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Meiningen: Den Naziaufmarsch am 26. Juli antinational verhindern!

Für den 26. Juli planen Neonazis aus dem Umfeld des NSAW (Nationales und Soziales Aktionsbündnis) eine Demonstration in Meiningen. Diese Demonstration unter dem Motto „Solidarität ist eine Waffe! Stoppt die Repression gegen die politischen Gefangenen“ wäre die erste seit der Zerschlagung des Nationalsozialismus.

Bisher sind in Meiningen keine Nazistrukturen öffentlich in Erscheinung getreten. Doch die Region liegt schon seit längerem im Blickwinkel der rechten Szene. So fanden Ende letzten Jahres bis März diesen Jahres drei Veranstaltungen sogenannter „freier Nationalisten“ im Raum Südthüringen statt.

Dieser Entwicklung muss entgegengehalten werden! Die Nazis müssen jedoch nur als eine Spitze eines Eisberges begriffen werden. Rassismus und Antisemitismus ist tief in dieser Gesellschaft verwurzelt! Daher ist es notwendig,sich mit den ideologischen Hintergründen auseinanderzusetzen!

Ein wichtiger Bestandteil der neonazistischen Kernideologie ist der Nationalismus. Nationalismus ist ein ideologisches und künstliches Denkschema, welches sowohl bei den Nazis, wie auch innerhalb der sogenannten Mitte Deutschlands starke Verbreitung findet. Nationalisten berufen sich dabei immer auf ein sogenanntes Nationalgefühl, was in der Forderung und dem Streben nach einer Nation seinen Ausdruck findet. Unter Nation wird eine größere Gemeinschaft von Menschen verstanden, die sich durch gemeinsame Abstammung, Sprache, Kultur, Geschichte, Religion und/oder Intensität der Kommunikation in einen abgegrenzten Gebiet zusammengehörig fühlt. Das Problem, was sich Nationalisten entgegenstellt, ist die Verschiedenheit der Menschen.
Um eine Nation zu formen, benötigt es eine nach rassistischen Kriterien homogenisierte Volksgemeinschaft. Es müssen die Unterschiede zwischen den Menschen künstlich beseitigt werden. Dies geschieht durch zwanghafte Vereinheitlichung und Schaffung eines Feindbildes. Bekämpft werden somit alle diejenigen, die sich nicht dem Nationalgeist zuordnen oder von vornherein ausgeschlossen wurden: Menschen, die sich nicht mit der Nation identifizierten oder nicht den rassistischen Kriterien entsprechen. Bezeichnend für Nationalisten ist eine sogenannte angestrebte Leitkultur. Der Begriff Kultur kann als Lebensart verstanden werden und wurde auch in Deutschland zwangsweise vereinheitlicht. Zum Beispiel wurden kulturelle Werke einzelner Leute für deutsch erklärt. Bei Nationalisten wird Kultur nicht gelebt, sie wird verordnet.

Die Rassenideologen Ende des 19. Jahrhunderts versuchten eine biologische Form der Nation zu begründen, was dann in der Zeit des Nationalsozialismus sein Ergebnis fand. Es gab Millionen von Toten, die nicht den rassistischen Merkmalen entsprachen. Rasse ist kein biologisches Faktum und keine natürliche Gegebenheit. Sie sind wissenschaftlich nicht haltbar. Die genetischen Unterschiede innerhalb einer sogenannten Rasse sind größer, als die Unterschiede der Rassen untereinander. Nach dem 2.Weltkrieg wurde mit der Gründung der UN die Rassenlehre weltweit geächtet. Trotz alledem wird sogar noch heute in deutschen Lehrbüchern Rassenlehre verbreitet.

Es zeigt sich, dass Nationalismus keine Herrschafts- oder Gesellschaftsform beinhaltet. Sowohl innerhalb der Demokratie als auch in totalitären Regimen kann Nationalismus funktionieren.

Wo sind die Probleme dieser Ideologie? Eine Grundeigenschaft ist, dass Angehörige einer Nation stets vom Anderssein und Besondersseins im Vergleich zu allen anderen Nationen überzeugt sind. Folglich kommt es zu einem System von Integration und Ausgrenzung. Das „Wir“ und die „Anderen“ schafft es automatisch: „Du kannst entweder bei uns oder bei den „Anderen“ sein. Es kommt zur Abwertung oder Geringschätzung anderer Nationen oder nationaler Minderheiten im eigenen Staatsgebiet. Ein Mensch wird damit nur nach seiner Nationalität, nach seiner Herkunft bewertet und dementsprechend behandelt.

Nationalismus muss als Hauptursache gesellschaftlicher Ausgrenzungsmechanismen gesehen werden. Die Diskussionen von den „Anderen“ die „uns“ die Arbeitsplätze wegnehmen, „uns“ unterdrücken oder „uns“ auf der Tasche liegen, sind bezeichnend für das Auftreten von Neonazis, wie aber auch in der gesellschaftlichen Mitte. Für einen sogenannten Deutschen spielt es weniger eine Rolle, wenn „ein deutscher Volksgenosse“ ihm seinen Arbeitsplatz vor das Nase wegschnappt, als wenn dies ein sogenannter „Ausländer“ tut. Zunehmende „Ausländer“feindlichkeit, Debatten innerhalb der Regierung um Zuwanderung oder die Diskussion für mehr Geburten in Deutschland, damit die „Deutschen“ nicht aussterben, ist ein Zeichen für zunehmenden Nationalismus, der leider seit der Wiedervereinigung an Stärke gewinnt. Neonazis sind dabei nur die Spitze des Eisberges. Die Ideologie ist bei Neonazis besonders stark ausgeprägt. Sinn und Zweck viele ihrer Aufmärsche ist es, innerhalb von Deutschland ein Nationalgefühl zu wecken, sowie auch das nationale Konstrukt der Völker aufleben zu lassen. Sie schaffen nationale Feindbilder oder propagieren die nationale Solidarität, wie es am Beispiel Meiningen gut zu erkennen ist.

Für eine antifaschistische Praxis kann es deshalb nicht die Aufgabe sein, bei Naziaufmärschen „Volks“feste gegen Nazis zu veranstalten, um Deutschland ein netteres Gesicht zu geben.

Antifaschistische Praxis bedeutet die Kernideologie der Neonazis anzugreifen, und zwar dort wo sie am meisten praktiziert wird: In der Mitte der Gesellschaft. Wir brauchen keinen Aufstand der anständigen Deutschen, wir brauchen einen anständigen antinationalen Aufstand.


Gruppe fura Juni 2003


Ab 10 Uhr Parkplatz am Schlossplatz:
Musik und Infotisch

Um 12 Uhr Parkplatz am Schlossplatz:
Kundgebung: In der Gesellschaft kämpfen - den nationalen Konsens brechen!

Um 13 Uhr Marktplatz Meiningen : Bündniskundgebung:Courage zeigen in Meiningen

ab 13.30 Direct Action
Naziaufmarsch stören, sabotieren, blockieren!


Infos zu den Protesten am 26. Juli:
 http://www.puk.de/atag/fura
Tel: 0160/99794057
Email:  fura@gmx.net
Postanschrift:: F.U.R.A.; PF 100238; 98602 Meiningen

 

22.07.2003
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