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Nichts vergessen, nichts gelernt

Zitate deutscher und österreichischer Korporationsstudenten von 1815 bis heute. Eine Dokumentation der Unbelehrbarkeit.

1815

Mit den Worten „Wehe über die Juden, so da festhalten an ihrem Judentum und wollen über unser Volkstum und Deutschtum spotten und schmähen“ warfen Burschenschafter im Rahmen des Wartburgfestes das Buch „Germanomanie“ des jüdischen Autoren Saul Ascher ins Feuer

1881

„Es gilt zu arbeiten für die innere Gestaltung unseres Volkes und Vaterlandes. Wir haben ein Reich und lassen Gut und Blut dafür. Vieles in ihm ist noch mangelhaft. Judentum, Franzosentum, wohin wir blicken. Es ist die Aufgabe der christlich-germanischen Jugend, das auszurotten, denn uns gehört die Zukunft.“

Aus der Festrede Diederich von Hahns, 6.8.1881, „Kyffhäuserverband“, der Zusammenschluß der „Vereine deutscher Studenten“

1896

Auf dem Eisenacher Burschentag stellt die Deutsche Burschenschaft, damals Allgemeiner Deputierten-Konvent genannt, fest, „daß auch in Zukunft die Burschenschaften in ihrer Ablehnung gegen die Aufnahme jüdischer Studierender einmütig zusammenstehen.“

1919

In der „Deutschen Corps-Zeitung“ erklärt der Marburger Student Rocholl (Mitglied der Teutonia Marburg) zur Gründung der demokratischen Weimarer Repubik: „Wir müssen offen bekennen, daß wir zu dem Umsturz in unversöhnlichem Gegensatz stehen, daß wir unsere monarchistische Gesinnung nicht abgelegt haben.“

1920

Der Burschentag der Deutschen Burschenschaft beschließt die „Eisenacher Beschlüsse“:

„1. Die Burschenschaft steht auf dem Rassenstandpunkt. Deshalb dürfen nur deutsche Studenten arischer Abstammung, die sich offen zum Deutschtum bekennen, in die Burschenschaft aufgenommen werden.

2. Der Burschentag verpflichtet die einzelnen Burschenschaften, ihre Mitglieder so zu erziehen, daß die Heirat mit einem jüdischen oder farbigen Weib ausgeschlossen ist, oder, daß bei solcher Heirat der Betreffende ausscheidet.“

1923

Die Deutsche Burschenschaft in den „Burschenschaftlichen Blättern“ über den fehlgeschlagenen Hitlerputsch: „Am 8. November des Jahres ist in München versucht worden, eine revolutionäre Regierung der deutschen Freiheit zu bilden, am 9. November sind in München 20 deutsche Männer für Volk und Vaterland gefallen. ... Die nationalsozialistische Arbeiterpartei, die Reichskriegsflagge und der Bund Oberland sind diese Verbände. Wir bekennen mit Stolz, daß auch in diesen Verbänden sich Burschenschafter befinden. Burschenschafter sind heute mit Zuchthaus bedroht, weil sie diesen Verbänden Treue auf dem Weg zur deutschen Freiheit halten.“

1933

In den „Burschenschaftlichen Blättern“ jubelt der stellvertretende „Führer“ der Deutschen Burschenschaft Karl-Heinz Hederich über die Machtübertragung an die Nationalsozialisten:

„Der Führer der nationalsozialistischen Bewegung ist heute Führer des deutschen Volkes. In seinem Kampf voll Leidenschaft, voll Blut und Tränen, in dem das Schicksal ihn formte und schmiedete, bewährte sich die Größe dieses Mannes, der heute mit heißem Herzen an die Aufgabe herangeht, unser Volk – uns selbst zu formen und das Reich neu zu bauen. Komme, was kommen mag – wir folgen ihm. Nicht um in die Lippenbekenntnisse der vielen, ach zu vielen, heute einzustimmen, heute sage ich dies, das hätte keinen Wert, ich möchte vielmehr auf den ganzen schweren Ernst des Augenblicks hinweisen. ... Mit der Härte und Entschlossenheit, die unentwegter Kampf um Volk und Reich einer Gemeinschaft verleiht, ergreifen wir heute die ausgestreckte Rechte des Kanzlers und geloben ihm treue Gefolgschaft auf seinem schweren Weg aus freier Bestimmung und aus einer Geistes- und Willensgemeinschaft heraus, die uns mit der von ihm geschaffenen Bewegung verbindet.“

Aus der Rede des Führers des Kösener Senioren Verbandes Max Blunck, 7. Oktober 1933: „Wir fordern mit dem Nationalsozialismus die Reinhaltung der Rasse, wie wir immer in unseren Verbänden den Juden abgelehnt und im Jahr 1920 diese Auffassung dadurch dokumentiert haben, daß wir in unser Gesetz die Bestimmung aufnahmen, daß nichtarische Studenten, d.h. solche, deren Großeltern jüdisch seien, Aufnahme nicht finden könnten.“ “Soldaten Hitlers wollen wir sein, sonst nichts.“ Landsmannschafter Zeitung, 1933

„Es gibt nur ein Gebot: mit allem, was wir sind und vermögen, guten Willens uns dem neuen Reiche einzuordnen!“, Wingolfs-Blätter, 1933

1935

übergibt die Deutsche Burschenschaft auf der Wartburg ihre Fahne dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund: „Das Ziel der Deutschen Burschenschaften, die Einheit und Macht des Deutschen Volkes, ist durch den Führer und die NSDAP in einer Weise erreicht, wie es sich die Männer des Wartburgfestes 1817 nicht schöner hätten Denken können.“ Und zum Anschluß an den Studentenbund: Die Deutsche Burschenschaft „kann dem großen Gedanken ihrer Gründer nur gerecht werden, wenn sie sich der NSDAP angliedert, die das erreicht hat, und das verteidigt, wofür die Burschenschaft über ein Jahrhundert gekämpft hat.“

1957

sagt das Mitglied der Germania Marburg Petri: „Ich bin durchaus der Meinung, daß die nationalsozialistischen Konzentrationslager als politische Maßnahme am Platze waren. Ich akzeptiere die nationalsozialistischen Maßnahmen, weil sie dem heißen Wunsch der damaligen Führung entsprachen, des deutschen Volkes Einigkeit und Recht und Freiheit zurückzugewinnen.“

1960

„Wir müssen (...) betonen, daß es für die Deutsche Burschenschaft in Österreich unmöglich ist, Nichtdeutsche aufzunehmen. Wir wollen und können es von Nichtdeutschen gar nicht verlangen, daß sie sich zum Deutschtum bekennen, und stehen auf dem allein burschenschaftlichen Standpunkt, daß somit auch der Jude in der Burschenschaft keinen Platz hat.“, Dokument der Burschenschaft Suevia-Innsbruck

1961

„Die Burschenschaften der Burschenschaftlichen Gemeinschaft bekennen sich zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff als dem historischen Vaterlandsbegriff der Urburschenschaft.“, Gründungsprotokoll der Burschenschaftlichen Gemeinschaft

1965

hält die Deutsche Burschenschaft fest: „Nach wie vor betrachtet die Deutsche Burschenschaft die deutschen Bewohner Österreichs und Südtirols als Teil des deutschen Volkes.“

1983

„Corpsstudenten sind Männer, eine Integration des weiblichen Geschlechts würde als Fremdkörper wirken, einem Freundschaftsbund hinderlich.“, Corpszeitung

1984

fordert der Burschentag der Deutschen Burschenschaft von der Bundesregierung, „ein Konzept zu entwickeln, daß die Deutschen auf dem Territorium der heutigen Bundesrepublik Deutschland auch langfristig vor Überfremdung schützt.“

1985

stellt der Burschentag fest, „daß gemäß einem Burschentagsbeschluß die Kriegsdienstverweigerung unvereinbar ist mit den Grundsätzen der Deutschen Burschenschaft und damit auch mit einer Mitgliedschaft in der Deutschen Burschenschaft.“

„Die Deutsche Burschenschaft sieht sich außerstande, den 8.Mai in Deutschland als Tag der Befreiung zu begehen.“ Burschenschaftliche Blätter

1988

Die Vertreibung der ehemaligen Ostdeutschen am Ende des zweiten Weltkrieges wird in den Burschenschaftlichen Blätter als ein „nach Größenordnung und Form ebenso einmaliger, beispielloser Vorgang in der Weltgeschichte wie es die Ausrottung des europäischen Judentums durch Hitler war“ dargestellt und somit der Holocaust verharmlost

„Die nationale Not ist es, die den Deutschen bewußt werden muß, der gesunde Stolz auf das Eigene, das nicht auf Fußballspiele beschränkt sein darf“ und „Wenn die Deutschen zu sich selbst gefunden haben werden, wird sich übrigens auch der Wille zum Kind wieder einstellen“ sowie „wir rufen keineswegs `Ausländer raus´, meinen aber doch, daß sich ein vernünftiger Mittelweg finden lassen müßte, der die Gefahr der Überfremdung bannt“, Festschrift der Burschenschaft Danubia

1990

Man behält sich vor, „daß auch die Ostgebiete, Österreich, Südtirol usw. alles deutschte Länder sind“, Interview in der „Jungen Freiheit“ mit der Wiener Burschenschaft Olympia

1991

verkündet der Rechtsextremist Hans Dietrich Sander auf einem Treffen der Deutschen Burschenschaft auf der Wartburg, „daß Deutschland größer ist als BRD und DDR zusammen.“

„Die Deutsche Burschenschaft sieht das deutsche Vaterland unabhängig von staatlichen Grenzen und setzt sich für eine enge Verbundenheit aller Teile des Deutschen Volkes ein...“, Informationsschrift der Deutschen Burschenschaft

schrien der Burschenschafter der Alemannia Marburg „Die Jahre vom Sommer 1934 bis zum Herbst 1938 bildeten die Glanzzeit des Dritten Reichs, die man auch nicht aus der deutschen Geschichte wegstreichen kann.“ Die Verkündung der allgemeinen Wehrpflicht, die Umwandlung der Reichswehr in die Wehrmacht, das Deutsch-Britische Flottenabkommen, das „uns (...) zu Herren der See“ machte sowie die Besetzung des linken Rheinufers im März 1936 „konnte jeden Deutschen mit Stolz und Freude erfüllen“.

brachte die Wiener Burschenscahft Olympia folgenden Antrag auf dem Deutschen Burschentag ein: „Die Unterwanderung des deutschen Volkes durch Angehörige von fremden Völkern bedroht die biologische und kulturelle Substanz des deutschen Volkes (...) Das deutsche Volk ist vor Unterwanderung seines Volkskörpers durch Ausländer wirksam zu schützen.“

1993

würdigt der Festredner der Hamburger Landsmannschaft Mecklenburgia-Vorpommern auf dem Pfingsttreffen des Coburger Convents den „ethischen Wert und die beispiellose Hingabe und Opferbereitschaft“ von Hitlers Wehrmacht im zweiten Weltkrieg. Er ergänzt: „Wie glücklich könnten wir uns schätzen, wenn der heutigen Generation nur ein bißchen von dem Idealismus geblieben wäre!“

verteilen die Burschenschaften Germania Köln, Rheinfranken Marburg und Libertas Brünn zu Aachen ein Flugblatt anläßlich des 70. Todestages des Rechtsterroristen Albert Leo Schlageters, der 1923 während der Ruhrgebietsbesetzung einen Sprengstoffanschlag auf eine Eisenbahn verübte. Er wird als „Vorbild der deutschen Jugend“ gepriesen, und stünde sein Leben „doch ganz im Zeichen der Aufopferung für sein Vaterland, die Volksgemeinschaft, für Werte, die längst vergessen scheinen“

beschreibt Günter Kießling von der Sugambria / Germania Bonn eindeutig weitere politische Ziele: „Es geht darum, ob wir mit der Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands (sic!) unser politisches Ziel nun erreicht haben, ob dem Selbstbestimmungsrecht der Deutschen damit genügt ist.“

1995

„Homosexuelle sind mir ein Graus“, sagte ein Mitglied der Burschenschaft Bubenreuther Erlangen, Die Zeit

 

 

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In den Jahren 1997 bis 1999 wurde der Marburger AStA mit Klagen überschüttet. Hauptakteur war der Korporierte Eike Erdel, unter anderem verantwortlich für die Neugründung des Republikanischen Hochschulverbandes (RHV). Wieso und auf welcher Rechtsgrundlage Korporierte bei den Verwaltungsgerichten Unterstützung bekommen ist hier zu lesen.

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Der Marburger Marktfrühschoppen lockt neuerdings neben feiernden Burschen, Polizei und GegendemonstrantInnen auch die organisierte Neonaziszene an. Welche rechten Gruppen darin verwickelt sind und welche Ziele sie dabei verfolgen in diesem Artikel.