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Hannover: Antifa Info-Abend am 22. 8 | Genua - ein Jahr danach

Die Darstellung von Polizeiterror in den bürgerlichen Medien ist einfach und wohlbekannt: Verschweigen und verdrehen, bestenfalls finden sich „tragische, aber glücklicherweise einmalige Vorfälle“ in den Geschichtsbüchern. Es liegt also an uns allein, die Geschichte des Widerstandes zu schreiben und das Vergessen der Opfer des Kapitalismus zu verhindern. Es geht nicht darum Heldengeschichten zu erzählen oder die Motivation mit der Carlo Giuliani und viele andere gekämpft haben für den eigenen politischen Kampf zu vereinnahmen. Wir kannten Carlo nicht. Wir wissen nur, dass er mit vielen anderen in Genua auf der Straße war und für seinen militanten Widerstand von den Bullen erschossen wurde.
Seit den blutigen Exessen der italienischen und der schwedischen Polizei im Sommer 2001 ist es in Europa und speziell in Deutschland ruhiger um die sogenannte „Antiglobalisierungs“-Bewegung geworden. Warum eigentlich? Ist wirklich nur ATTAC übrig geblieben und alles andere war „event hopping“?







Die staatliche Repression in den westeuropäischen Ländern,
die mit dem Schußwaffengebrauch gegen DemonstrantInnen in Göteborg und Genua vor einem Jahr ihre Macht wie schon lange nicht zeigte, ist auch ein Thema für AntifaschistInnen! Genauso wie die Auseinandersetzung in und mit der „Antiglobalisierungs“-Bewegung. Darüber wollen wir diskutieren – ganz besonders mit Leuten, die nicht aus der „Szene“ kommen! Zur Einstimmung zeigen wir einen Film und geben hier so was wie ne Situationsbeschreibung.

Gewalt hat System - Das kapitalistische System ist Gewalt!
Wenige Monate nach den Ereignissen von Göteborg und Genua war die „Antiglobalisierungs“-Bewegung und die Linke - und damit auch die antifaschistische Bewegung - mit einer neuen Situation konfrontiert: eine neue „Welt-Kriegsordnung“ war auf den Plan getreten. Sie entstand spätestens als Reaktion auf die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon und macht sich deutlich an einer neuen Form der weltweiten Kriegsführung und Repressionsmaßnahmen gegen jede/n und alles, was potentiell als „sicherheitsgefährdend“ erscheint. Otto Schilys „Sicherheitspakete“ und die Bundeswehrbeteiligung am „Krieg gegen den Terror“ sind deren Ausdruck in Deutschland.







Nach einem heißen Sommer kam man ins Schwimmen ...
Für die europäische „Antiglobalisierungs“-Bewegung waren die Aktionen in Göteborg und Genua mediale Höhepunkte einer kurzen Geschichte, deren Anfänge bereits mit den Protesten in Seattle und - unmittelbarer - in Prag gemacht waren. Im Sommer 2001 gelang eine grenzübergreifende Massenmobilisierung, die unterschiedlichste Leute und Spektren mit teilweise gegensätzlichen Konzepten zusammenbrachte: NGOs neben den „Tute Bianche“, Sozialdemokraten neben KommunistInnen, Anarchos neben Stalin-Fans, militante Autonome neben pazifistischen Öko-Freaks. Und auch die beteiligten Rechten dürfen nicht unterschlagen werden! Gerade die Duldung der Beteiligung von Rechtspopulisten und Faschisten auch an den großen Demonstrationen muß ein Thema sein, dass nicht unter den Teppich gekehrt werden darf!

Die Heterogenität der Bewegung machte zu diesem Zeitpunkt einen entscheidenden Teil ihrer Stärke aus. Das Zusammenwirken von medienerprobten und konsensfähigen Gruppen, telegenen Aktionen wie denen der italienischen „Tute Bianche“ und militanten Aktionen eines internationalen „black bloc“ entwickelte eine große Anziehungskraft und erreichte eine ungekannte mediale Aufmerksamkeit. Trotz der Differenzen war eine Dynamik da, die von den Staatsgewalten nicht einfach in den Griff zu bekommen war. Dann folgte die Repression, und die Gemeinsamkeiten waren futsch!
Göteborg und Genua sollten vorerst Höhepunkte des Widerstandes gegen die „Globalisierung“ in Europa bleiben. Schon unmittelbar im Anschluss an Genua zeigte sich, dass die Stärke „der Bewegung“ gleichzeitig auch ihre größte Schwäche war. Die inhaltlichen und organisatorischen Differenzen verhinderten eine wirkungsvolle Auseinandersetzung mit der Repression, die in den Schüssen von Göteborg und der Erschießung von Carlo Giuliani gipfelte. Der willkürlichen Verfolgung und Einknastung aufgrund „schwarzer Kleidung“ hatte die „Antiglobalisierungs“-Bewegung ebenso wenig etwas entgegenzusetzen wie den juristischen Konstruktionen in Schweden, die zu teilweise sehr hohen Haftstrafen führten.


Die Situation nach dem 11. September bedeutete eine zusätzliche Belastung für „die Bewegung“. Mit der schnell vollzogenen gesellschaftlichen Mobilisierung gegen den „weltweiten Terror“ und den anschließenden Repressionsmaßnahmen breitete sich Orientierungslosigkeit aus. Das Schweigen angesichts der „antiterroristischen Mobilmachung“, sei es in Form von innerstaatlichen Gesetzesverschärfungen wie Schilys „Sicherheitspaketen“ oder angesichts der deutschen Kriegsbeteiligung in Afghanistan, ist offensichtlicher Ausdruck einer fehlenden Diskussion um Inhalte und Strategien. Wer den „globalisierten Kapitalismus“ und damit auch seine Kriege nicht grundsätzlich ablehnt, wird sich in der Tat schwer damit tun, andere als rein pazifistische Argumente gegen die neue „Welt-Kriegsordnung“ zu finden.

lotta continua - der Kampf geht weiter!

I Antifa Info Abend
I Donnerstag -22. August - 20.00 Uhr
I UJZ Korn - Kornstr. 30

 

15.08.2002
Antifa Aktion Hannover und Schwarze Strolche   [Aktuelles zum Thema: Repression]  Zurück zur Übersicht

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