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JVA Rheinbach: Brief von Carsten - 129a Gefangener aus Magdeburg

Kleiner Ausflug in die Freiheit....

Das, das BKA Phantasie besitzt, wußte ich ja schon länger. Das ihre
Vorstellungskraft, es locker mit der eines Science Fiction Autoren aufnehmen
könnte, beweisen sie ja schon durch ihre schwachsinnige Konstruktion der
terroristischen Vereinigung die uns vorgeworfen wird. Aber das was heute
passierte, war selbst für mich überraschend ... .
Gegen 15.30 Uhr wurde ich aus der Zelle geholt, mit dem Hinweis, daß das BKA
etwas von mir wolle. Ich wurde dann von drei BKA BeamtInnen übergeben die
mich in ein Auto brachten. Hier wurde mir mitgeteilt das sie sich nur mal
in Ruhe mit mir unterhalten wollen und dies keine Vernehmung sei. Auf meinen
Einwurf, daß es keinen Sinn macht und sie sich das sparen könnten,
reagierten sie nur in dem sie mir sagten, sie wollen mir etwas zeigen.
Wir fuhren in ein Café in der Bahnhofsstraße in Rheinbach, wo weitere Beamte
schon auf uns warteten. Auf Handschellen verzichteten sie den ganzen Ausflug
über, aber mensch merkte das sie sich auf diesen Ausflug gut vorbereitet
hatten. Im Café setzten wir uns zu dritt an einen Tisch, während die
restlichen Beamten am Ausgang Platz nahmen. Sie boten mir an etwas zu
trinken zu bestellen, was ich ablehnte.
Nun wurde mir berichtet, daß sowohl bei Marco als auch bei Daniel eine
Haftverlängerung beschlossen wurde und diese auch für mich gelte. Daraufhin
teilten sie mir mit, daß ein Einlassen meinerseits sich positiv bei einem
Haftprüfungstermin auswirken könnte und versicherten mir, daß unsere
Situation ja richtig schlecht sei - warum dann der ganze Scheiß - und sie
sich sicher sind das es zu einer Verurteilung reiche.
Ich erwiderte, daß ich dazu nichts sagen werde und ich diesen ganzen Ausflug
mehr als nur lächerlich finde.
Nachdem sie irgendwann mitkriegten, daß sie mit ihrem Schmierentheater
keinen Erfolg haben, brachten sie mich in den Knast zurück. Für diesen
Ausflug hatte das BKA eigentlich 2 Stunden eingeplant, sie waren sichtlich
enttäuscht, daß wir schon nach 30 Minuten wieder im Knast waren.
Von einem solchen Vorfall habe ich noch nie gehört, fand es aber mehr als
nur unverschämt, weshalb ich es hiermit öffentlich machen will.

Mit anarchistischen Grüßen

Carsten; §129a Gefangener; JVA Rheinbach 01/07/2003

NO JUSTICE - NO PEACE !

 

11.07.2003
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Repression]  [Schwerpunkt: 129a-Verfahren in Sachsen-Anhalt]  Zurück zur Übersicht

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