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Hamburg: hybrid video tracks - video // fronten | Medien und Krieg > Formierte Öffentlichkeit?

4. und 5. Mai 2002: hybrid video tracks zu Gast beim VIDEO Club 99 in der Hamburger Kunsthalle. Unter dem Titel "Videofront" publizierte Anfang der 80er Jahre die Medienwerkstatt Freiburg ihren Verleihkatalog: Ein Katalog, der das Schaffen der politisch engagierten Videobewegung in Deutschland widerspiegelt - ein Stück "Gegenöffentlichkeit". Was einst mit dem Begriffspaar "Öffentlichkeit/Gegenöffentlichkeit" umschrieben wurde, ist jedoch heute brüchig geworden. Soziale Bewegungen und kritische Medien-Initiativen von unten wie z.B. die globale Bewegung der "independent media centers" sind heute mehr denn je darauf angewiesen, professionelle PR-Techniken für sich zu kidnappen, um sich Gehör zu verschaffen.
Umgekehrt verlassen sich schon lange nicht mehr nur multinationale Konzerne und wirtschaftliche Lobbyverbände auf das Know-How global agierender PR-Agents. Immer häufiger greifen auch staatliche und militärische Institutionen auf die Unterstützung von Agenturen wie z.B. Ruder Finn Global Affairs oder Knowlton & Hill zurück. Während die Rendon Group die US-amerikanische Regierung darin unterstützt, den sogenannten "Krieg gegen den Terrorismus" in der islamischen Welt zu verkaufen, und das für gezielte Desinformationen zuständige, dem Pentagon angegliederte Office of Strategic Information bis zu seiner Auflösung beriet, bedient sich die Familie Bin Ladens namhafter PR-Agenturen, um das Image ihrer Unternehmensgruppe zu retten.

Spätestens seit dem Vietnamkrieg ist deutlich, daß dem elektronischen Bild eine Schlüsselstellung im sogenannten "information warfare" zukommt. Dabei geht es nicht mehr nur um die Formierung der Heimatfront, sondern um einen global ausgetragenen Bilderkampf, um die Formierung einer globalen Öffentlichkeit. Mit welchen Strategien begegnen kritisch-alternative Medienprojekte der Krisen- und Kriegskommunikation der hegemonialen Medien?


Programm

INSTALLATIONEN

Dan Graham-Pavillon:

"20.00 Uhr"
Informationskompetenz und Nachrichtenproduktion. Ein Simulationsmodell.

"Ein bisschen Krieg"
Ein mehrteiliger Loop, der die Auseinandersetzung der Videobewegung mit den verdeckten, vergessenen oder vermeintlich begrenzten Kriegen seit dem
Vietnamkrieg reflektiert.

Blackbox:

"black hawk around"
Ein Videoclip zu PR-Öffentlichkeiten und elektronischen Bildmedien in militärischen Konflikten.


VERANSTALTUNGEN:

Samstag 4.5.02:

10.00-13.00 Uhr:
Veranstaltungsraum

"Die Ballade von öffentlich vs. gegenöffentlich"
- ein Theoriescreening zur grundlegenden Einführung
feat. HAPPY TV:
Regula Bochsler, Pascal Derungs
Auftragsarbeit für die Ausstellung 'Happy - Das Versprechen der Werbung'
(07.09.2001 - 28.07.2002) im Museum für Kommunikation Bern


14.30-17.30 Uhr:
Veranstaltungsraum

"fünfundvierzig minuten straßenschlacht, ungeschnitten"
- performancehafter Multimediavortrag zur Geschichte einer politischen Medienarbeit mit Video

stichworte zur geschichte einer linken videoarbeit in der brd

Sonntag 5.5.02:

15.00 - 17.45 Uhr:
Vernstaltungsraum

"Formierte Öffentlichkeit?"
Diskussionsveranstaltung über die strukturelle Militarisierbarkeit der Medien und die Formierung von Öffentlichkeit in militärischen Konfliktsituationen.

Gäste:
Elvira Claßen
Medienwissenschaftlerin, zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Krisen- und Kriegskommunikation in der BRD und den USA
(www.elvira-classen.de)

Christoph Hörstel
unabhängiger Journalist, in den ersten Kriegstagen ARD-Korrespondent in Afghanistan

Tom Holert:
Kulturwissenschaftler, Leiter des Instituts für Visual Culture Köln (angefragt)

N.N. jeweils ein Mitglied des Gegeninformationsbüros Berlin und/oder von indymedia Deutschland
(www.indymedia.de und www.gib.squat.net)

Moderation: Katja Dieffenbach

Die Veranstaltung wird im Radio FSK live übertragen.

Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall
20095 Hamburg
www.hamburger-kunsthalle.de

FILMBEGLEITPROGRAMM

im B-Movie
Brigittenstr. 5, 20359 Hamburg

Samstag, 4. Mai 02, 20.30 Uhr

9.11
Independent Media Center - NYC / USA / Sept. 2001 Eine Dokumentation über die unmittelbaren Reaktionen der Bevölkerung von New York City auf die Tragödie vom 11. September. Die Betroffenheit und Trauer der New Yorker Bevölkerungen übersetzte sich keineswegs ungebrochen in eine Befürwortung militärischer Reaktionen.

STATEMENTS ON WAR
Vrije Keyser / Amsterdam, NL / Sept. 2001 Wir haben "Statements on War" als Antwort auf die Kriegspropaganda produziert, die heute aus allen Kanälen der Mainstream-Medien rinnt. ... Es gibt nur "gut" und "böse" und das "Böse" muß ausgelöscht werden. ... Darüber hinaus werden mit dieser polemischen Antwort auf die Anschläge des 11. September Bürgerrechte und Jahrzehnte von anti-rassistischer Arbeit hinweggefegt. ... Wir haben "Statements on war" produziert, weil wir es Leid sind, Bush und Blair über Sicherheit und Gerechtigkeit reden zu hören. Wessen Sicherheit? Wessen Gerechtigkeit?

TURNING WAR INTO TRAGEDY
Paper Tiger TV / New York City, USA / Sept. 2001
Das Video analysiert die kriegslüsterne und rassistische Berichterstattung der Medien nach den Ereignissen des 11. September vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Politik im Nahen Osten.

Sonntag, 5. Mai 02, 20.30 Uhr

INTERNATIONAL WOMEN VIDEOLETTERS - A SECOND TEXT ON WAR
diverse / Indien, Deutschland, USA und Mexiko / März 2002
Feministische Filmemacherinnen aus verschiedenen Ländern haben angesichts des Krieges in Afghanistan einen Videorundbrief ins Leben gerufen. Die erste Ausgabe dieses Rundbriefes beinhaltet kurze Dokumentationen von Antikriegsaktionen in Bombay und Berlin sowie ausfühliche Statements von Feministinnen aus Mexiko und den USA. Mit Beiträgen von Majlis, dem FrauenLesbenFilmCollectif, dem Chiapas Media Project u.a.

Zusätzlich bemühen wir uns noch um ein weiteres aktuelles Video zum sog. "Krieg gegen den Terrorismus"

 

17.04.2002
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