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BRD: Tatort Bundeswehr: General a.D. Günzel Spitze des Braunberges


Kampagne gegen Wehrpflicht Zwangsdienste und Militär
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Presseinfo Nr. 22/2003, 07.11.2003


Tatort Bundeswehr:
General a.D. Günzel Spitze des Braunberges

Unabhängig von der parteipolitischen Verantwortung für das Militär wird
regelmäßig bei fremdenfeindlichen und rechten Vorfällen innerhalb der
Bundeswehr die Einzelfall-Theorie bemüht. Im Falle Günzel, bis zu seiner
Entlassung Kommandeur der Elite der Elite, sogar die Erklärung, er sei
„verwirrt“. Unterstützung erfährt das regierungsamtliche Herunterspielen
rechten Gedankengutes durch den Wehrbeauftragten des Bundestages. Er
verweist auf die ihm bekannt gewordenen Vorfälle innerhalb der
Bundeswehr, deren vermeintlich geringe Anzahl nicht auf ein generelles
Problem deuten lassen sollen.

Absicht ist es, eine Grundsatzdebatte über den Zusammenhang zwischen
Militär und Rechten zu verhindern. Autoritäre und hierarchische
Strukturen, ein mit den Auslandseinsätzen wiederbelebtes Bild des
männlichen Ideals des Kämpfers, der Rückgriff auf soldatische Tugenden
untergegangener deutscher Armeen innerhalb der Bundeswehr ist für Rechte
außerordentlich attraktiv. Die militärische Kultur entspricht
weitestgehend den autoritären Vorstellungen alter und neuer Rechter.

Innerhalb der Bundeswehr hat sich nach unserer Beobachtung zunehmend ein
Geist entwickelt, der sich an dem neuen Auftrag der Bundeswehr
ausrichtet: Töten, eigene Verluste ertragen, Schmerzen erdulden und über
die eigene körperliche und psychische Leistungsgrenze gehen.

Soldaten berichten uns regelmäßig, dass sie beispielsweise trotz
fiebriger Erkältungen gezwungen werden, Innendienst zu leisten und nicht
in Betten schlafen dürfen. Anderen wird bei Neuerkrankungen der Weg zum
Arzt verwehrt, Soldaten mit Leistenbruch müssen weiterhin Dienst
leisten, Außendienstbefreite mit Gelenkverletzungen müssen innerhalb des
Kasernengebäudes „Geländeausbildung“ auf harten Böden leisten. Garniert
wird diese „einsatznahe“ Ausbildung mit dem Dulden oder dem Zeigen
rechter Gesinnung. Allgemeinbildende Schulen werden zu „Zeckenschulen“,
die erste Strophe des Deutschlandliedes wird gesungen, Namensschilder an
den Uniformen von Vorgesetzten sind in Runenschrift gesetzt.
Vorfälle, die dem Wehrbeauftragten nicht bekannt werden, da dies die
Soldaten aus Angst vor Repressionen und Schikanen, aber auch, weil sie
es für alltäglich halten, nicht anzeigen.

Ein widerliches rechtes Gebräu innerhalb der Truppe hat sich entwickelt.
Dies zu verschweigen, um aus der Bundeswehr eine schlagkräftige Truppe
zu machen, die Kriege im Ausland für „deutsche Interessen“ führen soll,
heißt, sich zum Komplizen zu machen.

Ralf Siemens

 

07.11.2003
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