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Cancún: KritikerInnen überlisten Sicherheits-Dispositiv!

Cancún/WTO: KritikerInnen überlisten Sicherheits-Dispositiv!


Nackedei gegen die WTO

Die hochgerüsteten Sicherheitskräfte im belagerten Cancún liessen sich
gestern, zwei Tage vor Beginn der WTO-Konferenz, übertölpeln: 43
InternationalistInnen des „Direct Action Network“ sickerten einzeln
durch die Sicherheitsschleusen durch und liessen sich unweit des
Konferenzortes am Strand Playa Langosta nieder, wo sie sich plötzlich
auszogen und mit ihren Körpern die Parolen „No WTO“ und „No OMC“ im
Sandstrand darstellten. Bevor die verblüfften Sicherheitskräfte
reagieren konnten, beendeten die Globalisierungsgegner ihre Aktion. Die
Bilder des originellen Protestes in der schwer bewachten Hotelzone
gingen um die Welt.


Cancún belagert

Die Mutmassungen der mexikanischen Presse über die Ereignisse der
nächsten Tage gehen weit auseinander. Es sind jetzt schon fünf- bis
zehntausend WTO-KritikerInnen im kleinen Touristenort an der
Karibikküste präsent, schreibt die lokale Zeitung „Por esto!“; die Zahl
der Demonstrierenden könnte sich leicht noch verdoppeln. Auf der anderen
Seite werden die mehreren tausend KonferenzteilnehmerInnen und
–MitarbeiterInnen von bis zu 20'000 Sicherheitskräften beschützt.
Darunter ist insbesondere die mit militärischen Kommandostrukturen
geführte „Präventivpolizei“ Policia Federal Preventiva berüchtigt. Diese
Aufstandsbekämpfungseinheit hat ihr Hauptquartier im Fussballstadion
„Cancún 86“ eingerichtet, das auch für Massenverhaftungen zur Verfügung
stehen soll: Das Gefängnis von Cancún, das für 400 Häftlinge ausgelegt
ist, sei momentan schon mit 700 „normalen“ Häftlingen überbelegt,
schreibt El Proceso.

Die Sicherheitskräfte beschäftigt insbesondere das Problem, dass die dem
Städtchen vorgelagerte, auf einer Landzunge ausserhalb der Lagune
gelegene Hotelzone weiterhin für TouristInnen zugänglich bleiben muss.
60'000 Beschäftigten in der Hotelerie wurden Passierscheine ausgestellt.
Der Retortenferienort Cancún ist bekannt für rassistisch geprägte
Arbeitsverhältnisse, wo sich insbesondere indigene Saisoniers aus
Chiapas und von der Halbinsel Yucatán selber mit Bau- und
Reinigungsarbeiten durchschlagen. Diese dürfen nicht in der Hotelzone
übernachten, sondern müssen Abends wieder in die Slums von Cancún Stadt
pendeln.

Momentan gleicht die Hotelzone und insbesondere die Ecke der Lagune mit
dem Konferenzzentrum einem „Bunker“, wie verschiedene Zeitungen
schreiben: Barrieren aus Zement und hunderte von Metallwänden stehen
bereit, um die WirtschaftsministerInnen aus aller Welt vor dem Zorn der
Bevölkerung zu schützen.


Landesverweise und Einreisesperren

Den ausländischen GegnerInnen der WTO, wie den oben genannten
AktivistInnen des Direct Action Network“, drohen Landesverweise. Eine
Praxis, welche die mexikanischen Regierungen in den vergangenen Jahren
immer wieder anwendeten, um unliebige Personen loszuwerden. So wurden
hunderte von BeobachterInnen in Chiapas des Landes verwiesen und die
Regierung Fox schuf eine Delegation von US-MenschenrechtlerInnen aus,
welche die Bauernfamilien von San Salvador Atenco auf einer
Demonstration gegen die Enteigung ihrer Grundstücke begleitete.

Schon im Vorfeld veröffentlichte die mexikanische Regierung eine Liste
mit unerwünschten KritikerInnen der WTO. Darunter sind auch so
prominente Namen wie Evo Morales, der cocalero und
Präsidentschaftskandidat von Bolivien. Verschiedene prominente
GegnerInnen wurden so die Visa verweigert. Noam Chomsky, der auf der
schwarzen Liste der mexikanischen Behörden das Prädikat“moderat“
erhielt, zeigte sich in der heutigen Jornada über dieses Urteil empört...


Zahlreiche Gegenaktivitäten

Am Montag wurden in Cancún die Gegenaktivitäten mit einem Bauernkongress
eröffnet. VertreterInnen aus Thailand, Südafrika, Europa und den
Amerikas forderten, dass die Landwirtschaft aus den WTO-Verhandlungen
herausgenommen wird und bekräftigten ihre Absicht, am Samstag, den
13.9., eine Grossdemonstration bis vor das Kongresszentrum durchführen
zu wollen. Am Bauernkongress wurde auch eine zeitgleich stattfindende
Aktion in Genf mitverfolgt: Nachdem letzte Woche sowohl das
Wirtschaftsministerium in Bern wie auch der WTO-Hauptsitz in Genf
erfolgreich besetzt wurde, war der erneute Sturm auf den WTO-Hauptsitz
nicht von Erfolg gekrönt. Die rund 50 AktivistInnen wurden von der
Polizei in die Genfer Innenstadt abgedrängt.


Direkte Solidarität mit Chiapas, Zürich


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Quellen zu den Protestaktionen in der Schweiz:

Besetzung des WTO-Hauptsitzes 5.9.„smash captialism – let’s start with
wto“  http://www.indymedia.ch/demix/2003/09/13613.shtml

Sturm auf wto-hauptsitz 8.9.
 http://ch.indymedia.org/fr/2003/09/13657.shtml

Gegenaktivitäten international:
 http://ch.indymedia.org/de/2003/09/13669.shtml


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KUNDGEBUNG gegen die WTO-Ministerkonferenz in Cancun :

Donnerstag, 11. September 2003 19.30 Uhr
Waisenhausplatz Bern

Soundtrax wider kapitalistischer Normierung
mit Greis und DJ Sub

telefonischer Livebericht aus Cancun

« Die WTO – eine Bedrohung für die Menscheit »
ein Film des Chiapas Media Project, 56 min., Mex/USA 2003
Vom 10. bis zum 14. September findet im mexikanischen Cancun das fünfte
Ministertreffen der Welthandelsorganisation (WTO) statt. Die WTO hat zum
Ziel alle menschlichen Handlungen und Bedürfnisse der kapitalistischen
Marktlogik unterzuordnen. Doch weltweit wehren sich immer mehr Menschen
gegen die Politik der WTO und beziehen sich aufeinander, um die WTO
endgültig entgleisen zu lassen.

mit freundlicher Unterstützung der Anti-WTO Koordination


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Direkte Solidarität mit Chiapas
Postfach 8616
8036 Zürich, SUIZA
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8004 Zürich

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09.09.2003
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