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Wuppertal: Autonome 1. Mai Demo

Widerstand gegen Sozialkahlschlag und Krieg
Autonome 1. Mai Demo in Wuppertal
14.00 Uhr Platz der Republik Straßenfest auf dem Schusterplatz

Verpiss dich Kapital! (Prof. Holloway)
Es ist zum Kotzen! Im Schatten des Krieges erklärt die rot-grüne Regierung
den sozialen Krieg gegen Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen.
Wer keine reichen Eltern hat, keine Erbschaft in der Tasche oder keine
gutdotierte "Ich-AG", wird von Schröders neuen Plänen über kurz oder lang in
die Armut gedrängt. Wer seinen Job verliert, und das wird in der nächsten
Zeit massiv geschehen, wird nach einem Jahr in der Sozialhilfe landen.
Jeder weiß es, doch darf man es nicht aussprechen. Offiziell herrscht der
"Kampf gegen die Arbeitslosigkeit", der eigentlich ein Kampf gegen die
Arbeitslosen ist. Zu diesem Zweck werden Statistiken verfälscht,
Pseudo-Arbeitsplätze beschafft und schikanöse Kontrollen durchgeführt.
Wo die Arbeitsethik verloren gegangen ist, bleibt die Angst vor der
Arbeitslosigkeit die beste Peitsche zur Steigerung des Kriechertums.
Die Umsetzung der Hartz-Pläne soll zur Zwangsmobilisierung aller
Arbeitslosen werden. Arbeitslose werden zu LeiharbeiterInnen, die für
geringe, untertarifliche Löhne schuften sollen.
Die Frage ist also nicht, ob Arbeit scheiße ist oder nicht, sondern wie es
uns gelingen kann, dem Zwang zur Arbeit zu entrinnen und Widerstand zu
organisieren.

Hallo Krieg! (Wuppertaler Medienprojekt)
Gleichzeitig werden Milliarden für Neuordnungskriege und Kriegsunterstützung
von dieser Regierung ausgeben. Die neoliberale Regierung von Schröder und
Fischer macht auf Friedensengel, und zur selben Zeit kündigen sie dreist die
Erhöhung des Kriegshaushaltes an, um die "Potenz der europäischen
Militärmacht" zu steigern. Die nächsten Kriege sollen wieder mit deutschen
Soldaten stattfinden, wie schon 1999der völkerrechtswidrige Jugoslawienkrieg
mit der Bombardierung der Zivilbevölkerung.
Den haben die Funktionäre der deutschen Kirchen, Parteien und Gewerkschaften
und ihre stolze Basis wohl schon vergessen, und die rotgrünen
Kriegsverbrecher aus dem Jugoslawienkrieg kriegen wieder Oberwasser: Große
Teile der Friedensbewegung sind stolz auf ihre Regierung; auch Pastor
Rekowski aus Wuppertal kann ohne Widerspruch stolz auf Deutschland sein.
Die Argumente gegen den Irak-Krieg nähren sich aus revisionistischen
Phrasen, denn "die Deutschen wissen, was Krieg ist." Die zweifellos
schrecklichen Bombardierungen von Wuppertal 1943 werden zur Begründung für
deutsche Kriegsgegnerschaft. Kein Wort vom Vernichtungskriege der Wehrmacht
und Holocaust. Der von den Nazis verfolgte Wuppertaler Pastor Hermann Hesse
bezeichnete seinerseits den "Barmer Angriff" als ein "Strafgericht Gottes
für die Beteiligung der Kirche und der Bevölkerung an Judenverfolgung
und -vernichtung. Dieser Satz gehört dem Pastor Rekowski ins Stammbuch
geschrieben.
Auch widerspricht keiner, wenn der DGB-Vorsitzende eine von plumpen
Antiamerikanismus durchtränkte Rede hält und es steht schlimm um die Linke,
wenn die beste Rede der Oberbürgermeister hält...
Aber auch die radikale Linke, die wachsam die deutsche Beteiligung am
US-Amerikanischen Angriffskrieg analysiert und eifrig die deutschen
Großmachtpläne studiert, hat ihre Handlungsfähigkeit verloren. Eingekeilt
von KriegsbefürworterInnen und orthodoxen AntiimperialistInnen mokiert es
sich leicht über die Friedensbewegung, eigenständige praktische Beiträge
sieht man hingegen kaum. Das wollen wir ändern!!!

Für ein schönes Leben ohne Kapitalismus!
Wir kennen den Spruch zur Genüge: "Es muss sich rechnen." So werden z.B.
keine Häuser gebaut, wenn es sich "nicht rechnet" - auch wenn es einen
Bedarf gibt und außerdem Menschen, die das notwendige Wissen und die Zeit
haben, und obwohl reichlich Rohstoffe und Maschinen zur Verfügung stehen.
Arbeit hat also objektiv die Anhäufung von Geld zum Ziel und nicht die
Befriedigung konkreter Bedürfnisse. Arbeit und Bedürfnisse sind dem Diktat
der Finanzierbarkeit unterworfen. Ein Skandal: die menschliche Existenz muss
sich rechnen! Nur wer die Ware Arbeitskraft verkaufen kann, darf existieren.
Was aber auch heißt, dass wer seine Arbeitskraft nicht verkauft, auch nicht
existieren kann.
Mit den Rationalisierungsprozessen im Rahmen der Computerisierung wird die
Arbeitskraft aber zunehmend überflüssig. Das System der Arbeit gerät in die
Krise. Als fatale Folge rennen die Menschen der wenigen Arbeit nach und
erledigen sie zu den unmöglichsten Bedingungen. Denn je schärfer diese Krise
wird, um so hartnäckiger wird der bedingungslose Glaube an die Arbeit
eingefordert. Öffentlich werden tolle Konzepte ausgeheckt, mit denen die
Arbeitslosigkeit bekämpft werden soll. Die Illusion von der
Vollbeschäftigung wird aufrecht erhalten; dabei weiß jedes Kind, dass es die
nie wieder geben wird.
Zu dem System der Heuchelei gesellt sich das System der Repression: Beide
vereinen sich in den Institutionen Arbeitsamt und Sozialamt.
Personalserviceagenturen, Arbeitsleihfirmen, Billiglohn, Ich-AG, sinnlose
Fort- und Ausbildungsmaßnahmen sind nur dafür da, um den Zwang der Arbeit
aufrecht erhalten zu können. Denn wer glaubt nach der dritten Maßnahme noch
ernsthaft, je wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt zu werden? Die
Schweinerei des Hartz-Konzeptes ist nur ein weiterer Schritt in Richtung
sozialer Apartheid.
Dumpfe und unterschwellig angsterfüllte Ressentiments machen sich zugleich
unter denen breit, die ihre Ware Arbeitskraft noch verkaufen können.
Sozialdarwinistisch wird den Herausgefallenen Schmarotzertum vorgeworfen und
zynisch empfohlen, zu arbeiten. Irgendwie wird nur zu deutlich gespürt, dass
das Titanic-Boot der Arbeit kleiner wird und zunehmend weniger Platz zum
Rudern ist.
Das System der Arbeit ist nicht nur für die Ausgeschlossenen eine Zumutung,
sondern auch für die Eingeschlossenen. Acht und mehr Stunden täglich
dieselben stupiden und nervtötenden Handlungen wiederholen, das ist die
Realität der meisten arbeitenden Menschen. Und selbst die Wenigen, denen ihr
Beruf Spaß macht, werden zugeben, dass ohne den Zwang der finanziellen
Rentabilität ihre Tätigkeit vollkommen anders aussehen würde.
Was ansteht, ist ein Bündnis gegen die Verwertungslogik, ein Bündnis von
Arbeitenden und Nichtarbeitenden, ein Bündnis für die Bedürfnisbefriedigung
von Menschen. Es muss gebrochen werden mit dem Prinzip der Arbeit, mit dem
Finanzierbarkeitskriterium, mit dem Prinzip betriebswirtschaftlicher
Effektivität, das zunehmend Menschen von ihrer Bedürfnisbefriedigung
abschneidet, ihre Existenz gefährdet und viele zu sinnlosen Tätigkeiten
zwingt.
Wir versprechen kein Schlaraffenland, aber wir sind sicher, dass eine
Gesellschaft möglich ist, in der die konkrete Bedürfnisbefriedigung von
Menschen im Mittelpunkt steht und nicht das Geld, denn Kapitalismus ist kein
Naturgesetz.
Jenseits des Elends und der Langweiligkeit und Machtbesessenheit der
politischen Organisationen hat uns die Welle der Aufsässigkeit in
Argentinien inspiriert. Der Aufstand in Argentinien, aber auch die Kämpfe
der streikenden Hafenarbeiter von Livorno und der die Militärtransporte
blockierenden Disobbidienti formulierten ein Nein zur Unterdrückung, ein
Nein zur stumpfsinnigen, gefährlichen Zerstörung durch das Kapital. (...)
Dies Nein ist ein Fest, eine Explosion neuen Lebens, ein Experimentieren mit
neuen Formen gesellschaftlicher Organisation. Die Pracht des argentinischen
Aufstands liegt in der Schlichtheit seiner Forderung: " Que se vayan todos!
Haut bloß ab alle zusammen! Verpiss dich Kapital! Wir haben dich satt!
(Prof. John Holloway)
Das Nein zum Sozialkahlschlag wollen wir gemeinsam auch auf der DGB Demo in
Wuppertal formulieren... Treffpunkt 1. Mai 11.00 Jankel Adler Platz (Ehemals
Von der Heydt-Platz)
(Ein Flugblatt mit Hilfe von Prof. Holloway, den glücklichen Arbeitslosen,
den Ameisen und Pastor Rekowski...)

 

17.04.2003
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