nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

[gipfelsoli] Update zur Situation rund um Evian

Gipfelinfo - Meldungen über globalisierte Solidarität
und die Proteste gegen unsolidarische Globalisierung
--------------------------------------------------------------------------

- G8: Update zur Situation rund um Evian (Stand 12. Mai)
- DORF GEGEN DEN G8 IN LAUSANNE

------------------------------------------
G8: Update zur Situation rund um Evian (Stand 12. Mai)

- hier sind Informationen die alle die nach Evian fahren kennen sollten bitte an
Interessierte weiterleiten -

Tipp:
Informiert euch vorab über die Geographie der Region und die laufenden
Initiativen! Alle wichtigen Links hier: www.nadir.org/evian

Der folgende Bericht erfolgt nach einem Koordinationstreffen in Lausanne am
Wochenende 10.-11. Mai.

Inhalt:
A) Lausanne
a) 1. Mai Vorfall und politische Lage
b) Aktivitäten
B) Genf
a) politischer Aspekt
b) Geographie, Aktivitäten, Blockaden
C) Französische Seite
D) Indymedia und Radios
E) Rechtshilfe
F) Medizinische Hilfe
G) eine politische Auswertung des Protestszenario
H) noch was zur Kommunikation
I) weitere Tipps und Infos
J) Websites

---------------------

Der G8 Gipfel rückt näher und die Situation rund um Evian hat sich in den
letzten Tagen enorm verschärft. Betrachten wir zuerst Lausanne, dann
Genf/Annemasse, dann wiederum wie sich das gesamte Szenario abzeichnet.

A) Lausanne:

1. Mai Vorfall und politische Lage:
Die beiden anti G8 Koordinationsplattformen hatten sich auf eine gemeinsame 1.
Mai-Demo geeinigt. Am Ende der Demo hatten die lokalen AnarchistInnen
eine"Black-Bloc-Theateraktion" vor, sie waren als schwarze Blöcke verkleidet und
haben Pflastersteine aus Schaumstoff gegen ein Luxusgebäude geschmissen.
Schön und witzig, doch 3 unvermummte Gestalten bedienten sich zweier
Blumenstöcke die sie ins Schaufenster schmissen. Die Schaufenster gingen zu Bruch.

Auch wenn der Schaden lächerlich war (im Vergleich z.B. zu dem was in Zürich am
gleichen Tag ablief), wurde der "Vorfall" genutzt um eine breit angelegte und
gut organisierte Hetze durch die Medien zu verbreiten, die Bevölkerung
abzuschrecken und die politischen Zusammenhänge - besonders die radikaleren -
innerhalb von Stunden fast völlig zu isolieren. Leider ziemlich erfolgreich. Die
Bürokraten der institutionalisierten Linken (Parteien, ATTAC...), die
ursprünglich (scheinbar) bereit waren auch in Lausanne AntiG8 Protest auf die
Strasse zu tragen, haben den Vorfall streng verurteilt und offiziell ihr
Vorhaben für den 1. Juni ganz nach Genf verlagert. Es bleibt offen wie sich die
Basis dazu verhalten wird, es sieht aber eher schlecht aus. Die Hysterie hat
sich in der kleinen Stadt mit 120.000 Einw. schnell verbreitet. Um einen
Eindruck zu geben: es gab ein öffentliches Infotreffen zwischen Polizei/Behörden
und lokalen Händlern, zu dem über 1000 kamen (500 konnten nur reingelassen
werden). Auf der anschließenden Pressekonferenz haben 2 Händler gemeint sie
seien bewaffnet und würden auf Demonstranten schießen, falls ihre
Schaufenster zu Bruch gingen, und solchen Statements stimmen Leute in Gesprächen
im Bus oder auf der Strasse tatsächlich zu.

Am Wochenende wurde die neue Aufteilung in eine rote und eine gelbe Zone in der
Zeitung offiziell bekannt gegeben. Ursprünglich waren 2 von einander getrennte
rote Zonen geplant (um den Hafen und um Hotels im Stadtzentrum), nun wurden die
Übernachtungsorte zum Hafen hin verlegt, und um diese, sowie den Hafen mit den
Fähren nach Evian verläuft die neue rote Zone. Es ist also nicht mehr möglich
hier zu blockieren. Die gelbe Zone in der Proteste verboten sind, streckt sich
breit um die ganze rote Zone herum und kann bei Bedarf auch geschlossen werden.
Mit dem Einsatz von Containern zum Absperren wie in Genua/Göteborg ist zu
rechnen - wurde von der Polizei und der Presse erwähnt. Neben 500
Gipfeldelegierten sind in Lausanne übrigens auch die Vorsitzenden von IWF und
Weltbank untergebracht.

Das Camp (oulala c'village  http://squat.net/contre-attaque) wird stattfinden.
Die Verhandlungen über den Ort dauern noch immer an, aber dieser dürfte sich im
Westen der Stadt befinden. Hier wird an einer Struktur gearbeitet für
Übernachtung, Verpflegung und Aktionsvorbereitungen. Es wird aufgerufen,
Material mitzubringen (Küchen, Zelte,...), große Gruppen werden gebeten, sich
anzukündigen.

Zwei weitere Anlaufpunkte sind zentral in der Stadt vorgesehen aber noch nicht
bestätigt (Adressen werden noch bekannt gegeben).
Lausanne:

b) Aktivitäten in Lausanne:
Do. 29.5 - die "Nicht-Willkommen-Demo". Ursprünglich auch von der breiten
Anti-G8-Plattform getragen. Wird bislang in der Form auch beibehalten.
Änderungen sind aber möglich.
Sa. 31.5 - bislang noch "feu au lac" auch in Lausanne.
So. 1.6 - Demo spätnachmittags/abends, anläßlich der Rückkehr der Delegierten
aus Evian. Wird weiterhin von einer kleinen Gruppe vorbereitet, aber unklar ob
sie stattfinden wird. Hängt vom Ablauf der Donnerstagsdemo ab. Unklar bislang
auch wie die Demo sich gegenüber der gelben Zone (Demoverbot) verhalten will.

Fahrradkarawane: Fährt von Bern am Do. 29. in der Berner Reithalle um 10h los
und kommt in Lausanne am Freitag den 30. an. Bleibt dann auch vor Ort.

B) Genf:

a) Politischer Aspekt:
Ganz andere Stimmung im Vergleich zu Lausanne. Die institutionalisierte Linke
hat hier mehr politisches Gewicht und konnte sich Räume erkämpfen bzw. Räume
wurden zugesagt. Um den Kontrast zu Lausanne zu veranschaulichen: Auf einer
Demo vor ein paar Wochen ist die Polizei heftig vorgegangen. Demonstranten, die
auf dem Heimweg waren wurden übel verprügelt und einer bekannten
Gewerkschafterin wurde aus nächster Nähe mit einem Flashball artigen Geschoß ins
Gesicht geschossen. Die Polizei hat zuerst behauptet es seien die Demonstranten
untereinander gewesen, die sich geprügelt hätten, drei Tage
später hat sie den Vorfall dann zugegeben. Die linken politischen
Zusammenhänge haben hier gut reagiert. Es gab viel Empörung in der Bevölkerung -
der Polizeichef musste zurücktreten.

b) Geographie, Aktivitäten, Blockaden:
Die Stadt ist durch einen Fluß (Rohne) in zwei Hälften geteilt: das rechte und
das linke Ufer. Achtung: Zur zusätzlichen Verwirrung, ist die rechte Uferseite
die, die auf den Stadtplänen links erscheint und umgekehrt!

Auf der rechten Uferseite liegen: der Hauptbahnhof, alle Institutionen (UNO,
WTO, WIPO, IOM etc.) und die Unterkünfte der ca. 2000-2500 Delegierten und des
G8 Personals. Das rechte Ufer wird am Sonntag den 1. (und in den Tagen davor)
zur militarisierten Zone werden. Die Leute, die am Bahnhof ankommen, werden
durch einen Polizeispalier (auf Amtsfranzösisch "couloir incitatif") auf die
linke Uferseite gebeten werden. Es gibt 5-6 Brücken die beide Uferseiten verbinden.

Auf der linken Uferseite werden die Räume und der Ablauf der Proteste weiterhin
verhandelt. Hier wird der Großteil der Demonstranten erwartet und
hinmobilisiert. Eine Blockade von 13 Straßenkreuzungen (grenzübergreifend) würde
den Zugang nach Evian über die südliche Seeseite tatsächlich blockieren. Diese
Aktion wird von allen getragen, die Route der Großdemo führt genau an diesen
Blockadepunkten entlang.
Als weitere Blockadepunkte werden die 6 Brücken zwischen rechter und linker
Uferseite vorgeschlagen und auf französischer Seite eine Kreuzung ("carrefour
des chasseur").

Weitere Anlaufpunkte und Initiativen:
L'USINE (place des volontaires auf der linken Uferseite-nahe am Fluss). Großer
selbstverwalteter Raum. Infoanlaufstelle, Aktionskoordination und Arbeitsort für
Indymedia AktivistInnen.
Maison des Association (Pressezentrum und indymedia).(zu Medien siehe weiter unten)

Ein großer Campingplatz ist wortwörtlich "am Ende der Welt" vorgesehen (franz.
"au bout du monde"), es handelt sich um einen Sportkomplex am Ufer des Arve
Flusses, an einer der 180°Biegungen (Siehe Karte:
 http://zaage.lautre.net/images/gde-carte.gif)
Wird mehr oder weniger von der Stadt organisiert. Fürs Zelten und Essen muss
gezahlt werden. Hier sind keine selbstverwalteten Aktivitäten oder
Aktionskoordinierung zu erwarten.

* Es gibt eine Initiative (ZAAGE), die ein antiautoritäres, selbstverwaltetes
Camp auf die Beine stellen wollte. Ihr wurde der Camport vor einigen Tagen
abgesagt. Sie versuchen noch immer einen Ort zu kriegen, entweder im Rahmen vom
großen Campingplatz oder wo anders. Bislang leider keine feste Location
(aktuelle Infos:  http://zaage.lautre.net/index.htm).

Eine Grasswurzel-Studierendeninitiative versucht auf einem Campus der
Universität große Räumlichkeiten zu bekommen. Liegt zentral auf der linken
Uferseite. Es gibt gute Aussichten, dass sie das auch schaffen, allerdings nur
als Konvergenzort zur Vorbereitung, Veranstaltungen etc. und nicht zum
übernachten (!). Öffentliche Veranstaltungen mit AktivistInnen aus Chiapas,
Kanada und dem PGA-Spektrum sind hier vorgesehen.

Zum Ablauf des 1. Juni:
Die Stadt Genf hat die Proteste erlaubt und dem Forum Social Lemanique eine
Menge Kohle zugesagt, am liebsten damit sie Konzerte am Stadtrand organisieren
und die Leute "beschäftigen".
Die Polizei und die Behörden versuchen alles, um die Demonstranten aus der Stadt
raus zu drängen. Der "au bout du monde"-Camport (gleichzeitig ihr
vorgeschlagener Busankunftsort) liegt weit außerhalb und von da aus wollen sie
die Demonstranten in Richtung Demoroute am Zentrum vorbei lotsen. In ihrer
Vorstellung wollen sie die Demonstranten auf die französische Seite drängen und
sie nicht mehr zurück kommen lassen. Nur die Genfer würden in Sonderbussen
wieder in die Stadt zurückgelassen werden. Die Demonstranten sind
selbstverständlich gegen diese Tendenz. Verhandlungen laufen noch immer.

Aktivitäten: jede Menge schaut auf den Webseiten!
Fr. 30 Demo im Institutionenviertel (siehe unten)
Sa.: tagsüber Vorbereitungen und abends "feu au lac"
So 1. Juni Blockaden ab früh morgens.
2.-3. Juni weitere Blockadeaktionen

Wichtig noch: die Freitagsdemo am 30.5. Diese soll durch das
Institutionenviertel auf der rechten Uferseite gehen. Eine Art
Wanderkundgebung, um inhaltliche Akzente zu setzen. IOM, WIPO und WTO (für
freedom of movement, gegen das globale Migrationsregime, für freedom of
information, gegen Kapitalismus...). Voraussichtlich ab 11h (kann sich noch
ändern). Die Demo wird angemeldet und öffentlich angekündigt. Sie wird durch ein
streng überwachtes Gebiet ziehen. Es ist der Wunsch der Organisatoren dass sie
friedlich abläuft (!). Die Teilnahme von Sans Papier-Kollektiven wird erwartet.

C) Französische Seite

Zu den Aktivitäten auf der französischen Seite gab es wenig Rückmeldung. Die
AktivistInnen rechnen damit, dass sich hier sehr viele Leute ansammeln werden,
um an der Blockade/Demo in Richtung Grenze teilzunehmen. Bzw. dass viele von der
schweizerischen Seite in Richtung Frankreich gedrängt werden könnten.

Camport und Räumlichkeiten sind zugesagt worden, keine gravierenden Probleme.
Die Vorbereitungen der Camps und Aktivitäten laufen auf Hochtouren. Das Klima
wird als günstig eingeschätzt trotz einer sehr verängstigten Bevölkerung, die
ihre kleinen Ortschaften mit einer riesigen Anzahl an Polizei / Militär und
Demonstranten gesprengt sieht.

Die Camps VAAAG und Village intergalactique werden sich an den Blockaden
beteiligen.
Bilder, Programm und weitere Infos unter www.vaaag.org.

D) Indymedia und Radios

Die Vorbereitungsarbeit der Medien- und KommunikationsaktivistInnen läuft gut.
Es wird mindestens 4 Orte zur Bearbeitung von Material geben. L'USINE und die
Maison des Association in Genf, die ziemlich nahe beieinander liegen, werden
dabei die Hauptanlaufstellen sein.

Die Hauptziele ihrer Arbeit sind:
1.- Beitrag zur internen Kommunikation unter den Demonstranten/ Camps etc - was
wo wann läuft, möglichst aktuell und wahrheitsgetreu
2.- Vermittlung politischer Inhalte an die Öffentlichkeit.
3.- Dokumentierung der Proteste und Ausstrahlung der Infos weltweit.

Geplant sind die Zusammenstellung von Radio- und Videobeiträgen, öffentliche
Projektionen usw. Qualitativ wird bei diesem Protest versucht werden, mehr mit
Live-Übertragungen zu arbeiten, was Vorsicht und Feingefühl der
MedienaktivistInnen und Akzeptanz der Gefilmten voraussetzt...

Einige freie und andere Radios werden zur Zeit der Proteste senden. Sie werden
wichtige Kommunikationsmittel sein. Breaking news alle 10 Minuten sind geplant,
und stündlich Infos (z.B. bei Radio Geneve auf 93,8 MHz). Alle sind dazu
aufgerufen kleine FM Radios mitzubringen (es gibt ganz kleine im Handel ab 8
euro mit Kopfhörer und einer kleinen Batterie - besorgt euch welche!).

An der genauen Kommunikationsstruktur vor Ort wird noch gearbeitet. Alle
reinkommenden Informationen werden vor der Veröffentlichung überprüft werden
(sogenannter dispatch) damit keine wilden Gerüchte in Umlauf kommen.

Politische Gruppen sind dazu aufgerufen, ihre inhaltlichen Beiträge (Video oder
Tonmaterial) mitzubringen, damit es ausgestrahlt werden kann. Ab Donnerstag den
29. wird die Infrastruktur aufgebaut und getestet. Am Sonntag
den 1. soll sie am meisten genutzt werden.

Die Villages VAAAG und Intergalactique werden in Annemasse ein gemeinsames
Pressezelt als Anlaufstelle für die bürgerlichen Medien haben.

Für Sonntag Abend ist ein öffentliches Nachtreffen aller Gruppen mit Presse zu
den bis dahin gelaufenen Aktionen angedacht, wahrscheinlich im l`Usine in Genf.

E) Rechtshilfe

Die Rechtshilfegruppen verstehen sich als unabhängige Gruppen und werden alle
verteidigen.
Es wird Anwälte, Antirep-Gruppen (EA) und zivile BeobachterInnen (legal
observers) geben. Die zivilen BeobachterInnen werden der Polizei namentlich
bekannt sein, um ihnen möglichst viel Zugang, auch in Krankenhäuser, und Rechte
zu verschaffen.
Die Antirep-Gruppen setzen sich dafür ein, dass bei Verhaftungen die Polizei den
Verhafteten die Anti-Rep-Nummer systematisch gibt. Das gleiche auch in
Krankenhäusern. Die BeobachterInnen versuchen das Recht durchzukriegen
Übergriffe filmen zu dürfen. Gemeinsame Infobroschüren für Genf und Lausanne
werden auch bald verteilt, im Netz befinden sich bereits Infos.
In Frankreich und in den verschiedenen Schweizer Kantonen sind die Gesetze
manchmal unterschiedlich.

Eine Antirep-Nr für Genf steht fest: 079-4631789 (mobil - eine Festnetznr wird
bald durchgegeben).
In Lausanne wird es verschiedene Antirep-Nummern für versch. Sprachen geben.

F) Medizinische Hilfe

Von den Sanitätsgruppen wird noch eine Broschüre veröffentlicht (franz.: "Für
mehr Autonomie in der ersten Hilfe", unklar ob auch auf deutsch). Es wird
Demo-Sanis geben. Kontakt:  medicstreet@no-log.org.

G) eine politische Auswertung des Protestszenarios

Die Mobilisierung könnte deutlich kleiner ausfallen als sie noch Anfang März
mitten in der Antikriegseuphorie eingeschätzt wurde. Die Polizei wird massiv
präsent sein. Auf zusätzliche Polizisten aus Deutschland hat die Schweizerische
Regierung verzichtet, dafür die Wasserwerfer angenommen. Die kursierenden Zahlen
in der Presse sind: 4800 Polizisten, 5600 Soldaten auf CH
Seite, 10.000 auf französischer Seite.

Betrachtet Mensch Lausanne/Genf und Annemasse in gleichem Rahmen, dann ist den
Behörden eine politische und geographische Trennung gelungen. In Lausanne sind
die radikalen Zusammenhänge isoliert und 2 Blumentöpfe in einem Schaufenster
genügten, um die gesamte Bevölkerung gegen die Demonstranten aufzuhetzen.
Während in Genf, die Empörung der institutionalisierten Linken genügt, um den
Polizeichef zum Rücktritt zu zwingen, wenn die Polizei einer Gewerkschafterin
ins Gesicht schießt.

In Lausanne riskieren wenige Demonstranten vor vielen Bullen zu stehen.
In Genf ist die Blockade des südlichen Zugangs nach Evian bereits im Vorfeld
politisch gelungen. Die Polizei hat sich diese Route für den Transport der
Delegierten wahrscheinlich längst abgeschrieben. Obwohl die effektive Blockade
nicht unbedingt garantiert ist wenn die Gewerkschaften/ATTAC usw.
früh am Sonntag dem 1. nach Hause fahren sollten, da die offizielle Eröffnung
des Gipfels erst Sonntag Abends stattfindet. Die Behörden setzen jetzt alles
ein, um die Demonstranten aus der Stadt zu drängen und mit Großevents zu
beschäftigen. Immerhin ist die Zusammenlegung der Großdemo und der Blockaden auf
den gleichen Tag am gleichen Ort ein Erfolg. Die Erfahrung der
Demonstranten in der antiautoritären, horizontalen Selbstverwaltung der Camps,
der Blockadendurchführung, der Infrastruktur usw. ist bereits sehr wertvoll.

Die Eröffnung des G8 Gipfels wird am 1. Juni um ca. 19h sein, doch tagsüber
müssen die Funktionäre bereits nach Evian gebracht werden, d.h. Blockaden ab
Vormittag sind notwendig. Schröder, Bush, Chirac, Blair usw. werden mit
Hubschraubern eingeflogen werden. Auch die Delegierten, die in Lausanne
übernachten, können nicht blockiert werden. Bleiben die 2500 Delegierten/G8-
Funktionäre, die in Genf übernachten. Sie können nicht alle auf Fähren nach
Lausanne gebracht werden (eine Fähre braucht 3 1/2 Stunden von Genf nach Evian)
und auch nicht alle per Hubschrauber geflogen werden. Mehrere Hundert müssten
also per Bus (oder Zug?) von Genf nach Lausanne (eventuell nach Morges - ein
Hafen 10 km vor Lausanne) gefahren werden. Blockaden auf dieser Strecke sind
also scheinbar die einzige Möglichkeit den G8 Gipfel im Ablauf wirklich zu
beeinträchtigen. Die Polizei könnte den Transport der Delegierten im Buskonvoi
machen, da es tropfenweise sehr aufwendig sein könnte, aber das liegt alles im
Bereich der Spekulation und wird nur sehr kurzfristig deutlich werden...

Die Bevölkerung (sowohl in Lausanne als auch in Genf und Annemasse) steht dem G8
nicht unbedingt sympathisch gegenüber, viele lehnen Kriege und die Politik des
G8 ab, aber die Bürger haben Angst. Viel Angst. Angst vor Gewalt die ihnen über
Wochen über die Medien eingehämmert und angekündigt wurde. Angst,
dass ihre Städtchen in Schutt und Asche gelegt werden. Die lokalen Behörden
haben bewiesen, das sie mit 3 Provokateuren (?) und 2 Blumentöpfen in einem
Schaufenster die Isolierung und Kriminalisierung erfolgreich erreichen.
Verbarrikatierte Läden sollten uns nicht wundern. Geht also auf die Bevölkerung
zu, redet mit den Leuten, sagt ihnen warum ihr da seid. Ein "sauberer Ablauf"
der Aktionen könnte gut ankommen.

Die Einschätzung von einigen auf dem Treffen in Lausanne war also, dass die
beste übrige Option folgende ist: sich in Lausanne tendenziell aus der Stadt
heraus zu bewegen, sich auf Blockaden zu konzentrieren und diesen einen Ausdruck
des Zivilen Ungehorsams / kreative gewaltfreie direkte Aktionen zu
geben, der Spaß machen könnte und gleichzeitig politisch eine starke Botschaft
vermittelt. Alles andere ist bereits einkalkuliert und wird wie am 1. Mai im
Hundertfachen ablaufen!

Mensch sollte sich unbedingt bewusst sein, dass in Lausanne die politische
Deckung, die Medienpräsenz und die Strukturen schwächer sind als in Genf. Aber
es bedeutet auch nicht, das die Polizei schußfrei vorgehen kann.
Die politischen Strukturen (Camp, Anlaufstellen, aktive Leute) sind beschränkt,
aber wenn genügend nach Lausanne kommen, könnten sehr gute Sachen vorbereitet
werden. Die Frage bleibt offen ob die AktivistInnen die Dynamik für einen
"sauberen Ablauf" im Griff behalten können. Die Polizei wird auf den Einsatz von
Provokateuren sicherlich nicht verzichten.

Die lokalen AktivistInnen wirken leider auf der Defensive. Die Gipfel-Dynamik
ist so stark, dass es in der öffentlichen Diskussion nur noch um den
"technisch-militärischen" Ablauf geht (rote Zone, Zahl der Bullen, Gas, Gewalt,
...) und es sehr schwer wird politische Inhalte zu vermitteln.

H) noch was zur Kommunikation

Es gibt Überlegungen zur Kommunikation zwischen den Camps und den
Anlaufstellen während den Aktionstagen. Jedoch ist die Lage sehr
dezentralisiert, die meisten reisen spät an. Bis die Informationen durchsickern,
alle erreicht haben und die Gerüchte beseitigt sind, wird wohl leider sehr viel
Zeit vergehen. Treffpunkte, Uhrzeiten und Ablauf sollten also für alle so früh
wie möglich klar sein. Informiert euch im Vorfeld so gut es
geht, reist so früh es geht an, informiert euch und euer Umfeld, legt euch so
früh es geht auf einen Ort fest. Verlasst euch nicht nur auf Entscheidungen in
letzter Minute. Versucht keine Gerüchte zu verbreiten und Ruhe zu bewahren.
Die Vorbereitungen/Absprachen und Koordination wird innerhalb der Camps am
besten verlaufen.

I) weitere Tipps und Infos

*) COURRIER: Besorgt euch vor Ort die lokale Zeitung "Le Courrier". Das soll
keine Werbung sein, die Zeitung ist bewegungsnah und eine Sonderausgabe mit
allen Infos, Termine und Locations zu den Gegenaktivitäten wird in
Zusammenarbeit mit den Demonstranten vorbereitet.

*) Radios: Wichtig! Alle sind dazu aufgerufen kleine FM Radios mitzubringen.
Besorgt euch welche! (es gibt ganz kleine im Handel ab 8 Euro mit Kopfhörer und
einer kleinen Batterie).

*) Gasmasken: Das Tragen einer Gasmaske wird offiziell als das Tragen einer
Waffe angesehen (wurde extra anlässlich des G8 so festgelegt). Wer welche trägt
übt zivilen Ungehorsam. Es gibt auch die Möglichkeit billige Schutzmasken zu
basteln (Schwimm/oder Skibrille, Baumasken etc. schaut nach
Anleitungen im Netz oder in den Camps)

*) Vermummungsverbot:
Unklar. Es gibt wohl kein solches Gesetz in der Schweiz, aber die Polizei und
die Medien drängen auf Verbot.
Rechnet mit strengen Ordnungsdiensten und Blackbloc-Paranoia auf Seiten der
Gewerkschafter und der etablierten Linken. Die Polizei hat ihnen Anlaufstellen/
Telefonnummern angeboten, wo sie Vermummte u.ä. denunzieren können!

*) Fahrräder: Super hilfreich da die Ort weite Auseinander liegen! Wenn ihr
könnt bringt eins mit. Mobil bleiben bei den Blockadeaktionen in Lausanne ist
schlau. Es wird eine Fahrradkarawane aus Bern geben.

*) Kochen: Erfahrene Kochgruppen und KöchInnen für solche Anlässe werden
dringend gesucht (Camps und Anlauforte). Rechnet nicht damit, dass die Voküs
alle ernähren können. Das Essen in der Schweiz ist unvorstellbar teuer, denkt
dran. Wenn Leute billiges Essen von außen besorgen können, setzt euch bitte mit
den Camps in Verbindung.

*) Sprache: Französisch wird die Hauptkommunikationssprache sein. Dann Deutsch
und Italienisch, die viele auch verstehen.

J) Websites

Übersicht mit links in versch. Sprachen:
 http://www.nadir.org/evian

einzelne Bündnisse und Übersichten:
 http://www.evian-g8.org
 http://squat.net/contre-attaque (Lausanne)
 http://www.aarrg.org/hub_g8.html
 http://www.claaacg8.org
 http://www.crac-g8.eu.org/
www.gipfelsturm.net
 http://anti-g8.de (deutsch)


Villages/Camps:
 http://www.vaaag.org/ (Annemasse)
 http://g8illegal.org (Annemasse)
 http://zaage.lautre.net/ (Zone Autogérée A Genève)
 http://squat.net/contre-attaque/village.htm (Lausanne)

Homepage:  http://www.nadir.org/evian

[indymedia.de, von  tod@s somos mafalda - 14.05.2003 12:53]


------------------------------------------
DORF GEGEN DEN G8 IN LAUSANNE

Ab dem 24. mai 03 ist in Lausanne ein Dorf des Widerstandes gegen den
Kapitalismus und das Patriarchat vorgesehen. Sein Ziel ist es, die
Demonstranten, die in der Woche vor dem Treffen der 8 Missetäter in unserer
Region ankommen werden, zu empfangen, unterzubringen, zu ernähren und zu
informieren.
Ein gastfreundlicher Empfang ist nicht wirklich repräsentativ in dieser
Region... Die Paläste und grossen Luxushotels werden diese Aufgabe gerne für die
Gipfelteilnehmer(Innen) erledigen. Sämtliche Zivilschutzunterkünfte sind bereits
für die uniformierten Wachhunde des Staates reserviert. Die Stadt wird blockiert
sein und der einzige echte Empfang für die Demonstranten scheinen geifernde
Bullen zu sein. Zur Erinnerung: 40 Millionen Schweizer Franken werden für die
Sicherheit während des Gipfels ausgegeben.

Wir erachten diesen Gipfel als vollkommen unrechtmässig und wollen ihn weder
hier noch anderswo. Wir verlangen seine Auflösung. Alle sind dazu aufgerufen,
daran aktiv teilzunehmen. Wir werden uns auf festliche, kreative und
entschlossene Art versammeln. Wir werden uns nicht darauf beschränken, uns auf
die Strassen zu stellen, unsere Alpträume anzuprangern, sondern werden von
diesem Moment profitieren, um unsere Träume zu leben. Ein Aufruf zur
Konstruktion eines Dorfes in Lausanne ist lanciert.Dorf des Widerstandes gegen
den Kapitalismus, das Patriarchat, den Rassismus, den Fundamentalismus, gegen
den Faschismus, die Umweltverschmutzung, den Hunger in der Welt. Für die
Befreiung der Tiere. Für ein einfaches Leben voller Respekt für Mensch, Tier und
Erde, für das Wasser und das Aufteilen der Ressourcen.Das Leben von c'village
wird unsere Ideen und Praktiken ernsthaft auf die Probe stellen. Sein Erfolg
hängt ab vom guten Willen eines jeden und einer jeder unter uns, sich für die
Aktivitäten und kollektiven Aufgaben einzusetzen, die absolut notwendig sind für
die Selbstverwaltung eines Lebensraumes, der für tausende von Menschen
vorgesehen ist.

Aufruf an alle !

Anm: Diese Seite entwickelt sich ständig weiter und wird jedes Mal wenn wir die
Zeit finden aktualisiert. Kommt also regelmässig auf diese Seite, um euch zu
informieren.

Homepage:  http://www.squat.net/contre-attaque
[indymedia.de, von disorderdisorder - 14.05.2003 18:21]


--------------------------------------------------------------------------
gipfelsoli infogruppe

Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns verfasst sind, sind
mit eckigen Klammern versehen. Wir können leider keine Verantwortung
für die Richtigkeit der Beiträge übernehmen. Auch geben die Beiträge
nicht zwangsläufig unsere Meinung wieder.

--------------------------------------------------------------------------

 

14.05.2003
gipfelsoli   [Aktuelles zum Thema: Globalisierung]  [Schwerpunkt: G8 Treffen in Evian]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht