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Rostock: Neonazi-Demonstration am 26. April geplant | Rostocker AntifaschistInnen rufen zu Protesten auf

Neonazis wollen am 26. April in Rostock aufmarschieren. Die rechtsextreme
"Aktionsgruppe Rostock" mobilisiert über das Internet zu einem angeblichen
"Trauermarsch" anlässlich eines Luftangriffs auf Rostock im Zweiten Weltkrieg. Er
soll um 12 Uhr am Haus der Schiffahrt beginnen.

Die "Aktionsgruppe Rostock" ist ein recht junger Zusammenschluß von Neonazis
aus Rostock und Umgebung. Ende Dezember des letzten Jahres warben sie
erstmals im Internet für sich. Doch seitdem hat die Gruppe rege Aktivitäten
entfaltet. Im Januar verteilten Neonazis in einigen Rostocker Stadtteilen
antisemitische und antiamerikanische Flugblätter. Mitte Februar tauchten in Rostock
Flugblätter gegen die Wehrmachtsausstellung auf, die die Verbrechen der
Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg guthießen. Ende Februar wurde auf Handzetteln und
Flugblättern in der Stadt an den Nazi und SA-Schläger Horst Wessel erinnert. Alle
Flugblätter sind mit dem Namen und Kontaktmöglichkeiten zu der
"Aktionsgruppe Rostock" unterzeichnet. Die Gruppe benutzt in ihrer email-Adresse den in
der rechten Szene üblichen Zahlencode "88", der für "Heil Hitler" steht.
Außerdem steht sie in intensivem Kontakt zu den Betreibern des neonazistischen
"Freien Infotelefons", das regelmäßig im Verfassungsschutzbericht auftaucht.

Angemeldet ist die Demonstration durch den bekannten Hamburger Neonazi
Christian Worch.
Mit dem Thema des von Neonazis sogenannten "alliierten Luftterrors" greift
die Gruppe ein in der rechten Szene populäres Thema auf. Immer wieder erinnern
Rechtsextreme an die Opfer alliierter Luftangriffe auf Nazi-Deutschland
während des Zweiten Weltkrieges. Sie unterstellen den Alliierten die geplante
Vernichtung des "deutschen Volkes", bezeichnen die Luftangriffe sogar als
"Holocaust gegen das deutsche Volk". Bewusst blenden Neonazis damit nicht nur den
deutschen Luftkrieg und die militärischen und industriellen Ziele - wie das
mit Rüstungsindustrie vollgestopfte Rostock - der alliierten Bombardements aus.
Sie ignorieren auch, dass sie im Kontext eines unfassbares millionenfaches
Massenmordes der Deutschen in Europa geschahen. Stattdessen konzentrieren sich
Rechtsextreme auf den psychologischen Nebeneffekt dieser Art von
Kriegsführung: die Zermürbung deutschen Nationalstolzes, der sich in der bedingungslosen
Unterstützung der nationalsozialistischen Politik manifestierte.

Wir rechnen damit, dass es zu breiten Protesten gegen den Neonazi-Aufmarsch
kommen wird, der durch Rostocks Innenstadt führen soll.

Gleichzeitig ist jedoch zu beachten, dass nicht nur ein störungsfrei
durchgeführter Aufmarsch für die Neonazis ein Erfolg ist. Es darf nicht vergessen
werden, dass sie mit der Wahl des Themas nur einem allgemeinen Wandel im
öffentlichen Diskurs der deutschen Gesellschaft folgen: Der näheren Betrachtung des
"deutschen Volkes" als eines von vielen Opfern des zweiten Weltkrieges, der
damit verbundenen Relativierung von Schuld sowie der Aufrechnung von
Opferzahlen.

Die deutsche Gesellschaft hatte sich selber in den "totalen Krieg" gestürzt,
der mit den alliierten Luftangriffen auf sie zurückfiel. Das Dritte Reich,
dessen Mordmaschinerie von Hunderttausenden angetrieben und von Millionen
befürwortet wurde, ließ keine andere Wahl als besiegt zu werden. Die britischen
und amerikanischen Bombardements haben sowohl Truppen gebunden als auch die
nationalsozialistische Kriegswirtschaft gestört. So haben sie den Krieg
wesentlich verkürzt und damit unzähligen möglichen Opfern des deutschen Rassenwahns
das Leben gerettet.

Wer in der Diskussion über das Thema des rechten Aufmarsches diese
historische Tatsache ignoriert oder sogar relativiert, beschert den Neonazis einen
zweiten Erfolg.

Unabhängige Rostocker AntifaschistInnen

Den Neonazi-Aufmarsch behindern!
Den deutschen Opfermythos dekonstruieren!
Die Zerschlagung Nazi-Deutschlands war notwendig und richtig!

Aktuelle Informationen gibt es online auf der Seite  http://www.links-lang.de

 

20.04.2003
Rostocker Antifas   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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