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Uelzen: Rechtsextremer Redner beim „Tag der Heimat“ in Uelzen Kein Forum für Geschichtsfälscher !

Rechtsextremer Redner beim „Tag der Heimat“ in Uelzen
Kein Forum für Geschichtsfälscher !

Auf Einladung des Bund der Vertriebenen (BdV) soll Werner Obst, der seit
vielen Jahren bei rechten und extrem rechten Zeitschriften und Gruppen schreibt
und referiert, beim diesjährigen „Tag der Heimat“ (13. Oktober 2002) in
Uelzen sprechen.

Von 1965 bis 1968 war Werner Obst noch Mitarbeiter für ökonomische Fragen im
Büro des DDR-Ministerrates. Seit 1969 lebt er in der BRD. Seitdem trat er
immer wieder bei rechten und extrem rechten Gruppierungen auf, u.a bei der
„Gesellschaft für Freie Publizistik“, dem „Witikobund“, „Schulverein zur
Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen“, der „Staats- und
Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ oder eben beim BdV. Daneben ist er Autor der
rechts-extremistischen Zeitung „Junge Freiheit“ und dem Ostpreußenblatt. Der
Diplom-Volkswirt gilt dort als „Osteuropa-Experte“.
Dass Werner Obst beim „Tag der Heimat“ sprechen soll, ist nicht
verwunderlich. Immer wieder treten Personen aus rechten bzw. extrem rechten Gruppierungen
dort auf oder sind selbst Mitglied im BdV. Schon 1989 trat der faschistische
Multifunktionär Wolfgang Juchem beim „Tag der Heimat“ der Ost- und
Westpreußischen Landsmannsschaft in Bad Bevensen auf. Der BdV in Uelzen steht in der
Tradition von Wilhelm Hopp (Uelzen). Hopp war bis zum Verbot (1952)
Landtagsabgeordneter der faschistischen SRP und gleichzeitig Funktionär des BdV.

Die Geschichte der Vertreibung und der Vertriebenen:
Während des Nationalsozialismus wurden Österreich und das Sudetenland von
Deutschland annektiert. Dies geschah unter dem Banner des deutschen
„Selbstbestimmungsrechts“. Mit der Parole „Heim ins Reich“ wurden Gebiete an Deutschland
angeschlossen, in denen vermeintliche „Volksdeutsche“ ausgemacht werden
konnten.
Nach Beendigung des Krieges einigten sich die alliierten Siegesmächte auf
der Potsdamer Konferenz [17.Juli-2.August 1945], dass es notwendig ist, das
Deutsche Reich im Osten zu verkleinern und die dort lebende deutsche
Bevölkerung zwangsweise umzusiedeln, um dem Osterweiterungsstreben der Deutschen etwas
entgegenzusetzen und somit zu verhindern, dass diese Gebiete als Brückenköpfe
für eine erneute deutsche Ostexpansion fungieren könnten.
Schon kurz nach Beendigung des Krieges forderten die Deutschen Vertriebenen
Entschädigung für ihre (legitime) Vertreibung, sowie die Gründung von
Vertriebenorganisationen. Für diese und andere Zusammenschlüsse bestand jedoch bis
1948 ein Koalitionsverbot, da die Alliierten befürchteten, dass durch diese
Zusammenschlüsse wiederum deutsch-nationale Expansionsbestrebungen publik
werden könnten. Nachdem das Koalitionsverbot in den Gebieten der Westalliierten
aufgehoben wurde, war es auf lokaler Ebene durch die Gründung von
Landsmannschaften bereits unterlaufen.
1957 gründete sich dann der Bund der Vertriebenen als Dachorganisation
verschiedener Vertriebenenverbände und Landsmannschaften und wird seitdem von der
deutschen Bundesregierung finanziell unterstützt. Nicht nur das div.
Vorsitzende der Landsmannschaften genauso wie verschiedenste hohe Funktionäre des BdV
im Dritten Reich Nationalsozialisten in bedeutenden Positionen waren,
forderten sie auch nach 1945 die Angliederung polnischer und tschechischer Gebiete,
ein Deutschland in den Grenzen von 1937.

Deutsche Täter sind keine Opfer!
Extreme Rechte wie z.B Paul Latussek (Thüringen) bilden keine Ausnahme im
Bund der Vertriebenen. Schon in der Charta der Heimatvertriebenen, die als die
Grundlage des BDV gilt, behaupten sie, die Heimatvertriebenen seien die vom
Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen. Dies ist purer
Geschichtsrevisionismus. Die schwersten Betroffenen dieser Zeit sind unbestreitbar die
Millionen Opfer des deutschen Vernichtungswahns wie Jüdinnen und Juden, Sinti und
Roma und nicht diejenigen, die dieses Vorhaben aktiv unterstützten.
Und als der tschechische Ministerpräsidenten Milos Zeman Anfang Januar 2002
die Sudetendeutschen als die fünfte Kolonne Hitlers bezeichnete, löste dieses
nicht nur bei den Vertriebenen selbst, sondern auch im deutschen Bundestag
große Empörung aus. Sollte die Tschechische Republik weiterhin an den
Benes-Dekreten festhalten, die die Grundlage für die Umsiedlung der Deutschen aus
u.a. Tschechien bildeten, gefährden sie damit ihre Aufnahme in die NATO. Aber
ein Blick auf die Geschichte, auf die Wahlerfolge der nazistische Henleinpartei
unter den Sudetendeutschen und auf die antisemitische Hetze in diesen
Gebieten bereits vor der Annexion durch Hitler zeigt, dass Milos Zeman vielleicht
noch untertrieben hat, mit der Äußerung dass die Vertriebenen die 5. Kolonne
Hitlers gewesen sind.
Das Thema der Flucht und Umsiedlung Hunderttausender von Menschen erfordert
eine differenzierte Behandlung. Es muss aber als berechtigte Kriegsfolge der
vom NS-Regime begonnen Kriege und der damit verbundenen Verbrechen gesehen
werden. Vielen alten Funktionären des BdV, die während des NS-Zeit größtenteils
zu den Nazi-Verbrechern und Mördern gehörten, fehlt jedes Recht, die Flucht
und Umsiedlung zu beklagen. Denn sie waren, sei es als NS-Funktionäre, sei es
als SS-Angehörige oder Ausbeuter der sog. „Ostgebiete“, an den Verbrechen
direkt oder indirekt beteiligt und somit selbst Ursache für Flucht und
Umsiedlung.
Indes wäre es falsch, die vielen Teilnehmer der jährlich stattfindenden
„Tage der Heimat“ als unverbesserliche Nazis zu bezeichnen. Vielmehr beteiligen
sie sich an diesen Treffen, um Bekannte, Verwandte und ehemalige Nachbarn
wiederzusehen. Ganz anders aber die Manager dieser Treffen, für sie sind die
Landsmannschaften und deren rechtslastige Dachorganisation Gruppen, deren sie
sich bedienen, um die Gesellschaft auf ihre revanchistischen Positionen
einzuschwören.

Erschreckend ist, dass ein Verein, dessen Grundlagen
Geschichtsrevisionismus, die Nichtanerkennung der eigenen Schuld, Relativierung des Holocausts,
sowie deutsches Expansionstreben bilden, der zweitgrößte in der BRD ist und jedes
Jahr von der Bundesregierung finanzielle Unterstützung erhält.

Über mögliche Gegendemonstrationen wird die Antifaschistische Aktion
Lüneburg / Uelzen in den nächsten Tagen informieren:

Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen
Postfach 1217
29544 Bad Bevensen
Tel: 0172-4152311
e-mail:  aa.lg-ue@gmx.net

 

30.09.2002
Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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