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Hamburg: Gemeinschaft, Gulasch, Großgeräte

In Zeiten offensiver deutscher Kriegseinsätze bemüht sich die Bundeswehr, ihr Image aufzubessern. Auf der Freifläche neben dem Gelände des "König der Löwen" im Hamburger Freihafen ist deshalb in diesen Tagen ihre aufwändige Propagandashow "Unser Heer" zu sehen.

Getreu dem Motto

"Gemeinschaft, Gulasch, Großgeräte"

soll dort mit Hilfe hübscher Schautafeln, Infoständen mit ausgesuchten Soldaten und Soldatinnen und einer großen Anzahl Waffensysteme ein Bild in den Köpfen verankert werden, in dem der eigentliche Zweck der Bundeswehr nicht mehr vorkommt.
Die Bundeswehr ist - kritische Geister ahnen es - nämlich gar kein besser ausgerüsteter Pfadfinderverband mit dem Ziel, Spaß zu machen, Naturerlebnis zu vermitteln und jungen Leuten herrliche Abenteuer in fremden Ländern zu ermöglichen, sondern dient, auch ganz offiziell, der "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung" (aus dem Weißbuch des Bundesministeriums für Verteidigung). Die Umsetzung dieses Auftrages, der Kampf um wirtschaftlichen Einfluss und Zugriffsmöglichkeiten auf Rohstoffe ist in vollem Gange, etwa in Afghanistan oder im Kosovo.
So entspannt und menschlich wie unter anderem mit "Unser Heer" suggeriert, geht es dabei nicht zu, und dementsprechend würde zu der Ausstellung viel besser das Motto

"Leo, Leiden, Leichenteile"

passen. Aber sie soll ja gerade bei jungen Leuten "dauerhaftes Interesse an den Streitkräften wecken". Einem möglichst großen Anteil der Jugendlichen sollen also militärische Werte in ihr gesellschaftliches Leben mitgegeben werden. Da passen blinder Gehorsam, abgerissene Beinstümpfe, Kriegsverbrechen, ermordete Zivilisten, verseuchte Landstriche und Angriffskriege nicht ins gewünschte Bild. Im Gegenteil meint die Bundeswehrführung, diese Dinge seien "nicht Teil unseres Berufsbildes" (Oberleutnant U. Schmelzeis). Sie sieht sich und ihre Aufgabe eher als kulturelles Mittel an - quasi als bewaffneter Arm der Goethe-Institute.

Das Augenmerk der Ausstellung liegt folgerichtig auf Nebeneffekten wie "humanitärer Hilfe" und arbeitet mit der Faszination von Technik und Macht. So sehen die BesucherInnen Fotos hübscher, gut geschminkter Sanitätssoldatinnen, die selbstlos Hungerbabys versorgen, und können mit den ausgestellten Panzern auf Passanten zielen.
Die Betriebsvorführungen der Panzer und Waffensysteme betonen selbstverständlich die technischen Daten, nicht aber ihre Wirkung. Die Militärs bringen es sogar fertig, ihr System des absoluten Gehorsams als "Stütze der Demokratie" zu verkaufen - die Fortsetzung von Wehrmachtstraditionen wird nicht thematisiert. So funktioniert das Spektakel als flache Propaganda für mörderische Technik und deren Anwendung. Mordsstimmung für kriegswillige Wohlstandsbürger.

Im Zusammenhang mit Standortschließungen in Hamburg kam vor ein paar Wochen die Ausrichtung eines öffentlichen Rekrutengelöbnisses in diesem Herbst auf dem Rathausmarkt ins Gespräch.
Auf Kritik verzichtet die Bundeswehr auch bei derartigen Anlässen gerne. Zwar betonen die Offiziellen immer wieder Gesprächsbereitschaft und Offenheit, jedoch wird durch Feldjäger, große Polizeiaufgebote und Beleidigungsklagen regelmäßig versucht, kritische Stimmen mundtot zu machen.

Das wollen wir uns nicht gefallen lassen, sondern lieber selbst etwas zum Thema beitragen - aus unserer Perspektive, mit unseren Mitteln.

Ob öffentliche Kriegspropaganda oder Bundeswehrgelöbnisse: wir sind dabei!

Ja, wir stören gern!

Kundgebung:
Sonntag, 14. April, 14 Uhr, Landungsbrücken (Brücke 1)

Kein Gelöbnis in HH!

 

12.04.2002
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