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Protestaktionen gegen Air France: Zwei Todesfälle bei Abschiebungen

Zwei Todesfälle bei Abschiebungen mit Air France

Kampagne "Deportation.Class - Gegen das Geschäft mit Abschiebungen"
kündigt Protestaktionen an.

Zwei Todesfälle innerhalb von nur drei Wochen. So lautet die traurige
Bilanz des Abschiebegeschäfts der Fluggesellschaft Air France. Im Rahmen
der Kampagne deportation. class - Gegen das Geschäft mit Abschiebungen
wird mit Aktionen vom 7. bis 9 März 2003 in mehreren Städten und an
mehreren Flughäfen Deutschlands gegen die Beteiligung der Air France am
Abschiebegeschäft protestiert. Die AktivistInnen in Deutschland weiten
damit die bereits in Frankreich begonnene Kampagne gegen Air France
international aus (siehe  http://www.noborder.org ).

Am 30.12.2002 starb der 52jährige Argentinier Ricardo Barrientos bei
seiner gewaltsamen Abschiebung in einer Maschine der Air France aus
Paris-Roissy. Nur drei Wochen später, am 18.1.2003, wurde Mariam Getu
Hagos, ein 24jähriger Somalier, bei seiner Abschiebung vom selben
Flughafen getötet. Beide Männer waren nach Augenzeugenberichten
gefesselt ins Flugzeug verbracht und dann mit Gewalt in eine
vornübergebeugte Haltung gezwungen worden. Auf dieselbe Weise war am
28.5.1999 der Sudanese Aamir Ageeb bei der Abschiebung vom Frankfurter
Flughafen getötet worden. Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen
fordern die eingehende Untersuchung der Todesfälle. "Nach vorliegenden
Sachverständigengutachten über den lagebedingten Erstickungstod
(postural asphyxia) ist bewiesen, dass die Atmung einer Person durch auf
dem Rücken gefesselte Hände beeinträchtigt werden kann. Wenn in einer
solchen Körperhaltung zusätzliches Gewicht auf den Rücken drückt - wie
der Druck, der von einem Polizisten ausgeübt wird - können die
Atmungsschwierigkeiten sogar noch verstärkt werden." (Amnesty
International, Presseerklärung vom 22.1.2003.
(  http://web.amnesty.org/ai.nsf/recent/EUR210012003!Open )

Trotz zahlreicher Protestaktionen in Frankreich nach Bekanntwerden der
beiden Todesfälle ist Air France offenbar nicht bereit, gewaltsame
Abschiebungen zukünftig nicht mehr zuzulassen. Nach einem Bericht der
Süddeutschen Zeitung vom 12.2.2003 wurde die togoische
StaatsangehörigeDokpe Dikewu am 8.2.2003 bei ihrer Abschiebung mit einem
Flugzeug der Air France von den begleitenden Beamten mißhandelt und
erlitt erhebliche Verletzungen.

Abschiebungen aus Deutschland verhindert

Das es auch anders gehen kann, haben zahlreiche Aktionen in den letzten
Wochen deutlich gemacht. Am Frankfurter Flughafen verhinderten
AktivistInnen am 17. Februar die Abschiebung von Frau Ngesi Oginia Kuko
über Paris nach Kamerun durch Air France (Frankfurter Rundschau vom
18.02.03). Sie konnten den Pilot überzeugen, dass dieser Flug gegen den
ausdrücklichen Willen von Frau Kuko erfolgen würde. Am 20.2. wurde die
Abschiebung des Angolaners Miguel D. Matos mit einer Maschine der
portugiesischen TAP nach Angola verhindert. Auch hier weigerte sich der
Pilot infolge des Protests von AktivistInnen der Kampagne "Deportation
Class", den Zwangstransport durchzuführen.

Öffentlichkeitswirksame Kampagnen gegen das deportation business haben
die europäischen Fluggesellschaften verunsichert. Spektakuläre Aktionen
gegen die Deutsche Lufthansa AG haben dazu geführt, daß die Lufthansa
die gewaltsame Durchsetzung von Abschiebungen inzwischen ablehnt. Die
rumänische Fluggesellschaft Tarom hatte nach Protesten das Geschäft mit
Sammelabschiebungen ganz aufgekündigt. Nach dem Tod des sudanesischen
Flüchtlings Amir Ageeb an Bord einer Linienmaschine der Lufthansa im
Jahr 1999 fordert auch die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit
inzwischen Flugkapitäne und Bordpersonal auf, sich vor jeder Abschiebung
zu vergewissern, dass die sog. deportee" freiwillig fliegen (weitere
Informationen:  http://www.deportation-alliance.com/ )

Jan Hoffmann

Sprecher der Kampagne deportation.class - gegen das Geschäft mit
Abschiebungen


c/o Bayerischer Flüchtlingsrat

Augsburgerstr. 13

80337 München

Tel. 089-762234

Fax. 089-762236

Email:  bfr@ibu.de

 

06.03.2003
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