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Text | Täuschungsmanöver »Fötus«

Carol A. Stabile
Täuschungsmanöver »Fötus«
aus: Privileg Blick, Edition ID-Archiv 1997

Medialisierung des Unsichtbaren unter dem Aspekt der Visualisierung von Schwangerschaften - Wie produzieren medizinische Visualisierungstechnologien (z.b. Ultraschall, Elektronenmikroskop) neue gesellschaftliche Vorstellungen vom Fötus? Die Darstellungen einer fötalen Autonomie zieht den Blick der Frau und ihren Lebensumständen ab und präsentieren stattdessen das Ungeborene als ein vom weiblichen Körper unabhängiges Wesen. Erst die visuelle Produktion des Fötus macht diesen zum Subjekt, zum "ungeborenen Leben". Abtreibung wird zum Mord - der Blick in den Körper spielt also eine zentrale Rolle in der Abtreibungsdebatte und den Angriffen auf die Frauenrechte.

I. Der neue Bürgerkrieg

Mit seinem Urteilsspruch im Fall Roe gegen Wade entkriminalisierte der Oberste
Gerichtshof der Vereinigten Staaten im Jahr 1973 die Abtreibung. Diese Ent-
scheidung wurde als epochaler Sieg der Frauen und des Feminismus gewertet,
denn das Gericht war so weit gegangen, staatliche Reglementierungen während
des ersten Schwangerschaftsdrittels nahezu auszuschließen. Das Urteil formu-
lierte aber auch deutliche Vorbehalte. Dem Staat »legitime und wesentliche An-
sprüche hinsichtlich des Wohlergehens der schwangeren Frau« zubilligend,
räumte es ihm darüber hinaus »'weitere' legitime und wesentliche Ansprüche
hinsichtlich des Schutzes der Leibesfrucht« ein. Im ersten Schwangerschafts-
drittel ist das Recht auf Seiten der Mutter; die Entscheidung über einen Abbruch
liegt in ihrem Ermessen bzw. dem eines Arztes ihrer Wahl.
Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel wird jedoch der Fötus zentral.[1] Der
Staat kann jetzt, »sollte er das für richtig erachten, seine Ansprüche hinsichtlich
des Wohlergehens der Mutter durchsetzen und Regelungen über den Abbruch
der Schwangerschaft verfügen, die in einem vernünftigen Verhältnis zur Ge-
sundheit der Mutter stehen«. Damals war nur wenigen Frauen vorstellbar, daß
sich dieser scheinbar epochale Sieg alsbald gegen sie wenden würde. Das Urteil
legte den Staat nämlich auf eine zweifache Verantwortung fest: einerseits für die
Frau, andererseits für den Fötus. Es traf zwischen ihnen eine klare Unter-
scheidung, mit der die Gegner weiblicher Selbstbestimmung operieren konn-
ten.
Im folgenden soll diese Unterscheidung analysiert werden. Wie, d.h. mit Hilfe
welcher visuellen Technologien und Überwachungsinstanzen konnte - gegen
die Interessen der Frauen - aus dem Fötus ein Subjekt werden? Auf der Grund-
lage feministischer Kritik an Objektivitätskonzepten - es gibt keinen neutralen
oder interesselosen Blick - werde ich zunächst die ideologische und visuelle Pro-
duktion des Fötus diskutieren. Daran knüpft sich eine Ausarbeitung des repres-
siven Einsatzes fötaler Subjektivität - in eher Foucaultscher Terminologie, also
im Rahmen einer Verbindung von Blick, Institutionen und Machtbeziehungen.
Am Ende steht ein kritischer Rückblick. In Übereinstimmung mit Pierre Bour-
dieus Forderung, auch gegenüber der eigenen Kritik kritisch zu bleiben, soll jene
feministische Perspektive aufgearbeitet werden, die wir selbst im Kampf um die
Reproduktionsrechte eingenommen haben.
Obwohl meinen Überlegungen die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten
zugrundeliegen, hoffe ich, daß sie auch darüber hinaus Gültigkeit haben. Die ju-
ridische Diktion klingt überall ziemlich ähnlich, von der weltweiten Verbreitung
amerikanischer Massenkultur einmal abgesehen.
Zwischen den pränatalen bzw. Reproduktionstechnologien auf der einen und
der Auslöschung des weiblichen Körpers bzw. seiner Rechte auf der anderen Sei-
te besteht kein zwingender Zusammenhang. Etwas Gegenteiliges zu behaupten
wäre, um es vorsichtig auszudrücken, irreführend - soviel sollte von Anfang an
klargestellt sein. Raymond Williams hat bemängelt, daß gesellschaftliche Effekte
häufig verkürzt dargestellt werden - mit der Folge, daß komplexe Zusam-
menhänge unter den Tisch fallen. Ein gutes Beispiel sind Technologien, die im
Zentrum wirtschaftlicher und kultureller Umbrüche stehen. Solchen Techno-
logien haben wir den Fötus zu verdanken. Sie sind aber bloß der Effekt eines be-
stimmten ökonomischen und politischen Systems im ausgehenden 20. Jahrhun-
dert. Anders als manche Feministin behaupten würde, haben nicht die Techno-
logien die Frauen von ihrem Körper entfremdet; die Entfremdung wird vielmehr
von Institutionen erzeugt, in deren Gebrauch die Technologien stehen. Rosa
Luxemburg schreibt: »Der Kapitalismus wälzt das gesamte soziale Gefüge um.
Er setzt bei den materiellen Grundfesten an und arbeitet sich bis zu den kulturel-
len Erscheinungen vor.« [2] Das Urteil Roe gegen Wade fiel zu einem Zeitpunkt, als sich die Vereinigten
Staaten, nach einer Phase vorangegangener politischer Erschütterungen, allmäh-
lich wieder stabilisierten. Mit dem Jahr 1973 lassen einige Theoretiker, wie z.B.
David Harvey, die Postmoderne beginnen. Gleichgültig, ob man den Begriff
»Postmoderne« nun für analytisch brauchbar hält oder nicht, erlebte der Kapita-
lismus in dieser Periode einen massiven Konsolidierungs- und Expan-
sionsschub. Im Verlauf des Prozesses, der heute Entindustrialisierung heißt,
verschafften sich weiße Frauen aus der Mittelschicht in bis dahin ungekannter
Anzahl Zugang zu den Colleges, den Universitäten, den Berufsschulen sowie zu
den Berufen selbst. Die Effekte der Globalisierung des Kapitals, der Abbau bzw.
Niedergang von Wirtschaftszweigen, Deregulierung und Lohneinbußen, kamen
im Laufe des Jahrzehnts immer krasser zum Vorschein.
Die Weichen für diese Entwicklung wurden um 1973 gestellt. Zwar gehörten
zu den engagiertesten Kräften der zweiten Frauenbewegung auch Frauen, die
sich für gesellschaftliche Veränderungen auf revolutionärem Weg entschieden
hatten. In den frühen Siebzigern fand bei den Medien aber lediglich eine ho-
mogene Gruppe reformistisch gesinnter Feministinnen Gehör. Weil diese
Frauen über ein hohes kulturelles und wirtschaftliches Kapital verfügten, wäre
es strategisch falsch, ja offen undemokratisch gewesen, ihre Ansprüche zu ig-
norieren. Aus diesem Blickwinkel liest sich Roe gegen Wade wie eine Lektion in
Sachen kapitalistische Hegemonie. Oberflächlich schien das Urteil den femi-
nistischen Forderungen nach Reform Rechnung zu tragen: Die Abtreibung
wurde entkriminalisiert, dem Fötus der Status einer Rechtsperson verwehrt.
Wie so häufig mit Reformen, handelte es sich bei dem Urteil aber nur um die
Illusion eines Fortschritts. Die Bedürfnisse der Mittelschichtsfrauen wurden
im bestehenden System verankert; die materiellen Grundlagen, die faktisch die
»Wahlfreiheit« einschränken, blieben unbeachtet. Statt den freien, selbst-
bestimmten Schwangerschaftsabbruch oder Rechte für Frauen zu begründen,
entkriminalisierte das Urteil zwar die Abtreibung, gewährleistete aber deren
Kontrolle durch die Institutionen des Rechts und der Medizin. Das »Recht der
Frau, sich für die Abtreibung entscheiden zu können,« bot für politische Ver-
änderungen keinerlei Orientierung. Es diente vielmehr als Vorwand, genau je-
ne Probleme umgehen zu können, die mit der »Wahlfreiheit« erst aufgeworfen
werden.
Daß die Entkriminalisierung genaugenommen ein Euphemismus für ver-
schärfte Kontrolle war, ist ein Effekt der in den kapitalistischen Demokratien ent-
wickelten Rechtsauffassung. Dem libertären Gedanken absoluter Personenrech-
te verpflichtet, stützt sich diese auf das Konstrukt eines abstrakten, isolierten
Subjekts. Ihre Mängel sind seit langem offenkundig: Rosa Luxemburg z.B. be-
merkte, daß »das Recht aller Nationen auf Selbstbestimmung« eine so abstrakt
gehaltene Formel sei, daß sie rein gar nichts zum Ausdruck bringe. [3] Bei der
Schwangerschaft wird diese Rechtsauffassung aber vor ganz neue Anforderun-
gen gestellt: Wie läßt sich das Verhältnis zwischen weiblichem Körper und Fötus
im Rahmen abstrakter Rechte fassen? - Zum einen ist Schwangerschaft doch ein
zeitlich begrenzter, körperlicher Zustand. Zum anderen läßt sich das Verhältnis
zwischen der Schwangeren und dem Fötus nicht in Begriffen traditioneller
Mutterschaftsideologie oder sozialen Fürsorgeverhaltens darstellen, ohne damit
die Grundlagen des Rechtssystems zu erschüttern. So sind z.B. die Verpflich-
tung, anderen zu helfen, oder das Anerkennen des Beziehungscharakters
menschlicher Existenz, keine Elemente der herrschenden Rechtsordnung. Bei-
des würde »jegliches Konzept oder Prinzip umstürzen, auf dem unsere Gesell-
schaft basiert«, wie es im Urteil McFall gegen Shimp heißt.[4]
Roe gegen Wade konnte nicht offen den Vorrang des Fötus als Person vertre-
ten, wenn es gleichzeitig die Illusion aufrecht erhalten wollte, daß es die Rechte
der Frauen anerkannt und gewahrt habe. Deshalb entpuppte sich der im Urteil
verdeckt angelegte Konflikt zwischen den Rechten der Mutter und denen des Fö-
tus erst allmählich als waschechter Antagonismus. Das Urteil sah vor, daß weder
die Ärzte noch der Staat das gesundheitliche Wohl des Fötus über das der Mutter
stellen dürfen. Michael Phillips zieht daher den Schluß: »Ärzte können nicht ge-
zwungen werden, zwischen der Gesundheit der Frau und den Überlebenschan-
cen des Fötus irgendwelche faulen Kompromisse einzugehen.«[5] Ausdrücklich
untersagt wird es, »dem Fötus Personenrechte nach dem >Fourteenth Amend-
ment<« (einem Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung, A.d.Ü.) zuzuer-
kennen.[6] Dennoch wird Roe gegen Wade seither herangezogen, um die Rechte
des Fötus zu begründen.
Innerhalb der Populärkultur war der Fötus bis in die sechziger Jahre hinein
nicht repräsentierbar; er verfügte über keine massenwirksame, visuell einpräg-
same Referenz. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn die rechtliche
bzw. medizinische Trennung von Frau und Fötus ist historisch beispiellos. Eine
Politik, die den Fötus zum autonomen Subjekt machte - vom Frauenkörper un-
terschieden, aber auch bzw. gerade deshalb staatlicher Obhut bedürfend -, hatte
sich erst einmal um die Voraussetzungen seiner Repräsentierbarkeit zu küm-
mern. Urteilsschriften vor Roe gegen Wade hatten sich, laut Katherine White,
»stets davor gescheut, den Fötus beim Namen zu nennen. Er hieß >ein Kind<,
ungeborenes Kind< oder >Kleinkind<.«[7] Die Leibesfrucht schlicht als Kind zu
identifizieren, stand der Konstruktion eines Konflikts zwischen Schwangeren
und Föten natürlich im Wege. Schließlich sind »mit diesem Begriff elterliche
Gefühle angesprochen, Kindheitsideale, aber auch die Pflicht, für das Kind Sorge
zu tragen.«[8] Um die Ansprüche und Rechte der Frauen gegen die der Föten aus-
spielen zu können, bedurfte es eines ganz unmittelbar einleuchtenden Unter-
schieds, der die Autonomie und Verletzlichkeit des Fötus zu Tage treten ließ und
ihn zum Identifikationsobjekt machte. Gleichzeitig waren tradierte Vorstellun-
gen von Mutterschaft, etwa der weit verbreitete Glaube an den »mütterlichen In-
stinkt«, soweit zurückzudrängen, daß sich die Ansprüche des Fötus von denen
der Mutter ablösen ließen. Das Gericht hatte den Staat auf die Durchsetzung sei-
ner Ansprüche mit Einsetzen der »Lebensfähigkeit« des Fötus verpflichtet. Da-
mit war der Zeitpunkt gemeint, ab dem der Fötus »potentiell dazu fähig wäre,
außerhalb des Mutterleibes zu existieren, und sei es mit künstlicher Unterstüt-
zung.« Es war also erforderlich, den Fötus technologisch lebensfähig zu machen
- sowohl medizinisch wie auch visuell. Die Erzeugung eines vom Mutterleib un-
abhängigen Fötus war bis in die sechziger Jahre hinein technologisch nicht
machbar. Vor der Erfindung mechanischer Ventilation und vor Einführung der
Technik cardio-pulmonaler Wiederbelebung hatten Frühgeborene vor der 36.
Woche wenig Überlebenschancen. Das zeigt das Schicksal des zweiten Sohnes
von Präsident Kennedy: Er starb, in der 34. Woche geboren, an Lungenversagen.
Der ontologische Status dieses Falles ist ungeklärt: manche sprechen von einer
Fehlgeburt, andere von Kindstod. In der Folge wurde die amerikanische Öffent-
lichkeit auf Untersuchungen aufmerksam, die dem Land eine alarmierend hohe
Sterblichkeitsrate bei Säuglingen nachwiesen. Mit dem prompt einsetzenden
Geldregen aus Bundesmitteln wurden die ersten Intensivstationen für Neugebo-
rene finanziert. Sie gewährleisteten das Überleben des Säuglings schon ab der
28. - 30. Woche. Die nächste Revolution in der Säuglingsmedizin ereignete sich
erst wieder 1990, als Wissenschaftlerlnnen ein Verfahren entwickelten, um das
Kollabieren der Lunge von Neugeborenen zu verhindern. So konnte es schon in
der 23. - 24. Woche überleben.[9] Während die Lebensfähigkeit im Jahr 1972 noch
bei der 28. - 30. Woche lag, ging der Urteilstext Roe gegen Wade davon aus, daß
sich das >Mindestalter< weiter senken werde: »Gewöhnlich ist die Lebensfähig-
keit ab der 28. Woche gegeben; sie kann aber auch darunter liegen, u.U. schon
bei 25 Wochen.«
Wie war es möglich, daß die Erhöhung der Lebenschancen des Fötus dessen
politischer Karriere zugute kam? - Alle Resultate technischen Fortschritts, im
medizinischen wie im visuellen Bereich, standen zu dieser Zeit im Dienst reak-
tionärer Politik. Den höheren Überlebenschancen außerhalb des Mutterleibes
korrespondierten visuelle Technologien, die das Bild eines autonomen Fötus
konstruierten. Damit waren die Voraussetzungen einer politischen Umwertung
gegeben. Der weibliche Körper, einst als Ort der Geborgenheit betrachtet, ver-
wandelte sich in ein unwirtliches Ödland, das die »unschuldige Person« in sei-
ner Mitte wie einen Feind bekämpfte. Vor allem in wirtschaftlichen und politi-
schen Krisenzeiten wurde von Frauen »korrektes« Verhalten gefordert - unter
Hinweis auf ihren »angeborenen« Altruismus. Das haben feministische Histori-
kerinnen wie Judith Walkowitz (1992) und Christine Stansell (1986) gezeigt.
Verhaltensweisen, die der Norm nicht entsprachen, galten als »unnatürlich«
bzw. als Verfehlungen. Die dauernde Pathologisierung weiblicher Verfehlungen
konnte dem Ideal der »guten« Mutter aber nie etwas anhaben. Früher dienten
Weiblichkeitsideale wie Altruismus und Opferbereitschaft in erster Linie dem
Zweck, Frauen an die Mutterschaftsideologie zu binden. Was in den siebziger
Jahren an Widersprüchen aufbrach, war im Rahmen dieser Ideologie aber nicht
mehr aufzulösen. Dazu kamen noch die zwar eingeschränkten, symbolisch aber
schwerwiegenden Errungenschaften in den Bereichen weibliche Sexualität und
Reproduktionsrechte, sowie die gestiegene Anzahl weiblicher Arbeitskräfte. [10] In
den späten siebziger und frühen achtziger Jahren wich das Bild der »guten Mut-
ter« dem Bild einer Frau, die den täglichen Kampf ums Überleben nicht nur da-
heim, sondern auch am Arbeitsplatz führte. Im Zuge fortschreitender Entindu-
strialisierung wurden vor allem angestammt männliche Arbeitsplätze wegratio-
nalisiert. Es bedurfte also nicht viel, um die Angst vor diesem neuen Frauenbild
zu schüren. Die Bereitschaft, das wirtschaftliche Überleben in die eigenen Hän-
de zu nehmen, wurde zur Antithese des einzig richtigen, nämlich mütterlichen
Verhaltens erklärt. Als verrucht galt, wer selbstsüchtig ihre Karriere über das
Wohl von Mann und Kindern stellte. [11]
Diese bedrohliche Alternative zum mütterlichen Altruismus zeichnete sich al-
so bereits ab. Während die Überbleibsel der klassischen, passiven Mutterrolle
noch fortwirkten, gab es schon eine Welt, in der, mit den Worten Hartounis,
»Frauen die Bindung an die Wurzeln ihrer ureigensten Identität verlieren und
somit nicht nur störend, sondern potentiell gefährlich werden« [12] - ob durch Kar-
riere, Sexualität, oder die teuflische Verquickung von beidem. [13] Während sich in
der Populärkultur eine Trendwende zugunsten der Mutterschaftsideologie ab-
zeichnete, untermauerten Rechtsentscheidungen diese Wende in materieller
Hinsicht. Mit dem Aufstieg konservativer Kräfte in den Vereinigten Staaten wur-
de die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs immer umstrittener. Der in
Roe gegen Wade formulierte Interessenausgleich zwischen Frau und Fötus wurde
jetzt nur noch zugunsten des Fötus ausgelegt. Dessen abstrakte Rechte erhielten
in diesem reaktionären Klima den Vorzug gegenüber den materiellen An-
sprüchen der Frauen. Nach Rosalind Petchesky, führte der Oberste Gerichtshof
»einen Diskurs, der die Existenz der Frau einfach leugnete. Frauen paßten in keine be-
stehende gesellschaftliche Kategorie. Deshalb konnten sie auch keine spezifischen An-
sprüche anmelden, die das Gesetz zu berücksichtigen hätte. Wie sollen wir institutio-
nell in der Lage sein, die >Kontrolle über unseren Körper< sicherzustellen, wenn diese
Institution nicht einmal anerkennt, daß wir überhaupt Körper haben?«[14]
Nur drei Jahre nach der Verkündung von Roe gegen Wade begannen im Kongreß
der Vereinigten Staaten die Debatten zum Hyde Amendment. Während dieser
Prozedur
»durften Frauen aus einkommensschwachen Schichten mit ansehen, wie das, was sie
für ihr verbrieftes Recht gehalten hatten - der selbstbestimmte Schwangerschaftsab-
bruch - Stück für Stück von einer Legislative zerzaust wurde, die fast zur Gänze aus
Männern bestand. Zuerst wurde die uneingeschränkte Wahlfreiheit auf >medizinisch
notwendige< Abtreibungen eingegrenzt. Dann auf solche, bei denen das Risiko ernst-
hafter und dauernder physischer Schäden für die Gesundheit angezeigt war; dieses Ri-
siko mußte durch zwei Ärzte attestiert werden. Weiter auf solche, denen eine (ord-
nungsgemäß gemeldete) Vergewaltigung oder ein Inzest vorausgegangen war. Am En-
de blieben lediglich solche Abtreibungen legal, die wegen akuter Gefahr für das Leben
der Mutter unerläßlich waren.« [15]
Mit der Verabschiedung des Hyde Amendments durch den Obersten Gerichtshof
wurden die Frauen von allen wichtigen Entscheidungsprozessen abgeschnitten,
die ihre eigene Sexualität und reproduktive Gesundheit betrafen. Vielen von ih-
nen war der Zugang zu Abtreibungskliniken versperrt, nachdem klar war, daß
Finanzhilfen nur bei akuter Lebensgefahr der Mutter zu erwarten wären. Im Jahr
1989 schlug das Pendel noch weiter zugunsten des Fötus aus. Der Oberste Ge-
richtshof verlieh den einzelnen Staaten die Vollmacht, die Zugangsmöglich-
keiten zu medizinischen Einrichtungen bzw. Abtreibungskliniken selbst zu re-
geln, d.h. zu beschränken oder gar zu verbieten. Das Hyde Amendment hatte vor
allem einkommensschwache Frauen betroffen. Das Webster-Urteil ordnete das
Wohl der Mutter in noch brutalerer Weise dem Status des Fötus nach. Dieser
nahm jetzt den Rang einer Rechtsperson ein: »die Gesetze dieses Staates sollen
so interpretiert werden..., daß alle Rechte, die für andere Personen gelten, auch
dem ungeborenen Kind eingeräumt werden.« [16]
Die Folgen von Webster waren weitreichend. Erstens wurde dem Fötus der Status
einer Person zuteil, was Roe gegen Wade ihm (zumindest scheinbar) verweigert
hatte. Zweitens ging die Kompetenz bei der Kontrolle des Schwangerschafts-
abbruchs auf die einzelnen Staaten über. Abtreibung wurde damit zum Wahl-
kampfthema. Im Jahr 1990 brachte die ABC-Nightline vor den Wahlen ein Son-
derprogramm unter dem Titel »Abtreibung: der neue Bürgerkrieg«. Darin wurde
der Konflikt als einer zwischen Abtreibungsbefürwortern und Abtreibungsgeg-
nern konstruiert, der, wie schon im amerikanischen Bürgerkrieg, ganze Famili-
en wegen unvereinbarer ideologischer Standpunkte spaltete. Unbeabsichtigt
machte die Kriegsmetapher deutlich, daß es hier um die Amputation des Fötus
vom weiblichen Körper ging. Und noch eine weitere Analogie lag nahe: der ver-
drängte weibliche Körper als virtuelles Schlachtfeld zwischen Frauen und Föten.
Doch so wie nach herrschender Auffassung der amerikanische Bürgerkrieg das
Paradigma des gerechten Krieges ist und bleibt, sehen sich im 'neuen Bürger-
krieg' die selbstgerechten Schützer des Fötus den selbstsüchtigen feministischen
Truppen gegenüberstehen - genau wie einst die heldenmütigen Nordstaaten
den südstaatlichen Legionen der Finsternis und Sklaverei. Diese Logik auf die
Spitze treibend, vergleichen die Abtreibungsgegner die Lage »des Fötus« mit der
der African-Americans: eine Gruppe im Staate Maryland nennt sich »National
Association for the Advancement of Preborn Children« (NAAPC) - Nationale
Vereinigung zur Förderung ungeborener Kinder - ein Abklatsch von »National
Association for the Advancement of Coloured People (NAACP), der nationalen
Vereinigung zur Förderung der Farbigen. Im August 1992 unterbreitete der Erz-
bischof von New York, Kardinal Francis O'Connor, allen Ernstes den Vorschlag,
ein »Grabmal des ungeborenen Kindes« zu errichten. [17] Damit wollte er klarstel-
len, wer die Opfer »dieses Krieges« seien. Es gab allerdings Opfer in diesem ach
so gerechten Krieg: ermordete Ärzte, das Empfangspersonal und andere Mitar-
beiterinnen der Kliniken - nicht zu vergessen die Frauen, denen der Zugang zur
medizinischen Grundversorgung verwehrt blieb. Doch gerade weil sie Frauen
und Kinder vom Schlachtfeld verbannten, konnten die Konservativen von ihrem
eigentlichen Ziel ablenken: von Frauen mit unzureichendem Einkommen und
Frauen aus der Arbeiterklasse einschließlich ihrer »communities«. Der Fötus
kam als politischer Nebelwerfer zu seinem Recht.

II. Die Sichtbarmachung des Fötus

Um dem »neuen Bürgerkrieg« Ausdruck und dem Fötus politische Brisanz zu
verleihen, mußte ein Zeichen gesetzt, d.h. eine massenwirksame Repräsentation
gefunden werden. Am 30. April 1965 war es soweit. Die Aufnahme eines »leben-
digen, 18 Wochen alten Fötus« schmückte das Titelblatt von Life Magazine. Die
reißerische Textzeile versprach: »Ein fotografisches Meisterwerk - in Farbe«. Es
handelte sich um »das erste Bild, das jemals von einem lebenden Embryo im
Mutterleib gemacht worden ist. Die Aufnahme entstammt einer sensationellen
Serie von Farbfotografien, die den menschlichen Embryo im Naturzustand zei-
gen - wunderbar vollständig bis in die klinischen Details hinein, und auf ergrei-
fende Weise schön« (30. April 1965).
25 Jahre später, im August 1990, präsentierte Life Magazine noch einmal:
»Die ersten Bilder vom Anfang des Lebens«: »Diese Fotos schenken uns zum
ersten Mal den Blick auf ein Geschehen, das so gewöhnlich und so alt ist wie die
Menschheit selbst: wir alle sind so entstanden.« (August 1990) Der schwedi-
sche Fotograf und Arzt Lennart Nilsson war ein Pionier auf dem Gebiet, Em-
bryos und Föten zu fotografieren bzw. die dazu erforderlichen Techniken zu
entwickeln. Die erste Ausgabe seines Klassikers Ein Kind entsteht kam 1965 in
Schweden auf den Markt. Das Buch wurde 1966 ins Englische übersetzt und ist
seitdem in 18 Sprachen und unzähligen Auflagen erschienen, jede von ihnen
mit neuen und »aktuellen« Fotos vom Leben vor der Geburt. Life Magazine soll
aber nicht als alleiniger Gradmesser für Trends innerhalb der Populärkultur
herangezogen werden. Andere Zeitschriften mit Massenauflage wie Time, Natio-
nal Geographie, Newsweek und Reader's Digest drucken, in Zusammenhang mit
einschlägigen Artikeln, nach wie vor Nilssons Aufnahmen.
Weil 25 Jahre zwischen ihrem Erscheinen liegen, veranschaulichen die bei-
den Artikel auf eindrucksvolle Weise den Wandel, der sich in der Darstellung
der Beziehung zwischen »Frau« und »Fötus« vollzogen hat. Bei beiden Artikeln
geht es um eine bestimmte erzählerische Konstruktion der »empirischen« Evi-
denz auf dem Bild. Die politischen Interessen sind in beiden Fällen allerdings
unterschiedlich gewichtet. Offensichtlich kann der Diskurs über, um und durch
den weiblichen Körper hindurch verschiedene Bedeutungen erzeugen. Die Dif-
ferenzen zwischen den beiden Texten lassen sich jedenfalls nicht durch techno-
logischen Fortschritt wegerklären, denn die meisten Fotos zeigen den gleichen,
wenn nicht sogar identischen Ablauf der Ereignisse.
Die Erzählungen von 1965 und 1990 zitieren visuelle Technologien im Rah-
men sich verändernder politischer Verhältnisse und mit geänderter politischer
Zielsetzung. 1965 war Abtreibung illegal, obwohl schon in den fünfziger Jahren
feministischer Protest gegen das Verbot laut wurde. Das war aber noch lange vor
der entscheidenden zweite Welle der Frauenbewegung. 1965 gewährte die Tech-
nologie den Life-Leserlnnen den ersten »realistischen« Blick in den bis dahin un-
durchdringlichen Mutterleib. Röntgenaufnahmen konnten zwar schon einen vi-
suellen Eindruck des Fötus geben, sie zeigten aber hauptsächlich dessen Skelett
- und auch das nur schemenhaft. Ihr Gebrauch wurde dazu noch eingeschränkt,
als Untersuchungen in den späten fünfziger Jahren die Schädlichkeit der Strah-
lung feststellten. Die heute so verbreiteten Ultraschallaufnahmen waren, in die-
ser Form, 1965 noch nicht auf dem Markt.
1990 hat sich die Situation vollständig verändert. Im Zuge eines immer kon-
servativeren, frauenfeindlicheren Klimas schlägt sich auf diesen Bildern der über
Jahre hinweg geführte Kampf gegen die wirtschaftliche Unabhängigkeit der
Frauen nieder. In ihnen manifestiert sich aber auch die politische Opposition ge-
gen Feminismus im allgemeinen und Roe gegen Wade im besonderen.
Das Titelblatt von 1965 verkündet, diese verschwommene, in einer Aureole
eingeschlossene Gestalt sei der »lebendige 18 Wochen alte Fötus in seiner
Fruchtblase« - »die Plazenta ist rechts zu sehen«. Etwas versteckt in der Zeit-
schrift liest es sich anders: »Die auf den nächsten Seiten abgebildeten Embryos
sind aus den unterschiedlichsten Gründen operativ entfernt worden« (meine
Hervorhebung). Unmittelbar an diese Berichtigung anschließend, setzt der Au-
tor hinzu: »Doch mit Hilfe eines speziell konstruierten Superweitwinkel-Ob-
jektivs und eines kleinen Blitzes am Ende des chirurgischen Mikroskops ge-
lang es Nilsson, die Aufnahme eines 15 Wochen alten Embryos zu schießen.«
Während innerhalb des Artikels der durchgängige Gebrauch des Präsens die
Illusion von »Leben« aufrechterhalten soll, gesteht ein Begleittext zu einem Foto
ein, daß »dieser Embryo mißgebildet ist (das Gewebe rechts ist zerrissen und
ausgefranst).« In dem Versuch, ein erstes, umfassendes Bild von der Entstehung
des Lebens in Form einer chronologischen Erzählung zu geben, hebt der Text die
Lebensechtheit der Titelaufnahme hervor und suggeriert damit, daß auch die fol-
genden Fotografien »menschliche Embryos in ihrem Naturzustand« wiederge-
ben (meine Hervorhebung). Bei sorgfältiger Lektüre wird aber klar, daß alle Auf-
nahmen in dem Artikel an obduzierten Embryos gemacht wurden (»der Embryo
aus der Fruchtblase entfernt«, »die schwammige Plazenta[...]ist teilweise abge-
schält worden, um besser zeigen zu können[...]«, »der Fötus vor einem beleuch-
teten Hintergrund« usw.). Ironischerweise handelt es sich bei den Embryos um
tote Materie, an der solange herumgeschustert wurde, bis sie lebendig wirkte.
In seiner Wiedergabe des Fötus bleibt der Artikel sorgsam darauf bedacht, dem
visuellen Code der Naturfotografie zu entsprechen. Dabei stößt er auf die Schwie-
rigkeit, über keinen spezifischen Code für den Kontext des Fötus zu verfügen.
Zwar existieren jede Menge Codes, mit deren Hilfe die Darstellung von Frauen
und Neugeborenen gelingt, aber eben keine, die das Verhältnis zwischen dem
schwangeren Körper und dem Fötus anschaulich machen. Aus diesem Grund
muß für den Uterus eine Darstellungsweise konstruiert werden. Das wird ganz
offensichtlich, weil man sich zu diesem Zweck mit dem Diorama aushilft, jenem
musealen Kontext, in dem die ausgestopften Tiere vor einem von oben beleuchte-
ten Hintergrund vorgeführt werden, der ihr »natürliches« Habitat veranschauli-
chen soll. Bei genauem Hinsehen scheitert also der Versuch, die Embryos und Fö-
ten als autonome, vom Körper der Frau trennbare Wesen zu repräsentieren.
Die technologische und textuelle Verwirrung des Artikels von 1965 resultiert
aber nicht aus technologischen Defiziten; sie beruht vielmehr auf unterschiedli-
chen historischen Kontexten und einer anderen ideologischen Emphase. »Mut-
ter« stellt sich im Jahr 1965 als ein Darstellungs- und nicht als ein politisches
Problem. Man kann durch sie hindurch fotografieren; man muß sie aber nicht
ausmerzen. Die Widersprüche im Text entspringen eher aus dem Unvermögen,
für die Beziehung zwischen Frau und Fötus eine schlüssige Repräsentation zu
finden, als aus der Notwendigkeit, die zentrale Funktion des Frauenkörpers aus-
zuschalten. Auch Fragen nach dem Status des Fötus stellen sich 8 Jahre vor Roe
gegen Wade noch nicht mit derselben Dringlichkeit wie danach. Es gibt ein »Le-
ben vor der Geburt«; der gesunde Menschenverstand garantiert dem Fötus den
Status eines lebendigen, menschlichen Wesens. Der Life-Artikel reproduziert
diese Auffassung nur. Verteidigungskämpfe um den ontologischen Status des
Fötus sind noch nicht entbrannt, denn die Frau oder Mutter ist noch nicht zu ei-
ner Bedrohung stilisiert worden. Kurz, der Fötus muß nicht von der Mutter ab-
getrennt werden, um vor ihr geschützt zu sein.
Visuelle wie diskursive Spuren im Text verweisen ausdrücklich auf die müt-
terliche Präsenz; der abwesende Körper wird durchwegs »Mutter« genannt: » [...]
das erste Bild, das jemals von einem lebenden Embryo im Mutterleib gemacht
worden ist« usw. Obwohl die Fotos die Idee des Familienalbums ziemlich radika-
lisieren, bleiben sie doch im Rahmen der Familienideologie. Vereinzelt erhält
man sogar einen Wink, daß die Mutter vielleicht mehr ist als bloße Oberfläche
oder Bildschirm, ja, daß ihre Funktion im Grunde absolut zentral ist: Nach elf
Wochen, »wenn dem Fötus seine Behausung zu eng wird und er allmählich
Kräfte entwickelt, beginnt die Mutter die Tritte und Stöße der Füße, Knie und
Ellbogen zu spüren.« Mit 18 Wochen kann »er schon eine kleine Faust ballen, so
daß die Mutter die Tritte und Boxer noch deutlicher wahrnimmt.« Der Begriff
»Mutter« steht hier für jene traditionell passive, duldsame Haltung, die funktio-
neil mit Natur zusammenfällt. Alle Aktivität und Gewalt geht vom Fötus aus.
Der Bildteil von 1965 schließt mit einem Text ab, in dem sich die blumigsten
Umschreibungen des mit Wärme und Geborgenheit assoziierten Mutterleibes
finden lassen. Unter dem Titel: »In eine feindliche Welt gestoßen« werden einer
kalten und grausamen Welt die Vorteile des mütterlichen Schoßes entgegenge-
halten. Vom »Wunder der Plazenta« ist die Rede, der »Ruhe im Mutterleib« bzw.
der »behaglichen Atmosphäre bei 36,8°« - als Alternative zu einer feindseligen
Welt »voller Ungewißheiten«. Innerhalb dieser heimeligen Umgebung verhält
sich das »Baby« aber wie ein Parasit: »Ab dem Tag der Befruchtung wird der Em-
bryo zu etwas Fremden. Der weibliche Körper stößt ihn nur deshalb nicht ab,
weil die Plazenta zwischen den beiden vermittelt: sie zersetzt die Immunab-
wehrkörper der Frau.« Diese Repräsentation des Fötus als parasitärer Organis-
mus wird in späteren Darstellungen nicht mehr zu finden sein; in ihnen er-
scheint der Frauenkörper nicht länger als tolerant, sondern als feindselig, ja gera-
dezu mordlüstern.
Als Lennart Nilsson 25 Jahre später zum zweiten Mal in den Mutterleib ein-
drang, hatte sich das Verhältnis zwischen dem Fötus und seiner »natürlichen
Umgebung« radikal verändert. Die frühere Atmosphäre liberaler Toleranz und
Wärme war einem dunklen, gestaltlosen Hintergrund gewichen, der kein Zeichen
eines weiblichen Körpers oder einer Verbindung zu ihm mehr aufwies. Die Foto-
grafien enthalten keinerlei Hinweise auf die Fruchtblase oder die Plazenta, und
im Text selbst wird sorgfältig zwischen dem Fötus und dem weiblichen Körper
unterschieden.
1965 stand die Plazenta für die lebenserhaltende Verbindung zwischen der
Frau und dem Fötus: »Über die Plazenta transportieren die Venen Nahrung, Sau-
erstoff und verschiedene chemische Substanzen von der Mutter zum Fötus,
während die Arterien die Abfallstoffe zurückschicken, um sie aus dem Organis-
mus auszuscheiden.« Statt in einen solchen Kreislauf von Aufnehmen und Aus-
scheiden integriert zu sein, verfügt der Embryo 1990 »über seine eigene Blut-
zufuhr, unabhängig von derjenigen der Mutter. Die Plazenta verbindet die beiden
Systeme.« Aus einem symbiotischen Bindeglied wird also ein Modem, das die
Kommunikation zwischen zwei eindeutig unterschiedenen Bereichen erlaubt.
Bildlich wie auch textuell genießt der Embryo jetzt einen völlig autonomen Status.
In deutlichem Kontrast zu dem Artikel - In eine feindliche Welt gestoßen -, der
die Fotomontagen 1965 begleitete, folgt dem Bildteil 1990 ein Interview mit
Nilsson selbst. Durchaus passend mit Meister über eine unfaßliche, unsichtbare
Welt überschrieben, ignoriert dieser Text die mütterliche Präsenz völlig und kon-
zentriert sich stattdessen auf die sattsam bekannte Frage, wann denn nun eigent-
lich das Leben entstehe. Nilsson zeigt sich verwundert über die Art und Weise,
wie seine Arbeiten in den Vereinigten Staaten mit der Abtreibungsfrage ver-
knüpft werden. Gefragt, wann denn seiner Auffassung nach das Leben beginne,
antwortet er: »Das kann ich ihnen wirklich nicht sagen: ob nach 10 oder 2 oder
40 Tagen... Schauen sie sich die Bilder an. Ich bin nicht derjenige, der entschei-
den wird, wann das Leben beginnt. Ich bin bloß ein Fotograf, ein Reporter.« Und
auf diese Abwiegelung folgt noch: »Vielleicht beginnt das Leben überhaupt mit
einem Kuß.« [18]
Im Gegensatz zu dem bescheidenen »Drama« von 1965, entrollen Die ersten
Tage der Schöpfung [1990, The First Days of Creation] ein Epos mit biblischen Di-
mensionen, in dem von Entfremdung, Gefahr und Kampf die Rede ist. Die Ver-
herrlichung von Technologie geht einher mit einer militaristischen Wortwahl,
welche die Gefahren der unwirtlich gewordenen Lebenswelt »Frau« unter-
streicht. Das zwei Stunden alte Keimbläschen muß sich eines feindlichen Sy-
stems erwehren und dieses überwinden:
»[...] etwa hundert Spermienzellen haben die Reise in den Reproduktionstrakt überlebt
und arbeiten jetzt mit aller Kraft daran, die Nährzellen vom Ovum abzutrennen. Mit
ihrem Schwanz schlagend, dringen sie während der nächsten Stunden wie Drillbohrer
in die äußere Wand des Eis.«
Mit Zielstrebigkeit und Aggressivität arbeiten die Spermien an der Penetration.
Der Beitrag des weiblichen Organismus zur Fortpflanzung ist das »Ovum« oder
»Ei«. Jeglicher Hinweis auf die Reproduktionsorgane der Frau wird vermieden:
das Spermium reist nicht etwa durch die »Vagina«, sondern durch den »Repro-
duktionstrakt«.
Für die naturwissenschaftliche Sendereihe Nova im PBS (Public Broadcasting
System) produzierte und fotografierte Nilsson 1983 Das Wunder des Lebens [The
Miracle of Life]. Der Film erzählt dieselben Ereignisse mit demselben Material,
ja sogar noch einiges mehr, was sich noch früher zugetragen haben soll. Der Zu-
schauer reist in Begleitung einer gut durchtrainierten Spermie zunächst durch
den Penis, dann durch die Vagina, und schließlich in den Eileiter - immer auf
der Suche nach dem passiven Ovum. Das militaristische Vokabular, das 1990
Verwendung finden wird, ist in Das Wunder des Lebens bereits angelegt. Die Sper-
mie bzw. der Protagonist des Dramas wartet geduldig im »Transportkanal« des
männlichen Körpers auf »Treibstoff« und den Ruf zu den Waffen. Beim Appell
tritt er an, um mit Hilfe des »Antriebssystems« wie ein kleiner Kosmonaut auf
das Schlachtfeld - in die weiblichen Reproduktionsorgane - geschossen zu wer-
den. Die Phalanx der Spermien bricht durch die »gefährlich abweisenden« und
»feindselig säurehaltigen« Gefilde der Vagina (die sie als »Fremde« und »Ein-
dringlinge« wahrnimmt). Hinter jeder Kurve legt der weibliche Organismus
ihrem Fortkommen Hindernisse in den Weg; in seinen verschiedenen
»Kanälen« sind Gegenströmungen am Werk, deren Strudel und Sogwirkungen
die entschlossenen Angreifer verwirren. Dem Zuschauer wird vermittelt, das
»Verteidigungssystem der Frau greife das Spermium an«. Sucht man das »Wun-
der des Lebens« zu erfassen, dann scheint es primär darin zu bestehen, daß die
Befruchtung überhaupt je gelingt. [19]
Die kriegerische Rhetorik dient in den Texten von 1983 und 1990 allein dem
Zweck, die biologische bzw. natürliche Trennung zu untermauern, die zwischen
dem Körper der Frauen sowie ihren Interessen auf der einen und dem ihnen in-
newohnenden »Leben« auf der anderen Seite besteht. Der Bürgerkrieg hat seine
Ursache in den inzwischen als natürlich erachteten Feindseligkeiten des weibli-
chen Organismus gegenüber Invasionen von Außen. In einem Artikel des Time
Magazine über Unfruchtbarkeit, in dem sich auch mehrere von Nilssons Bildern
finden, entfaltet sich diese Rhetorik in noch aggressiverer Weise:
»Wie ein Leuchtfeuer, das nachts Schiffen den Weg weist, sendet das Ei seine Signale
aus. Ein Konvoi von Spermien - der Rest einer einst stolzen Armada - segelt ins Blick-
feld. Heftig züngeln ihre Schwänze. Von den chemischen Signalen angelockt, sam-
meln sich einige Hundert der Widerstandsfähigsten um das Ei. Ihre dünnen Spitzen
feuern in genau festgelegten Intervallen biochemische Salven. Eine dieser Substanzen
löst den gallertartigen Schutzmantel um das Ei. Eine andere weicht dessen stabile Hül-
le auf, um das Eindringen vorzubereiten. In den letzten Augenblicken vor der Penetra-
tion wagen einige Dutzend Spermien den Sturm auf die Barrikaden. Doch nur eines
wird durchkommen.« [20]
1965 galt die Lebenswelt außerhalb des weiblichen Körpers als gefährlich und
feindselig; seit den Achtzigern liegt das Schlachtfeld im Körper der Frau. Frauen
selbst sind der natürliche Feind von Penis, Sperma und Fortpflanzung. Der ein-
zige Weg zur Befruchtung ist die Vergewaltigung des Eis.
Gegenüber dem weiblichen Organismus, der auf Eindringlinge »natur-
gemäß« feindselig reagiert, wirken die Technologien wie ein Segen - die visuel-
len, die den Fötus als Repräsentation erzeugen, genauso wie die reproduktiven,
die ihn außerhalb des Körpers am Leben erhalten. In Erscheinung treten sie al-
lerdings nie. In der Einleitung zu Ein Kind entsteht heißt es: »Im Zentrum unse-
rer Erzählung steht weder die Technologie noch die moderne Medizin, sondern
das ewige Mysterium von Schwangerschaft und Geburt.« [21] Die Interventionen in
das Körperinnere, die ja überhaupt die Grundlage dieser Erzählung bilden, wer-
den somit verdrängt - vom Gebrauch der Beleuchtungstricks und obduzierten
Embryos ganz zu schweigen. Dennoch gilt unter den Danksagungen im Buch
auch eine der »wertvollen Hilfe bei den Operationsaufnahmen«. [22] Im Life-Bildteil
von 1990 wird daraufhingewiesen, daß Nilsson »High-Tech-Geräte wie Elektro-
nenmikroskope ...oder winzige Endoskope verwendet hat, die in das Bauchinne-
re hinein reichen«. »Endoskopie« oder »intrauterine Visualisierung des Fötus«
wurden zuerst in den fünfziger Jahren eingesetzt, als, Ann Oakley zufolge,
»Westin (1954) ein Instrument namens Endoskop in die Kanäle der Cervix von
Schwangeren einführte.« [23]
Die life-Version dieses wundersamen High-Tech Verkehrs kaschiert einen
massiven Eingriff, der den Gebrauch weiterer Technologien, Drogen und physi-
sche Manipulation einschließt.
»Ultraschall wird eingesetzt, um den Umfang der Plazenta sowie die Lage und den Zu-
stand des Fötus zu bestimmen. Erschweren die Bewegungen des Fötus seine Beobach-
tung, kann Diazepam (Valium) gegeben werden. Damit wird er oder sie ruhig gestellt.
Erfaßt der Ultraschall nicht die richtige Stelle am Fötus, kann dieser in die gewünschte
Position manipuliert werden.« [24]
Die Technologien sollten als Alternative zum weiblichen Organismus etabliert
werden. Ihrer paternalistischen und humanen Rolle können sie aber nur dann
nachkommen, wenn die eigentlichen Prozeduren und Eingriffe verschleiert wer-
den, die das Leben und die Repräsentation des Fötus ermöglichen. [25] Nilssons
überall zirkulierende Aufnahmen sind dazu benutzt worden, das Bild vom
schwerelos treibenden Fötus zu prägen. Gleichzeitig verwischen sie die Realitä-
ten des weiblichen Körpers, der ihr Zustandekommen überhaupt erst ermöglicht
hat. Das Bild, das sie zeichnen, ist das eines winzigen Außerirdischen mit per-
fekt ausgeformten Händchen und Füßchen. In vieler Hinsicht verhält er sich wie
ein Säugling oder Kind: ein kleines Wesen, das deshalb keine Budgetmittel bean-
sprucht, weil es auf wundersame Weise in Wölkenkuckucksheim versorgt wird.
In dem Film The Silent Scream [Der stumme Aufschrei] wird diese Logik auf eine
eindeutig propagandistische Ebene gehoben. Frei im Äther schwebend, nur von
Schallwellen umgeben, die den weiblichen Organismus abgelöst haben, zeigt der
Film, wie der Fötus vom Augenblick der Befruchtung an Schmerz und Lust emp-
findet. Er saugt an seinem Fingerchen wie ein Säugling, bewegt sich im Mutter-
leib wie ein Neugeborenes im Körbchen, und »schreit« vor Schmerz bei medizi-
nischen Eingriffen. Was Frauen im Verlauf ihrer Schwangerschaft und in ihrem
Alltag durchmachen, ist unwichtig geworden. Von nun an sind sie im Skript der
Fortpflanzung nicht mehr vorgesehen.


III. Unterdrückung

Die Logik, der zufolge durch visuelle Abstraktion des Fötus die Frauen als dessen
Kontext aus dem Skript fallen, findet ihre materielle Entsprechung in Abstrak-
tionsprozessen, die innerhalb rechtlicher und medizinischer Institutionen ab-
laufen. Historisch gesehen wurde mit dem Argument, daß Frauen ihr Schwan-
gerwerden nicht kontrollieren können, die Arbeitsteilung zwischen den Ge-
schlechtern gerechtfertigt. Diese Arbeitsteilung ist ein zentraler Baustein des Ka-
pitalismus. Jene Institutionen, die diese Rollenverteilung stabilisierten, also Fa-
milie oder Ehe, sahen sich aber ernsthaft in Frage gestellt, als in den frühen Sieb-
zigern die Frauen der Mittelschicht zu einer festen Größe am Arbeitsmarkt wur-
den. Echte Entscheidungsfreiheit in Reproduktionsfragen, einschließlich der
Rechte, die Schwangerschaft zu beenden, oder mit gesellschaftlicher Unter-
stützung Mutter zu werden, hätte für den Kapitalismus eine wahrscheinlich unü-
berwindbare Herausforderung bedeutet. Schließlich wäre mit diesen Rechten die
Arbeitsteilung der Geschlechter bedroht gewesen. Das Recht auf Abtreibung al-
lein ging nicht so weit. Die Entkriminalisierung der Schwangerschaftsunterbre-
chung gestattete es den Mittelschichtsfrauen, ihre Karrieren zu verfolgen. Sie hat-
ten die Wahl, ob sie abtreiben und weiterarbeiten oder ob sie Kinder bekommen
wollten. In beiden Fällen waren allein die Frauen für die Konsequenzen verant-
wortlich. Wenn sie Kinder »wählten«, dann mit der stillschweigenden Überein-
kunft, daß sie selbst - und nicht der Arbeitgeber oder der Staat - für ihre materi-
elle Lage Sorge zu tragen härten. Schließlich hatte die Entscheidung ja bei ihnen
gelegen.
Nach Emily Martin und anderen Feministinnen erfüllte die Geburtsmedizin
eine Doppelfunktion, seitdem sie die Hebammendienste abgelöst hatte: Sie kon-
trollierte die Schwangerschaft mittels Technologie und naturwissenschaftlichem
Wissen, und entwertete gleichzeitig die Körpererfahrung der Frauen. Völlig un-
abhängig von Informationen durch die Schwangere wurden die Ärzte mit dem
Auftreten der Reproduktionstechnologien: »Nachdem der >eiserne Vorhang< ge-
fallen war und sich der schwangere Bauch und sein Inhalt in voller Pracht offen-
barten, war es nicht länger notwendig, den Standpunkt der Mutter einholen zu
müssen«. [27] Dementsprechend »erregen Frauen, die den Termin der Befruchtung
angeben können, nur ungläubiges Erstaunen auf Seiten der Ärzte - sogar dann,
wenn die Diagnosetechnik (Ultraschall) offensichtlich falsche Resultate liefert«.[28]
Die Konstruktion, wonach der weibliche Körper ein Sicherheitsrisiko für den
Fötus darstellt, läßt Schwangerschaft umso mehr als Krankheitszustand erschei-
nen. Frauen sehen ihren Arzt alle 4 Wochen, sofern sie sich vor der Geburt eine
Betreuung leisten können - im letzten Schwangerschaftsmonat entsprechend
häufiger. Bei diesen Besuchen wird die Schwangere beschallt, um das Alter des
Embryo festzustellen, egal wie unzuverlässig dieses Verfahren ist. Sie wird AFP
(Alpha Feta Proteine)-Tests unterzogen, um neurale Probleme wie Spina bifida
auszuforschen; die Amniozentese dient der Feststellung des Down-Syndroms
(und des Geschlechts). Die Chorionzottenbiopsie wiederum erlaubt frühzeitigere
Aufschlüsse über genetische Defekte als die Amniozentese. [29] Sind Frauen älter
als 35 Jahre (in manchen Gegenden über 30 Jahre), wird ihr Zustand noch inten-
siver untersucht und pathologisiert. Alle Frauen werden mit Anweisungen dar-
über bombardiert, welche Substanzen und Handlungen für den Fötus »schäd-
lich« sein könnten. Christine Kelley-Buchanans Buch Peace of Mind During Preg-
nancy [Seelenfriede während der Schwangerschaft] erweist sich im Untertitel -
ironischerweise - als »ein A-Z Führer durch die Substanzen, die deinem unge-
borenen Baby schaden könnten«. Es verzeichnet alkoholische Getränke, Tabak,
Koffein und Aspirin ebenso wie die potentiellen Gefahren durch Video, Mikro-
wellenherde und Turnübungen. Aus der Schwangerschaft als einem natürlichen
Zustand des weiblichen Körpers wird paradoxerweise eine hochbrisante, patho-
logische Verfassung, die intensiver medizinischer Überwachung bedarf.
Foucault erinnert uns an die zweifache, interne und externe Dimension des
Panoptikums. Der panoptische Blick wird von innen genauso erzeugt wie er von
einer äußeren Instanz auferlegt wird. Es heißt, daß aus 96 Prozent aller Schwan-
gerschaften gesunde Säuglinge hervorgehen. Dennoch setzt, laut Robin Gregg,
»der medizinische Blickwinkel voraus, daß Frauen von dieser Norm abweichen;
Unwägbarkeiten oder Risiken werden erwartet. So etwas wie eine ungefährliche
oder risikoarme Schwangerschaft gibt es nicht.« [30] Wegen dieses medizinischen
Blickwinkels, aber auch unter dem Eindruck ärztlicher Autorität im allgemeinen,
neigen Frauen dazu, Untersuchungen zuzustimmen bzw. in Tests einzuwilligen
- auch wenn diese Tests unsichere oder fälschlich positive Resultate erbringen,
was dann wieder weiteres und intensiveres Testen nach sich zieht.
Extern hat das zunehmende Gewicht der Fötologie die Frau in zwei nun klar
unterscheidbare Patienten verwandelt: den Fötus und sie selbst. Der repressive
Einsatz des Fötus zeigt sich überdeutlich bei medizinischen Entscheidungen, die
auf einer legalen Grundlage das gesundheitliche Wohl des Fötus über das der
Frau stellen. Zumeist handelt es sich dabei um gerichtlich angeordnete Kaiser-
schnitte oder Eingriffe bei einer Vernachlässigung der Fürsorgepflicht gegen-
über dem Fötus. Im Fall gerichtlich angeordneter Kaiserschnitte wird auf Roe ge-
gen Wade verwiesen, um eine Verbindung zwischen der Verwahrlosung des Kin-
des und der des Fötus zu konstruieren. Die stillschweigende Überlegung dabei:
Frauen seien unfähig, Entscheidungen im Interesse des Fötus zu treffen, obwohl
der Fötus funktionell ein Teil des weiblichen Organismus ist. Abgesehen davon,
daß jegliche Verbindung zwischen einer Frau und dem Kind, das sie austrägt,
geleugnet wird, setzen gerichtlich angeordnete Kaiserschnitte voraus, daß Frau-
en unfähig dazu sind, Entscheidungen zu treffen, die allgemeinerer Natur sind
und über ihre unmittelbaren Eigeninteressen hinausgehen. Wie Michael Phillips
anmerkt: »Als es darum ging, die Einwendungen der Mutter in den Fällen
zurückzuweisen, wo das Leben oder die Gesundheit des Fötus auf dem Spiel
standen, haben sich Gerichte und Kommentare auf die Paragraphen zur mißach-
teten Fürsorgepflicht gestützt.« [31]
So wenig wie ein Elternteil allein die notwendige medizinische Versorgung
des Kindes verhindern kann, steht es auch der Frau nicht zu abzulehnen, was
das medizinische Establishment zur Sicherstellung fötalen Wohlergehens für
unverzichtbar hält. Der unübersehbare Konflikt mit den verfassungsmäßig ga-
rantierten Rechten der Frau auf Freiheit, Privatsphäre und Schutz wird jetzt vom
staatlichen Interesse am Fötus überlagert.
Zwischen 1981 und 1986 trugen sich 15 Fälle zu, in denen das Gericht gegen
den ausdrücklichen Wunsch der Mutter darum ersucht wurde, einen Kaiser-
schnitt anzuordnen. Vor 1981 gab es keinen einzigen solchen Fall. [32] Der erste
Beschluß einer bundesstaatlichen Berufungsinstanz fiel 1981, im Fall Jefferson
gegen Griffin Spalding County Hospital Authority. Weil die Frau aus religiösen
Gründen keiner Bluttransfusion zustimmen konnte, lehnte sie in der 39. Wo-
che einen Kaiserschnitt ab. Eine vaginale Entbindung hätte der Fötus wahr-
scheinlich nicht überlebt; die Mutter hatte eine Überlebenschance von 50 Pro-
zent. Es wurde also geltend gemacht, daß der medizinische Eingriff sowohl der
Mutter als auch dem Fötus zugute käme. Noch problematischer liegt der
Rechtsfall In re Madyun Fetus. Hier lautete die Prognose, daß aufgrund überlan-
ger Wehen die 75 prozentige Gefahr einer fötalen Sepsis (eine Infektion, die zur
Gehirnschädigung oder zum Tod führen kann) bestand; der Mutter wurde die
hundertprozentige Chance zugesprochen, eine vaginale Entbindung zu überle-
ben. Die Mutter weigerte sich allerdings, in einen Kaiserschnitt einzuwilligen,
denn, so ihre Erklärung, »eine Muslimin hat das Recht zu entscheiden, ob sie
ihre eigene Gesundheit einsetzen will, um ein mögliches Risiko für das Leben
des Fötus auszuschließen, oder nicht.« [33] Das Gericht entschied zugunsten des
Fötus.
Der Fall, der am krassesten die Privilegierung der fötalen Ansprüche aufzeigt,
wurde 1986 anhängig. Angela Carder, eine achtundwanzigjährige Weiße, war in
der 27. Woche schwanger. Schon zweimal war ihr die Diagnose eines unheilba-
ren Knochenkrebses gestellt worden. Als sie erneut eine Krebsdiagnose erhielt,
ordnete das Gericht in Washington D.C. eine Kaiserschnittoperation an. Um die
Verfügung hatte das Krankenhaus gegen Carders Willen, den ihres Ehemannes
und ihrer Eltern, aber auch entgegen der Meinung des behandelnden Onkolo-
gen, angesucht. Zweieinhalb Stunden nach der Operation starb der aus dem Ute-
rus geschnittene Fötus - wenn man hier überhaupt von leben reden will, Carder
2 Tage später.
Das Ende der Schwangerschaft muß noch lange nicht das Ende medizinischer
Überwachung bedeuten. Für mittellose Frauen kann die Entbindung zu einer
Gefängnisstrafe führen. Diese Spielart der Postpartum-Behandlung greift im-
mer stärker um sich, weil die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation
den Zugang zu medizinischen Einrichtungen und Drogenhilfeprogrammen er-
schwert. Iris Marion Young schreibt:
»Bis Juli 1992 sind 167 Frauen in 26 Staaten wegen Drogenkonsums oder anderer Ge-
fährdungen ihrer Gesundheit während der Schwangerschaft festgenommen und ange-
klagt worden. Einige dieser Frauen wurden schuldig gesprochen und zu bis zu 10 Jah-
ren Gefängnis verurteilt. In der Mehrzahl dieser Fälle waren farbige Frauen betroffen,
obwohl natürlich auch weiße Frauen illegal Drogen nehmen.« [34]
Pamela Rae Stewart wurde 1987 »von ihrem Frauenarzt strikte Bettruhe verord-
net. Sie war angehalten keinen Sex zu haben, keine Drogen zu nehmen und sich
beim Auftreten von Blutungen sofort ins Krankenhaus zu begeben«. [35] Als das
Kind starb, das sie geboren hatte, wurde sie angeklagt, »einem Kind gegenüber
ihre Fürsorgepflicht verletzt zu haben.« Ihr Liebhaber blieb verschont, obwohl
er mit Stewart Geschlechtsverkehr hatte und sie offensichtlich schlug.[36]
In der Überschneidung von Medizin und Recht, in Fällen verletzter Fürsorge-
pflicht gegenüber dem Fötus, sieht der Staat eine Möglichkeit, sein humanitäres
Interesse kundzutun. Gleichzeitig hat er aktiv daran Teil, daß Frauen und Kin-
der, die schon auf der Welt sind, über weniger wirtschaftliche Mittel verfügen.
Der Fötus beschneidet also nicht bloß die Rechte der Frauen, er beschneidet
ebenso die Rechte der Säuglinge und Kinder auf eine gesicherte und gesunde
Existenz. Das Argument, den Fötus zu schützen, muß dazu herhalten, den Frau-
en gerade diejenigen wirtschaftlichen Grundlagen zu entziehen, die ihren Kin-
dern zugute kämen. Hier offenbart sich die ganze Doppelzüngigkeit des paterna-
listischen Engagements.
In den späten Siebzigern tauchen Bestimmungen zum Schutz am Arbeits-
platz auf, die zuerst »fruchtbare« Frauen (die Altersgruppe zwischen 15 und 50)
betrafen. Ihnen wurden Jobs verwehrt, von denen es hieß, sie schadeten dem Fö-
tus.(14) Als erster empfahl im Jahr 1976 der Verband Bleiverarbeitender Indu-
strien (LIA), Frauen von Arbeitsplätzen fernzuhalten, an denen sie bleihaltigen
Substanzen ausgesetzt sein könnten. [37] Aus einer Untersuchung geht hervor, daß
von solchen Regelungen 20 Millionen Frauen betroffen waren; eine andere Un-
tersuchung schätzt, daß 15 der Fortune 5oo-Firmen sowie eine große Anzahl der
Krankenhäuser Maßnahmen zum Schutz des Fötus treffen; eine dritte Untersu-
chung kommt bei über 20 Prozent der Chemie- und Elektrofirmen zu demsel-
ben Ergebnis. [38] Derartige Reglementierungen gingen mit der Subjektwerdung
des Fötus einher. Nach Suzanne Uttaro Samuels »intensivierte sich das betriebli-
che Interesse an Fragen, die Maßnahmen zum Schutz des Fötus betrafen, in den
späten achtziger und frühen neunziger Jahren«. [39] Jeder Fötus war ein potentiell
lebensfähiger Fötus geworden, jedes Ei ein potentieller Fötus und jede Frau eine
potentielle Schwangere.
Mit an vorderster Front beim Erlassen derartiger Schutzbestimmungen war
die American Cyanamid Company. 1978 sorgte sie in ihrer Fabrik in Willow Is-
land, West Virginia, dafür, daß keine fruchtbare Frau einen Job erhielt, bei des-
sen Ausübung sie mit Giften in Berührung kommen konnte. Cyanamid ist in ei-
nem Staat mit einer der höchsten Arbeitslosenraten des Landes angesiedelt.
Dennoch hatte dort noch nie eine Frau am Fließband gestanden. [40] Auf Druck der
amerikanischen Bundesregierung wurden zwischen 1974 und 1976 36 Frauen
eingestellt; männerbündlerisches Agieren, auch um Frauen von besser bezahl-
ten Arbeitsplätzen fernzuhalten, war durch Reformen ernstlich erschwert wor-
den. Also mußte erneut der Fötus dazu herhalten, die Rechte der Frauen ignorie-
ren zu dürfen. Der Kontakt mit Blei ist für alle Menschen gefährlich; epidemiolo-
gische Studien zeigen, daß ein deutlicher Zusammenhang zwischen Schäden
am Neugeborenen einerseits und einer gesundheitsschädigenden Arbeitssituati-
on des Vaters andererseits besteht. Dennoch entsprach es der Politik von
Cyanamid, eher Frauen von diesen Jobs auszuschließen als den Anteil der Gift-
stoffe am Arbeitsplatz zu reduzieren. Unter dem Vorwand, einen potentiell exi-
stierenden Fötus zu schützen, stellte die Firma den Frauen die Entscheidung
»frei«: entweder sich auf einen schlechter bezahlten, weniger angesehenen und
mit weniger Sicherheit verbundenen Posten zurückstufen zu lassen oder - sich ei-
ner Sterilisation zu unterziehen. Aus Angst, sie könnten das erste anständige Ge-
halt ihres Lebens wieder verlieren, ließen sich viele Frauen sterilisieren. Obwohl
es immerhin das amerikanische Arbeitsministerium war, das eine Vorladung ge-
gen Cyanamid erwirkte, urteilte der zuständige Berufungsrichter des Bundes,
Richard Bork, zugunsten der Firma. Er machte geltend, daß »die Firma lediglich
deshalb angeklagt worden sei, weil sie den Frauen ihre Entscheidung freistellte«.[41]


IV. Schwangerschaft

Die Rhetorik der Wahlfreiheit markiert den Punkt, an dem die feministische
Selbstreflexion einsetzen sollte. Seit Roe gegen Wade haben sich Feministinnen
nur zögerlich zum Thema Schwangerschaft geäußert. Dementsprechend war
Wahlfreiheit immer negativ konnotiert: als freie Entscheidung gegen etwas, eben
Schwangerschaft. Der Widerwille, sich auf Schwangerschaft einzulassen, ist aus
der historischen Genese des Feminismus teilweise erklärbar. Schließlich beruht
das kulturelle Verständnis der Schwangerschaft auf einem Biologismus, der
Frauen auf passive Gefäße oder bessere Nährböden für das männliche Sperma
reduziert. Schwangerschaft war nichts, was Frauen taten, sondern etwas, das sie
waren.
Dieser Logik entspringt auch das Konzept des weiblichen Körpers als Gebär-
maschine. In den Worten Hartounis erschien Schwangerschaft »als eine physio-
logische Funktion, ein biologisch begründeter, passiver[...], ja hirnloser Zu-
stand«. [42] Auf einer Werbeanzeige für Volvo findet sich eine Ultraschallaufnahme
mit der Frage: »Rät Dir nicht etwas in Deinem Innersten einen Volvo zu kau-
fen?« Während die Anzeige auf die schwangere Frau abgestellt ist, zeigt die tech-
nologiegestütze Wiedergabe des Fötus, worum es eigentlich geht. Eine austra-
lische Anzeige von Toyota für ihr Familienauto liefert ein weiteres Beispiel. Das
Bild zeigt den Torso eines nackten schwangeren Körpers; die Bildunterschrift
lautet: »Nirgends ist es bequemer als in einem geräumigen Körper.«
Dieser passivisierenden Konzeption entgegen stand eine Auffassung von
Schwangerschaft, die in ihr die Quelle mystischer Energien sah, der man sich voll-
er Ehrfurcht zu nähern habe. Zukunft, Leben und Hoffnung würden von hier aus-
gehen. Mit dieser romantisierenden Machtvorstellung sollte den schwangeren
Frauen Kraft gegeben werden.
Zumindest in den Vereinigten Staaten hat die feministische Theorie auf beide
dieser Positionen - Passivisierung und Ermächtigung - reagiert. Shulamith Fire-
stone hat in deutlicher Ablehnung der Romantisierung von Schwangerschaft
und Gebären behauptet: »Die Schwangerschaft ist barbarisch: [...] die zeitweilige
Deformation des menschlichen Körpers für die Arterhaltung.« [43] Michelle Stan-
worth drückt es etwas moderater aus: »Für unterschiedliche Frauen bedeutet
Mutterschaft Unterschiedliches. Sie ausschließlich mit Schwangerschaft und
Geburt zu identifizieren, hieße der feministischen Kritik die Spitze zu neh-
men«. [44] Julia Kristeva wiederum rückt die eigenen Erfahrungen mit dem »uner-
meßlichen, grenzenlosen weiblichen Körper« ins Zentrum ihrer Theorie und be-
trachtet Schwangerschaft als Quelle unendlicher Energie und ideologischer Wi-
derstandskraft. [45]
Das feministische Unterfangen, »Frau« von »Schwangerschaft« abzulösen,
lag aber letztlich auf einer Linie mit der gesellschaftlichen Auslöschung jener
vielfältigen, materiellen und kulturellen Kontexte, in denen Frauen schwanger
werden, abtreiben, Kinder gebären und aufziehen. Die feministische Argu-
mentation hat die herrschenden Grenzziehungen übernommen und den Auto-
ritäten aus Medizin und Recht kampflos das Feld überlassen, weil sie einseitig
die Abtreibung bzw. die Freiheit, keine Kinder haben zu wollen, in den Mittel-
punkt der Diskussion stellte. Was mit Frauen vor, während oder nach der
Schwangerschaft geschieht, haben beide, Feministinnen und Staat, gleicher-
maßen verdrängt.
In den Händen des gegenwärtigen US-Kapitalismus hat sich die Auslöschung
des schwangeren Körpers als ernstzunehmende Waffe erwiesen. Die Körper sind
in ihrer materiellen Präsenz völlig zurückgedrängt worden; Fragen nach der wirt-
schaftlichen Situation schwangerer Frauen, nach der Erfüllung ihrer grundlegen-
den Bedürfnisse wie Essen, Wohnen und medizinische Betreuung werden nicht
gestellt. Der Fötus ist in einem Niemandsland beheimatet, Nahrung und Schutz
werden ihm wie durch ein Wunder zuteil. Er unterliegt keinerlei rassischen, klas-
senspezifischen oder geschlechtsabhängigen Kategorisierungen und ist deshalb
auch gegenüber Rassismus, Sexismus und wirtschaftlichen Härten vollständig
immun. Er existiert in einer Welt ohne Einschränkungen und Grenzen.
Die materiellen Realitäten, die durch die übergroße Präsenz des Fötus ver-
drängt werden, sind unterschiedlichster Art. Robert Hughes formuliert:
»Das ungeborene Leben ist wichtiger als das jeweilige Interesse der Mutter. Egal ob es
sich um einen Zellhaufen handelt, der sich in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet
hat, oder um den dreimonatigen Fötus: das ungeborene Leben gilt es für das zu schüt-
zen, was aus ihm werden kann, nicht für das, was es jetzt ist.« [46]
Im Endeffekt bekommt der Fötus ein Recht aufleben zugestanden, wie es vielen
Frauen und Kindern verweigert wird. Frauen, die unterhalb der Armutsgrenze
existieren müssen, und Frauen aus der Arbeiterklasse haben keine freie Wahl.
Finden sie in ihrer Gegend Abtreibungskliniken, die sie sich leisten können,
dann dürfen sie weiterhin ihre Schwangerschaft unterbrechen. Sind die Kliniken
unbezahlbar oder wollten die Frauen Kinder haben, dann müssen sie diese in ei-
ner Gesellschaft großziehen, die beide zu schlimmster Armut verdammt. Immer
weniger Frauen und Kindern stehen die elementarsten medizinischen Ein-
richtungen offen. Trotz des blendenden Aufgebots an Technik, die den Früh-
geborenen das Überleben sichert (die Durchschnittskosten pro Baby liegen bei $
60,000.-), weisen die Vereinigten Staaten die höchste Säuglingssterblich-
keitsrate aller Industrienationen auf; bei den Schwarzen ist sie doppelt so hoch
wie unter den Weißen.
Unterdessen arbeiten die beiden kapitalistischen politischen Parteien, Demo-
kraten und Republikaner, Hand in Hand daran, die wenigen verbliebenen wirt-
schaftlichen Hilfen auch noch zu kürzen. Frauen, die Sozialhilfe beziehen, sind
zum Feindbild erklärt worden. Eine neuere Untersuchung zeigt allerdings, daß
60 Prozent der Frauen, die öffentliche Unterstützung erhalten, in irgendeiner
Form mißbraucht worden sind. Trotzdem sind in den vergangenen Jahren die
Zuwendungen an sie immer dürftiger ausgefallen; überhaupt wurde der Zugang
zur Sozialhilfe erschwert. Die politische Lösung gegen Mißbrauch und häusliche
Gewalt sieht so aus, daß den Frauen genau die finanzielle Unabhängigkeit ent-
zogen wird, die es ihnen erlauben würde, ihrer Misere zu entfliehen. Das ausge-
prägte staatliche Interesse am Fötus, das sich als abstrakt und leer erweist, diente
keinem anderen Zweck, als die Aufmerksamkeit von den materiellen Erfor-
dernissen und notwendigen Rechten abzulenken. Obwohl vom weiblichen Orga-
nismus abgetrennt, scheint der Fötus weder Nahrung noch Kleidung, Unterkunft
oder medizinischer Betreuung zu bedürfen. Besser noch, zumindest aus der Sicht
der Konservativen: der Fötus braucht Schutz (ein windiger Vorwand, um Frauen
zu kontrollieren), doch kann er weder widersprechen noch um Geld bitten. Er, ein
abstraktes, unschuldiges Opfer hat an Statur gewonnen, während sich die realen
Lebensumstände von Frauen und Kindern verschlechtert haben. Durch solche
Täuschungsmanöver im Namen des Fötus sind die existierenden Frauen und Kin-
der in die Rolle der Schuldigen gedrängt worden. »Sozialhilfe-Mütter« werden
verleumdet und fertiggemacht. Obwohl das Gegenteil offenkundig ist, werden ih-
nen Selbstsucht und Gleichgültigkeit gegenüber ihren Kindern unterstellt.
Zuguterletzt steht der Fötus für die Grenzen all dessen, was in den Vereinig-
ten Staaten unter Feminismus lief und läuft, aber eben auch für die Beschränkt-
heit unserer kritischen Wahrnehmung. Die Bewegung, die den Anstoß für Roe
gegen Wade gab und die das Urteil zu einem bahnbrechenden Erfolg erklärte,
setzte sich weitgehend aus Angehörigen der Mittelschicht zusammen, deren
Rechtsauffassung auf das engste mit den abstrakten Menschenrechten verknüpft
ist. Bei den Debatten über die Reform des Sozialwesens und über materielle
Rechte für alle Frauen war von ihrer Seite nichts mehr zu vernehmen. Während
der Präsidentschaftswahlen 1992 z.B. orientierten sich Verbände wie NOW (Na-
tional Organisation of Women) ausschließlich an der Haltung der Politikerinnen
zur Abtreibung. Ihre Einstellung zu Sozialhilfe oder anderen Formen öffentli-
cher Unterstützung für Frauen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, war ih-
nen gleichgültig. NOW hatte Bill Clinton bedingungslose Gefolgschaft zugesi-
chert, obwohl es in seinem Wahlprogramm hieß: »Schluß mit Sozialhilfe in der
bisherigen Form.«
Nach Katha Pollitt sind »aus der Sicht der Mittelschicht die Rechte des Fötus
eher eine symbolische Angelegenheit«. Für die Einkommensschwachen dage-
gen, »für die sich damit Gefängnis oder Verlust des Sorgerechts verknüpfen kön-
nen, sind sie ein Weg, übermittelt zu bekommen, daß Frauen nicht einmal als
Mütter etwas taugen«. [47] Der Feminismus bedient sich der Rechtsauffassung ka-
pitalistischer Demokratien und spiegelt damit seine eigene, für die Mittelschich-
ten charakteristische Sichtweise wieder. Dadurch sitzt er der Illusion auf, daß ein
ökonomisches System, das auf Rassismus und geschlechtsspezifischer Arbeits-
teilung beruht, in der Lage sei, materielle Rechte anzuerkennen. Das gilt auch
global, wie auf der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking offenkundig wurde.
Hier wurde das Recht auf wirtschaftliche Gleichbehandlung als Recht formuliert,
daß Frauen Kredite aufnehmen dürfen.
Selbstbestimmung im reproduktiven Bereich ausschließlich als verbrieftes
Recht auf Abtreibung aufzufassen, unterstreicht noch stärker die Betonung weit-
gehend symbolischer, abstrakter Rechte. Vielleicht würden sich in einer weniger
sexistischen und wirtschaftlich gerechteren Welt weniger Frauen dazu genötigt
sehen, ihren Wert über ihre Reproduktionsfähigkeit zu definieren. Dann würden
weniger Frauen schwanger. Denkbar wäre aber auch, daß in einer solchen utopi-
schen Welt diejenigen Frauen, die sich gegenwärtig für eine Abtreibung ent-
scheiden, ihre Kinder zur Welt bringen würden - in einer Gesellschaft also, die
ihre Mitglieder materiell unterstützt, ernährt und achtet. Soll der Begriff »Wahl-
freiheit« überhaupt eine Bedeutung haben, dann müßte er sich auf ein ganzes
Spektrum von guten und schlechten Möglichkeiten beziehen lassen.
Zum Schluß sei noch angefügt, daß Feministinnen (und Kulturtheoretikerln-
nen überhaupt) wertvolle Hinweise zu einem Verständnis davon geliefert haben,
wie sich Objektivität und ein gesellschaftlich strukturierender Blick auf Macht-
und Unterdrückungsverhältnisse auswirken. Aber solange wir mit diesem kriti-
schen Blick nicht unsere eigenen Theoriepositionen und politischen Praxen un-
tersuchen, riskieren wir es, genau die Kurzsichtigkeit zu reproduzieren, die wir
eigentlich angreifen wollten.


Übersetzung: Barbara Noack, Roger M. Buergel


(1) Rein technisch betrachtet, gilt das befruchtete Ei bis zum Ende der achten Woche als »Embryo«.
Dann wird es zum Fötus. Diese Unterscheidung, die Säugetieren vorbehalten ist, beruht auf der Aus-
formung der Knochenzellen. Sie wird aber nicht durchgängig beachtet. Wie Patricia Spallone be-
merkt, »variiert die Begriffswahl in Abhängigkeit von Kontext, Konventionen oder individuellen Vor-
lieben«, in: Spallone, 1986, S.50. In den meisten Fällen hat sich allerdings die Bezeichnung »Fötus«
eingebürgert, weshalb ich sie hier durchgängig verwende.
Rosa Luxemburg, The National Question, S.251. (In dieser amerikanischen Anthologie finden sich
Texte, die Luxemburg auf polnisch geschrieben hat. Die deutsche Übersetzung von »Zur Verteidi-
gung der Nationalität« ist weniger prägnant, weshalb wir hier aus dem Englischen rückübersetzen.)
ebd., S.112.

Phillips, S.421.
ebd., S.417.
Williams, 1988, S.290.
White, 1990, S.47.
ebd.,S.47.
(9) T990 hat die Forschung eine Methode entwickelt, bei der Frühgeburten mit einer fettigen Sub-
stanz behandelt werden, die von neugeborenen Kälbern stammt. Dadurch wird der Lungenkollaps
verhindert.
(10) Susan Faludis Backlash (1991) arbeitet in einer umfassenden Analyse die Entwicklung und Ent-
faltung derartiger Verschiebungen während der achtziger Jahre auf.
(n) Alle von der Mutterschaftsideologie bereitgehaltenen Spielarten werden im Hollywoodkino aus-
gewalzt. In dem Film The Seventh Sign (1986) hört die schwangere Demi Moore immer wieder eine
Stimme, die sie fragt: »Würdest du für ihn sterben?« Am Ende ist es ihr gelungen, den Weltunter-
gang durch die Geburt eines Erlösers abzuwenden, dafür stirbt sie dann selbst. Die Hauptfigur in
Switch (1991) rettet seine/ihre widerspenstige Seele, indem er/sie ein Kind zur Welt bringt, das im-
merhin durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde. Als dieses Kind, »die einzige Frau, die ihn liebt«,
geboren wird, verschwindet die Hauptfigur - wohl in den Himmel. Um Moral geht es auch bei der
gefährlichen und unnatürlichen Anti-Mutter in Filmen wie Fatal Attraction (1988), The Hand That
Rocks the Cradle (1992), Basic Instinct (1992), Single White Female (1993) und Disclosure (1995). Sie
veranschaulichen mit aller Unmißverständlichkeit, was die Alternative zu mütterlicher Aufopferung
verheißt.
Hartouni, 1991, S. 43.
Sogar bei feministisch motivierten Veränderungen, wie der Bewegung für die natürliche Geburt,
zeigt sich diese Verschiebung. In den späten Sechzigern als Absage an die medizinisch überwachte
Entbindung gestartet, hatte sie in den ausgehenden Siebzigern einen völlig anderen Charakter ange-
nommen. Bis dahin hatte »natürliche« Geburt für Autonomie und Kontrolle durch die Frau gestan-
den. Jetzt fiel vor allem die Sorge um den Fötus darunter.
Petchesky, S. 321.
ebd., S. 293-294.
White, S. 48.
Hughes, S. 68.
Van Biema, 1990, S. 46.
Die mit Aristoteles einsetzende Wirkungsgeschichte der Konstruktion vom Sperma als selbstän-
diger Einheit und des Ovums als passiver Ofen wird von Emily Martin in The Woman in the Body
(1987) [dt.: Die Frau im Körper. Weibliches Bewußtsein, Gynäkologie und die Reproduktion des Lebens
(1989)] und The Egg and the Sperm: How Science Has Constructed a Romance Based on Stereotypical Ma-
le-Female Roles (1991) behandelt.
Elmer-Dewitt, 1991, S.56.
Nilsson, A Child is Born, S. 15.
ebd., S. 209.
Oakley, 1986, S. 171.
ebd., 5.172. Mehr darüber und über verwandte Technologien in Oakleys »Getting To Know the
Fetus,« in: The Captured Womb.

Zwar ist die Ultraschalluntersuchung ein in der Regel weniger gewaltsamer Eingriff als die En-
doskopie, aber auch hier muß man unterscheiden, ob der Schallkopf über die Bauchdecke geführt
oder in die Vagina geschoben wird. Obwohl Ärzte Ultraschall für ungefährlich halten und bei 70 Pro-
zent der amerikanischen Schwangerschaften mindestens einmal mit Ultraschall untersucht wird, ist
die Routineverwendung fragwürdig. Es wird auch immer klarer, daß Ärztinnen und Technikerinnen
mit der Sonographie operieren, ohne über die für eine sinnvolle Auswertung notwendigen Kenntnis-
se zu verfügen (Evans, 1995, S. 65).
Oakley, S. 183.
Oakley, S. 17.
Beim AFP-Screening ist lediglich eine Blutprobe vonnöten, aber es kommt häufig zu falschen
Positiv-Ergebnissen. Darüber hinaus werden prognostische pränatale Tests, das hat Ruth Hubbard
gezeigt, ohne Zustimmung der Frau durchgeführt. Die Logik dahinter: »Besser man macht erst den
Test und erklärt den Hintergrund dann nur gegenüber Frauen und Familien, für die es nötig ist, da-
mit vertraut zu sein« (1995, S. 20). Amniozentese (Fruchtwasserpunktur) und Chorionzottenbiopsie
werden beide als invasiv angesehen. Zunächst wird eine lange, dünne Nadel durch die Bauchdecke in
die Gebärmutter eingeführt. Mit einer Spritze wird dann Flüssigkeit entnommen. Das Risiko einer
Fehlgeburt wird in großen Krankenhäusern auf i zu 400 geschätzt, während es in kleinen Kranken-
häusern, in denen das Personal weniger Erfahrung mit dem Verfahren hat, größer ist. Die Proben-
entnahme für die Chorionzottenbiopsie wird in den Vereinigten Staaten im allgemeinen mit ultra-
schallgelenktem Absaugen durchgeführt, wobei ein Katheter durch die Vagina und die Cervix an den
Chorionzotten (das Gewebe, aus dem sich dann die Placenta bilden wird) angesetzt wird und eine
kleine Menge Zotten herausgeschnitten oder herausgesaugt werden. Da dies ein relativ neues Ver-
fahren ist, gibt es keine Statistiken über die Risiken, obwohl es heißt, daß es Infektionen, Blutungen,
Verletzungen des Fötus, wie z.B. Defekte an den Gliedern, Risse am Gebärmutterhals und Fehlge-
burten, nach sich ziehen kann.
Gregg, 1995, S. 86.
Phillips, 1991, S. 419.
Vor 1981 gab es einige Fälle, in denen zwar Transfusionen bei schwangeren Frauen gerichtlich
angeordnet wurden, nicht jedoch Kaiserschnitte. Es ist schwierig, die genaue Zahl der in den Verei-
nigten Staaten gerichtlich angeordneten Kaiserschnitte oder der Fälle von Vernachlässigung des Fö-
tus genau festzustellen, weil nur die Fälle, bei denen eine höhere Instanz angerufen wurde, erfaßt
werden. Damit ist es erstens fast unmöglich, die Effekte dieser Politik auf arme Frauen oder Arbeite-
rinnen abzuschätzen, da diese wohl kaum die Möglichkeit haben, ein Berufungsgericht zuzuziehen.
Zweitens erfolgen über ein Viertel aller Geburten in den Vereinigten Staaten als Kaiserschnitte: die
höchste Rate auf der Welt (Brody, S. 65). Wenige Frauen, so scheint es, sind in der Lage, der medizi-
nischen Autorität kritisch entgegenzutreten. Ausnahmen finden sich in den Bildungsschichten und
bei Frauen mit ausgeprägten religiösen Überzeugungen.
Daily Washington Law Reporter (114), 2233.
(34) Young, 1994, S. 34. Young fährt fort, daß die gerichtlich angeordnete Entziehung des Sorge-
rechts nach der Geburt häufiger anzutreffen ist als eine Strafverfolgung.
Pollitt, 1990, S. 409.
Obwohl der Drogenmißbrauch schwangerer Frauen Auswirkungen auf die Föten hat, sind diese
Auswirkungen niemals so simpel, wie die Statistiken der Regierung zu verstehen geben. Gesundheit-
liche Störungen und Probleme von Säuglingen könnten ebenso aus wirtschaftlichen Gründen ent-
standen sein, wie z.B. Armut, fehlendem Zugang zu vorgeburtlicher Behandlung und Mangel-
ernährung. Aber systembedingte wirtschaftliche Gründe verschwinden im Kontext der Rechte und
des Schutzes des Fötus ebenso aus dem Blickfeld wie die schwangeren Körper selbst. Darüber hinaus
»gelangen«, wie Katha Pollit ausführt, »Studien in die Schlagzeilen, welche die schlechten Auswir-
kungen des mütterlichen Verhaltens bekräftigen. Über Studien, die keine schlechten Wirkungen
nachweisen können, wird nicht berichtet, und Untersuchungen gar, welche die Auswirkungen
männlichen Verhaltens zeigen (alkoholabhängige Männer und Männer, die zum Zeitpunkt der Emp-
fängnis trinken, sind mit einem niedrigeren I.Q. und einer Neigung zum Alkoholismus bei ihrer
Nachkommenschaft in Verbindung gebracht worden), erhalten zwei kurze Abschnitte im Wissen-
schaftsteil« (1990, S. 414).
(37) Wie bei den gerichtlich angeordneten Kaiserschnitten sind die Auswirkungen der weitergehen-
den Privilegierung der Rechte des Fötus schwer einzuschätzen. Wenn zum Beispiel einer Frau gesagt
wird, die Arbeit in einem bestimmten Job könne ihre Fortpflanzungsfähigkeit gefährden, dann könn-
te sie diesen Job ablehnen. Da nur wenigen Arbeitern überhaupt Informationen über die Verbindung
von Vaterschaft und Toxinen gegeben werden, erhalten Männer nicht in vergleichbarer Weise Rat-
schläge oder Informationen.
Samuels, 1995.
ebd., S. 5.
Faludi, S. 44.
ebd., S. 449.
Hartouni, 1991, S. 30.
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16.05.2003
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