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Hessen: Normalisierung? NPD-Hessentour

Die NPD Hessen plant für die nächste Woche eine Tour durch Hessen.
Auf
dieser Tour soll der Bundesvorsitzende Udo Voigt sprechen. Geplant
sind zehn Termine in ganz Hessen. Mit dem Schwerpunkt allerdings in
Mittel- und Südhessen. Organisiert wird das ganze wohl vor allem vom
Schwiegersohn der notorischen Nazi-Familie Zutt aus Ehringshausen
Thomas Hantusch, der als Landesvorsitzender der NPD in Hessen
firmiert. An der Organisation beteiligt sein dürfte auch der
JN-Landesvorsitzende Stefan Rochow. Die Termine im Einzelnen sind:

Dienstag d. 27.Aug.
10.00 Uhr auf dem Dom-Platz in Wetzlar
14.00 Uhr auf dem Neumarkt in Limburg
18.00 Uhr auf dem Mauritiusplatz in Wiesbaden
Mittwoch d. 28.Aug.
10.00 Uhr auf dem Paulsplatz in Frankfurt
14.00 Uhr auf dem Rathausvorplatz in Offenbach
18.00 Uhr auf dem Luisenplatz in Darmstadt
Donnerstag d. 29.Aug.
10.00 Uhr auf dem „Markt“ in Marburg
14.00 Uhr in der Löwengasse in Gießen
18.00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Friedberg
Freitag d. 30.Aug. 10.00 Uhr auf dem Unterm Heilig-Kreuz-Platz in
Fulda
14.00 Uhr auf dem Rathausplatz in Bad Hersfeld
14.00Uhr auf dem Marktplatz in Alsfeld
18.00 Uhr auf dem “Stern”, Untere Königsstr. in Kassel

Die Bedeutung dieser Tour zum Bundestagswahlkampf ist schwer
einzuschätzen. Man kann sie aber durchaus als Zeichen für eine
Normalisierung des Auftretens von NationalsozialistInnen – es ist
nicht unbedingt übertrieben die Ideologie der NPD als
nationalsozialistisch zu bezeichnen – in der Öffentlichkeit werten.
Auf jeden Fall hat diese Tour eine neue Qualität. Wenn es auch für die
NPD der 60er und 70er Jahre nichts Außergewöhnliches war wie eine
ganz
normale Wahlpartei mit ganz normalen Wahlveranstaltungen
aufzutreten,
so hat sich das mit der zunehmenden Radikalisierung von der
Altherren-Wahlpartei dieser Zeit zur jungen Kampfpartei der 90er und
auch mit zunehmendem (militanten) Protest gegen das Auftreten der
Neonazis deutlich geändert. Zwar stieg die Zahl der
nationalsozialistischen Aufmärsche deutlich an. Gleichzeitig blieben
die Neonazis aber hinter massiven Bullenreihen unter sich und von der
Öffentlichkeit abgeschirmt. Die Selbstverständlichkeit mit der die NPD
Hessen jetzt eine Wahlkampftour a la CDU, SPD plant, ist
wahrscheinlich der momentanen Schwäche der Antifa geschuldet.
Offenbar
fühlt man sich von einer möglichen Gegenbewegung kaum mehr
bedroht.
Größere Aufmärsche bieten allein durch die Masse der anwesenden
Nazis
Schutz vor möglichem militanten Protest – wenn der Schutz auch
faktisch meistens von den Bullen übernommen wird. Eine
Wahlkampftour
allerdings, die an so vielen Terminen hintereinander in so kurzer Zeit
und unter der Woche durchgeführt wird, kann einen solchen Schutz
kaum
bieten.
Die Tour erscheint wie eine Aktion des eher legalistisch
ausgerichteten Parteiflügels. Noch immer ist die Auseinandersetzung
zwischen diesem Flügel und dem eher dem „freien, nationalen
Widerstand“ zugeneigten Flügel nicht ausgestanden. Bei den „Freien“
handelt es sich um Nazis, die nicht nur NationalsozialistInnen sind,
sondern dies auch recht offen zeigen. Für Freie dürfte eine Rede des
rhetorisch nicht unbedingt begabten Voigt auf einer lahmen
Wahlkampfveranstaltung kaum den genügenden Thrill bieten, um
aufzutauchen. Auch ist der aus dem Knast entlassene ehemalige
NPD-Vorsitzende und Holocaust-Leugner Deckert (siehe Anmerkung)
noch
immer einflussreich und nicht gerade ein Freund Voigts. Interessant
ist, dass der den Freien offen gegenüber stehende NPD-KV Frankfurt auf
seiner Seite (noch) zu keiner (!) der Veranstaltungen aufruft.
Es steht zu hoffen, dass die Nazis doch etwas zu optimistisch waren,
was die Einschätzung der Antifa betrifft. Für die frühen Termine ist
wahrscheinlich mit einer geringeren Zahl an anwesenden Nazis zu
rechnen als bei den 18:00-Uhr-Terminen. Dennoch sollten hier
schnellstmöglich Gegenaktionen geplant werden. Außerdem ist
anzunehmen, dass man auf den Veranstaltungen wunderbar die lokale
NPD-Posse antreffen und z.B. ablichten kann. Um den Nazis relativ früh
einen Strich durch die Rechnung zu machen, rufen wir außerdem für

DIENSTAG, DEN 27.08.2002
um 17:00 Uhr
zur Verhinderungsaktion auf dem MAURITIUSPLATZ in
WIESBADEN auf.

NPD-WAHLKAMPFTOUR IN WIEBADEN VERHINDERN!
KEIN FUSSBREIT DEN FASCHISTEN!
KEIN FRIEDE MIT DEUTSCHLAND!


Anmerkung:
Am 08. August sprach Günter Deckert auf einer Veranstaltung der JN
(angekündigt interessanterweise als JN Baden-Württemberg) in der
rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Die Veranstaltung fand
in der Waldgaststätte in Ober-Olm statt (Nähe Mainz- Lerchenberg,
Telefon: (0 61 31) 7 13 32, die Wirtin wusste um wen es sich bei ihren
Gästen handelte und schätzte „den Herrn Deckert“ als netten Kerl ein).
Am Infotelefon (0162-6122715) befand sich wie fast immer bei solchen
Aktionen der NPD- Eventmanager und ehemalige JN-Landesvorsitzende
Sascha Wagner. Sascha Wagner lebt mittlerweile im von der NPD
gemieteten potentiellen Nazi-Zentrum in Elmstein in der Pfalz (siehe
 http://www.de.indymedia.org/2002/07/26592.shtml ).

Homepage:  http://www.antifa-wiesbaden.afaktion.de
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20.08.2002
Revolutionäre Antifaschistinnen MZ-WI   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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