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Hamburg: Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus

academic hardcore präsentiert:

Andrea Trumann: Feministische Theorie - Frauenbewegung und weibliche
Subjektbildung im Spätkapitalismus

Eine Buchvorstellung

Am 13. November, 20 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 75, 20357 Hamburg,
1. Stock

Die feministische Bewegung der letzten Jahrzehnte hat etwas bewirkt. Darauf
können sich wohl alle ihre Beteiligten und BetrachterInnen einigen. Fragt
sich nur: Was hat sie bewirkt? Aus radikal gesellschaftskritischer Perspektive
zeichnet Andrea Trumann in ihrem gerade erschienenen Buch "Feministische
Theorie - Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus" die
Geschichte der feministischen Bewegung nach. Der Bogen reicht von den frühen
Auseinandersetzungen im SDS über den Kampf gegen den §218 bis hin zu den
Implikationen von Gentechnologie und Reproduktionsmedizin. Trumann beschreibt die
Frauenbewegung so, dass klar wird, warum sich denjenigen, die ihre Geschichte
und ihre Anliegen ernst nehmen, die von ihr theoretisch offen gelegten und
schon längst emanzipatorisch überwunden geglaubten patriarchalischen Zustände
immer wieder als aktuelle Zumutungen darstellen. Namentlich sind dies die
Bedingungen der Möglichkeit weiblicher Subjektivität, die staatliche
Bevölkerungspolitik, das Verhältnis von Produktion und Reproduktion oder die Trennung von
privater und öffentlicher Sphäre. "Dabei erweist sich die Geschichte der
neuen Frauenbewegung als Prozess der Verinnerlichung des staatlichen Zwangs zur
Bevölkerungspolitik unter dem Banner der Selbstbestimmung."

Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung soll die Entwicklung der feministischen
Theorieentwicklung der letzten Jahre stehen. Wer sich in den 90er Jahren mit
Feminismus beschäftigte, konnte kaum an poststrukturalistischen AutorInnen,
d.h. an Foucault und Butler vorbei. Sie versprachen die Befreiung von den
letzten herrschaftlichen Resten einer weiblichen Natur, die immer wieder dafür
herhalten musste, den Frauen ihren spezifischen Platz an Heim und Herd
zuzuweisen. Doch bei näherer Betrachtung wurde klar, dass es sich gerade bei Judith
Butlers Kritik um nichts anderes als die Theorie einer neuen bürgerlich
radikal-demokratischen Bewegung handelte, die für gleiche Rechte für Minderheiten
kämpfte und diesen Kampf flexibilisieren wollte, ohne die gesellschaftliche
Voraussetzungen der Benachteiligung ökonomie- und staatskritisch in Frage zu
stellen. Auf der anderen Seite betrachtete die marxistische Gesellschaftskritik
und Theorieproduktion, z. T. mit Ausnahme jener um die Zeitschrift "Krisis",
patriarchale Herrschaft und Sexismus nicht als relevante Themen und lehnte
eine Beschäftigung mit der falschen Begründung ab, dass patriarchale
Herrschaft lediglich ein Relikt aus vorbürgerlichen Zeiten sei.
So fehlt heute noch immer eine kritische Theorie des
Geschlechterverhältnisses, die weder die Staats- und Ökonomiekritik eines wertkritischen Marxismus
ignoriert, noch eine kritische Reflexion auf die poststrukturalistische Kritik
an veränderten gesellschaftlichen Naturverhältnissen unterlässt. Dies ist
der theoretische Hintergrund der Autorin für die Auseinandersetzung mit der
feministischen Theorie und Praxis in diesem Buch.

Zur Vorstellung des Buches durch die Autorin und anschließender Diskussion
laden herzlich ein: Acadamic Hardcore und die Female Machos.

Andrea Trumann: Feministische Theorie - Frauenbewegung und weibliche
Subjektbildung im Spätkapitalismus
ist erschienen im Schmetterlingsverlag in der Buchreihe
 http://www.linke-theorie.org

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21.10.2002
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