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Halle: Naziaufmarsch 1. Mai - Nachtrag

Neonaziaufmarsch am 1. Mai 2003 in Halle. Nachtrag


Am 1. Mai demonstrierten etwa 1 000 bis 1 200 Neonazis aus dem Spektrum der
„Freien Kameradschaften“ unter dem Motto „Arbeitsplätze statt Kriegseinsätze“
in Halle. Die Nazis waren nahezu aus dem gesamten Bundesgebiet angereist,
als Redner versuchten sich u.a. Christian Worch, Dieter Riefling und Gerd
Ittner.
Aus Protest gegen den Aufmarsch versammelten sich – aufgerufen vom DGB und
dem Neuen Theater – etwa 300 Personen (Bürger, Vertreter der Stadt etc.) auf
dem Markt und rund 400 auf dem Universitätsplatz. Während sich die dort
Anwesenden darauf beschränkten, abseits der Route der Neonazis ein „Zeichen zu
setzen“, versuchten etwa 400 bis 600 Angehörige der linken Szene ihren Protest
direkt am Rand der rechten Demonstration zum Ausdruck zu bringen.
Nachdem einige Nazis bei der Anreise zur Demonstration durch kleinere
Gruppen von Antifaschisten behindert wurden, setzte sich der Demonstrationszug der
Nazis gegen 12 Uhr 30 in Bewegung. Nach etwa 700 Metern wurde er jedoch
gestoppt. Der Grund: Am Universitätsring, rund 200 Meter vor den Nazis, hatten
sich 200 bis 300 Antifaschisten zu einer Sitzblockade zusammengefunden. Die
Polizei versuchte zunächst die Blockade zu räumen und trieb die Blockierer einige
Meter vor sich her. Polizisten schlugen wahllos um sich und mehrere Personen
wurden von Polizeihunden gebissen. Als die Räumung trotz dieses brutalen
Vorgehens nicht gelang, wurde die Nazidemonstration nach etwa einer halben
Stunde über eher unbewohnte Straßenzüge (Geiststrasse, Abderhaldenstrasse, vorbei
an der Landwirtschaftlichen Fakultät, Ludwig-Wucherer-Strasse) zum Steintor
umgeleitet.
Während die Nazis dort ihre Zwischenkundgebung abhielten, versammelten sich
etwa 200 bis 300 Gegendemonstranten am Stadtpark, direkt am weiteren Verlauf
der Demonstrationsroute. Antifas und Punks bauten Barrikaden und lieferten
sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Aufgrund dieser
Auseinandersetzungen, der Barrikaden und der wachsenden Zahl von Gegendemonstranten, die im
Stadtpark eintrafen, wurde die Nazidemonstration erneut umgeleitet. Die Nazis
marschierten nun durch die Volkmannstrasse (rechts: vor allem unbewohnte Häuser,
links: Fabrikanlagen), über eine Hoch- und Schnellstrasse, die in etwa 25
Meter Höhe über den Riebeckplatz führt, zum Bahnhof, wo ihre Abschlusskundgebung
stattfand. Von dort aus versuchten schließlich noch einmal rund 30 bis 50
Teilnehmer des Neonaziaufmarsches, die Demonstration in Richtung Innenstadt zu
verlassen. Nach wenigen Metern wurden sie jedoch von der Polizei zurück zum
Bahnhof geleitet. Kleinere Gruppen von Nazis hatten den Demonstrationszug
schon vorher verlassen und versucht, ebenfalls in die Innenstadt zu gelangen.
Dort wurden sie z.T. von Antifaschisten attackiert oder von der Polizei zurück
zum Bahnhof gebracht.
Bei der Abschlusskundgebung der Neonazis wurde dazu aufgerufen, der um 17
Uhr beginnenden linken Maidemonstration in Merseburg, nur wenige Kilometer von
Halle entfernt, einen Besuch abzustatten. Rund 100 Nazis setzten sich
daraufhin per Bahn in Richtung Merseburg in Bewegung. Da die Polizei den dortigen
Bahnhof jedoch absperrte und die Nazis nicht in die Stadt ließ, blieben sowohl
der Besuch als auch Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und Teilnehmern
der Merseburger Maidemonstration aus.
Fazit: Auch wenn die Zahl der Gegendemonstranten im Rahmen des Erwarteten
lag – am gleichen Tag fand eine Vielzahl weiterer Demonstrationen
(Neonaziaufmärsche in Dresden und Berlin, linke Maidemonstrationen in Berlin, Dessau,
Merseburg etc.) statt – wirkte die Polizei trotzdem vielfach überfordert.
Insbesondere aufgrund der zwei Umleitungen des Neonazizuges sowie der Besetzung von
zentralen Punkten durch die Polizei beschränkte sich die direkte
Konfrontation vor allem auf Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch wenn die
Nazidemonstration nicht verhindert werden konnte (damit hatte aufgrund der großen
Anzahl von Nazis und Polizisten auch niemand ernsthaft gerechnet), konnte der
Aufmarsch mehrfach wirkungsvoll behindert werden. Einige Neonazis wurden bei der
Anreise behindert, es flogen Eier und Farbbeutel auf
Demonstrationsteilnehmer und der Aufmarsch musste zwei Mal über abgelegene Straßenzüge umgeleitet
werden. Alles in Allem bleibt jedoch: 1 000 Nazis sind 1 000 zu viel.

Antifaschistische Gruppen Halle

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06.05.2003
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