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                        Berlin: Berliner Polizei missachtet Meinungs- und Versammlungsfreiheit 
						 
                          PRESSEINFORMATION Nr. 2, 12.07.2002
 Berliner Polizei missachtet Meinungs- und Versammlungsfreiheit
 Im Zusammenhang mit den Protesten gegen das Gelöbnis der Bundeswehr am
 20. Juli 2002 hat die Polizei angekündigt, Transparente mit der
 Aufschrift "Soldaten sind Mörder" bereits  dann aus der Demonstration zu
 entfernen, wenn zufällig am Wegesrand stehende Soldaten der Bundeswehr
 von diesen Notiz nehmen würden. 
 Diese Ankündigung hat keine Rechtsgrundlage. Ein solches polizeiliches
 Einschreiten wäre eine massive Verletzung des Grundrechts auf
 Meinungsfreiheit. Das Bundesverfassungsgericht hat in einer Entscheidung
 vom 7. November 1995 festgestellt, dass Äußerungen wie "Soldaten sind
 Mörder" vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit geschützt sind, wenn es um
 die "Verurteilung von Soldatentum und Kriegshandwerk" gehe und wenn sie
 nicht auf "einzelne Personen" abziele. Bei zufällig vorbeikommenden
 Soldaten ist dies eindeutig nicht der Fall.
 Außerdem verhindert die Polizei das Einlegen rechtlicher Schritte gegen
 die Einschränkung der Versammlungsfreiheit. Bis heute liegt den
 Anmeldern von Demonstration und Kundgebung kein Auflagenbescheid vor,
 obwohl die Anmeldung bereits am 19. Juni 2002 erfolgte. Im Rahmen eines
 Kooperationsgespräches zwischen Polizei, Versammlungsbehörde und
 Anmeldern am 4. Juli teilte die Polizei mit, die Demonstration solle ca.
 300 Meter vor dem Gelöbnisort gestoppt werden, da die Bundeswehr einen
 Sondernutzungsbereich beantragt habe. Weitere Auflagen wurden
 angekündigt. Werden diese aber erst kurzfristig zugestellt, ist ihre
 sorgfältige Überprüfung durch das Verwaltungsgericht kaum noch möglich. 
 Die Demonstration des von 40 Gruppen getragenen Bündnisses Gelöbnix6
 beginnt am 20. Juli um 15.30 Uhr am S- und U-Bahnhof Friedrichstraße und
 führt über Friedrichstraße, Leipziger und Potsdamer Straße,
 Reichpietschufer zum Bendlerblock. Dort findet von ca. 17 Uhr bis 19 Uhr
 eine Kundgebung statt. 
 Weitere Informationen: www.geloebnix.de
 Termine:
 17. Juli, 11 Uhr: Unter dem Motto "Berlin macht sich fit fürs Gelöbnis"
 haben Berliner und Berlinerinnen die Möglichkeit Marschieren, Schießen,
 Geloben und den Heldentod zu trainieren. Ort: Alexanderplatz vor Kaufhof
 17. Juli, 19 Uhr: Diskussion 20. Juli - Krieger für den Frieden? Über
 Preußen, Adel und Faschismus diskutieren W. Menzel (Bundessprecher
 DFG-VK), W. Wolf (PDS-MdB), O. Köhler (Autor, u. a. konkret), W.
 Wippermann (Historiker FU) Ort: Kato, Kreuzberg, Schlesisches Tor
 18. Juli, 19 Uhr: Literarische Performance mit Hellmut G. Haasis "Georg
 Elser trifft Adolf Hitler" Ort: Robert-Havemann-Saal, Haus der
 Demokratie, Greifswalder Straße 4
 19. Juli,19 Uhr: Film "...tapfer zu verteidigen..." - Das
 Rekrutengelöbnis der Bundeswehr. Eiszeit Kino, Zeughofstraße 20
 20. Juli, 18 Uhr: Gelöbnis der Bundeswehr auf dem Appellplatz des
 Kriegsministeriums 
						 
	                      
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