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Leipzig: Zur Nazi-Demo am 3. November (update)

Zur Nazi-Demo am 3. November in Leipzig
@ S.A.R.G. Dresden, 03.11.01

Mein Leipzig lob ich mir ... Leipzig? Ja, auch Leipzig!

Der Flugverkehr am 3. November über Leipzigs Innenstadt drohte teilweise
unuebersichtlich zu werden: 2 Polizeihubschrauber, 1 Hubi vom BGS, ein
Kleinflugzeug mit dem markigen Spruchband >>Kein Extremismus-Keine Gewalt!!<< im
Schlepptau und ein Hubschrauber, der kiloweise gelbe Zettelchen >>Leipzig. Gesicht
zeigen. Kein Extremismus, keine Gewalt!<< abwarf, durchpfluegten im >Duell<
um die Lufthoheit den Himmel ueber der Stadt.

Ebenso unuebersichtlich war die Lage am Boden. Moegen einige ob der
herabschwebenden gelben >Luftgaben< noch an Afghanistan gedacht haben, zeigten sich
politisch Verantwortliche der Stadt durchaus in der Lage, gemeinsam mit dem
Einsatzkonzept der Polizei, das Kasperletheater komplett zu machen. Die
>>Leipziger Verkehrsbetriebe<< stellten lautlosdigital im Bereich >Augustusplatz<
auf ihren Anzeigen fest: >>Wegen Demonstrationen zz. kein
Strazsenbahnverkehr<<.

An der Ostseite des Hauptbahnhofes hatten sich an diesem 3. November rund
1.000 Neonazis unter der Fuehrerschaft so genannter >>Freier Nationalisten<<
zum Trotz-Marsch nach dem Demo-Desaster am 1. September eingefunden. Damals war
die versammelte Nazi-Horde gut 200 Meter weit gekommen, um danach
stundenlang auf der Stelle stehend verharren müssen, und war dann wieder zum
Ausgangspunkt Hauptbahnhof zurück eskortiert worden. Ein wuetender und >>Ruhm und Ehre
der Waffen-SS<< plaerrender CHRISTIAN WORCH hatte drohenderweise schon damals
weitere Demonstrationen in Leipzig aufgrund des damaligen
Demonstrationsabbruchs angekuendigt.

Waehrend am 1. September auf dem Weg in Leipzigs Innenstadt noch und noecher
Kontrollpunkte der Polizei den Wegesrand zierten, konnte man am 3. November
die ersten Polizei-Fahrzeuge, nicht Kontrollen, in der Gegend des
Voelkerschlachtdenkmals ausmachen. Die Stadt Leipzig hatte uebrigens nach Aufhebung des
Demonstrationsverbotes durch das Verwaltungsgericht auf weiteren
Rechtseinspruch freiwillig verzichtet.

Am Hauptbahnhof bemuehten sich derweil die Einsatzkraefte,
Personenkontrollen der angereisten Neonazis zu vollziehen. Gar zu garstig waren aber auch
einige der verhaengten Auflagen: Kein gleichzeitig gemeinsames Tragen von so
genannten >Bomberjacken< und >Springerstiefeln<, das Mitfuehren von lediglich je
30 Plakaten und Fahnen und nicht oeffentliches Auftreten von STEFFEN HUPKA.
Des weiteren durften >>Ruhm und Ehre der Waffen-SS<<, >>Wir sind wieder da!<<,
>>Hier marschiert<< oder auch wahlweise <>der Nationale
Widerstand<< nicht intoniert werden. Vorab und noch am Tage selbst hatte der
Leipziger Polizeisprecher THORSTEN DRESSLER den Medien erklaert, man habe rund 2.000
Polizeikraefte aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Spezialkraefte vor Ort
und betreibe eine >>Deeskalationsstrategie<<.

Diese Strategie bestand vorerst im >Aushungern< des Demonstrationsbeginns
trotz des obligatorischen Vorhandenseins der
>Deutschlaender-Nazi-Wuerstchen-Kanone< aus QLB. Der Beginn des Nazi-Aufzugs um 12.15 Uhr war von vornherein
nicht haltbar. Dabei war erstaunlicherweise zu beobachten, dass der
>>KuKluxKlan<< eine durchaus von polizeilicherseite akzeptierte rassistische Vereinigung
darzustellen scheint. Ins Gruebeln kamen die vor Ort anwesenden Journalisten
ebenso, als es, im Gegensatz zum 1. September, einer nicht unerheblichen
Anzahl von Antifas gelang, bis auf Wurfweite an den Sammelplatz der Nazis zu
gelangen und diese unter Leuchtspur- und Pyrotechnikbeschuss zu nehmen. Die
Vermutung von gezielt zugelassenen oder selbst provozierten Zwischenfaellen als
Grund fuer einen beabsichtigten Demoabbruch scheint diesbezueglich nicht
unbedingt nur eine Vermutung.

Gegen 14.30 Uhr schleppte sich dann der Nazi-Pulk langsam beginnend voran.
Das eigentliche Demonstrationsziel Voelkerschlachtdenkmal lag zu diesem
Zeitpunkt, beim Auflagen-Ende der Veranstaltung von 19.15 Uhr, bereits in
unerreichbarer Ferne.

Kurz nach Verlassen des Hauptbahnhof-Ostseitenparkplatzes mussten die Nazis
sofort wieder stoppen, weil aktive Antifas die Kreuzung blockiert hatten.
Nach der ersten Aufforderung, 15.29 Uhr, und der zweiten Aufforderung, 15.33 Uhr
sowie einer dritten Aufforderung der Polizei, 15.37 Uhr, wurde hernach
dieser Kreuzungsbereich mit rueden Mazsnahmen freigepeitscht. Sondereinsatzkraefte
preschten vor und knueppelten auf die Blockade ein. Wasserwerfer wurden aus
dem Polizeipulk heraus geloest und spritzten mit ihrer gesamten Fuellungen
den Georgiring von Gegendemonstranten frei. Die Gegenwehr bestand aus
Sprechchoeren, Flaschen und Steinen. Und ueber allem der diestaegige Flugverkehr von
Leipzig.

So freigeknueppelt rueckten die Nazis gemaechlich auf Hoehe Augustusplatz
voran. Dort allerdings blockierten nicht nur aktive Antifas, dort stand auch
das buergerlich so zivilisiertcouragierte Volk auf der Demo-Route der Nazis
herum: Der Oberbuergermeister der Stadt, Stadtraete, die Fraktions- und
Parteispitze der Sachsen-PDS, Gewerkschaftfunktionaere, Pfarrer, Pfaffen undundund.
Was tun? Immerhin standen dort >>richtige Steuerzahler<<, so ein
Polizeibeamter zum anderen. Freiknueppeln?, Draufhauen?, Hand- und Knebelschellen?
Wasserwerfer?, wie vorher bei den autonomen Antifas? Nachsicht mit den
Alt-89iger-Demo-Ossis?

Waehrend so genannte Polit-Promis aus Sachsen Interviews geben und das
gemeine Volk mit Spruechen glaenzt, wie >>OB halt durch!<<, >>Kehrt um!<< und
>>Diese Stadt ist zu schoen, wir wollen Euch hier nicht mehr sehen!<<, wird
verhandelt: Erste polizeiliche Aufforderung zur Raemung um 16.52 Uhr, zweite
Aufforderung um 17.00 Uhr, die dritte, ploetzlich polizeiseitens als zweite
deklariert um 17.07 Uhr, die vierte, logischerweise jetzt polizeilich die dritte,
um 17.14 Uhr. Ups, und dann: 17.20 Uhr ... Der OB, Widerstaendler vor aller
Gnaden, hatte sich bereits nach der zweiten Aufforderung sachte an den Rand der
zivilcouragierten Behinderung der Nazi-Demoroute begeben. Und als dann
wirklich die Einsatzkraefte mit zum Teil roher Gewalt gegen seine und Pfarrer
FUEHERs >Juenger< vorgingen, waren die PolitPromis in Sicherheit. Ja, waehrend
die Polizei auf zum Teil voellig verschrecktes Volk einknueppelte und Einzelne
mit roher Gewalt uebers Leipziger Pflaster schleifte, da gab der Leipziger OB
nebenan im hellen Licht Interviews und suchte hernach spontan das Weite,
ohne auch nur einen Blick zurueck zu wenden. >Ein Held des Widerstandes<, werden
die Medien schreiben, >ein Held aus einer Heldenstadt, dieser
Oberbuergermeister<. ISTUNSSCHLECHT!

Derweil plaerrte die sowieso und ueberhaupt grottenschlechte Nazi-Combo
OIDOXIE kurz entfernt von alldem unter reger Anteilnahmme der Nazi-Doedel ihren
>Rudolf-Hess-Song<. No problem. Die >>Revolutionaere Plattform<< der NPD
schunkelte dazu …

Dann palaverte auch noch FRIEDHELM BUSSE seinen ueblichen Braunmuell, den er
wohl eigentlich vorm Voelkerschlachtdenkmal los werden wollte: >>Wir sind
weiter gekommen, als am 1. September<<, >>Ich weiss, vielen von uns juckt es in
den Fingern, und ohne Polizeischutz wuerden wir mit diesem linken Poepel
fertig ...>>, da mussten sogar einige Polizeibeamten schmunzeln, >>Wir haben die
geballte Faust in der Tasche, und wir kriegen Euch alle!<< Und dann betonte
BUSSE, gegen den nach eigenen Angaben derzeit vier Verfahren wegen
Volksverhetzung anhaengig sind: >>Jawoll, Ich war dabei und habe stolz gesungen: >Wir
marschieren fuer HITLER ...<.

Tja, da die Widerstands-Pseudo-Helden der Stadt- und Landespolitik, im
Gegensatz zu aktiven Antifas, laengst ihr wohlig buergerliches Weite gesucht
hatten, drehte sich dann die Nazi-Demo flugs um 180 Grad, die Auflagen-Zeit war eh
arg fortgeschritten. Vielleicht hatte aber auch das >>Kehrt um!
Jesus<<-Plakat seinen laecherlichen Teil beigetragen. Hauptsache, man spricht mal mit den
Nazis darueber ...

Umgehend zurueck zum Ausgangspunkt Ostseite des Leipziger Hauptbahnhofes
ging es mit dem Nazi-Versprechen: >>Wir kommen wieder!<<. WORCH zetert ja eh, er
werde die Stadt Leipzig mit seinen Demos und entsprechenden Klagen in die
Knie zwingen, Hamburg laesst gruezsen. Es ist einfach eine laecherliche
Darstellung gegenueber den Medien, wenn die Polizei nunmehr behauptet, den
Nazi-Aufzug beendet zu haben. Das avisierte Veranstaltungsende wurde um minimale 5
Minuten ueberschritten und die Nazi-Demo um 19.20 Uhr von WORCH persoenlich an
der Ostseite des Leipziger Hauptbahnhofs als beendet erklaert.

Wenn die selbst ernannte Zivilgesellschaft nicht begreift und begreifen
will, dass Nazis, Neonazis, Nationalisten und Rassisten einfach nicht Teil einer
selbst postulierten buergerlichen Gesellschaft sein koennen, dann hat diese
Gesellschaft mit sich bereits abgeschlossen und ist selbst Teil des
braun-nationalistischen Mainstreams. Und deswegen gibt es solch politische Feiglinge,
wie den OB und diesen Pfarrer von Leipzig, die Gewerkschaftfunktionaere, diese
vorgeblich zivilcouragierten Politiker ...

Aber es gibt auch andere, als Euch, Ihr Heuchler!!

fight fascism!

S.A.R.G. Dresden
 http://venceremos.antifa.net/
 S.A.R.G.@gmx.net

 

04.11.2001
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