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Kolumbien: Krieg gegen GewerkschafterInnen geht weiter | Weitere GewerkschaftsaktivistInnen ermordet

Weitere GewerkschaftsaktivistInnen ermordet

Die Einheitsföderation der ArbeiterInnen CUT, Kolumbiens wichtigster
Gewerkschaftsverband, verlautbarte, dass der vom neuen kolumbianischen
Präsidenten Alvaro Uribe Vélez am 12.August verhängte Ausnahmezustand
benutzt wird, `um MenschenrechtsaktivistInnen und GewerkschaftsführerInnen
noch verstärkt anzugreifen´.

Zumindest drei GewerkschafterInnen sind am 15.August von Paramilitärs
ermordet worden. Die Paras entführten Felipe Santiago Mendoza Navarro aus
seinem Haus in Tibú (Provinz Santander) und schossen ihm mehrmals in den
Kopf. Mendoza war Mitglied der Vereinigten ArbeiterInnen-Gewerkschaft USO,
welche die ArbeiterInnen des staatlichen Erdöl-Unternehmens Ecopetrol
vertritt. In der Provinz Sucre ermordeten die Paras den Lehrer Francisco
Méndez Diaz von der Kolumbianischen LehrerInnen-Föderation FECODE auf dem
Weg zwischen Chalán und Sincelejo. In der Stadt Miranda (Provinz Cauca)
stürmten die Paras in das lokale Krankenhaus und ermordeten die
Krankenschwester Amparo Figueroa, sie war Mitglied der Nationalen
Vereinigung der Spitals- und KlinikarbeiterInnen ANTHOC. Figueroa war vor 10
Monaten aus Sicherheitsgründen nach Miranda gezogen, nachdem sie an einem
anderen Ort Todesdrohungen erhalten hatte. [Agencia de Noticias Nueva
Colombia (ANNCOL) 19.8.02; CUT - Abteilung für Menschenrechte 16.8.02] Ein
weiteres Mitglied von ANTHOC, der Ambulanzfahrer Roberto Rojas Pinzón, wurde
am 26.Juli auf der Strasse zwischen Cravo und Arauca (Provinz Arauca)
ermordet. [Communique der CUT 2.8.02]

In Córdoba (Provinz Quindío) wurde am 15.August die Leiche von Blanca
Ludivia Hernández gefunden, ihr Körper wies Spuren von Folter auf. Sie wurde
in der Woche zuvor von den Paras entführt. Hernández war Vorstandsmitglied
und Vizepräsidentin der Gewerkschaft SINDES, welche die ArbeiterInnen des
öffentlichen Krankenhauses von Córdoba vertritt.

Am 13.August schossen in der Stadt Cali (Provinz Valle del Cauca) zwei Paras
von einem Motorrad aus auf Omar Romero Diaz und verwundeten ihn dabei. Diaz
ist Vollzeit-Aktivist bei der BauarbeiterInnen-Gewerkschaft SUTIMAC und
arbeitet ausserdem ehrenamtlich beim lokalen Kollektiv für Menschenrechte.
Die Angreifer wurden scheinbar an keiner Strassenkontrolle angehalten; es
ist illegal in Cali, eine/n BeifahrerIn auf einem Motorrad mitzunehmen,
einzige Ausnahme sind Mitglieder der Sicherheitskräfte. [ANNCOL 19.8.02]

Am 31.Juli erschossen in Puerto Wilches (Santander) vermummte bewaffnete
Angreifer Wilfredo Camargo Aroca, während er in der Erdölfabrik Las Brisas
arbeitete. Camargo war aktives Mitglied der Nationalen Gewerkschaft der
ArbeiterInnen in der Landwirtschaftsindustrie SINTRAINAGRO. Am gleichen Tag
ermordeten die Paras in Valledupar (Provinz César) Rodrigo Gamboa Coy, der
seit mehr als 20 Jahren beim Nationalen Institut für Agrarreform INCORA
tätig und Präsident der Gewerkschaft der INCORA-ArbeiterInnen SINTRADIN war.
[Communique der CUT 2.8.02]

Ebenfalls am 31.Juli entführten die Paras in der Gemeinde Sabana des Torres
(Santander) den Gewerkschaftsaktivisten Alonso Pamplona. Pamplona, der für
die ErdölarbeiterInnen-Gewerkschaft USO aktiv ist, wurde am nächsten Tag
lebendig aber schwer verletzt - mit vier Schusswunden - aufgefunden. Es wird
berichtet, dass er in einem Krankenhaus auf dem Weg der Besserung ist. Als
Folge dieser Attacke führten etwa 7.000 Mitglieder von USO im ganzen Land
einen 24-Stunden-Proteststreik durch, bei dem auch gefordert wurde, dass der
USO-Aktivist Gonzalo Ramírez Triana sicher zurückgebracht werden soll,
nachdem er am 29.Juli in Villeta (Provinz Cundinamarca) von den Paras
entführt worden ist. Ramírez bleibt verschwunden. [ANNCOL 20.8.02; La Nación
(Neiva) 4.8.02 - von RCN; Communique der CUT 2.8.02]

In diesem Jahr wurden bis jetzt 115 CUT-AktivistInnen von den Paras
ermordet, berichtete die Abteilung für Menschenrechte der CUT in einer
Stellungnahme vom 16.August. Weitere acht Mitglieder der CUT wurden
verhaftet und bleiben verschwunden, während 16 andere AktivistInnen entführt
wurden - fünf von ihnen wurden später freigelassen. In keinem dieser Fälle
ist es zu Verhaftungen gekommen. [CUT 16.8.02 - via Equipo Nizkor]

Einer Resolution des kolumbianischen Büros zur Verteidigung des Volkes
zufolge berichtet die Nationale Gewerkschafts-Schule, dass zwischen Januar
1991 und Dezember 2001 1.741 GewerkschaftsaktivistInnen ermordet wurden, ein
Durchschnitt von 174 im Jahr. Die Schule berichtet ausserdem, dass es in
Kolumbien eine der niedrigsten Raten Lateinamerikas bei der Organisierung in
Gewerkschaften gibt: etwa 7% der arbeitenden Bevölkerung, das sind ungefähr
900.000 Gewerkschaftsmitglieder. [Resolución Defensorial 23.7.02 - via
Equipo Nizkor]

Übersetzung eines Artikels des alternativen
Lateinamerika-Nachrichtendienstes auf
 http://www.americas.org/news/nir/20020825_more_unionists_murdered.asp


 

30.08.2002
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Neoliberalismus]  Zurück zur Übersicht

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