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Berlin: Besetzungsaktion bei VW

Berlin, den 09.09.2003
Besetzung bei VW in Berlin –
Globaler Aktionstag gegen WTO-Treffen in Cancun:

Verantwortliche VW Sprecher aus der Abteilung Regierungskontakt gaben
Stellungnahme ab. Die Forderung nach Übergabe des geräumten VW-Geländes
in Sao Paulo an die Landlosenbewegung bleibt bestehen!

Heute haben wir von 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr unsere Zelte in den
Austellungsräumen des Automobilforums der Volkswagen AG aufgeschlagen.
Wir forderten eine Stellungnahme von Verantwortlichen bei VW zu den
folgenden Fragen:

1. Wann wird das Gelände von Sao Bernando do Campo an die Obdachlosen übergeben?

2. Warum hat VW das besetzte Gelände räumen lassen, anstatt Verhandlungen zu führen?

3. Wieso ist VW der Meinung, das von einer Diktatur geschenkt bekommene
Land verkaufen zu können, anstatt es den Bedürftigen zur Verfügung zu stellen?

4. Womit meint VW eine sozialkritische Ausstellung legitimieren zu können, während der Konzern gleichzeitig global unsozial handelt?

Zwei Sprecher der VW-Abteilung „Regierungskontakte“ gaben sich als
Gesprächspartner zu erkennen, waren aber weder über die Vorgänge in Brasilien informiert noch in der Lage, ein Gespräch mit
Verantwortlichen bei VW zu vermitteln. Sie verfügten lediglich über
einen vier Wochen alten Brief, in dem VW bereits früher gestellte
kritische Nachfragen lapidar und ausweichend beantwortet und den
Landlosen ein Recht auf Selbstorganisation abspricht.
Die VW-Vertreter sagten lediglich zu, sich um einen Gesprächstermin mit einem Verantwortlichen aus dem Büro des für VW Lateinamerika zuständigen Peter Hartz zu bemühen.

Unter dem Druck der Drohung einer Räumung durch die mittlerweile
aufmarschierte Bereitschaftspolizei, was auch eine Beschädigung von
Ausstellungsteilen hätte bedeuten können, haben wir die Besetzung
daraufhin beendet.
Ein Sprecher der Besetzer und Besetzerinnen dazu im Interview: „Die
Forderung nach einer Stellungnahme von Verantwortlichen bei VW bleibt
bestehen. Wir hoffen, dass auch der internationale Betriebsrat von VW
in dieser Sache noch einmal beim VW-Vorstand nachhakt. Die bisherige
Politik der Verschleierung und Verschleppung, die von VW do Brasil
ebenso praktiziert wird wie von VW Deutschland, passt jedenfalls
denkbar schlecht zum Image des sozialverantwortlichen Konzerns, der uns
in den Hochglanzbroschüren der Firma vermittelt werden soll.“


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

VW ist Eigentümer eines 170.000 Quadratmeter großen Grundstückes in Sao
Bernando do Campo bei Sao Paulo in Brasilien. Dieses Gelände liegt seit über zehn Jahren brach, es war eine Schenkung zu Zeiten der
Militärdiktatur in den 70er Jahren. Am 19. Juli 2003 wurde es von 4000
obdachlosen Familien besetzt. Die Bilder der großen Zeltstadt vor dem
Hintergrund des überdimensionalen VW-Logos gingen auch hierzulande
durch die Medien.

In Brasilien leben viele Millionen Menschen ohne sichere Wohnung: In
Hütten aus Pappe, unter Brücken und Bäumen, meist auf der Straße. Sie
organisieren sich wie in diesem Fall bei MTST, der Bewegung der
Obdachlosen. Die Besetzer und Besetzerinnen forderten die Errichtung
von Wohnungen auf dem VW-Gelände. Die Antwort von VW war die
Räumungsklage. Hunderte Polizisten umstellten Anfang August das
Gelände; auf der benachbarten VW-Fabrik gingen darauf Scharfschützen in Stellung.


Antifaschistische Linke Berlin (ALB)
Für eine linke Strömung (FelS)

 

09.09.2003
FelS + ALB   [Aktuelles zum Thema: Int. Solidarität]  Zurück zur Übersicht

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