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Evian / Genua/ Italien

Gipfelinfo - Meldungen über globalisierte Solidarität
und die Proteste gegen unsolidarische Globalisierung
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- 15 deutsche Wasserwerfer für Evian beantragt
- DISOBBEDIENTI - A video by / Ein Video von Oliver Ressler

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15 deutsche Wasserwerfer für Evian beantragt

Während am Genfer Himmel zum gegebenen Anlass brandneu ausgestattete
Hubschrauber als Vorboten der G8-Abschirm-Maschinerie auftauchen beantragt der
Rat der Schweizerischen Konföderation auf Antrag dreier Kantone 15 deutsche
Wasserwerfer für den Polizeieinsatz vom 1. bis zum 3.Juni am Genfer See.

Bald besuch von grünen Brüdern aus Deutschland?
Bern - Die Kantonpolizeien könnten anlässlich des Gipfeltreffens in Evian
deutsche Wasserwerfer einsetzen. Auf Anfragen der Kantone Genf, Vaud und Valais
wird der Rat der Konföderation 15 davon in Berlin beantragen. Bern konnte sich
nicht an Frankreich wenden.

Folgendes wird mit dieser Agenturmeldung (SDA-ATS) bekannt:

Die Schweiz verfügt nicht über ausreichend Wasserwerfer um den durch die
Abhaltung des G8 vom 1. bis zum 3. Juni gestellten Anforderungen in Fragen der
Sicherheit zu genügen, betonte der Rat der Konföderation. Da sie sich nicht die
Absprachen mit Frankreich geltend machen konnten, um die Bereitstellung solcher
Maschinen anzufordern, haben sie nun den Weg über den Rhein gewählt. Dieser
Vorstoß ist Kraft des bilateralen Abkommens über grenzüberschreitende
Kooperation in polizeilichen und rechtlichen Angelegenheiten möglich. Der Kanton
Graubünden hat bereits während des WEF in Davos davon gebrauch machen können.

(Ende der Meldung)

Die Bewohner von Genf haben ihrerseits jetzt schon nichts zu lachen. Vier Wochen
vor beginn des G8 Gipfels führt die Genfer Polizei womöglich noch ein
Intensivtraining für Hubschrauberpiloten durch. Die Hubschrauberstaffel wurde
mit brandneuer Kameratechnik ausgestattet. Auf der G8-Infoseite www.evian-g8.org
heißt es hierzu:

"Die Genfer Polizei arbeitet sich in ihr neues Material ein. Wescam stellt
Kameras her, die in der Lage sind, mit großen Teleobjektiven zu filmen und auch
wenn sie unter einem Hubschrauber installiert sind, sehr stabil arbeiten, aber
die Polizisten müssen lernen, mit der neuen Ausstattung umzugehen.

Vier Wochen um zu üben ist eine kurze Zeit und eine lange Zeit. Sie ist lang für
die Bewohner von der Viertel über denen sie das Filmen wie es sich gehört
trainieren und ihre Erkundungen machen werden

Man hat diese Hubschrauber gesehen (und vor allem gehört). Es ist wahrscheinlich
kein Zufall.

Nach einer vertauenswürdigen Quelle werden die Kameras, mit denen diese
Hubschrauber ausgestattet sind in der Lage sein, sich sehr nah der Demonstranten
heranzuzoomen. Nach unserer bescheidenen Meinung als Neulinge dieser
Wissenschaft untertreibt der Hersteller mit Sicherheit in Bezug auf die Leistung
seiner Prodikte, im Netz kann man seiner meiner nach so etwas wie oben
abgebildet machen.

Quelle:  http://www.wescam.com/prodservices/cameraproducts/mx15.htm

Es ist wahrscheinlich, dass sie weit zu mehr in der Lage sind, als auf diesen
Bildern".

Quelle des Originals:  http://www.evian-g8.org/article.php3?id_article=80

[indymedia.de, von g8counter - 03.05.2003 01:14]


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DISOBBEDIENTI

A video by / Ein Video von Oliver Ressler
In cooperation with / In Kooperation mit Dario Azzellini
Video, 54 min, 2002

Upcoming screenings / Kommende Videopraesentationen:

Galerie Barbara Thumm, Berlin (D), 30.04.03 - 31.05.03 (show)
www.bthumm.de

"re: Leviathan", Kunsthalle Düsseldorf, Düsseldorf (D), 13.04 - 10.05.03
(show)
 http://www.kunsthalle-duesseldorf.de

Hallwalls Contemporary Arts Center, Buffalo (USA), 03.05.03
 http://www.hallwalls.org

Forde, Genf (CH), 02.06.03
 http://www.forde.ch

Impakt Festival, Utrecht (NL), 03. - 09.06.03
 http://www.impakt.nl

Star Shoes, 6364 Hollywood Blvd., Los Angeles (USA), 16 - 30.06.03

The video "Disobbedienti" thematizes the Disobbedienti's origins,
political bases, and forms of direct action on the basis of
conversations with seven members of the movement.
The Disobbedienti emerged from the Tute Bianche during the
demonstrations against the G8 summit in Genoa in July 2001. The "Tute
Bianche" were the white-clad Italian activists who used their bodies -
protected by foam rubber, tires, helmets, gas masks, and homemade
shields - in direct acts and demonstrations as weapons of civil
disobedience. The Tute Bianche first appeared in Italy in 1994 in the
midst of a social setting in which the "mass laborer," who had played a
central role in the 1970s in production and in labor struggles, was
gradually replaced in the transition to precarious post-Fordist means of
production. By forcing the closing of detention camps through specially
developed acts of dismantling the Tute Bianche became involved in
protests against precarious working conditions and the immigrants'
struggle for freedom of movement. The Tute Bianche were part of the
demonstration against the WTO in Seattle in 1999 and the IMF in Prague
in 2000. They sent delegates to the Lakandon rainforest in Chiapas and
accompanied the Zapatist Comandantes 3,000 kilometers to Mexico City.

At the G8 summit in Genoa the Tute Bianche decided to take off their
trademark white overalls that had given them their name and instead
blend in the multitude of 300,000 demonstration participants. The
transition from the Tute Bianche to the Disobbedienti, the disobedients,
also marked a development from "civil disobedience" to "social
disobedience." The repressive actions and massacre by the police force
in Genoa brought the practice of social disobedience in from the streets
to the most diverse social realms. In the video, the Disobbedienti
spokesperson Luca Casarini describes the Tute Bianche as a subjective
experience and a small army, whereas Disobbedienti is a multitude and a
movement.
Disobbedienti maintains the political form of the Tute Bianche and
attempts to create a better legal justice for and from the people.
Spectacular actions are still being carried out against detention
centers, such as the dismantling of the detention camp in the Via Mattei
in Bologna on 25 January 2002, as shown in the video. Additionally,
attempts are being made to further develop "social disobedience" as a
collective practice of various groups, to block the flows of goods and
communication, to make general the strikes of individual groups, and to
plan and carry out general strikes.

The conversations with the Disobbedienti were carried out in Italian in
Bologna and Genoa in July 2002. There are two versions of the video
"Disobbedienti," one with German and one with English subtitles.

Concept, interview preparation, editing, realization: Oliver Ressler
Interviews, conceptual work, translation: Dario Azzellini
Camera: Claudio Ruggieri
Sound: Rainer Antesberger
Interview partners: Luca Casarini, Ulia Conti, Gianmarco de Pieri,
Enrico Ludovici, Federico Martelloni, Francesco Raparelli, Francesca Ruocco

D e u t s c h :

Das Video "Disobbedienti" thematisiert die Entstehungsgeschichte, die
politischen Grundlagen und die Aktionsformen der Bewegung der
Disobbedienti (die Ungehorsamen) anhand von Gesprächen mit sieben
Beteiligten.
Die Disobbedienti gingen während der Demonstrationen gegen den G8-Gipfel
im Juli 2001 in Genua aus den Tute Bianche hervor. "Tute Bianche" war
die Bezeichnung für jene weiß gekleideten AktivistInnen aus Italien, die
ihre durch Schaumstoff, Reifen, Helme, Gasmasken und selbst gemachte
Schilde geschützten Körper bei direkten Aktionen und Demonstrationen als
Waffe des zivilen Ungehorsams einsetzten. 1994 traten die Tute Bianche
erstmals in Italien in einem gesellschaftlichen Umfeld in Erscheinung,
in dem der in den 70er Jahren in der Produktion und in Arbeitskämpfen
eine zentrale Rolle spielende "Massenarbeiter" schrittweise durch
prekäre postfordistische Beschäftigungsformen abgelöst worden war. Die
Tute Bianche beteiligten sich an Protesten gegen prekarisierte
Arbeitsbedingungen und am Kampf der MigrantInnen für Bewegungsfreiheit,
indem sie mit der speziell entwickelten Aktionsform der Demontage die
Schließung von Abschiebelagern erzwangen. Die Tute Bianche waren Teil
der Demonstrationen gegen die WTO in Seattle 1999 und den IWF in Prag
2000, entsandten Delegationen in den Lakandonischen Regenwald in Chiapas
und begleiteten die zapatistischen Comandantes 3000 Kilometer weit nach
Mexiko-Stadt.

Beim G8-Gipfel in Genua beschlossen die Tute Bianche, die
identitätsstiftenden und namensgebenden weißen Overalls abzulegen, um in
der Multitude der 300.000 DemoteilnehmerInnen aufzugehen. Der Übergang
von den Tute Bianche zu den Disobbedienti, den Ungehorsamen, ist auch
eine Entwicklung vom "zivilen Ungehorsam" zum "sozialen Ungehorsam".
Durch das repressive Vorgehen und die Massaker der Polizeikräfte in
Genua wurde die Praxis des sozialen Ungehorsams von der Straße in die
verschiedensten gesellschaftlichen Bereiche hineingetragen. Der
Disobbedienti-Sprecher Luca Casarini beschreibt daher im Video die Tute
Bianche als subjektive Erfahrung und kleine Armee, die Disobbedienti
hingegen als Multitude und Bewegung.
Die Disobbedienti setzen die Politikform der Tute Bianche fort und
versuchen, eine gerechtere Legalität von unten zu schaffen. Es werden
weiterhin spektakuläre Aktionen gegen Abschiebelager durchgeführt, wie
die im Video gezeigte Demontage des Abschiebelagers in der Via Mattei in
Bologna am 25. Januar 2002. Dazu kommen Versuche, den "sozialen
Ungehorsam" als kollektive Praxis unterschiedlicher Gruppen
weiterzuentwickeln, Waren- und Kommunikationsflüsse zu blockieren,
Streiks einzelner Gruppen zu generalisieren, Generalstreiks zu planen
und durchzuführen.

Die Gespräche mit den Disobbedienti wurden im Juli 2002 in Bologna und
Genua auf Italienisch geführt. Das Video "Disobbedienti" gibt es mit
deutscher und englischer Untertitelung.

Konzept, Interviewvorbereitung, Schnitt, Realisation: Oliver Ressler
Interviews, konzeptionelle Mitarbeit, Übersetzung: Dario Azzellini
Kamera: Claudio Ruggieri
Ton: Rainer Antesberger
GesprächspartnerInnen: Luca Casarini, Ulia Conti, Gianmarco de Pieri,
Enrico Ludovici, Federico Martelloni, Francesco Raparelli, Francesca Ruocco


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gipfelsoli infogruppe

Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns verfasst sind, sind mit
eckigen Klammern versehen. Wir können leider keine Verantwortung für die
Richtigkeit der Beiträge übernehmen. Auch geben die Beiträge nicht zwangsläufig
unsere Meinung wieder.

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03.05.2003
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