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Mexico-City: Protestbrief an mexikanische Botschaft - MORD AN DIGNA OCHOA

POLITISCHER MORD IN MEXIKO: MENSCHENRECHTSAKTIVISTIN DIGNA OCHOA
ERSCHOSSEN !

Vorlage für den Protestbrief an die mexikanische Botschaft in Bern.
Bitte baldmöglichst faxen, Kopie an Direkte Solidarität mit Chiapas,
Fax: 01 400 45 69, email  soldircc@chiapas.ch
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(Absender)

(Ort, Datum)

An:
Mexikanische Botschaft
Bernastr. 57
3005 Bern

Tel (031) 357 47 47
Fax (031) 357 47 48
e-mail:  embamex1@swissonline.ch


Mit Entsetzen haben wir erfahren, dass Digna Ochoa ermordet wurde!

Am Freitag, den 19. Oktober wurde die bekannte
Menschenrechts-Aktivistin Digna Ochoa in ihrem Anwaltsbüro in Mexiko
Stadt ermordet. Mit zwei Schüssen aus einer halbautomatischen Waffe
haben Unbekannte Digna Ochoa regelrecht hingerichtet. Wie die
Gerichtsmediziner gestern Samstag mitteilten, wies der Körper von Digna
Ochoa zudem klare Spuren von Folter auf.

Ochoa verteidigte sowohl zapatistische Gefangene wie auch ökologisch
engagierte Bauern aus Guerrero, die wegen ihres Einsatzes für den Erhalt
von Wäldern zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Die
Anwältin Digna Ochoa arbeitete für das Menschenrechtszentrum ProDH und
wurde seit 1995 immer massiver bedroht. Diesen Samstag hätte sie zwei
Studenten in Untersuchungshaft besuchen sollen, denen die Mitgliedschaft
in der Guerillagruppe FARP vorgeworfen wird.

Im Sommer 1999 wurde Digna Ochoa entführt, im Oktober darauf überfielen
sie Unbekannte zuhause, wo sie acht Stunden lang gefoltert und verhört
wurde. Die Täter liessen sie an das Bett gefesselt zurück und öffneten
die Gasleitung . Digna Ochoa gelang es, sich zu befreien. Gleichentags
wurde in den Räumlichkeiten des Menschenrechtszentrums ProDH eine neue
Morddrohung aufgefunden.
Digna Ochoa wurden bei diesem Überfall Latexhandschuhe angezogen –
dieser seltsame Umstand wiederholte sich nun bei ihrer Ermordung zwei
Jahre später. Ein klares Indiz für dieselbe Täterschaft.

Im August 2000 floh Digna Ochoa vor den massiven Morddrohungen in die
USA und musste ihre Anstellung im Menschenrechtszentrum ProDH aufgeben,
nahm aber dieses Jahr ihre Arbeit als Juristin in Mexiko Stadt wieder
auf. Schon kurze Zeit nach ihrer Rückkehr erhielt sie neue
Morddrohungen. Auf den Vorschlag von AnwaltskollegInnen, doch bei der
Polizei erneut Anzeige zu erstatten, meinte sie, das sei sowieso
wirkungslos.

Die diversen Anzeigen wegen Morddrohungen und Entführung, die das
Menschenrechtszentrum ProDH in den letzten Jahren einreichte, führten
nie zu einer ernsthaften Untersuchung. Auch die Forderungen
internationaler Organisationen (bspw. der Interamerikanische Gerichtshof
für Menschenrechte und Amnesty International) nach effizientem Schutz
für die bedrohten MenschenrechtlerInnen konnten die mexikanischen
Untersuchungsbehörden nicht zum Handeln bewegen. Dies hat sich auch nach
dem Amtsantritt von Vicente Fox vor bald einem Jahr nicht geändert.
Jetzt ist es zu spät: Digna Ochoa ist tot.

Doch die Mörder von Digna Ochoa können sich anscheinend der
Straffreiheit sicher sein: Am Tatort wurde ein Schreiben gefunden, in
dem weitere Morddrohungen ausgesprochen werden. Entgegen den ersten
Meldungen – bspw. von dpa - richten sich die Morddrohungen nicht gegen
die linke Partei PRD, sondern gegen MitarbeiterInnen des
Menschenrechtszentrums ProDH.

Dass solche bestialische Morde mit klarem politischem Motiv auch im
Mexiko von heute geschehen, hat System: Der mexikanische Präsident
Vicente Fox von der konservativen PAN hat zwar im Wahlkampf
Justizreformen und eine Aufarbeitung von verschiedenen Massakern der
Vergangenheit sowie des schmutzigen Krieges der Siebziger Jahre
versprochen, doch bei den blossen Versprechen blieb es dann auch. Auch
der Chiapas-Konflikt blieb ungelöst. Die Militärpräsenz in den indigenen
Gemeinden Mexikos wird aufrechterhalten, mehrere Leute wurden dieses
Jahr von Paramilitärs ermordet.

Wir denken, dass der Mord an Digna Ochoa ein gezieltes Attentat war,
auch der Zeitpunkt ist kein Zufall: Eine engagierte Kämpferin gegen den
Staatsterror wird hingerichtet. Digna Ochoa musste sterben, weil sie –
auch in diesen Zeiten der verstärkten Repression – gegen Ungerechtigkeit
ankämpfte. Ihre Ermordung ist eine Drohung an alle, die auch heute noch
für eine gerechtere Welt einstehen und somit nach neuester Definition
zum Umfeld von „TerroristInnen“ gezählt werden.


WIR SIND TRAURIG UND WÜTEND ÜBER DIE ERMORDUNG VON DIGNA OCHOA.

WIR FORDERN EINE UMFASSENDE AUFKLÄRUNG UND DIE BESTRAFUNG DER TÄTER UND
DER HINTERMÄNNER DIESES POLITSCH MOTIVIERTEN MORDES !

STOPP DER MILITARISIERUNG MEXIKOS, STOPP DEM STAATSTERROR GEGEN SOZIALE
BEWEGUNGEN !


begin:vcard
n:;Direkte Solidarität mit Chiapas
tel;fax:++41 1 400 45 69
tel;work:++41 1 400 45 69
http.//www.chiapas.ch
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22.10.2001
Direkte Solidarität mit Chiapas   [Aktuelles zum Thema: Int. Solidarität]  Zurück zur Übersicht

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