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Frankfurt a.M.: Nachttanzdemo.03 … reclaim your area ... 10.10.2003, 18 Uhr, Zoo

Frankfurt, das heißt: weltoffene Metropole mit Flair, die sich ihrer multikulturellen Zusammensetzung rühmt. Das heißt tanzen bis spät in die Nacht beim Sound of Frankfurt, genießen der Idylle beim Rosen- und Lichterfest, flanieren beim Museumsuferfest, mitfiebern beim Radrennen rund um den Henningerturm, feiern der Helden beim Ironman und so weiter und so fort.

Frankfurt, das heißt: Vertreibung all dessen, was nicht zum Image der schicken Metropole von Welt passt. Das heißt rassistische Kontrollen auf der Zeil, Abschiebungen nonstop vom Frankfurter Flughafen, Schließung alternativer Partylocations, Vertreibung von Wohnsitzlosen, Kriminalisierung von Partys, Illegalisierung von Wohnprojekten und so weiter und so fort.

Diese beiden Beschreibungen der Stadt stehen in keinem Widerspruch zueinander. Es sind die beiden Seiten „Zuckerbrot“ und „Peitsche“ der gleichen Medaille – des aktuellen Konzepts der Stadt- und Standort-Politik. Treffend zusammenfassen lässt sich dies auch mit dem Werbespruch der Bahn: Sicherheit, Sauberkeit, Service (SSS).

(let´s talk about capitalism)

Laut neoliberaler Wirtschaftslogik kann eine Stadt heutzutage nur überleben, wenn sie so viele Unternehmen, soviel Kapital wie möglich auf ihrem Stadtgebiet bindet. Da dies der neoliberalen Logik zufolge das Interesse aller Städte sein muss, steht die Stadt in Konkurrenz zu anderen Standorten. Damit Frankfurt in der Konkurrenz um die Investoren nicht den Anschluss verliert, braucht die Stadt nicht nur einen größeren Flughafen, sondern muss auch sonst einiges für die Standortfaktoren tun: Für Investoren ist nicht nur die Anbindung an Infrastruktur wie Flughafen oder Autobahn interessant, sondern es will auch niemand in einer Stadt investieren, die für die Firma nichts an Image, für die Mitarbeiter nichts an Lebensqualität und für Firmenkunden nichts an Programm zu bieten hat. Frankfurt muss also Image, Lebensqualität und (Kultur-) Programm der Stadt für eine bestimmte Zielgruppe stetig verbessern.

So nehmen auch kulturelle Angebote in Form kommerzieller Veranstaltungen oder Großevents, die Frankfurts Image aufbessern zu.

Als Fortsetzung dieser Standort-/Stadtpolitik mit anderen Mitteln ist die repressive Politik gegenüber unkommerzieller Kultur und den wachsenden Randgruppen der Gesellschaft zu betrachten: Wohnsitzlose, Bettler oder Punks auf der Zeil stören beim Konsum, auf dem Weg zur Arbeit, bei der Erholung; allgemeiner: Menschen, die nicht ins notwendigerweise erwünschte Bild der sicheren und sauberen Stadt passen, haben konsequenterweise keinen Platz in dieser. Da hilft das Gerede von der sozialen Stadt wenig, um über die Entwicklung hinwegzutäuschen.

Um Vereinfachungen vorzubeugen: Diese Kritik kann kein moralischer Vorwurf an „die da oben“, an die Nutznießer dieser Stadtpolitik sein, sondern macht nur Sinn als Kritik an den Verhältnissen, die diese Politik nicht nur „erwünscht“, sondern eben „notwendig“ machen.

(let´s talk about germany)

Während sich die Stadt offiziell rühmt, 150 verschiedenen Nationalitäten ein Zuhause zu bieten, also die (hier durch Nationalitäten definierte) Unterschiedlichkeit der Menschen zumindest zu Propagandazwecken nutzt – tut sie an anderer Stelle alles, um Andersartigkeit, Veränderungen oder Abweichungen von der städtischen Linie zu verhindern. Im Gegensatz zur offiziell propagierten Vielfalt sorgen städtische Behörden in typisch deutscher Manie für spießige Einheit: Die Farbe der Sonnenschirme in Sommergärten soll einheitlich sein, Gemüsestände dürfen nur bis zu einer bestimmten Weite auf den Bürgersteig ragen, es gibt enorme Auflagen- und Genehmigungskataloge für Partys etc.

Die Ordnungspolitik der Stadt scheint nicht allein durch eine Kritik am Kapitalismus erklärbar zu sein: Ein lebendiges alternatives Nachtleben könnte neben dem kommerziellen Mainstream durchaus auch als Standortfaktor mit „Undergroundqualitäten“ das gewisse Etwas bieten. Stattdessen mischt sich kapitalistische Standortpolitik mit den Interessen kommerzieller Veranstalter und der Kleinbürgerlichkeit deutscher Behörden, die in deutschem DIN-Wahn alle Unterschiede einebnen, alles Neue verbieten und so alles Kreative jenseits von Kommerz und Mainstream verhindern.

Um auch an dieser Stelle falschen Schlussfolgerungen vorzubeugen: Uns geht es darum, abseits des deutschen Kontrollfetischs kreativ und widerständig zu leben und zu feiern, anstatt Standortfaktor für Frankfurt zu spielen.

(reclaim your area)

Dieser Stadtpolitik gemeinsam und entschieden entgegenzutreten ist Ziel der KulturOffensive, die sich aus politischen Gruppen, Vereinen und Clubs gegründet hat. Erste Station der Kampagne soll die nachttanzdemo.03 sein, auf die eine Podiumsdiskussion zum Thema „Kultur & Repression“ sowie Partys, Veranstaltungen, Konzerte, Demonstrationen folgen werden. watch out for flyers!

nachttanzdemo.03

topic: reclaim your area

date: 10.10.2003

time: 18 Uhr

location: Zoo Frankfurt

Infos, Aktuelles, Termine & Kontakt:  http://www.kulturoffensive.org

initiative KulturOffensive powered by:

autonome.antifa [f]

Bembelterror

Dionysos e.V.

Space Place

Wagenplatz Rödelheim im Exil

JungdemokratInnen/Junge Linke Frankfurt

antifa.jugend.frankfurt

DJ Kaffeekränzchen

MainstromKultur

DGB Jugend Frankfurt

Schaubar

Beatz against Fascism

Nordbar

Exil

StadtSchülerInnenRat

ExZess

Trip Beat

Cantina Buen Barrio

Undergound Source

Igl21

Club Kiew

The Playground

Monsun Crew

Untergrund Navigator

Frankfurter Schule

- ein service der autonome.antifa [f] -

 

19.09.2003
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