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Antifaschistischer Widerstand in Wurzen. [2] | Wurzen-Broschüre. |
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(10) ebenfalls eine Kleinstadt in der Nähe von Leipzig
(11) Die Faschos treffen sich damals in der BB-Baracke, deren Schließung schon abzusehen ist.
(12) Papier des Delitzscher Treffens vom 18.2.95 |
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(14) Der genaue Inhalt der Flugblätter ist leider nicht mehr rekonstruierbar,
da wohl nur noch Polizei und Faschos Exemplare besitzen, was auf ein Manko der
hiesigen Antifa Arbeit - keine lückenlose Archivierung eigener Aktionen -
hinweist. Der einzige Hinweis auf die Flugblatt-Aktion, der sich fand, stammt
aus einem Beitrag des CEE IEH (Nr. 13). Das folgende Zitat beschreibt auch die
konzeptionellen Ambivalenzen der Aktion: Da vermutet wurde, daß erstens ein Teil der BürgerInnen nicht um die Dimension der rechten Realitäten ihrer Stadt wissen (weil politisch Verantwortliche jene ständig herunterspielen) und zweitens viele Jugendliche eher Mitläufer in der rechten Szene sind, die im Gegensatz zum Kern der Neonazis, deren Ideologie noch nicht vollständig verinnerlicht haben, aber durch Äußerlichkeiten und Eindruck schaffende Taten, diese symbolisieren und die Akzeptanz dafür zum Ausdruck bringen, wurden zwei Flugblätter entworfen und verteilt, die auf diese Umstände eingehen und daraus folgend versuchen klarzustellen: 1. Wer von den BürgerInnen Wurzens weiterhin das rechtsradikale Problem nicht sehen will, bzw. dieses verschweigt und verharmlost, macht sich mitschuldig an den bereits erfolgten und leider höchstwahrscheinlich noch folgenden Übergriffen der Faschos auf MigrantInnen, Linke und all diejenigen, die sich gegen die rechte Realität stellen. Sie sollen sich nicht wundern, wenn Wurzen bald in einem Atemzug mit Städten, wie Hoyerswerda, Rostock, Mölln, Solingen und Magdeburg genannt wird. 2. Wer von den Jugendlichen sein Mitläufertum nicht überdenkt und weiterhin im regionalen rechten Mainstream mitschwimmt, muß die Konsequenzen sehen, die daraus folgen können. Leider gibt es in Wurzen nur einen Ansatz einer Alternative - die Villa -, welche von der Stadt nicht nur nicht unterstützt, sondern sogar behindert wird. Aber selbst bei Nichtakzeptanz dieses Ansatzes, bleibt die Möglichkeit, eigene, von den Nazis unabhängige Wege zu suchen. (15) Sächsischer Verfassungsschutzbericht 1995, S.15
(16) KlaroFix, Juni 95
(17) siehe Chronologie: 20.4.1996 Gerichshain; 6.4.1996 Wurzen
(18) KlaroFix, Juni 95
(19) Cee Ieh, Juni 95 |
![]() Bürgermeister Pausch in MTZ vom 14.7.1995 |
Der Höhepunkt jener offensiven Aktionsperiode ist die Demo am 20. Mai
1995. Unter dem Motto »Wurzen und Umland nicht in Nazihand - Kein
Fußbreit den Faschisten« beteiligen sich größtenteils
nur Linke aus der Region an der Demo, obwohl diese eigentlich als
»bundesweite« deklariert wird. Wer die sonst in ostdeutschen
Städten stattfindenden Demos kennt, muß aber zumindest eingestehen,
daß jene konsequent und powerfull ist. Die Leipziger Zeitschrift KlaroFix
schreibt: überhaupt war den Leuten die Entschlossenheit anzumerken.
Die Demo war die ganze Zeit von Sprechchören begleitet, es gab kaum
peinliche Schweigeminuten. (16) Als Faschoansammlungen
am Rande des Demozuges provozieren, wird die Polizei gezwungen, diese
aufzulösen, da alles darauf hindeutet, daß dies sonst - trotz des
Bullenspaliers - die Antifas erledigen.
Zum Abschluß eines Redebeitrages der Wurzner Demo postulieren
»Antifaschisten aus Sachsen und anderswo« zukunftsorientierte
Schritte: Diese Demo ist nur der Anfang. Diverse Recherchegruppen werden
solange weiterarbeiten, bis auch der letzte kleine Fascho aus seiner
Anonymität gerissen und damit angreifbar geworden ist. Faschos, eure
besten Zeiten hier sind vorbei, jetzt wird die Rechnung aufgemacht. Eure Tage
sind gezählt. (18) Im selben perspektivischen Duktus ist eine am Ende
der Demo skandierte Parole: Heute ist nicht alle Tage - Wir kommen wieder
keine Frage! (19) Die Antifas von außerhalb kommen aber nicht mehr
lange wieder. Letzte größere Aktion ist der ungeplante Angriff
auf die Baracke am 17.6.95.
Die offensiven Aktionen in Wurzen hören auf. Die Villa Kuntabunt wird
ersatzlos geräumt. »Bunte« in Wurzen können sich nur
noch in einigen WGs, normalen Kneipen und anderen ungeschützten
Plätzen treffen. Einige AntifaschistInnen aus Wurzen verlassen die Stadt,
für andere sind die Differenzen mit den auswärtigen Antifas zu
groß, sie kommen nur noch selten zu gemeinsamen Treffen.
Den Nazis kann ihr sehr junges Rekrutierungspotential nicht mehr streitig
gemacht werden. Jugendkultur, Freizeit, Spaß, Action, Party sind nun in
Wurzen vollständig von rechts okkupiert.| (20) siehe Artikel zu Jugendpolitik |
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(21) Überschrift eines Artikels in der MTZ vom 24.1.95 und O-Ton des
Landeskriminalamtes Sachsen nach dem Überfall von Faschos auf
Mietwohnungen von Linken in der Berggasse.
(22) zit. nach dem Flugblatt der Faschos vom 16.6.95 (Rechtschreibung original) (23) es gab zwei der legendären Punkerknacker-Festivals |
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(24) Cee Ieh, Nr. 13, Sommer 95
(25) Ausnahme waren einige Artikel in der jungen Welt, z.B. am 1.2.95, 29.3.95. |
Die schlechte Zusammenarbeit mit überregionalen Antifa-Zusammenhängen
zeigt sich in einer anderen Situation noch viel deutlicher.| (26) vgl. Jugendpolitik, Parteien |
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