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Dresden: Nazigrossaufmarsch am 14.02. verhindern.


Die Mobi-Website ist:  http://nazitraenensatt.systemli.org

Kontakt via:  nazitraenensatt@systemli.org

Plakate und Aufrufe können unter dieser Adresse bestellt werden.

Pennplätze, für Leute die bereits am 13.02 anreisen stehen zur Verfügung.
Wer Lust hat: Für Parties nach den Events ist gesorgt.


Vorbereitungsplenum 14.02.2004

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Aufruf:

Die Bombardierung Dresdens 1945 - ein Schwerpunkt für organisierte
Neo-Nazis

Am 14. Februar 2004 wollen Alt- und Neo- Nazis in Dresden einen
Grossaufmarsch durchführen. Jürgen Rieger ist als Hauptredner
angekündigt. Frank Rennicke soll sowohl bei der Demonstration, als
auch bei einer anschließenden Saalveranstaltung für den musikalischen
Rahmen sorgen.

Der Aufmarsch aus Anlass des 13. Februar, dem Jahrestag der
Bombardierung Dresdens durch alliierte Streitkräfte hat sich in den
letzten Jahren zu einem regelmäßigen und bedeutsamen Event in der
Naziszene entwickelt. In Dresden konnten die Neo-Nazi-Aktivitäten um
den 13. Februar jahrelang relativ ungestört gedeihen. Weitaus
entscheidender ist aber, dass sie hier mit ihren Parolen von den
Deutschen als den eigentlichen Opfern und den "alliierten
Kriegsverbrechen" die Mehrheitsmeinung repräsentieren. Das Stricken
an einer kollektiven Opferidentität ist für sie nirgendwo sonst so
real erlebbar. Die Nazis können an die zahlreichen Legenden und
Mythen problemlos anknüpfen, die in und über Dresden seit der
Nazizeit beständig reproduziert werden und alljährlich in zahlreichen
Veranstaltungen münden. Ohne den gesellschaftlichen Diskurs, wie er
um den 13. Februar geführt wird, hätte der Naziaufmarsch nicht eine
solche Dimension. Wir verweisen deshalb an dieser Stelle ausdrücklich
auch auf die Demonstration "Den Deutschen Opfermythos im Visier -
Gegen jeden Geschichtsrevisionismus" am Freitagabend in Dresden.

Auch in anderen Städten ist mittlerweile das Thema Bombardierung
Anlass für Neo-Naziaktivitäten. Ob sie nun wie z.B. in Hamburg und
München am 13. Februar der Bombardierung Dresdens gedenken oder sie
selbst stolze Besitzer eigener Bombenopfer sind und wie in Magdeburg,
Lübeck, Pforzheim und anderen Städten an den jeweiligen Gedenktagen
Demonstrationen und Mahnwachen durchführen.

Dem offiziellen "Ruf nach Versöhnung" wie er in Dresden seit 1990
zelebriert wird, setzen die Nazis ihr drohendes "Vor der Versöhnung
kommt die Wahrheit" entgegen. In ihrem beständigen positiven Bezug
auf den Nationalsozialismus ist neben der Kampagne gegen die
Wehrmachtsaustellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung das
Gedenken an Dresden die logische Ergänzung. Dient die eine der
Reinwaschung des Vernichtungsfeldzuges der Deutschen, wird in Dresden
gegen die "wahren Kriegsverbrecher" gehetzt.
Dementsprechend ist die Beteiligung von rechtskonservativen bis hin
zu neonazistischen Gruppierungen an dem Aufmarsch. Die
Vertriebenenverbände oder die Republikaner, welche öffentliche
Auftritte gemeinsam mit militanten Neo-Nazis in der Regel meiden,
legen auf Distanzierungen an diesem Tag keinen Wert mehr.
Streitereien innerhalb der militanten Neonaziszene, wie sie aktuell
um die Demonstrationen am 31. Januar in Hamburg und am ersten Mai in
Leipzig und Berlin stattfinden, haben am 14. Februar keine Bedeutung.
Gemeinsam über alle Gräben hinweg wird an diesem Tag demonstriert -
zum nunmehr sechsten Mal.


Entwicklung der Neo-Nazi Aufmärsche und Aktivitäten um den 13.
Februar

Seit Anfang der Neunziger nehmen Neo-Nazis an offiziellen
Gedenkveranstaltungen zum 13. Februar in Dresden teil. So trifft man
beispielsweise bei den jährlichen Kranzniederlegungen auf dem
Heidefriedhof neben Vertretern der Stadt mittlerweile bis zu 100
Neo-Nazis der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO), der NPD und
"freier Kameradschaften" an. Neben der Teilnahme am offiziellen
Gedenken werden eigene Veranstaltungen organisiert wie z.B. am 9.
Februar 2002 im "Club Müllerbrunnen".
Der erste Aufmarschversuch 1998, bei dem ca. 30 Neo-Nazis
parolenbrüllend in Richtung Frauenkirche marschierten, wurde im
Fürstenzug von der Polizei gestoppt. Im Jahr darauf meldete die JLO,
selbst wegen Verbreitung antisemitischer Propaganda aus der
"Landsmannschaft Ostpreußen" ausgeschlossen, einen Aufmarsch vom
Hauptbahnhof zum Postplatz an. 150 Neo-Nazis nahmen an diesem teil.
Im Anschluss daran marschierten die Nazis noch mitten in den
Bürgermob an der Frauenkirche, bildeten ein Spalier und legten dort
ihre Kränze ab.
Im Jahr 2000 erließ die Stadt Dresden für den 13. Februar eine
Allgemeinverfügung, welche wie in den Folgejahren alle
Veranstaltungen im Umkreis der Frauenkirche untersagte. So änderte
sich auch die Route des, wiederum vom JLO Funktionär Alexander Kleber
angemeldeten, Neo-Nazi Aufmarsches am 13. Februar 2000. Die 512
Teilnehmer liefen einmal um die Demonstrationsverbotszone herum und
endeten an der Trümmerfrau vor dem Rathaus. Dem Aufmarsch voran,
gemeinsam einen Kranz tragend, schritten Franz Schönhuber und Horst
Mahler. Zu anderen Anlässen würden die beiden wohl eher nicht
zusammen auftreten.
Der einzige nicht von der JLO angemeldete Aufmarsch war der im Jahr
2001. Die als seriöser geltende, im Bund der Vertriebenen
organisierte, "Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien
- Landesverband Sachsen/Schlesische Lausitz e.V." war Veranstalterin
der Demonstration unter dem Motto "Ehre den Opfern des
Bombenterrors". 841 Neo-Nazis führten auch diesmal allerlei
Transparente (mit Shoa relativierenden Parolen wie "alliierter
Bombenholocaust"), Fahnen, Fackeln, Grabkerzen und anderen Unrat mit
sich. Das Dresdner Lokalblatt DNN erwähnte den Aufmarsch mit den
Worten "750 Jugendliche führten einen Trauermarsch durch".
Im Jahr darauf folgten dem Aufruf zur deutschnationalen
Trauerdemonstration bei altbewährter Route knapp 1000 Nazis. Diesmal
wurden die Nazis begleitet von einigen antifaschistischen Aktivitäten
verbaler und physischer Natur, und so mancher Nazi vergaß, dass er
sich auf einem Schweigemarsch befand. Die Demonstration fand ihr Ende
nach einigen Reden unter anderem von Alexander Kleber (JLO) und dem
Versuch, den Jammersong "Ich hat einen Kameraden" zu singen, wiederum
am Dresdner Rathaus.

Nach einer nachmittäglichen Veranstaltung des "Freien Bürgerforum
Dresden", im "Gartenlokal Sommerfrische" mit Heiner Kappel ("Deutsche
Partei"), nahmen am Nazitrauermarsch am 13. Februar 2003 über tausend
Jammerlappen teil. Die Route wich wegen einer Demonstrationsanmeldung
"linker Friedensfreunde" von der in den Vorjahren ab. Sie begann
wieder am Zwingerteich ging dann aber über die Marienbrücke in
Richtung Neustadt und endete, weitgehend ohne Störungen am
Sachsenplatz. Auf der Abschlusskundgebung durfte noch Udo Vogt
(NPD-Bundesvorsitzender) und Reinhard Rupsch (stellv.
Landesvorsitzender der Republikaner NRW) ihren Trauer-Singsang zum
Besten geben.


mal was anders - Naziaufmarsch am 14. Februar 2004

In diesem Jahr ist der Aufmarsch, der wiederum von der JLO angemeldet
ist, für den 14. Februar geplant. Sie sind damit von ihrem
traditionellen Termin am 13. Februar abgewichen und haben einen
Samstag gewählt, um noch mehr überregionale Beteiligung an dem
inzwischen etablierten Grossaufmarsch zu erreichen. Die
Nazidemonstration am 13. bzw. 14. Februar in Dresden zählt neben dem
"Rudolph Hess Marsch" in Wunsiedel und dem "Heldengedenken" in Halbe
zu den größten bundesdeutschen, jährlich stattfindenden, Aufmärschen
mit anhaltend hohen Teilnehmerzahlen.
Ebenfalls von Vorteil für die Nazis ist, dass am Samstag ihre
Routenplanung nicht mit der am 13. Februar geltenden
Allgemeinverfügung kollidiert. Eine Route in Richtung Innenstadt ist
wahrscheinlich. Sie treffen sich erneut am Zwingerteich - diesmal
schon 12 Uhr.
Neben verschiedenen Flugblättern und Plakaten mit wahlweise sehr
ekligen Leichen oder Kindern mit Silberblick, wirbt die JLO für die
Demonstration auf allen regelmäßig aktualisierten Nazi-hompages und
auch in dem NPD Blatt "Deutsche Stimme". Im Anschluss soll noch eine
Saalveranstaltung des "Nationalen Bündnis Dresden" stattfinden. Den
Vortag, Freitag den 13. Februar werden die Alt- und Neo-Nazis wohl
auch nicht vor dem Fernseher verbringen. Sie rufen auf, 11 Uhr auf
dem Heidefriedhof an der städtischen Kranzniederlegung und
anschließend an einen Stadtrundgang mit Wolfgang Schwarz
(stellvertretender Vorsitzender des "Nationalen Bündnis Dresden")
teilzunehmen. Beim abendlichen Spektakel an der Frauenkirche werden
sie sicher auch nicht fehlen.


counteractivities welcome

Genug zu tun für diejenigen, die nach wie vor der Meinung sind, die
Befreiung vom Nationalsozialismus war eine gute Sache,und dass
Naziaufmärsche bekämpft werden müssen!

Deshalb demonstrieren wir am 14. Februar unter dem Motto "Nazitränen
satt - gegen jeden Geschichtsrevisionismus".
Das Bündnis "Dresden-gegen-Rechts" ruft ebenfalls zu einer
Demonstration auf.
Die Neonazis werden an diesem Tag keine Ruhe haben. Das liegt nicht
zuletzt auch an Deinem Kommen!

Naziaufmarsch verhindern!

Deutsche Täter sind keine Opfer
See you in Dresden!

 

27.01.2004
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