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                        rundbrief 2.7. 
						 
                          gipfelinfo 2.7.2002 
 öffentlicher rundbrief der infogruppe [berlin]
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 - SOLIDARITÄT MIT DEN BESETZERINNEN IN DER UNI VON 
 SEVILLA
 - DANISH ACTIVISTS THREATEN BORDER ACTION
 - FROM CROATIA - SOLIDARITY ACTION FOR IMPRISONED 
 ACTIVISTA IN SWEDEN 
 - BND HÖRT INTERNET AB
 SOLIDARITÄT MIT DEN BESETZERINNEN IN DER UNI VON 
 SEVILLA
 Kundgebung in Berlin am 4.7., 15.00 Uhr
 Seit dem 10.6.2002 haben rund 500 MigrantInnen, v.a. 
 aus den Maghrebländern, eine Universität in Sevilla 
 besetzt. Sie wollen auf diese Weise die ihnen bis 
 dahin verwehrten Arbeitserlaubnisse und 
 Aufenthaltsgenehmigungen einfordern. 
 Sie haben sich für diese Form des Protestes 
 entschieden, nachdem ihre Situation in der 
 Nachbarprovinz Huelva immer dramatischere Züge 
 annahm: Wie jedes Jahr wollten sie in der 
 Erdbeerernte in verschiedenen Dörfern arbeiten. Die 
 Besitzer der Erdbeerplantagen hatten jedoch bereits 
 ArbeiterInnen aus osteuropäischen Ländern, v.a. 
 Polen, angeworben. Die Ausbeutung der 
 osteuropäischen ArbeiterInnen als zukünftigen EU-
 BürgerInnen wird der der nordafrikanischen 
 ArbeiterInnen vorgezogen. So fanden sich die 
 MigrantInnen ohne Arbeit, Wohnmöglichkeiten und 
 zudem in einer absolut rassistisch geprägten 
 Umgebung wieder. Ihnen blieb nicht anderes übrig, 
 als ausserhalb der Dörfer in selbstgebauten 
 Plastikbaracken zu wohnen, ohne Trinkwasser, 
 sanitäre Anlagen oder gar medizinische Versorgung, 
 ohne Geld, um sich die für die Kälte angemessene 
 Kleidung und Nahrungsmittel kaufen zu können. 
 Kurzzeitige, defizitäre humanitäre Hilfe konnte 
 nicht darüber hinwegtäuschen, dass seitens der 
 sogenannten Zivilgesellschaft, 
 MigrantInnnenvereinen, NGOs keinerlei Unterstützung 
 zu erwarten war. In dieser unhaltbaren Situation war 
 in den Plena der MigrantInnen in den einzelnen 
 Dörfern die Besetzung der Pablo-de-Olavide-
 Universität beschlossen worden. Trotz der drohenden 
 Gefahr bei oder nach der Besetzung abgeschoben zu 
 werden, entschlossen sie sich dazu, weil ihre 
 Situation ohne Papiere in Huelva ohnehin ausweglos 
 war. 
 Bereits am 2. Tag war die Uni komplett von Polizei 
 umstellt, es wurden keine MigrantInnen herein- oder 
 herausgelassen, der Unibetrieb - so war ausgehandelt 
 worden- ging auf gewohnte Weise weiter, von der 
 Polizei abgesehen, die jedeN einzelnen StudentIn 
 durchsuchte. Die ersten Tage galten dem 
 Bekanntmachen und der Organisation der 
 Selbstverwaltung. Eine Soligruppe aus Sevilla 
 verwaltet Spendengelder, koordiniert Medien- und 
 andere Kontake, organisiert Nahrungsmittel etc. 
 Zeitgleich fand der EU-Gipfel in Sevilla am 21. und 
 22.6. statt, dessen Hauptthema die Konsolidierung 
 der Festung Europa und Beschliessung repressiver 
 Maßnahmen gegen Zuwanderung war und zudem das Ende 
 der spanischen Eu-Präsidentschaft feiern wollte. Die 
 BesetzerInnen entschieden sich, während des Gipfels 
 in einen 48-stündigen Hungerstreik zu treten, der 
 trotz der grossen Hitze von den TeilnehmerInnen gut 
 bewältigt wurde. Ausserdem schlossen sich am Samstag 
 ca. 100 Personen in einer Kirche im Zentrum Sevillas 
 ein, um ihre Solidarität mit den MigrantInnen in der 
 Uni zu bekunden. 
 Mittlerweile ist die Unterstützungsbereitschaft der 
 Rektorin gesunken, sie stellte ein einstündiges 
 Ultimatum. Die MigrantInnen sollten entscheiden, ob 
 sie auf das Angebot des Vermittlers (der Ombudsmann 
 Andalusiens) eingehen: entweder individuelle 
 Verhandlungen über Papiere von nur einzelnen 
 BesetzerInnen oder aber die polizeiliche Räumung des 
 Unigeländes. Dies war eine Maßnahme, die bewusst 
 eine Spaltung der MigrantInnen hervorrief. Die 
 Soligruppe soll von den Verhandlungen ausgeschlossen 
 werden. Tags darauf wurde das Ultimatum von der 
 Rektorin selbst dementiert. 
 Das Ziel, Papiere für alle BesetzerInnen zu 
 bekommen, ist in genau so weiter Ferne wie zu 
 Beginn. Von staatlicher Seite wird versucht, die 
 MigrantInnen gegeneinander aufzubringen, indem nur 
 wenigen Papiere versprochen werden. Bei diesem 
 Verhandlungsvorschlag ist die einzige Garantie für 
 die BesetzerInnen die Zusage, dass die Polizei nicht 
 räumen wird,d.h. die Menschen, die zustimmen, tun 
 dies nur unter grossem Druck und aus Angst. 
 Am 4.7.02 werden im gesamten spanischen Staat 
 Aktionen zur Unterstützung der BesetzerInnen in der 
 Uni von Sevilla stattfinden. MIt dieser Kundgebung 
 erklären wir uns solidarisch mit den Forderungen der 
 BesetzerInnen nach PApiere für alle. 
 Die Situation der MigrantInnen aus HUelva steht 
 beispielhaft für eine repressive europäische 
 Zuwanderungspolitik, die Menschen nach ihrer 
 Nützlichkeit beurteilt, sie ausbeutet, gegeneinander 
 ausspielt und am Ende abschiebt.
 Unterstützt die Selbstorganisation der MigrantInnen, 
 in Sevilla und überall!
 Grenzen auf für alle!
 DANISH ACTIVISTS THREATEN BORDER ACTION
 Danish anti-globalisation activists are threatening 
 actions and demonstrations at the Danish-German 
 border if Danish police refuse international 
 activists access to Denmark during the planned 
 European Union summit meeting in Copenhagen in 
 December, reports the Danish newspaper Jyllands 
 Posten.
 The threat from activists in Denmark co-insides with 
 the Danish police warning that it will react 
 decisively to acts of civil disobedience, a 
 preferred method of demonstration by the anti- 
 globalisation movement.
 "Civil disobedience is the source of unrest and 
 confrontation. This we are not just prepared to 
 stand by and watch happening, but will intervene 
 decisively against, if it blocks the running of 
 meetings and general public order," says Chief 
 Inspector Kai Vittrup from the Copenhagen Police, 
 according to Jyllands Posten.
 However, the Danish branch of the international 
 network Peoples Global Action are planning protest 
 at the borders if the Danish police, as expected, 
 stop busses with demonstrators and deny them entry.
 "This will happen both in the form of secret 
 actions, where we will sneak people across the 
 border, and with more spectacular happenings. Those 
 bent on violence will not enter on busses and will 
 not travel openly and they will get in anyway," says 
 a representavie from People's Global Action.
 Global action believes that it will be harder to 
 convince Danish protesters to behave if the police 
 stop protesters at the border.
 Nevertheless, Chief Inspector Vittrup confirms that 
 the Danish police will make extensive use of border 
 controls to keep troublemakers out.
 [Press Articles: Jyllands-Posten, 
   http://www.jp.dk/indland/artikel:aid=1309244/, 
 Website: Stop the Union 2002, 
   http://ue2002.dk/9.php?sp=1, Written by Peter 
 Karlsen, Edited by Lisbeth Kirk]
 FROM CROATIA - SOLIDARITY ACTION FOR IMPRISONED 
 ACTIVISTA IN SWEDEN / INTERNATIONAL REFUGEE DAY
 14.6. in front of swedish embassy in centre of 
 Zagreb about 15 people gathered to express their 
 solidarity with activists sentenced after last 
 year's protests in Gothenburg. We handeled protest 
 letter to ambassador, in which we pointed out unjust 
 and unjustifiable actions of swedish police and 
 courts, abuses of power during the protests and 
 manipulations during the trials. Seems that 
 ambassador was familiar with all details since he 
 answered to our and journalist's questions, denied 
 that there was any violation of right to expression 
 and protest, eg. about manipulation with video 
 evidence - "it was not manipulation, it was 
 compilation!" (ha ha), or why the policeman that 
 shot three protesters isn't brougt to trial... 
 Anyway he has to report to his government about our 
 protest, and that was the goal - to show them that 
 the whole world is watching!
 20.6. is International day of solidarity with 
 refugees. Ten activists on the main city square 
 constructed a wall from the bricks with written 
 names of people who died trying to immigrate into 
 EU. On the top it was written "Fortress Europe - 
 more than 3000 victims" and there was big banner 
 "solidarity and freedom". The wall was similar with 
 one that families of missing persons from the war 
 built in front of UN headquarter in Zagreb, so we 
 wanted to show that immigrants are human beings that 
 suffer similar injustice like people from this 
 region suffered just few years ago. About 400 
 leaflets was distributed. Police didn't react to any 
 of these actions and there was a short report in 
 newspapers.
 -in solidarity and struggle for love and liberation-
 BND HÖRT INTERNET AB
 Pullach sucht mit Hard- und Software nach 
 Schlüsselworten
 Die TKÜV, deutsches Gegenstück zu Carnivore, mit dem 
 das dortige FBI den E-Mail Verkehr des Volkes 
 überwacht, wird derzeit umgesetzt. Die Internet 
 Service Provider (ISPs) müssen danach Schnittstellen 
 einrichten, die die Dienste (Verfassungsschutz, BND 
 und MAD) zum Abhören nutzen. Die Überwachung zielt 
 laut Verordnung auf ein "regional begrenztes Gebiet" 
 und wertet "aus einer großen Menge verschiedenster 
 Sachverhalte einzelne" aus, "die sich hierfür auf 
 Grund bestimmter Merkmale qualifizieren".
 Zwar darf der Auslandsspionagedienst BND in Pullach 
 laut Gesetz nur 20 Prozent der ins Auslands 
 laufenden Telekommunikationen - sprich der 
 übermittelten IP-Pakete - überwachen, wird aber 
 vorsichtshalber 100 Prozent scannen, da eine 
 quantitative Auswahl verstreuter Datenpaketen einer 
 E-Mail wenig Sinn machen würde. Auch wie der 
 deutschlandinterne Kommunikationsverkehr hier 
 ausgeschlossen werden soll, bleibt unklar, da auch 
 viele deutsche Unternehmen die TLD .com benutzen.
 Eine weitere Verschärfung der TKÜV haben zudem die 
 unionsregierten Länder über den Bundesrat am 31. Mai 
 an den Bundestag entsandt. Offenbar sind trotz 
 stetig ausgeweiteter Vollmachten illegale Methoden 
 bei der Überwachung der Internetnutzer beim Provider 
 gängig: "Die Ermittlungsbehörden müssen sich an 
 Gesetze halten", klagte unlängst Harald A. Summa, 
 Vorsitzender des ISP-Verbandes Eco: "Es darf nicht 
 sein, dass sie beispielsweise telephonisch 
 verlangen, Daten zu sichern, aber hierfür keine 
 Anordnung liefern.".
 Nach langer Wartezeit hat de.internet.com nun 
 Antworten auf eine E-Mail-Anfrage an den 
 Bundesnachrichtendienst erhalten, die wir 
 nachfolgend dokumentieren.
 de.internet.com: Mit welcher Technologie wird nach 
 der TKÜV bei deutschen Provider die E-Mail von 
 Verdächtigen überwacht? Suchen Sie nach bloßen 
 Schlüsselwörtern, oder greifen Sie den gesamten Feed 
 ab?
 Lehmann, BND: Sicherlich werden Sie Verständnis 
 dafür haben, dass ich Ihnen wegen der 
 grundsätzlichen Geheimhaltungsbedürftigkeit der 
 technischen Möglichkeiten des 
 Bundesnachrichtendienstes bei der Umsetzung von 
 Beschränkungsmaßnahmen nach dem Artikel 10 - Gesetz 
 (G10) Ihre Fragen leider nur sehr allgemein 
 beantworten kann. 
 Im Rahmen von G 10-Maßnahmen überwacht der 
 Bundesnachrichtendienst internationale 
 Telekommunikationsverkehre. Er nutzt dazu formale 
 und inhaltliche Suchbegriffe. Die entsprechenden 
 Hard- und Softwarekomponenten zur Selektion der 
 erfassten Fernmeldeverkehre im Rahmen der 
 strategischen Kontrolle durch den 
 Bundesnachrichtendienst gemäß § 5 Abs. 1 G 10 werden 
 gemäß § 88 Abs. 3 Telekommunikationsgesetz (TKG) im 
 Einvernehmen mit der Regulierungsbehörde für 
 Telekommunikation und Post (RegTP) gestaltet.
 de.internet.com: Wie vermeiden Sie dabei bei 
 privaten E-Mails Unbeteiligter das Briefgeheimnis zu 
 brechen?
 Lehmann, BND: Gemäß § 5 Abs. 2 G 10 ist 
 ausgeschlossen, dass Anschlüsse im Inland oder 
 Anschlüsse im Ausland, deren Inhaber oder 
 regelmäßiger Nutzer ein deutscher Staatsangehöriger 
 ist, gezielt erfasst werden.
 Die Einhaltung der Maßnahmen zur Überwachung der 
 Telekommunikation nach dem Artikel 10-Gesetz wird 
 regelmäßig durch die zuständige G 10-Kommission und 
 das Parlamentarische Kontrollgremium überwacht. (E-
 Mail Interview: Achim Sawall)
 [weitergeleitete Nachricht; 
   http://de.internet.com/index.html?id=2014412§ion
 =Homepage]
 INFOGRUPPE BERLIN 
 Die Berliner Gipfelsoli-Infogruppe ist 
 hervorgegangen aus der Infogruppe der 
 Genuagefangenen. Wir sind unter   gipfelsoli@gmx.de zu 
 erreichen. Wir haben einen Email-Verteiler angelegt, 
 über den aktuelle Nachrichten zu Göteborg und Genua 
 (und andere Aktivitäten wie z.B. die Mobilisierung 
 nach Brüssel, München oder Barcelona) verschickt 
 werden. 
 Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns 
 verfasst sind, sind mit eckigen Klammern versehen.
 Wenn ihr in den Verteiler aufgenommen (oder 
 gelöscht) werden wollt, schickt einfach eine Mail.
 
  
						 
	                      
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