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Hamburg: Forum 18 | Copyright und Open Source


t r a n s medien - Modellversuch an der Hochschule für bildende Künste
Hamburg

Forumsreihe im Sommersemester 2003: Streuungen. Autorenschaft und
Produktion.


Forum 18: Copyright und Open Source.

mit

___Gerhard Plumpe
Neue Medien und Urheberrecht

___Volker Grassmuck
Reputation in Wissenschaft und freier Software

Moderation: Frank Hesse

!!! Geänderte Anfangszeit !!!
Freitag, 11.07.03, 16.30 Uhr
HfbK Hamburg, Averhoffstraße 38, R. 31, 22085 Hamburg
Infos: +49-(0)40-42832-2082 /  transmedien@public.uni-hamburg.de


___Gerhard Plumpe (Literaturwissenschaftler, Ruhr Universität Bochum)
Neue Medien und Urheberrecht

"Für einen Literaturwissenschaftler gehört das Urheberrecht gewiß nicht
zu den bevorzugten Forschungsgegenständen. Die Bestimmungen des Rechts
über die Voraussetzungen geistigen Eigentums, über Autorschaft und Werk
muten eine "postmodern" gestimmte Geisteswissenschaft allzu antiquiert
an und scheinen zu einem dekonstruktiven , inter- oder hypertextuellen
Kunstverständnis nichts Nennenswertes mehr beizutragen.
Ich selbst bin auf das Urheberrecht in einem begriffsgeschichtlichen
Zusammenhang aufmerksam geworden: Mir fiel auf, dass das Wort
"eigentümlich" - ein Schlüsselwort der neuen Ästhetik im ausgehenden 18.
Jahrhundert - in bemerkenswerter Weise seine juristische Herkunft in der
neuen ästhetischen Bedeutung bewahren konnte; ein "eigentümlicher Roman"
war für das Verständnis der Zeit um 1800 nicht nur ein origineller oder
individueller Roman, sondern zugleich auch ein eigentumsfähiges Werk.
Von diesem begriffsgeschichtlichen Befund her wurden dann Hypothesen
über den diskursiven Konnex von juristischem und ästhetischem
Kunstkonzept möglich, die ich seither in verschiedenen Studien
durchgespielt habe. Dabei konzentrierte ich mich nahe liegender weise
zunächst auf die Literatur und das Verständnis literarischer
Autorschaft, später auch auf andere Künste, vornehmlich auf Photographie
und Film im Vorgang ihrer Verrechtlichung im 19. und 20. Jahrhundert.
In meinem Vortrag will ich einige Ergebnisse dieser Untersuchungen kurz
referieren, um mich dann mit der Frage zu beschäftigen, ob die
Werkkonzepte im Kontext neuer Medien mit den Kategorien des
herkömmlichen Urheberrechts noch zu bewältigen sind." (Gerhard Plumpe)

Arbeiten von Gerhard Plumpe zum Thema:

Eigentum - Eigentümlichkeit. Über den Zusammenhang ästhetischer und
juristischer Begriffe im 18. Jahrhundert. In: Archiv für
Begriffsgeschichte 23 (1979);

Der Autor als Rechtssubjekt. In: H. Brackert/J. Stückrath (Hg.):
Literaturwissenschaft. Bd. 2. Reinbek 1981;

Kunst und juristischer Diskurs. In: J. Fohrmann/H. Müller (Hg.):
Diskurstheorien und Literaturwissenschaft. Frankfurt 1988;

Der tote Blick. Studien zum Diskurs der Photographie. München 1990;

Autor und Publikum. In: H. Brackert/J. Stückrath (Hg.):
Literaturwissenschaft. Reinbek 1992;

Autor und Publikum. Zum Verhältnis von Autoren und Lesern in
medienspezifischer Perspektive. In: Handbuch Lesen. München 1999;

Die Photographie als Medium und Form in der Ästhetik des 19.
Jahrhunderts. In: J. Brauns (Hg.): Form und Medium. Weimar 2002;

Der Autor im Netz. Urheberrechtsprobleme neuer Medien in historischer
Sicht. In: K. Städtke/R. Kray (Hg.): Spielräume des auktorialen
Diskurses. Berlin 2003

 http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Gerhard.Plumpe/

___Volker Grassmuck (Medienforscher, Humboldt-Universität Berlin)
Reputation in Wissenschaft und freier Software

Was treibt Menschen dazu, Wissen zu produzieren, ohne dafür bezahlt
zu werden? Der Vortrag behandelt zunächst zwei "reine", theoretisch-
philosophische Modelle: die Wissenschaftsethik von Robert Merton und
die GNU General Public License (GPL), um sich dann in die naturgemäß
weniger "reine" Wirklichkeit zu begeben.


Volker Grassmuck
ist Medienforscher und freier Autor. Er hat über künstliche
Intelligenz, Müll, das Otaku-Phänomen, die Turing Galaxis, die
Geschichte von Medien und Identitätsdiskursen in Japan und über die
Wissensordnung digitaler Medien gearbeitet und forscht derzeit im
Rahmen des DFG-Projekts "Schrift - Bild - Zahl" am Helmholtz-Zentrum
für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem
konzipiert er die Konferenzserie "The Wizards of OS" und engagiert
sich im Rahmen der Initiative "privatkopie.net" dafür, dass das neue
deutsche Urheberrechtsgesetzes kein Ermächtigungsgesetz für die
Datenherren wird. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehört "Freie
Software. Zwischen Privat- und Gemeineigentum", Bonn 2002

 http://waste.informatik.hu-berlin.de/Grassmuck/
 http://wizards-of-os.org
 http://privatkopie.net
 http://freie-software.bpb.de

____t r a n s medien. Sommersemester 2003____Programmübersicht
(Infos und Seminarankündigungen siehe:  http://www.transmedien.de)


Semesterthema: Streuungen. Autorenschaft und Produktion.

Die im frühen 20. Jahrhundert eingeleitete Auflösung und Neudefinition
bürgerlicher Werk- und Autorenbegriffe ist parallel zur Entwicklung der
elektronischen Medien heute in eine spannende Phase getreten. Obwohl
oder weil die elektronischen Medien, vor allem das Internet, keine
Originale kennen und alles Produzierte in seiner Einmaligkeit aufheben,
es dekontextualisieren und temporalisieren, wählen viele KünstlerInnen
sie als Bildmittel und Präsentationsorte. Oder sie übertragen die ihnen
inhärenten Arbeitsformen ins Kunstfeld. Projektarbeit, Arbeitsteilung,
Vernetzung und Sendung, d.h. sich zerstreuende Arbeits-/Werkformen,
treten an die Stelle von traditioneller Einzel-Autorenschaft und
markieren eine neue Stufe in der Diskussion, die an Roland Barthes'
Diktum vom "Tod des Autors" anknüpfte. Die Anleihen in sog.
"angewandten" Kunstfeldern sind offenkundig. Umgekehrt wird im Design,
besonders im Web- und Interfacedesign, vermehrt auf das geblickt, was im
bürgerlichen Kunstverständnis als das genuin Künstlerische gilt:
Autonomie und Zweckfreiheit.

Die Folgen dieser Neuorientierungen sind weder für diejenigen abzusehen,
die etwas als Kunst oder Design produzieren, noch für diejenigen, die
früher entweder als Rezipienten, Konsumenten oder als Benutzer galten.
Beschreibungsbegriffe wie Regisseur, Redakteur, Produzent, Projektgruppe
sowie User oder Co-Produzent versuchen die neuen Anforderungen -
Interaktion, Teilnahme und Engagement - in Arbeits- und
Anwendungsprozessen zu fassen.


Forum t r a n s medien

ZWISCHEN HERSTELLEN UND (VER-)HANDELN

Beatrice von Bismarck (HGB Leipzig, Berlin): Verhandlungssachen.
Projektarbeit als Kunstform.
Ania Corcilius (Künstlerin, Hamburg): Kein Rückzug ins Private! Zur
Konstruktion, Aneignung und Kritik des öffentlichen Raumes in
künstlerischen Projekten.
Montag, 07.04.2003, 18.00-21.00 Uhr, R. 31 Av.

AUFTRÄGE UND ANWENDUNGEN

Susanne Weiß (Industrial Design, HfbK): Vor, bei oder nach Gebrauch
entwertet? Wem gehört das Werk?
Sascha Merg (Künstler und Programmierer, Hamburg): Just games.
Computerspiele als Kunst.
Montag, 05.05.03, 18.00-21.00 Uhr, R. 31 Av.

Daniel Pflumm (Künstler, Berlin): no content - promotion only.
Montag, 16.06. 03, 18.00-20.00 Uhr, R. 31 Av.

ZER-STREUUNGEN, VERDICHTUNGEN IN MEDIEN

Claus Böhmler (Freie Kunst, HfbK) erläutert an seiner Arbeit den Begriff
Medienpoesie
Ludwig Seyfarth (Visuelle Kommunikation, HfbK): Verkehr der Zeichen
Montag, 02.06.03, 18.00-21.00 Uhr, R. 31 Av.

COPYING / SAMPLING

Diedrich Diedrichsen (Berlin)
Donnerstag, 26.06.03, R. 31 Av.


____Information t r a n s medien

t r a n s medien ist ein dreijähriger Modellversuch an der HfbK,
gefördert mit Mitteln des Bund-Länder-Fachprogramms "Kulturelle Bildung
im Medienzeitalter". Erforscht und erprobt werden Grenzlinien und
Nahtstellen zwischen traditionellen künstlerischen Mitteln und neueren
audiovisuellen bis digitalen Medien an einer künstlerischen Hochschule.
Der Modellversuch stellt transdisziplinär Seminare, Workshops,
Projektstudien, Vortragsreihen und Ausstellungen zu aufeinander
aufbauenden Semesterthemen zusammen. Im Wechsel von Theorie, Reflexion
und Produktion werden Entwicklungslinien, theoretische Grundlagen,
veränderte Inhalte und aktuelle mediale Darstellungsweisen im Kontext
(der Geschichte) der zeitgenössischen Kunst erarbeitet.

Kontakt: Ute Vorkoeper (Projektleitung und -koordination)
< transmedien@public.uni-hamburg.de> < utevorkoeper@compuserve.com>
Konzept / Aktuelle Programminformationen: <  http://www.transmedien.de>
Veranstaltungsort: Interdisziplinäre Computerei R. 31 Av.
Büro: R. 31a Av., Tel/Fax: 040-42832-2082

 

07.07.2003
t r a n s medien   [Aktuelles zum Thema: Netzpolitik]  Zurück zur Übersicht

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