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Hamburg: DIE ANTIFA IST TOT, ES LEBE DIE ANTIFA ...

Autonome Antifa Nordost Berlin [AANO]
c/o Baobab - Eine Welt Infoladen,
Christburger Straße 38, 10405 Berlin
 aanb@mail.nadir.org ///  http://www.antifanews.de

DIE ANTIFA IST TOT, ES LEBE DIE ANTIFA ...


Erklärung der Autonomen Antifa Nordost Berlin [AANO]
zu den Ereignissen rund um den 31. Januar 2004 in Hamburg


Die Spaltung zwischen sogenannten antideutschen und antiimperialistischen
Antifaschisten existiert nun schon seit einigen Jahren. Diese Spaltung hat
sich am Anfang der Auseinandersetzungen weder in organisatorischer, noch
unbedingt in inhaltlicher Trennung der beiden konträren Positionen wieder
gespiegelt. Doch nun wurde auf den unterschiedlichen „linken“ Events die
Trennung mehrmals vollzogen und in Hamburg ist dem nun die Krone aufgesetzt
worden.

Gerade die Mobilisierungen im Januar nach Hamm (Westfalen) sowie Hamburg
sollten eigentlich die ersten wichtigen Nagelproben zwischen den beiden
Antipoden werden. Nun waren es wohl die letzten. Nach einigen Rangeleien
spaltete sich die antifaschistische Demonstration in Hamm. In Hamburg kam es
zu einer regelrechten Schlägerei, als die ersten Israelfahnen und Transparente
von den Gruppen KP Berlin und AANO zu sehen waren.


// bad weather over hamburg?

Schon im Vorfeld wurden anonyme Drohungen u.a. auf Indymedia gegen
sogenannte „Antideutsche“ und Antifaschisten, die Solidarität mit den
alliierten Streitkräften sowie Israel üben, verbreitet. Diese wurden dann auf
der Demonstration praktisch umgesetzt als sich rund 40 bis 50
israelsolidarische Antifas im vorderen Teil der Demonstration einreihen
wollten. Das Transparent der GenossInnen von der KP Berlin (Deutschland
denken - heißt Auschwitz denken - Für den Kommunismus!) wurde zuerst
angegriffen und entwendet. Anschließend widmeten sich die Demonstranten Union
Jack und Stars and Stripes. Besonderen Zorn erregten die mitgeführten
Israelfahnen. Die teilweise vermummten Demonstranten entrissen sie den
Antifaschisten unter Schlägen und Tritten, in einigen Fällen zerfetzten sie
die Fahnen oder versuchten sie zu verbrennen.

Dies wurde von den umstehenden Demonstranten entweder ignoriert bzw. durch
Sprechchöre wie „Intifada, Intifada!“ oder „Sharon ist ein Mörder und
Faschist!“ honoriert.

Die Polizei tat sich durch ihre Zuarbeit für die gewalttätigen Linksdeutschen
hervor. Ein Antifa, der eine Israelfahne trug, kam der Polizei anscheinend
besonders verdächtig vor. Seine Fahne wurde ihm abgenommen, doch trotzdem
konnte er mit weiß-blauen Farben glänzen. Er zog seine Jacke aus und darunter
erschien ein Sporttrikot der israelischen Nationalmannschaft, dies wiederum
nahmen die Polizisten zum Anlaß ihn festzunehmen.
Des weiteren wurden israelsolidarische Antifas von der Hamburger Polizei
verhaftet die sich gegen die angreifenden Linksdeutschen verteidigten. Hand in
Hand funktionierte so also die Zusammenarbeit zwischen Antiimps und Hamburger
Polizei. Mindestens zwei Genossen mußten sich einer ED-Behandlung unterziehen
und wurden erst nach Stunden wieder freigelassen. Begründung u.a.
Landfriedensbruch.

Die Sprecherin der AANO, Christina DeClerq, erklärt dazu folgendes: „Unsere
Mobilisierung war nur teilweise erfolgreich. Es haben sich viele Antifas daran
beteiligt, aber leider konnten die Neonazis ohne größere Problem
aufmarschieren. Unser Ziel war es sie so massiv wie möglich daran zu hindern.
Doch die Aktionen der sogenannten ‘deutschen Linken’ und der Hamburger Polizei
verhinderten dies, durch ihre arbeitsteilige Zusammenarbeit, gegen uns anstatt
gegen die Neonazis! Auch die Tatenlosigkeit der umstehenden Antifaschisten
überraschte leider auch an diesem Tag sehr negativ.

Wir fordern die sofortige Rehabilitierung der verhafteten Antifas. Außerdem
fordern wir eine juristische Untersuchung der Umstände, die zu dem Eingreifen
der Hamburger Polizei gegen die israelsolidarischen Antifas am 31. Januar
geführt haben.“


// ready for re-action..?

Zwar mag man die einzelnen Aktionen und Äußerungen der Antiimps immer wieder
als bloße „Fehler“ erklären und relativieren - in der Gesamtsicht jedoch
schlägt die Quantität in Qualität um: Der Vorwurf des antisemitischen Gehalts,
den israelsolidarische Antifaschisten gegen die Freunde der völkischen Sache
seit Jahren erheben, ist inhaltlich eben kaum zu entkräften. So wird jetzt
anscheinend immer öfter mit Gewalt und verschwörungstheoretischen
Diffamierungen gegen israelsolidarische Antifas vorgegangen. Die Geschehnisse
in Hamburg waren nur ein Beispiel für diese weitverbreitete Art der
sogenannten „linken Debattenkultur“, die eigentlich die „Szenereinheit“
herstellen will.
Entgleisungen, Verleumdungen und handgreifliche Angriffe der überzeugten „Anti-

Antideutschen“ haben Methode und ergeben ein System. Sie verweisen auf zwei
miteinander verwobene Gründe: auf ein Weltbild als ideologische Denkform, dass
die gesellschaftlichen Verhältnisse simplifiziert, sowie auf die Abwehr der
selbstkritischen Auseinandersetzungen mit den eigenen Bedürfnissen nach
individueller und kollektiver Identität als deren notwendiges psychologisches
Korrelativ.

Ohne eine ernsthafte inhaltliche Auseinandersetzung um die Themen
Antisemitismus, Antizionismus und der praktischen Solidarität mit Israel kann
es eine aktive Antifa in diesem Land nicht mehr geben. Wer aus nostalgischen,
naiven oder politischen Gründen dies nur verkürzt oder gar nicht machen will,
kann seinen emanzipatorischen Gelüsten bei den Holocaust verharmlosenden
Tierschützern von PETA oder irgendwelchen „trotzkistischen“ Sekten wie
Linksruck zweifelhaften Ausdruck verleihen, aber mit antifaschistischer
Politik hat das nichts zu tun.

Der Böse/Gut Politik sowie der linksdeutschen Identitätspolitik erteilen wir
eine klare Absage. Wir wollen uns weder von dem deutschen Wahn anstecken
lassen, noch eine zivilgesellschaftliche Kur mit dem „erkrankten“ Patienten
veranstalten. Wir werden weiterhin der kritischen Theorie folgend in den
mörderischen Alltag dieses post-nationalsozialistischen Landes intervenieren.


// let`s go ...!


Von Übergriffen wie in Hamburg werden wir uns nicht einschüchtern lassen.
Gerade in der lokalen Kontroverse sind wir sehr zuversichtlich für die
Zukunft, auch wenn es natürlich die überall bekannten Ausnahmen gibt. Die
bisherigen Besucherzahlen der Veranstaltungen innerhalb der diesjährigen
Antifa Aktionswochen zum Beispiel zeigen uns deutlich auf, dass das Interesse
für einen kritischen Antifaschismus vorhanden ist.

Wir bitten Euch darum die Vorfälle rund um den 31. Januar in Hamburg
öffentlich zu machen und die kriminalisierten Antifaschisten zu unterstützen.
Wir erwarten darüber hinaus von den antifaschistischen Berliner Gruppen (ALB,
AW, AH, T.A.G., AAK, AAPB, ... usw.) die sich trotz dieser Übergriffe
weiterhin an der Demonstration beteiligt haben, eine Stellungnahme zu ihrem
Nichtverhalten.

Die Ereignisse zeigen deutlich, dass die zivilisatorische Restposten in diesem
Land verteidigt werden müssen. Tatenlos dem wütenden Mob gegenüberzustehen ist
nicht unser Fall.


Solidarität mit den kriminalisierten Antifas!
Delete Germany: Solidarität mit Israel!
Für den Kommunismus !


Autonome Antifa Nordost Berlin [AANO] im Februar 2004

 

02.02.2004
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