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Indien: Frauenbewegung, Menschenrechte und Anti-Globalisierungskämpfe

Soziale Bewegungen in Indien:
Frauenbewegung, Menschenrechte und Anti-Globalisierungskämpfe

Donnerstag, 30.Mai 2002 um 19.30 Uhr
im Bildungswerk Berlin
Kottbusser Damm 72, 10967 Berlin
U7/U8 Hermannplatz od.U8 Schönleinstraße


eine Veranstaltung mit

Jürgen Kraus (Filmemacher, Hamburg), Debjani Das (Soziologin, Bremen) und
Michael Schied (amnesty international, Berlin)

Jürgen Kraus wird Ausschnitte aus seinem Video über soziale Bewegungen in
Indien zwischen Gandhi und Freihandel, Autonomie und Globalisierung zeigen.

Debjani Das wird über die aktuellen Herausforderungen für die indische
Frauenbewegung berichten.

Michael Schied von amnesty international wird über die Bedrohung von
MenschenrechtsaktivistInnen und die Narmada Bachao Andolan (Bewegung zur
Rettung des Narmada-Flusses) informieren.


Bei dieser Diskussions - und Informationsveranstaltung sollen beispielhaft
drei Bereiche sozialer Bewegungen in Indien betrachtet werden. Zum einen
wird es um Frauenbewegung(en) gehen und die besonderen Herausforderungen,
denen sich diese derzeit zu stellen haben. Zum anderen wird die Arbeit von
MenschenrechtsaktivistInnen und die staatliche Repression, denen diese
ausgesetzt sind, Thema sein. Hierbei wird vor allem auf die international
bekanntgewordene Protestbewegung gegen das Narmada Staudamm-projekt (NBA)
eingegangen. Schließlich werden Ausschnitte aus einem Film über soziale
Bewegungen in Indien zwischen Gandhi und Freihandel, Autonomie und
Globalisierung gezeigt, die ein deutsches Dokumentationsteam aus Indien
mitgebracht hat.

Protest und Widerstand haben eine lange und wirkungsvolle Geschichte in
Indien, ihre Wurzeln liegen oftmals im antikolonialen Freiheitskampf und
viele berufen sich auf gandhiistische Traditionen. Sie haben ein für
europäische Verhältnisse riesiges Mobilisierungspotential und stellen somit
eine relevante politische Kraft dar. Andererseits führt die Größe dieser
Bewegungen oft zu hierarchischen Strukturen innerhalb der Organisationen und
die Größe und Heterogenität des Landes macht eine nationale Vernetzung
problematisch.

Die Proteste gegen das Narmada Staudammprojekt und andere Großprojekte sind
keineswegs Ein-Punkt-Kampagnen, sondern stellen eine Kritik an
Entwicklungslogik und -ideologie sowohl der Weltbank als auch des indischen
Staates dar und machen darauf Aufmerksam, daß die kapitalistische
Verwertungslogik für die marginalisierten Gruppen Vertreibung und
Verelendung bedeuten. Sie zeigen auch die Notwendigkeit internationaler
Vernetzung um Druck auf multinationale Akteure auszuüben.

1993 gab es Proteste gegen das Welthandelsab-kommen GATT, gegen die
Patentierung von Saatgut und die Zulassung multinationaler Konzerne in der
indischen Agrarwirtschaft, an der ein halbe Million Menschen beteiligt
waren. Gerade die oppositionellen Zusammenschlüsse bäuerlicher Bewegungen
sind auch an internationalen Bündnissen wie 'La Via Campesina', 'Peoples
Global Action' und der 'Internationalen Karawane' beteiligt.

FrauenrechtlerInnen beklagen, daß die autonome Frauenbewegung Indiens in den
letzten Jahren immer mehr von fremdfinanzierten NGOs übernommen wurde und
von Lobbypolitik dominiert wird.

Wie ist die Bedeutung sozialer Netzwerke und Bewegungen im nationalen und
internationalen Kontext einzuschätzen? Wie sehen die politischen
Alternativen bei dieser Bandbreite der Bewegungen aus? Wie kann eine
internationale Zusammenarbeit jenseits von Nord-Süd-Hierarchien aussehen?

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Soziale Bewegungen in Indien -
Zwischen Gandhi und Freihandel, Autonomie und Globalisierung

Demonstrationen gegen das GATT mit einer halben Millionen AktivistInnen in
Bangalore und Delhi, Hafenblockaden gegen Großfangschiffe in Bombay, Sit-ins
und Hungerstreiks auf Staudamm-Baustellen im Narmada-Tal, Abbrennen
genmanipulierter Baumwollfelder in Karnataka, Adivasi-Märsche gegen
Vertreibung und Ressourcen-abbau in Orissa,.... - unterschied-lichste
Aktionen des zivilen Ungehorsams und Formen des Widerstands werden in Indien
praktiziert. Die Thematik reicht von Widerstand gegen "Frei"handel,
Investitions-liberalisierung und sogenannte Entwicklungsprogramme bis hin
zur Formulierung und Praktizierung von Alternativen. Diese sind oft von
Ideen und dem Wirken Gandhis inspiriert und auf lokale Alternativen und
Stärkung der Dorfgemein-schaften gerichtet, um sich der scheinbar
alternativlosen Globalisierung zu widersetzen.

Im Video "Der indische Kampf um Würde und Selbstbestimmung" werden
Schlaglichter auf Konzepte und Zielsetzung exemplarisch ausgewählter
Bewegungen in Indien geworfen, die auch für Perspektiven internationaler
Solidarität relevant sind. Das Material zu diesem Video wurde während eines
halbjährigen Aufenthalts eines europäischen Dokumentationsteams gesammelt.
Dabei sah es die Filmgruppe nicht als ihre Aufgabe, die Widerstandsformen in
Indien einer Bewertung (die ja nur aus unserem europäischen Blickwinkel
erfolgen könnte) zu unterziehen, sondern sich als offenes Sprachrohr der
dortigen Bewegungen zu sehen, mit der diese die Möglichkeit haben, ihre
lokalen Kämpfe in anderen Kontinenten bekannt zu machen. Dieses Instrument
der Informationsverbreitung soll zu besserem Verständnis und perspektivisch
zu Solidarität und intensiverem Kontakt mit Bewegungen und Gruppen in
anderen Teilen der Erde führen. Insofern ist dieses Dokumentationsprojekt
von der Idee des weltweiten Netzwerkes "Peoples Global Action" (PGA)
inspiriert, welches seit 1998 als Plattform von Basisbewegungen für
Informationsaustausch und Aktionskoordinierung dient.

Jürgen Kraus war Teil des europäischen Dokumentationsteams in Indien und hat
in Hamburg den ersten Teil des Videos fertiggestellt, aus welchem an diesem
Abend Ausschnitte gezeigt werden.

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Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Kottbusser Damm 72, 10967 Berlin
Tel.: 030-61 12 89 66 Fax 030-618 30 11
www.bildungswerk-boell.de

 

24.05.2002
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