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Lüdenscheid: PM: Autonomes Jugend- und Kulturzentrum [AJZ] akut von Schließung bedroht

PRESSEMITTEILUNG:

Autonomes Jugend- und Kulturzentrum Lüdenscheid [AJZ] akut von Schließung bedroht!

Seit Ende des Jahres 2003 haben wir als Verein Freie Medien e.V. Räume in der Bahnhofstraße 31a in Lüdenscheid angemietet und nach längerer und intensiver Renovierungsphase am 31.12.2003 das Autonome Jugend- und Kulturzentrum [AJZ] mit einer Sylvesterparty eröffnet. Seit dem geben sich viele und sehr un-terschiedliche Menschen aus Lüdenscheid große Mühe, dieses unabhängige und selbstverwaltete Projekt am Leben zu erhalten. Das kostet allerdings Kraft, Zeit und ist auch nicht ganz billig.

Nach den leeren Versprechungen der städtischen Entscheidungsträger nach der Schließung des Jugendzentrums Schillerbad Anfang der Neunziger für geeigneten Ersatz zu sorgen, erscheint es umso wichtiger sich selbst um eben diese Frei-räume zu kümmern und für den Erhalt derer auch zu kämpfen. Und genau das haben wir im Laufe der Jahre getan und werden es auch weiterhin tun.

Das AJZ Lüdenscheid hat im letzten halben Jahr viele Partys und Konzerte orga-nisiert, Veranstaltungen zu verschiedenen politischen Themen gemacht (u.a. zur Neonazi-Szene, zu Antirassismus, Globalisierung, uvm.), Gruppen und Einzelper-sonen aus Lüdenscheid die Räume für Treffen zur Verfügung gestellt und somit den Leuten die Möglichkeit gegeben, fernab von Konsumzwang und staatlicher oder städtischer Kontrolle ihre Freizeit zu gestalten. Es gibt die Möglichkeit sich zu treffen, miteinander zu reden, sich kennen zu lernen, zu feiern und für jede(n) auch die Möglichkeit sich aktiv in die Organisierung einzubringen und mitzuarbei-ten. Weiterhin werden die Räume von Bands als Proberaum genutzt. Diese Liste ließe sich beliebig erweitern!.

Mensch kann sagen, dass das Projekt grade ins Rollen gekommen ist und von vielen Jugendlichen aus Lüdenscheid und Umgebung sehr freudig angenommen wurde. Die Finanzierung der gemieteten Räume hat sich zu unserer Freude als auch als realisierbar herausgestellt. Ein großes Dank dabei geht an alle, die dabei helfen und geholfen haben.

Leider ist es so, dass dieses Projekt nicht von allen akzeptiert wird. Auf der einen Seite ist es der leider erstarkenden rechtsextremen Szene in Lüdenscheid ein Dorn im Auge, weil das Publikums des AJZ´s aus linken, politisch aktiven Men-schen besteht, die es ihrer Meinung nach mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Die Informationsveranstaltungen über lokale, regionale und überregionale Neonazi-Strukturen, die auf großes Interesse unter Lüdenscheider Jugendlichen gestoßen sind, haben hierzu wohl auch noch beigetragen. Neben häufigen Übergriffen auf anders denkende und anders aussehende Jugendliche in der Lüdenscheider In-nenstadt (wobei es leider immer wieder Verletzte gab), blieb auch das AJZ vor Angriffen von Neonazis nicht verschont. Der gläserne Schaukasten am Mietshaus davor wurde durch Steinwürfe zerstört, Nachbarn terrorisiert und die Eingangstür des AJZ durch Flaschen- und Steinwürfe stark beschädigt.

Auf der anderen Seite allerdings wird nunmehr auch seitens städtischer Instituti-onen, sprich durch das Amt für Bauservice und Bauordnung Lüdenscheid, gegen diesen selbstbestimmten Freiraum vorgegangen. Dem Vereinsvorstand der Frei-en Medien e.V. sowie dem Vermieter der Räume wird vorgeworfen, eine "unge-nehmigte Nutzung für Kultur- und Musikveranstaltungen" durchgeführt zu haben. Der Vermieter der Räume wurde aufgefordert das Mietverhältnis zu beenden und eine Ordnungsverfügung gegen ihn angedroht. Es wurde uns mit einer Frist von 14 Tagen ebenfalls eine Ordnungsverfügung angekündigt, die zum Ziel haben wird, uns die Nutzung der Räume zu untersagen, da wir diese angeblich illegal nutzen. Interessanterweise wurde uns ebenfalls direkt mitgeteilt, dass, falls wir nachträglich den geforderten Baunutzungsänderungsantrag stellen würden, die-ser sowieso abgelehnt würde. Nach jetzigem Stand wird uns nicht die geringste Chance eingeräumt. Was damit zerstört würde, interessiert das Bauamt reichlich wenig.

Dieser Schritt seitens der Stadt Lüdenscheid ist für alle Beteiligten in keinster Weise nach zu vollziehen. Da die Stadt Lüdenscheid seit nunmehr über 15 Jahren ihrem Versprechen für geeigneten Ersatz des ehemaligen Jugendzentrums Schil-lerbad zu sorgen nicht nachgekommen ist und jetzt auch noch mit der Schlie-ßung selbstfinanzierter Räumlichkeiten droht, muss sie damit rechnen, dass sich massiver Widerstand gegen diese Absicht formieren wird. Hierbei sind wir als BetreiberInnen jedoch darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Menschen an den geplanten (Protest-)Aktionen und deren Vorbereitung beteiligen. Es gilt den Versuch zu unternehmen eine breite Öffentlichkeit zu schaffen und weitere Men-schen als UnterstützerInnen zu gewinnen. Kommt alle zu den AJZ-Orga-Treffen (jeden Sonntag um 16 Uhr im AJZ, Bahnhofstr. 31a), um die weitere Vorgehens-weise zu besprechen und diesem Angriff auf Selbstbestimmung entgegen zu tre-ten! Sagt euren FreundInnen Bescheid, tragt euch in den e-mail-Verteiler ein, werdet selbst aktiv!

Soziale Freiräume verteidigen!

Autonomes Jugend- und Kultur-Zentrum (AJZ)

c/o Verein Freie Medien e.V.
Bahnhofstraße 31a
58507 Lüdenscheid

 

19.09.2004
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