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Mömlingen (Odenwald): 300 Neonazis auf Konzert

Autonome Antifa Frankfurt/Main
Infoladen Frankfurt/Main

Frankfurt/Main, den 22.6.2003

300 Neonazis auf Konzert bei Mömlingen (Odenwald)

Neonazi-Konzert in Rodgau-Dudenhofen am 21. Juni fand nicht statt

Das für den 21. Juni geplante Neonazi-Konzert in Rodgau-Dudenhofen hat nicht
stattgefunden. Der Betreiber des Geländes, auf dem das Konzert geplant war,
hat seine Zusage an die Neonazis angeblich schon am späten Freitag Abend
zurückgezogen. Das Gelände blieb den Samstag über verschlossen, die Polizei wies
potentielle Besucher und Besucherinnen ab.

Dieses Gelände, welches als Rockertreffpunkt gilt und auf dem auch „normale“
Rockkonzerte und Festivals stattfinden, war bereits am 23. August 2002
Austragungsort eines neonazistischen Konzertes mit knapp 300 Teilnehmern, welches
ursprünglich in der Gegend Weilmünster geplant war, dann jedoch kurzfristig
nach Rodgau-Dudenhofen verlegt wurde.
Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass vor allem der entstandene
öffentliche Druck den Betreiber dieses Mal zur Absage bewogen hat.

In diesem Zusammenhang verwundert auch die Aussage des Sprechers des
Polizeipräsidiums Südost, Georg Grebner, der (laut Frankfurter Rundschau vom
21.6.03) zwar Kenntnis von einer früheren Feier in Rodgau-Dudenhofen hat, bei der
„es aber keine Vorgänge gegeben (habe), die zu beanstanden gewesen wären“.
Immerhin wurde das Konzert im August 2002 von einem polizeilichen Großaufgebot
aufgelöst, im Zuge dessen es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen
Polizei und Neonazis kam.

Die Verlegung des Konzertes am am 21. Juni 2003 geschah nach hinreichend
bekanntem Muster. Über Kontakthandynummern und kurzfristig bekannt gegebene
Schleusungspunkte wurden an die 300 Neonazis nach Mömlingen, direkt hinter der
bayerischen Grenze, unweit von Höchst (Odenwald) dirigiert. Ein ortsbekannter
Neonazi hatte sein Privatgelände außerhalb des Ortes für das Konzert zur
Verfügung gestellt.
Die Besucher und Besucherinnen waren aus ganz Deutschland, aus Frankreich
und aus der Schweiz angereist. Aus Hessen wurden auffallend viele Autos aus den
Kfz-Kennzeichenbereichen Hanau und Lahn-Dill-Kreis festgestellt.

Es spielten mehrere Bands, die ursprünglich für das Konzert in
Rodgau-Dudenhofen eingeladen waren. Gesichert ist der Auftritt von Oidoxie aus Dortmund,
gegen die derzeit ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Dortmund u.
a. wegen Volksverhetzung und der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole
läuft, und von Propaganda (Horb, Baden-Württemberg), deren erste CD von der
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert wurde. Ob auch die
angekündigte „Combat 18“-Band Weisse Wölfe aus dem Sauerland auftrat und ob
diese (passend zum Datum der Sonnenwende) ihren Song „Unsere Antwort“ spielte,
ist derzeit noch nicht bekannt. In dem Song heißt es u.a.: „Für unser Fest ist
nichts zu teuer, 10.000 Juden für ein Freudenfeuer (…) Ihr tut unserer Ehre
weh, unsere Antwort Zyklon B“.

Auffallend bei den KonzertbesucherInnen war das häufige Zur-Schau-Stellen
von Symboliken und Abzeichen des verbotenen Neonazi-Netzwerkes „Blood and
Honour“ und deren selbsternannten „bewaffneten Arm“, der Gruppe Combat 18.

Entgegen aller Erfahrungen, wonach Ersatzkonzerte häufig in angrenzende
Bundesländer verlegt werden, war die bayerische Polizei nicht auf dieses Konzert
vorbereitet und beschränkte sich auf einzelne Vorfeldkontrollen und auf die
Beobachtung des Ganzen.

Das „Erfolgserlebnis“, das Konzert in Rodgau-Dudenhofen über öffentlichen
Druck verhindert zu haben, relativiert sich natürlich, wenn keine 40 Kilometer
weiter 300 Neonazis völlig ungestört feiern können und zudem das Gefühl
genießen können, die Behörden -über die Verlegung zu einem Ersatzort - wieder mal
ausgetrickst zu haben.
Die Diskussion, wie auch dies zu verhindern ist, steht längst auch bei
Antifaschisten und Antifaschistinnen im Rhein-Main-Gebiet an. Wir werden die
Diskussion nun forcieren.


Autonome Antifa Frankfurt/Main
Infoladen Frankfurt/Main
c/o Cafe Exzess
Leipziger Strasse 91
60487 Frankfurt/Main

 

22.06.2003
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