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Coca Cola und die Paramilitärs in Kolumbien - Aufruf zur "Coca-Cola-Sucks"-Kampagne

Coca-Cola ist das meistverkaufte nicht-alkoholische Getränk der Welt. Der weisse Schriftzug auf rotem Grund ist
das globale Symbol des American Life Style und stellt die Werte des kapitalistischen Erfolgs dar. Die Geschichte
dieses Getränks begann 1880, als John Styth Pemberton, ein Oberst der US-amerikanischen Südarmee,
Pharmazeut aus Atlanta (Georgia) und Morphium-Abhängiger offiziell einen Coca-Wein - ein ideales Stärkungs- und
Anregungsmittel - registrierte. Danach gründete er die Pemberton Chemical Company. Im Mai 1886 verkaufte die
Apotheke Jacobs aus Atlanta das erste Coca-Cola, ein Getränk zubereitet aus Coca-Blättern, Cola-Nuss, Koffein,
verschiedenen Essenzen und Ölen. Heute benützt die Coca Cola Company Coca-Blätter in ihrer sogenannten
Formel 7X, wofür sie jedes Jahr mehr als 500 Tonnen Coca-Blätter aus Peru und Bolivien importiert.
Die weltweite Verbreitung von Coca-Cola wurde durch das aggressive Verhalten des Multis ermöglicht, welche den
Konsum des Getränks über jegliche kulturellen Gewohnheiten der lokalen Bevölkerungen hinweg setzten. Mit
Werbestrategien, die insbesondere Kinder und Jugendliche zu erreichen suchten, und mit einer Geschäftspolitik,
welche nicht zögerte, Terror und Verbrechen als Mittel einzusetzen, um die Organisation und Mobilisierung der
ArbeiterInnnen zu verhindern, verbreitete sich Coca-Cola auf der ganzen Welt und vervielfachte seine Verkäufe und
Gewinne.
Ein klares Beispiel der unmenschlichen Expansion von Coca-Cola ist in Guatemala zu finden, wo zwischen 1968, als
sich die Gewerkschaft der ArbeiterInnen von Coca-Cola aufzubauen begann, bis 1980 sechs Gewerkschaftsführer
ermordet und vier weitere zum Verschwinden gebracht wurden. Ein anderes eingesetztes kriminelles Mittel war die
militärische Besetzung von Fabriken und Gewerkschaftssitzen durch Teile bewaffneter Einheiten des
transnationalen Konzerns, in diesem Fall der guatemaltekischen Armee. In einer solchen Besetzung wurde am 21.
Juni 1980 der Fabrikarbeiter Edgar Rene Aldana Ruano gefoltert und umgebracht.
Ein anderes Beispiel für das Verhalten dieses transnationalen Konzerns zeigt die aktuelle Situation in Kolumbien.
In Kolumbien gibt es 20 Flaschenabfüllbetriebe von Coca-Cola, 17 davon gehören Panamco Colombia S.A. Die
anderen drei, die sich in Florencia (Caquetá), Leticia (Amazonas) und Carepa (Antioquia) befinden, werden von
Einzelbetrieben geführt. Die Arbeiterinnen und Arbeiter dieser Abfüllbetriebe sind in SINALTRAINAL organisiert. Dies
ist eine industrielle Gewerkschaft im Bereich der Lebensmittelproduktion, die 1982 als Zusammenschluss von
verschiedenen gewerkschaftlichen Organisationen gegründet worden war. Die Wurzeln von SINALTRAINAL reichen
über 50 Jahre zurück in die Zeit, als mit der Ankunft des multinationalen Konzerns Nestlé in Kolumbien die erste
Basisgewerkschaft gegründet wurde. Unter anderen umfasst SINALTRAINAL die ArbeiterInnen der Multis Nestlé,
Coca-Cola und Corn Products Corporations.
Am 22. Juli 1986 wurde in Bugalagrande (Valle) Héctor Daniel Useche Berón, Arbeiter der Nestlé Inc. und Führer
von SINALTRAINAL, ermordet. Seither ist der Terror zur hauptsächlichen Waffe der multinationalen
Nahrungsmittelkonzerne geworden, welche in Komplizenschaft mit dem kolumbianischen Staat die Absicht
verfolgen, die Gewerkschaften einzuschüchtern und zu zerstören.

So ist Coca Cola:
7 ermordete Gewerkschaftsführer...
und die Gewinne steigen
Als Resultat des Terrors ist in den letzten 10 Jahren die Zahl der Mitglieder von SINALTRAINAL von 5400 auf 2300
zurück gegangen. 14 Gewerkschaftsführer wurden ermordet - davon sieben Arbeiter von Coca-Cola, drei von ihnen
zum Zeitpunkt der Verhandlungen über Forderungen - 48 wurden vertrieben, zwei flohen ins Exil, zahlreiche
Gewerkschaftsführer wurden ungerechtfertigterweise verhaftet und zwei verschwanden. In vielen Fällen sind die
persönlichen Eskorten der Direktoren und die Sicherheitskräfte der Betriebe dazu benützt worden, die
gewerkschaftliche Organisation anzugreifen. Es ist offensichtlich: die Arbeitsgesetze und die konventionalen Rechte
werden ständig verletzt.
Die von multinationalen Konzernen wie Coca-Cola benützte Strategie der rücksichtslosen Gewinnmaximierung
impliziert eine Reduktion der Produktionskosten. Um sich von arbeitsrechtlichen Pflichten wie der Gewährung von
sozialer Sicherheit und Arbeitsstabilität der ArbeiterInnen befreien zu können, werden Massenentlassungen
vorgenommen. In den letzten Jahren haben Coca Cola, Nestlé, Fruco C.P.I., Indunal S.A. (im Besitz des
Kongressabgeordneten Fuad Char Abdala), Meals de Colombia und andere Unternehmen, bei denen
SINALTRAINAL Mitglieder hat, mehr als 20.000 ArbeiterInnen entlassen (die Hälfte davon von Coca-Cola) und sie
ersetzt durch Arbeitskräfte, die temporär eingestellt werden.
Andererseits benutzen Unternehmen wie Coca Cola (und andere dieses Sektors) die ihnen assoziierten
Arbeitskooperativen dazu, dass diese einen Teil des Produktionsrisikos übernehmen. Auf diese Weise weichen sie
der Bezahlung von gerechten Löhnen und den vertraglich geforderten Sozialleistungen aus und verdrängen
gewerkschaftliche und durch Arbeitsverträge geschützte Arbeitsplätze. Gleichzeitig kontrollieren sie die Konditionen
der Verträge mit diesen Kooperativen, um die Begünstigung ihrer eigenen Interessen sicherzustellen.
Diese Massnahmen verletzen das Recht auf Gewerkschaftliche Vereinigung, die konventionellen Rechte und haben
die Ausübung des Rechtes auf freie gewerkschaftliche Vereinigung verhindert.
Der Staat und die transnationalen Konzerne wie Coca-Cola haben eine Kriminalisierungskampagne der sozialen
Proteste ausgelöst. Diese reichen von Aussagen, welche die Gewerkschaften mit den Guerillaorganisationen in
Verbindung bringen, bis hin zu rechtlichen Aktionen gegen Gewerkschaftsführer wegen angeblich terroristischen
Handlungen und Rebellionen. Kürzlich wurde SINALTRAINAL vom transnationalen Konzern Coca-Cola wegen
angeblichen Verleumdungen und Diffamierungen angeklagt.
Die schlimmsten Profitmaximierungsstrategien des transnationalen Konzerns sind jedoch jene, welche das
entschiedene Ziel verfolgen, die Gewerkschaften zu eliminieren, was sie durch Morde, Drohungen und
Einschüchterung zu erreichen versuchen.
Der kolumbianische Staat hat als Ausdruck seiner Komplizenschaft mit den Multis bis heute weder Untersuchungen
eingeleitet, noch Urteile ausgesprochen oder die Verantwortlichen des Terrors sanktioniert. Im Gegenteil. Er gewährt
ihnen immer grössere Garantien und lässt sie ihre Terror- und Hungerpolitik auf die Spitze treiben. Dies geschieht
mittels Reformen, Privatisierungen der öffentlichen Unternehmen, Schaffung von Freihandelszonen, Zerschlagung
der sozialen Proteste und des ,,Plan Colombia", der zu einer Eskalation des Krieges und zur Eliminierung der
sozialen Organisationen führt.

Um den Fall Coca-Cola zu illustrieren, sollen im Folgenden einige von vielen Aggressionen vorgestellt werden:
· 2. May 1992: José Gabriel Castro, der Geschäftsführer von Coca Cola, beschuldigte die Arbeiterschaft und die
Gewerkschaft öffentlich, Vertreter der Guerilla zu sein.
· April 1994: José Eleazar Manco David, Arbeiter des Unternehmens Coca-Cola und Mitglied von SINALTRAINAL,
wurde ermordet. - Carepa (Antioquia).
· 23. April 1995: Luis Enrique Gómez Granados wurde ermordet, Arbeiter des Unternehmens Coca-Cola und
Mitglied von SINALTRAINAL. - Carepa (Antioquia).
· 4. November 1995: Die fünfte Brigade der kolumbianische Armee drang in die Installationen der Kooperative der
ArbeiterInnen im Dienste Coca-Colas und Mitglieder von SINALTRAINAL ein. - Bucaramanga (Santander).
· 30. September 1996: Der Untersuchungsblock der nationalen Polizei drang in den Sitz derselben Kooperative ein.
· 5. Dezember 1996: Isidro Segundo Gil Gil, Generalsekretär von SINALTRAINAL der Sektion Carepa (Antioquia),
Arbeiter von Coca-Cola und Verhandlungspartner der Forderungen, welche am 30. November dem Unternehmen
überreicht worden war, wurde innerhalb des Gebäudes von Coca-Cola in Carepa (Antioquia) von Paramilitärs
ermordet.
· 5. Dezember 1996: Paramilitärische Kräfte stürmten den Gewerkschaftssitz von SINALTRAINAL in Carepa, rissen
das Mobiliar heraus und legten Feuer.
· 9. Dezember 1996: Paramilitärs drangen ins Areal von Coca Cola in Carepa ein, versammelten die
Gewerkschaftsmitglieder von SINALTRAINAL und zwangen sie unter Drohungen, aus der Gewerkschaft
auszutreten.
· 26. Dezember 1996: Der 65 jährige José Libardo Osorio Herrera, Arbeiter des Unternehmens Coca-Cola in
Carepa, wurde von schwer bewaffneten Personen gewalttätig aus den Räumlichkeiten des besagten Unternehmens
gezerrt und anschliessend in der Nähe des Friedhofes von Chigorodó (Antioquia) ermordet.
· 8. Februar 1999: Die Zeitschrift CAMBIO 16 publizierte einen Artikel, worin sie erklärte, das Unternehmen habe ihre
Probleme mit Hilfe von paramilitärischen Gruppierungen gelöst. Weiter stand darin auch, dass sich die
Geschäftsführung des Unternehmens Panamco am 15. August 1998 in Montería mit einem Mittler des
paramilitärischen Chefs, Carlos Castaño, getroffen habe.
· 4. Juni 2001: Die Coca-Cola Abfüllfabriken in ganz Kolumbien schlossen ihre ArbeiterInnen gegen ihren Willen ein,
um sie dazu zu bringen, aus ihren Arbeitsverträgen zurück zu treten. Wer dies nicht tat, wurde entlassen. Dasselbe
geschah im Oktober 2000 und am 21. Februar 2000. Mit diesem Vorgehen entliess das Unternehmen Coca Cola
über 1000 ArbeiterInnen.
· 21. Juni 2001: Oscar Dario Soto Polo, ein Arbeiter von Coca-Cola, wurde ermordet. - Montería (Córdoba).

Ein Stein gegen Goliath
Vor dem Hintergrund der Straflosigkeit all dieser Gewalttätigkeiten und der Notwendigkeit, dass diese geklärt und die
Verantwortlichen verurteilt werden, erhob SINALTRAINAL eine Strafklage gegen Coca-Cola und reichte diese am
Gericht des Süd-Distriktes von Florida (Miami) in den Vereinigten Staaten ein. SINALTRAINAL berief sich dabei auf
den sogenannten Alien Torts Claims Act (ATCA), ein Gesetz, welches 1789 vom Kongress der Vereinigten Staaten
von Amerika verabschiedet worden war. Beim Einreichen dieser Klage konnte die Gewerkschaft auf die
Unterstützung und die Solidarität von United Steel Workers und dem internationalen Fonds der Arbeiterrechte in den
USA zählen.
Um jedoch die kriminellen Handlungen eines der grössten transnationalen Konzerne der Welt zu stoppen, reicht eine
Klage nicht aus. Als Ergänzung zu dieser Aktion arbeitet SINALTRAINAL an der Realisierung eines öffentlichen
Volktribunals, ein Ausdruck des Kampfes der kolumbianischen Bevölkerung zur Überwindung der zerstörerischen
Wirkungen des Staatsterrorismus und der Politik der multinationalen Konzerne.
Das Volkstribunal will Schutzmassnahmen, Aufmerksamkeit, Begleitung und Solidarität für die ArbeiterInnen, welche
sich in SINALTRAINAL organisieren, und für die Opfer in kolumbianischen Bevölkerung schaffen. Dazu sind grosse
Anstrengungen notwendig, und angesichts der aktuellen schmutzigen Kriegssituation in Kolumbien erweist sich
internationale Unterstützung als entscheidend.
Als zusätzliche Aktivität der bestehenden permanenten nationalen und internationalen Kampagne ,,Gegen die
Straflosigkeit - Kolumbien Verlangt Gerechtigkeit" versucht das Volkstribunal den Kampf der kolumbianischen
ArbeiterInnen gegen den Staatsterrorismus, die transnationalen Konzerne und den Neoliberalismus mit der
weltweiten Bewegung des Widerstands gegen Globalisierung und für soziale Gerechtigkeit zu verbinden.

Was ist ein öffentliches Volkstribunal ?
Es ist ein Prozess der Organisation, der Anklage und der Begegnung mit sozialen und politischen Organisationen,
welche sich mit dem Kampf gegen die unmenschliche Habsucht der transnationalen Konzerne wie Coca-Cola
identifizieren. Dieser Prozess wird sich in internationalen, öffentlichen Ereignissen manifestieren, die in folgenden drei
Sessionen stattfinden:
22. Juli 2002 in Atlanta (USA)
12. Oktober 2002 in Brüssel (Belgien)
5. Dezember 2002 in Bogotá (Kolumbien)

Was sind die Ziele des Volktribunals?
· Be- und Verurteilung der systematischen Verletzungen der Menschenrechte der ArbeiterInnen durch den
transnationalen Konzern Coca-Cola und den kolumbianischen Staat. Diese Menschenrechtsverletzungen geschehen
in Form von Ermordungen, Verhaftungen, erzwungenen Vertreibungen, Drohungen, Entlassungen, Verletzungen
nationaler und internationaler Abkommen und Schaden an der Umwelt.
· Den Konzern Coca-Cola sowie den kolumbianischen Staat unter Druck zu setzen, damit sie auf ihre Politik der
Verfolgung, Kriminalisierung und Vernichtung der ArbeiterInnen und Gewerkschaften verzichten und die geltenden
Gesetze anwenden, welche die Menschenrechte respektieren und die Umwelt schützen.
· Aktionen zu organisieren gegen den transnationalen Konzern Coca-Cola und für Solidarität mit dessen
ArbeiterInnen.
· Das Tribunal verstärkt den Kampf gegen die Straflosigkeit und den Aufbau der globalisierungskritischen Bewegung.


Wie funktioniert das Volkstribunal?
Das Volkstribunal wird sich durch Persönlichkeiten und RepräsentantInnen sozialer Organisationen aus
verschiedenen Ländern bilden, welche durch ihre humanen Prinzipien die Unparteilichkeit der Untersuchung und der
politischen Deklaration, welche abgegeben wird, garantieren.
SINALTRAINAL wird die bedeutungsvollsten Fälle von Verbrechen und Gewalttätigkeiten gegen die ArbeiterInnen
und die Gewerkschaften dokumentieren. Die Präsentation der Fälle wird juristisch und durch Zeugenaussagen
dokumentiert sein und den Beteiligten überreicht werden.
Die RepräsentantInnen der sozialen Organisationen werden die präsentierten Fälle unabhängig bewerten und die
wichtigsten Beweise ordnen, welche die Wahrhaftigkeit der Fälle und die Verantwortlichkeiten der Beteiligten
aufzeigen.
Nach der Bewertung der Beweise werden die RepräsentantInnen der politischen und sozialen Organisationen eine
politische Deklaration verabschieden. In dieser Deklaration werden sie die Verantwortung von Coca-Cola und die des
kolumbianischen Staates in den untersuchten Verbrechen aufzeigen und beschließen, welche Art von Sanktionen
gegen die Verantwortlichen erhoben werden sollen. Die im Volkstribunal vertretenen Organisationen verpflichten
sich, die in der Deklaration aufgeführten Sanktionen durchzuführen.
Der Vorbereitungsprozess des Volkstribunals erfordert Solidarität und Koordination der Aktionen, welche in
verschiedenen Ländern gegen den Konzern Coca-Cola durchgeführt werden. Durch die Beteiligung von
SINALTRAINAL an der Konferenz ,,Das Andere Davos" und der anschließenden ,,Tournee" in einigen Schweizer
Städten haben sich Möglichkeiten für die Bildung eines Unterstützungskomitees des Volkstribunals eröffnet.

Interessierte, welche dieses Komitee gerne unterstützen, darin teilnehmen wollen oder mehr Informationen
wünschen, können sich an folgende Adresse wenden:
Schweizerische Unterstützungsgruppe "Colombia Nunca Más":  gruasuiza@gmx.net
SINALTRAINAL:
 sinaltrainal@hotmail.com oder:  audpubcoka@hotmail.com

 

26.06.2002
Coca-Cola-Kampagne / Schweiz    [Schwerpunkt: Coca Cola Sucks]  Zurück zur Übersicht

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