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Krasnodar/Russland: "Repression in Krasnodar Teil drei"

Die Stadt und das Gebiet Krasnodar sind berühmt für ihre fremdenfeindliche und repressive Grundhaltung in der Bevölkerung. Ein neuerlicher Fall von politischer Repression stellt dies zum wiederholten Mal unter Beweis. Vor fünf Jahren wurden zwei politische AktivistInnen aus dem anarchistischen Spektrum zu Freiheitsstrafen verurteilt aufgrund eines angeblich geplanten Anschlages auf den damaligen Gouverneur des Krasnodarer Gebietes Nikolaj Kondratenko. Zu Beginn diesen Jahres fällte das Gericht in Krasnodar gegen den Anarchisten Dmitrij Rjabinin ein Urteil über sechs Monate "Besserungshaft", weil jener angeblich an einer Schlägerei mit dem Pressechef von Rosneft im Kuban beteiligt gewesen sein soll.
Am Morgen des 12. Mai schliesslich wurde der Journalist und Antifaschist Aleksej Tscherepanow auf dem Weg zum Wehrersatzamt von drei Mitarbeitern der staatlichen Drogenbehörde Gosnarkokontrol' aufgefordert sie zu begleiten. Dabei wurden ihm, der laut Aussagen ihm nahestehender Personen niemals Drogen konsumiert hatte, offenbar Marihuana zugesteckt, welches später vor Zeugen beschlagnahmt wurde. In den Räumen der Behörde musste Aleksej ein Protokoll unterzeichnen, in dem er bezichtigt wird in der Öffentlichkeit uriniert und sich den herbeieilenden Beamten widersetzt zu haben. Infolge wurde gegen ihn ein neuntägiger Arrest verhängt.
Während dieser Zeit, am 19. Mai, drangen morgens Unbekannte in sein Wohnheimzimmer ein, welches Aleksej gemeinsam mit seiner Frau Oksana bewohnt. Während der illegalen "Hausdurchsuchung", für die weder eine Genehmigung vorlag, noch wiesen sich die Männer aus, verschwanden eine geringe Geldsumme, mehrere Dutzend anarchistischer Zeitungen und Zeitschriften und einige Familienfotos. Es wurde Anzeige wegen Einbruchs und Diebstahls erstattet. Nach seiner Freilassung am 21. Mai wurde Aleskej in die Drogenbehörde vorgeladen und über die angebliche Beschlagnahmung von 24 Gramm Marihuana während besagter "Hausdurchsuchung" in Kenntnis gesetzt.
Am 24. Mai leistete Aleksej einer erneuten Vorladung zum Verhör Folge, wo er nach Paragraph 91 Strafprozessordnung verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis des FSB überstellt wurde. Der Vorwurf gegen ihn lautet nach Paragraph 228, Absatz 1 des russischen Strafgesetzes "ungesetzlicher Erwerb und Besitz von Drogen oder psychotropischer Substanzen in nicht für den Eigenbedarf bestimmten hohen Dosen".
Allerdings ist zu vermuten, dass es sich um eine weitere Aktion zur Einschüchterung politisch links gerichteter AktivistInnen handelt.

Aleksej Tscherepanow ist 1979 geboren und hat sein journalistisches Studium im Januar diesen Jahres abgeschlossen. Er publiziert sowohl in offiziellen Medien als auch in der anarchistischen Zeitschrift "Autonom". Er setzt sich gegen die Verfolgung von MigrantInnen im Krasnodarer Gebiet ein, war Mitinitiator einer Kampagne gegen die faschistische Organisation RNE, war zudem Vorsitzender der Krasnodarer Gruppe der "Antifaschistischen Jugendaktion" und ist Mitglied in der Bewegung "Autonome Aktion" ("Avtonomnoje Dejstvije").

Weitere Infos können unter folgenden Adressen eingeholt werden:
 taoom@seu.ru (Moskau),  lp-centerkr@mail.ru (Krasnodar)
Tel.: +7-916-732-78-96 (Handy, Moskau), +7-8612-343617 (Oksana Muzykina, Krasnodar)

Gosnarkokontrol' RF für das Gebiet Krasnodar: +7-8612-620890
Staatsanwaltschaft des Krasnodarer Gebietes: +7-8612-629802
Abteilung des FSB im Gebiet Krasnodar: +7-8612-686342

 

26.05.2004
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