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Bonn: Veranstaltung *Berufsverbote - noch längst nicht Geschichte*

Eine Veranstaltung mit Michael Csaszkóczy und Uwe Koopmann

»Zum Schutz der Schüler« begründet Annette Schavan, Kultusministerin von
Baden-Württemberg (CDU), das jüngst verhängte Berufsverbot gegen den
Heidelberger Realschullehrer Michael Csaszkóczy. Das sahen rund 1.000
Demonstrierende anders, die am 23. Oktober dagegen auf die Straße gingen.
Getragen hatte den Protest ein Bündnis aus der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW), Menschenrechtsorganisationen, antifaschistischen
Gruppen, Studierendenschaften, Parteien und Roter Hilfe.
Zudem hatten u.a. die GEW Hamburg und die Rote Hilfe kürzlich eine Konferenz
zum Thema organisiert. Ilona Wilhelm, zweite Vorsitzende der GEW, erklärte
dort: »Solidarität gehört für die GEW ebenso wie der Kampf um bessere
Arbeitsbedingungen und Tarife zum Kerngeschäft einer Gewerkschaft ... Wir
fordern Annette Schavan auf, das Berufsverbot gegen Michael Csaszkóczy
zurückzunehmen.«

Was war geschehen? Michael Csaszkóczy wurde nach seinem Referendariat in
einem »vertieften Einstellungsgespräch« vorgehalten, Mitglied in der
»Antifaschistischen Initiative Heidelberg« und Anmelder von Demonstrationen
zu sein. Zudem habe er eine Broschüre über eine Widerstandsgruppe im
Faschismus geschrieben und sich darin für »basisdemokratische Verhältnisse«
und »Militanz als ein legitimes Mittel der Befreiung« ausgesprochen.
Vorgeworfen wurde ihm auch, sich schützend vor ein Flüchtlingsheim gestellt
und an einem Versuch, einen Naziaufmarsch zu verhindern, beteiligt zu haben.
Für solche »Erkenntnisse« war er zwölf Jahre lang vom Verfassungsschutz
bespitzelt worden.

Diese Renaissance der Berufsverbotspraxis erinnert schlagartig an den 1972
unter dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) verabschiedeten
»Radikalenerlass«, der in der alten BRD rund 11.000 offizielle Verfahren,
256 Entlassungen und 2.200 Disziplinarverfahren zur Folge hatte -
überwiegend gegen DKP-Mitglieder.

Die Rote Hilfe lädt zu einer Veranstaltung mit einem aktuell und einem
ehemals von Berufsverbot Betroffenen ein: Neben Michael Csaszkóczy wird der
Düsseldorfer Lehrer Uwe Koopmann berichten, gegen den wegen Mitgliedschaft
in der DKP von 1977 bis 1992 ein Berufsverbot verhängt wurde.

Wann: Dienstag, 14. Dezember 2004, 20 Uhr
Wo: Buchladen LeSabot, Breite Str. 76 (Altstadt)

Eine Veranstaltung der Roten Hilfe (Ortsgruppe Bonn)

Mehr zu LeSabot:  http://www.lesabot.de/


 

03.12.2004
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