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Hamburg: Schill ist weg. Hartz noch nicht!

Schill ist weg.
Hartz noch nicht!

Psst. Aaaufwachen.
Schluss mit der Verwertungslogik!
Die Ideologie entlarven.
Mitmachen!

Die Entwicklungen der Arbeitsmarktpolitik und die Fortführung der
Ökonomisierung des gesamten menschlichen Lebens haben unmittelbare Auswirkungen auf die
Möglichkeiten radikal-sinnlicher Politik- und Lebensentwürfe. Als
Teilsegment dieser Transformationsprozesse herrscht die Repression. Die Verhältnisse
radikalisieren sich, doch wo sind die Freien die selbst in den Blutbahnen
Radikale sind? Gedanklich frei und von tausenden Polizisten umstellt.
Um die mannigfache und dezidierte Kritik an den Verhältnissen praktisch
werden zu lassen, haben sich aus verschiedenen Kontexten Menschen zusammen
gefunden, um den Unzulänglichkeiten des Seins mehr entgegen zu setzen, als
gewerkschaftlich organisiertes Jammerlaufen. Dabei denken wir darüber nach, im Rahmen
der Haushaltskonsolidierung des Hamburger Senats Anfang Oktober, im Kontext
der gewerkschaftlichen Aktionen, selbst den öffentlichen Raum zu irritieren.
Dabei ist momentaner Ausgangspunkt die Individualisierung und zunehmende
Konkurrenz der Subjekte untereinander: JobCenter, Prekarisierung, "Fit for
Postfordism".
Die durch solche Schlagworte verkleidete Brutalisierung der
gesellschaftlichen Verhältnisse verdreht Rechte als Pflichten. Das zumindest in den
Menschenrechten noch titulierte Recht auf ein menschenwürdiges Leben wird darin zur
Aufgabe des Individuums. Arbeitslosigkeit gilt nicht mehr als
gesellschaftliches, sondern als individuelles Problem. Diese Logik ist so dominierend, dass
sie nicht nur in Passivität erlebt, sondern ihr aktiv Vorschub geleistet wird.
Das gesellschaftliche Klima ist geprägt von Konkurrenz, Ausgrenzung und
Stigmatisierung. Sündenböcke für die Krise sind schnell gefunden, um von der
Krise abzulenken. Das Gegeneinander hat Konjunktur, das Individuum wird
abgefeiert. Solidarität und Gesellschaftlichkeit sind verblassende Schlagworte von
Gestern. Wirtschaftliche oder politische Flüchtlinge werden als direkte Gefahr
für den heimischen Arbeitsmarkt angesehen und zugleich in den untersten
Segmenten des Arbeitsmarktes als nützlich empfunden.
Die Verwertungsmaschinerie läuft auf Hochtouren. Ab 2005 kann der
Angestellte im Job-Center seinen eigenen Arbeitsplatz nur sichern, indem er den
Arbeitslosen jeden Job feilbietet, um die Vermittlungsquote und somit den eigenen
Arbeitsplatz zu sichern. Der Lohn richtet sich nach der erfolgreichen
Vermittlung eines Arbeitsplatzes. Dabei ist es irrelevant ob ein festes
Beschäftigungsverhältnis oder ein Job in einer Zeitarbeitsfirma vermittelt wird. Prekäre
Arbeitsverhältnisse sind somit staatlich institutionalisiert: Hartz III fördert
prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Darüber hinaus ist jeder Arbeitssuchende
ständig mit der Drohung konfrontiert, dass das Arbeitslosengeld gekürzt oder
gestrichen wird, wenn er die angebotenen Tätigkeiten verweigert.
Es fällt immer schwerer Lebensentwürfe neben dem des "Homo Oeconomicus" zu
leben. Ein gesellschaftliches Spektakel/Ereignis/Geschehen/Erleben außerhalb
des ökonomischen erscheint kaum denkbar. Spürbar durchdringen uns
Verwertungszusammenhänge und schränken unsere Sicht- und Denkweisen ein. Seit dem
Einläuten der Neuen Mitte ist die kapitalistische Logik zur allumfassenden
Handlungsmaxime geworden. Die Gesellschaft soll den Staat entlasten, staatliches
Handeln konzentriert sich darauf wettbewerbsfreundliche Weichen zu stellen. Schon
Einspruch gilt als standortfeindlich. Menschen die sich dieser Logik nicht
unterwerfen und Lebensentwürfe neben dem des Homo Oeconomicus leben oder leben
wollen, sind zunehmend Repressalien ausgesetzt.

Unser nächstes Treffen findet am Do. den 28.08.03 um 20 Uhr im Butt Club
(Hamburg) statt. Irgendwie sind wir zu wenig.
Kontakt:
 Piquete-hh@lists.nadir.org

 

26.08.2003
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Soziale Kämpfe]  Zurück zur Übersicht

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