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Berlin: Der 10. Tag im Weinrich-Prozess

Ich kann bezeugen, daß ich nichts weiß

Der zehnte Verhandlungstag im Weinrich-Prozeß in Berlin verlief ähnlich sinnreich wie der vorangegangene.

Als Zeuge war ein ehemals für das MfS arbeitender Dolmetscher geladen. Seine damalige Abteilung war ausschließlich für Übersetzungsarbeiten zuständig. Er war Spezialist für die englische Sprache.

Mitglieder der Carlos-Gruppe hielten sich Anfang der achtziger Jahre zeitweise auch in Ost-Berlin auf. Danach befragt, ob er sich an Weinrich, Carlos oder andere erinnern könne, beantwortete der Zeuge mit der Aussage, daß sein Wissen darüber "gleich Null" sei. In seiner Abteilung hätte man Bänder mit den Ergebnissen sogenannter A- (Telefon-) und B-Maßnahmen (Raumüberwachung) erhalten, die zu übersetzen waren. Wer dies in Auftrag gegeben habe oder wer dort abgehört worden war, hätten die Dolmetscher oftmals gar nicht erfahren. Auf die Frage nach einer Überwachung eines Gespräches zwischen Weinrich und dem seinerzeitigen kubanischen Botschaftsangehörigen Miguel Ramirez antwortete der Zeuge mit einem: "Sagt mir nichts".

Nach der Entlassung des Zeugen richtete Verteidiger Elfferding an die Staatsanwaltschaft die Frage, wozu dieser Zeuge denn nun eigentlich geladen gewesen sei, da er nichts Prozeßrelevantes mitzuteilen hätte. Die beiden Vertreter der Staatsanwaltschaft konnten darauf auch keine Antwort geben und der anklagende Oberstaatsanwalt war (wieder einmal) erst gar nicht erschienen.

Nächster Termin: 12. Mai., 9.30 Uhr, Turmstr. 91, Saal 500

 

05.03.2003
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Repression]  Zurück zur Übersicht

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