) stehen bei der GfbV "Völker"
im Mittelpunkt der "Menschenrechtsarbeit" und nicht das Individuum.
Dokumentiert ai Menschenrechtsverletzungen, die an Einzelnen begangen
worden sind und verurteilt diese unabhängig von Weltanschauung und
Motivation, findet bei der GfbV eine Fixierung auf "Verbrechen"
gegen "ethnische Minderheiten" oder gleich "Volksgruppen"
statt und nimmt die innerhalb dieser Minderheiten vorherrschenden Unterdrückungsmechanismen
und dort Teils genauso menschenrechtsverletzende Praxis von ihrer Kritik
aus. Die humanistisch-völkischen Ideologie der GfbV findet dort ihre
Grenzen, wo nicht der Gedanke nach Minderheitenrechten oder nationaler
Selbstbestimmung im Vordergrund steht. Bewegungen in denen vor allem Forderungen
sozialer Art oder mit sozialistischer Zielrichtung formuliert werden und
die damit die "ethnische" Dimension des Konflikts in Frage stellen,
sind für die GfbV ein rotes Tuch. Daraus entwickelte sich gerade
zu zwangläufig eine Abneigung gegenüber sozialistischer Bewegungen,
bis zur offenen Diffamierungen dieser, bei der GfbV und eine Zuneigung
zu besonders nationalistischen Gruppierungen wie zu der UCK im Kosovo.
Von einer solchen bewussten Parteinahme wollte die GfbV natürlich
nichts mehr wissen, nach dem die UCK selbst Anfing den Kosovo "ethnisch
zu bereinigen". Eine solche politische Parteinahme bei der GfbV ist
in vielen ihrer Tätigkeitsbereiche aufzufinden und so ist es kein
Zufall, dass ihr Generalsekretär Zülch sich bereits seit Jahren
in antikommunistischen Hetztiraden ergeht.
...
entdeckt das deutsche Leid
Die Ambivalenz des humanistisch-völkischen Ansatzes der GfbV reißt
dann völlig ab, wenn es um die deutsche Geschichte und aktuelle deutsche
außenpolitische Interessen, speziell in Osteuropa, geht. Gerade
Zülch hat, exemplarisch für die ganze GfbV, an diesen Punkten
deutlich ausgesprochen, wessen Geistes Kind er ist. Die Umsiedlung der
Deutschen stellt auch für Zülch, ganz im Einklang mit dem BdV,
das größte Verbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg dar, was in
der deutschen Gesellschaft viel zu wenig beachtet würde, wäre
es doch Teil der deutschen "doppelten Vergangenheit des Angriffskrieges
und des Holocaust einerseits, aber auch das Wissen um die Massenvertreibung
andererseits". Dem Holocaust würde zu viel Bedeutung beigemessen
und so behauptet Zülch, dass "... je mehr die Bundesrepublik
nationalsozialistische Vergangenheit bewältigt ..., um so weniger
fänden ...(andere) Genozide Widerhall in der Öffentlichkeit".
Was für Zülch den Umkehrschluss nahe legt, es wäre anders,
wenn mehr über das eigene deutsche "Leid" berichtet werden
würde. In dieser Logik ist der Einsatz für das ZgV daher nur
zu verständlich, denn das ZgV in Berlin wäre "gerade für
die Opfer gegenwärtiger Vertreibungen von großer Bedeutung,
denn die europäischen Regierungen bekämpfen dieses Verbrechen
weder entschieden noch setzen sie sich energisch für eine Rückkehr
der Vertriebenen ein". Die Argumentationen Zülchs, der den Menschenrechtspreis
der Sudetendeutschen Landsmannschaft erhielt, weil er sich 2001 bezüglich
der EU-Beitrittsländer für die Rücknahme der Verordnungen
und Gesetze, die die "Vertreibung" der Deutschen nach dem 2.Weltkrieg
anordneten bzw. legalisierten, eingesetzt hatte, sollte aber nicht den
Blick auf die Rolle der GfbV für die deutsche Geschichtsbewältigung
und Politik verstellen. Das Engagement der GfbV durchzieht alle Bereiche
der deutschen Politik in denen es um "Volksgruppen" geht. So
entwarf sie ein Konzept für eine deutsche Einwanderungspolitik, dass
darauf abzielte Einwanderung auf der Basis "völkischer Zugehörigkeit"
zu organisieren, da dies die einzige Form sei Einwanderung für die
deutsche Kultur- und Wertegemeinschaft "sinnvoll" zu gestalten.
Die GfbV fordert vornehmlich die Förderung der Zuwanderung deutscher
"Volksangehöriger", sprich Spätaussiedler bzw. "Russlanddeutscher"
und "Rumäniendeutscher". Mit dem Plan die Zuwanderung und
Migrationsbewegung auf einer "völkischen Basis" zu organisieren,
bewegt sich die GfbV in der Traditionslinie des deutschen Nationalismus.
In der vorgestellten Pluralität von "Völkern", in
der jedem einzelnen eine "naturgegebene" Besonderheit zugesprochen
wird, lag in der Vergangenheit der Schlüssel für die ideologische
Überhöhung des "deutschen Volkes", die zum Motor deutscher
Bestrebungen auf dem Weg zum Nationalstaat wurde. Diese Form des deutschen
Nationalismus war auch eine Grundlage des aggressiven Antisemitismus,
der die jüdische Bevölkerung als fremde und feindliche "Rasse"
bekämpfte. Die Begründung lieferte unter anderem die auf der
gemeinsamen Abstammung aufbauende Rassenideologie des Nationalsozialismus,
die andere Völker im Sinne zoologischer Gattungen zu auserwählten
Opfern machte. Damals wie heute treten Organisationen, wie die GfbV oder
die deutschvölkische "Paneuropa Union" unter dem Vorwand
der "Durchsetzung von Menschenrechten" für deutsche Expansionspolitik
vor allem in den osteuropäischen Ländern ein und fordern "Volksgruppen"
-Rechte für die dort lebenden Deutschen und das "Recht auf Heimat"
für die "Vertriebenen". Der Einsatz von solchen Mittelsorganisationen
zugunsten deutscher Interessen ist seit dem Ersten Weltkrieg gängige
Praxis deutscher Außenpolitik. Die GfbV trägt außerdem
durch ihre "Volkstumspolitik" innerhalb der BRD ihren Anteil
daran, dass nach der deutschen Wiedervereinigung und im Rahmen historisierender
und geschichtsfälschender Debatten das "deutsche Volk"
als identitätsstiftende Einheit wieder in das Bewusstsein der Deutschen
gerückt ist.
Kampf
gegen (deutsch-) völkische Ideologien
Seit dem Bestehen der Vertriebenen-Organisationen äußert die
Linke mit Protest- und Sabotageaktionen sowie anderen Widerstandsformen
ihre Kritik an den revanchistischen Programm der Vertriebenen und den
Organisationen selbst. Auch in Göttingen hat ein Bündnis linker
bis linksradikaler Gruppen, darunter die Autonome Antifa [M], immer wieder
Aktionen gegen Veranstaltungen von Vertriebenenorganisationen organisiert
und unter anderem die Landsmannschaft Ostpreußen dazu gebracht,
ihr revanchistisches Gedenken an die Gefallenen der faschistischen Wehrmacht
im Göttinger Rosengarten dauerhaft aufzugeben. Im Vordergrund der
Kritik bei solchen Aktionen stand häufig der Verweis auf personelle
Kontinuitäten von nationalsozialistischen Führungspersönlichkeiten,
dem verherrlichenden Gedenken an deutsche Täter aus der faschistischen
Wehrmacht und den "Entschädigungsforderungen der Heimatvertriebenen".
Das sind alles Punkte, an denen eine Kritik aufgezogen werden konnte,
die in der linksliberalen Öffentlichkeit auch Gehör fand, galten
in dieser die Vertriebenenverbände doch lange Zeit als reaktionäre
Kraft. Seitdem sich aber die rot-grüne Regierung gerne auf den Veranstaltungen
der Vertriebenen zeigt, auch wenn dies ab und zu noch zu kleineren Reibereien
führt, kommen die Vertriebenen und der politischen Mitte immer näher,
wo wesentliche Teile ihres Programms längst angelangt sind. Auf eine
biologische Lösung des Problems der revanchistischen Vertriebenenverbände
kann eine radikale Linke nicht hoffen, so wie es der deutsche Staat bei
der Frage der Entschädigungszahlungen an die Opfer des Nationalsozialismus
getan hat und immer noch tut. In Deutschland kann nämlich neben der
"Volkszugehörigkeit" auch der Status des "Vertriebenen"
vererbt werden. Eine Fixierung auf die Vertriebenen ist allerdings in
einer Gesellschaft, in der seit der Wiedervereinigung regelmäßig
das "Leid" der Deutschen betont wird, sowieso schädlich.
Angriffspunkt muss hier die gesamte deutsche Gesellschaft sein, auch ihre
scheinbar linksliberalen Auswüchse, wenn ihren Forderungen auf nichts
anderes hinaus laufen als die Schaffung eines besseren Deutschlands und
nicht dessen Abschaffung. Diese Ausrichtung hat ihre alleinige Berechtigung
zur Erlangung oder zum Erhalt des eigenen Handlungsspielraums, der direkten
Abwehr faschistischer Übergriffe und der Artikulierung einer radikalen
Kritik am Kapitalismus und Deutschland, was in den seltenen Fällen
öffentlichkeitswirksam gelingt. Ansonsten findet sich die radikale
Linke schnell Hand in Hand mit den bürgerlichen AktivistInnen für
ein "besseres" Deutschland wieder. Die Linke hat in ihrer Geschichte
die Kritik völkischer und nationalistischer Ideologie häufig
selbst unzureichend bei ihren Solidaritätsaktionen berücksichtigt.
In den Kampagnen der letzten Jahre findet die Ausblendung dieser Problematik
sogar ihren vorläufigen Höhepunkt und verdrängt, dass das
Subjekt emanzipatorischer Politik nicht irgendein nationales oder gar
völkisch konstituiertes Kollektiv sein kann, sondern nur der Mensch
als Individuum, in dem Streben alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen
er einerniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes und ein verächtliches
Wesen ist. Nur Bewegungen, die diese Ziele verfolgen können Adressaten
linker Solidarität sein, alles anderer ist gut gemeinter Humanismus
oder je nach Spielart nationale, völkische oder auch religiös-fundamentalistische
Mobilisierung. Völkischen Ansätzen sind von der radikalen Linken
eine deutliche Absage zu erteilen und einer schonungslosen Kritik zu unterziehen,
denn nur im glimpflichsten Fall sind diese Wegbereiter zurück in
den Schoß der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft gelangt.
Es ist dringend notwendig in einer Zeit, in der die Elemente des deutschen
Nationalismus immer breitere Akzeptanz zurück erlangen, diese und
deren Ausprägungen offensiv zu bekämpfen. Ein erster Schritt,
ist es die geschichtsrevisionistischen Debatten und deren zentrale Persönlichkeiten
als dass zu benennen und entschieden zu bekämpfen was sie sind: Die
Steigbügelhalter eines wiedererstarkten Deutschlands auf dem Sprung
zu neuen Weltmacht.
Völkische
Ideologien bekämpfen!
GfbV schließen!
ZgV verhindern!
Die Linke hat keine Heimat!
September 2003, Autonome
Antifa [M]
Autonome Antifa [M]
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