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Heidelberg/Mannheim: Veranstaltungshinweis zu Nikolaus Brauns Buch "Schafft Rote Hilfe!"

Nikolaus Brauns: Schafft Rote Hilfe!
Geschichte und Aktivitäten der proletarischen Hilfsorganisation für
politische Gefangene in Deutschland (1919-1938)

Vortragsveranstaltungen:
Dienstag, 20. April, Mannheim, JUZ, 20 Uhr
Mittwoch, 21. April, Heidelberg, Neue Uni, 19.30 Uhr

Über Nick Brauns gleichnamiges Buch:
Diese Arbeit schließt eine wichtige Lücke in der Geschichtsschreibung
über die Weimarer Republik, denn weder in der west- noch der
ostdeutschen Historiographie gab es bisher eine Gesamtdarstellung der
Roten Hilfe Deutschlands.
Das verwundert umso mehr, als diese Organisation mit mehreren
hunderttausend Mitgliedern nicht nur die größte der mit der KPD
verbundenen Organisationen war, sondern zu ihren prominenten Mitgliedern
und Unterstützern so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Wilhelm
Pieck, Herbert Wehner und Erich Mühsam, Kurt Tucholsky und Albert
Einstein, Heinrich und Thomas Mann oder Heinrich Vogeler gehörten.
Rote Hilfe Deutschlands – bei der Nennung dieses Namens reagieren selbst
Historiker, deren Fachgebiet die Weimarer Republik oder das Dritte Reich
ist, mit fragenden Blicken. Heute ist diese Organisation, deren
proletarische Mitgliederzahl Anfang der 30er Jahre derjenigen der SPD
ebenbürtig war, in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht! Denn viele der von
der Roten Hilfe angesprochenen Themen finden sich noch heute im
Mittelpunkt der politischen Debatte. Wenn der Bundestag über eine
Änderung des Asylrechts diskutiert und das Bundesverfassungsgericht über
die rechtliche Stellung homosexueller Lebensgemeinschaften oder die
Abschaffung des § 218 zu entscheiden hat, wenn bei milden Urteilen
gegenüber rechtsextremen Gewalttätern der Vorwurf einer politischen
Justiz laut wird oder wenn sich eine breite Öffentlichkeit für die
Abschaffung der Todesstrafe weltweit ausspricht, so handelt es sich um
Themen, zu denen die Rote Hilfe schon vor über 70 Jahren Positionen
entwickelte und Kampagnen führte. Viele der Kampagnemuster
(Patenschaften für politische Gefangene, Delegationen zu Prozessen etc.)
sind heute für Menschenrechtsorganisationen alltägliche Aktionsmuster.
Der blinde Fleck der Geschichtsschreibung
Auch in den einschlägigen Darstellungen zur Geschichte der sozialen
Bewegungen in Deutschland findet die Rote Hilfe kaum Erwähnung. So
handelt Heinrich August Winklers dreibändiges Standardwerk zur
Arbeiterbewegung der Weimarer Republik die Rote Hilfe in wenigen Zeilen
ab. In neuere Untersuchungen zum deutschen Kommunismus, wie sie in der
zweiten Hälfte der 90er Jahre unter anderem von Eric Weitz,
Klaus-Michael Mallmann und Klaus Kinner vorgelegt wurden, bleibt die
Rote Hilfe ein marginaler Faktor.
Alle Arbeitsfelder werden beschrieben
Die vorliegende Arbeit beschreibt die verschiedenen Aufgabengebiete der
Roten Hilfe von der Sozialfürsorge für die Familien politischer
Gefangener über die juristische und rechtswissenschaftliche Tätigkeit
bis hin zu illegalen Fluchthilfeaktivitäten und dem Widerstand gegen den
Nationalsozialismus. Die Arbeitsweise der Roten Hilfe wird an den großen
nationalen und internationalen Kampagnen deutlich, die sich um für die
damalige Zeit so legendäre Namen wie Max Hoelz, Sacco und Vanzetti oder
Richard Scheringer rankten. Aber auch die alltägliche Kleinarbeit eines
Roten Helfers, das Sammeln von Spenden für die Familienhilfe oder
Unterschriften für die Vollamnestie, der Kontakt zu politischen
Gefangenen durch Besuche und Briefe, Demonstrationen, Filmabende und
Gedenkveranstaltungen für gefallene Revolutionäre werden beleuchtet.

Es laden ein: Rote Hilfe Ortsgruppe Heidelberg & Infoladen Mannheim

 

13.04.2004
Rote Hilfe OG Heidelberg, Infoladen Mannheim    Zurück zur Übersicht

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