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Die Kaperung


Um den 9. Juni.


VIDEAUX: Zusammen mit den Kongolesen führten unsere Jungs eine Aktion durch, wie es in diesem Guerillakrieg noch keine gegeben hatte, sie lockten ein Schiff in einen Hinterhalt.

Als Aly zur Basis kam, lagen Falka, Mongueso und noch zwei Compañeros in der Nähe des Sees in einem Hinterhalt. Sie brachten ein Schiff auf, das Schmugglern gehörte, die auch mit Kriegsgerät handelten. Wir verfügten über Informationen, daß es sich um Spione handelte, die außerdem belgische Söldner transportierten.

Das Schiff kam näher, und als es in unmittelbarer Nähe war, eröffneten sie das Feuer; mit Mörsergeschützen versperrten sie den Weg. Es saß in der Falle und mußte die weiße Flagge hissen. An Bord befanden sich sieben oder acht Personen. Auch ein französischer Söldner in Zivilkleidung wurde gefangengenommen, alle waren bewaffnet. Einzeln ließ man sie herauskommen, und sie kamen in diesen Ruderbötchen, die sie an Bord hatten. Einige in Booten, andere schwimmend, denn sie waren sehr nah am Ufer. Und man nahm sie gefangen und beschlagnahmte ihr Schiff mitsamt einigen FALs und Springfields, mit denen die Kollaborateure der Belgier ausgerüstet waren.

Und diesen gefangengenommenen Söldner verurteilten die Kongolesen zum Tod durch Verhungern. Sie hatten ein Loch von etwa zwei Metern Tiefe gegraben, oder vielmehr war es eigentlich ein altes Loch, das sie immer für solche Strafen benutzten, und dort hinein haben sie den Franzosen gesteckt. Wir wußten von nichts, wir kamen an und fragten nach dem Söldner. Sie sagten: »Nein, der ist da und da.« Als uns dämmerte, was hier vor sich ging, sprachen wir mit dem kongolesischen Chef und versuchten ihn davon zu überzeugen, daß es besser sei, diesen Mann am Leben zu lassen und wieder gesund zu pflegen, womöglich besaß er sogar irgendeine wichtige Information, und daß unserer Meinung nach ihre Methode falsch sei. Er sagte: »Jaja, wir werden ihn herausholen.« Aber der Mann war bereits am Ende. Am nächsten Morgen starb er.

Als der Che davon erfuhr, war er empört und sprach mit der kongolesischen Führung, denn zudem war diese Barbarei nicht die erste gewesen. Aber da die eigentliche Führung der Guerilla nicht vor Ort, sondern weit weg war, weit enfernt von der Front, war weiteren Übergriffen Vorschub geleistet. Der Che war der Ansicht, daß man selbst da menschlich handeln mußte, wo es schier unmöglich schien, und damit hatte er, wie seine Erfahrung aus mehreren Kriegen bewies, vollkommen recht.

Die Guerilla nahm das Schiff in Besitz, und Tatu ordnete an, es irgendwo zu verstecken. Es wurde an die Führung der Bewegung übergeben, und später wurde es zu nächtlichen Fahrten über den See nach Kigoma benutzt. Ungefähr drei Monate leistete das Schiff so gute Dienste, aber auf einer der Reisen erlitt es mitten auf dem See Schiffbruch; es war beschossen worden, und dabei kam die gesamte Besatzung, die aus kongolesischen Guerilleros bestand, ums Leben. Das Boot sank jedoch nicht vollständig, die Belgier nahmen es mit einem Kutter ins Schlepptau und holten es sich so zurück.



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